11.10.2017

“Indische Gründer verfolgen Investoren manchmal bis aufs Klo”

“Wir haben ein Sprichwort in Indien: hinter jeder Haustür, an der du in Bangalore klopfst, wirst du mindestens einen Ingenieur finden” sagt Shradha Sharma. Zusammen mit Suhas Gopinath und Vivek Kumar diskutierte sie auf dem “Modern India Panel” des diesjährigen IdeaLabs über die Startup Szene in Indien.
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(c) fotolia.com - Kaale

Die Lebensläufe von Shradha, Suhas und Vivek lesen sich wie Musterbeispiele dieses modernen Indiens. Vor allem Shradha war maßgeblich an der Entstehung einer Infrastruktur für Startups und Technologie in Indien beteiligt. Ihre Website YourStory berichtete als erstes online Magazin ausschließlich über diese Themen. Inzwischen ist die Plattform mit 10 Millionen Lesern im Monat die größte Digital Media Company des Landes. Suhas Gopinaths Biographie klingt wie aus einem Bollywood Film: weil seine Familie keinen Computer besaß, brachte er sich in einem Internet Cafe selbst das Programmieren bei. “Das Internet Cafe war mein Inkubator” sagt er dazu heute. Sein erstes Unternehmen Globals Inc. gründete Suhas 2000 mit 14 Jahren. Drei Jahre später wurde er der weltweit jüngste CEO eines multinationalen Unternehmens. Inzwischen ist der Absolvent der Harvard Kennedy School Co- Founder und CEO von HappyEMI, einem FinTech Startup. Vivek Kumar ist CTO von Excubator, einem Inkubator der in den letzten Jahren 2500 Startups gefördert hat und enge Beziehungen zu Tech Giganten wie Google, Intel und Amazon pflegt.

“Seit 2015 ist die Start-up Szene regelrecht explodiert”

Seit Suhas sich das Programmieren in den Hinterräumen staubiger Internet Cafes beibrachte, hat sich in in Indiens Startup Szene einiges getan. “Früher hatten junge Inder den Druck, nach ihrem Studium in einer der großen IT Firmen anzufangen. Ein eigenes Unternehmen zu gründen galt als zu unsicher”, erklärt Suhas. Das hat sich rasant geändert. “Seit 2015 ist die Startup Szene regelrecht explodiert”, sagt Vivek. Inzwischen ist Indien der weltweit drittgrößte Startup Hub. Zwischen Januar und Juni 2017 wurden etwa 5.56 Milliarden US Dollar in indische Startups investiert.

Das ist besonders für Indiens Arbeitsmarkt wichtig. Indien ist ein junges Land, etwa die Hälfte aller Einwohner sind unter 30. Laut Suhas strömt jeden Monat etwa eine Millionen junger Menschen auf den Arbeitsmarkt. “Traditionelle Unternehmen können nicht alle dieser jungen Leute einstellen. Es macht also Sinn, in Start-ups zu investieren, die neue Arbeitsplätze schaffen”. Das hat auch die Politik verstanden. Die jetzige Regierung vergibt Stipendien von monatlich 30 000 Rupees (etwa 400 Euro) an junge Gründer. “Das ist ungefähr das Einstiegsgehalt eines Universitätsabsolventen” sagt Suhas, der die Regierung zu Digitalisierung, Innovation und Technologie berät.

“Jetzt ist die beste Zeit, um in Indien zu gründen”

Die steigende Popularität von Startups ist jedoch nicht zuletzt auch auf gesellschaftliche Veränderungen zurück zu führen. Als Suhas 2000 sein erstes Unternehmen gründete, war Indien vor allem auf Grund der billigen und trotzdem qualifizierten Arbeitskräfte attraktiv. Die konsumhungrige indische Mittelklasse macht Indien inzwischen zu einem wichtigen Markt.

Redaktionstipps

“Jetzt ist die beste Zeit, um in Indien zu gründen” findet Suhas. Das gilt nicht nur für Inder. “Viele Europäer und Amerikaner haben Angst vor Indiens Bürokratie und der Komplexität des Marktes. Diese Angst ist völlig unberechtigt. Indien bietet riesige Chancen für Gründer, die echte Probleme lösen wollen”. Und tatsächlich gibt es einige Erfolgsgeschichten. ZoomCar zum Beispiel, eine Autovermietung die 2013 von zwei Amerikanern gegründet wurde und deren 3000 Autos inzwischen in über 25 indischen Städten fahren.

“Die indische Startup Szene beschränkt sich längst nicht mehr auf Mumbai, Delhi und Bangalore”

Diese Entwicklungen sind auch dem Silicon Valley nicht verborgen geblieben. Oracle, einer der weltweit größten Softwarehersteller, verkündete Anfang Oktober die erste Runde indischer Startups, die es in das Accelerator Programm des Konzernes in Mumbai und Delhi geschafft haben. Der Y Combinator hat dieses Jahr bereits 18 indische Startups aufgenommen. Laut der India Times plant Y Combinator demnächst die Eröffnung von Büros in gleich drei größeren indischen Städten.

Dabei beschränkt sich Indiens Startup Szene längst nicht mehr auf Mumbai, Delhi und Bangalore. Viele interessante Start-ups kommen gerade auch aus kleineren Städten wie Pune oder Jaipur. “Wir waren von der Qualität der Startups aus diesen Städten selbst überrascht”, gibt Vivek von Excubator zu. Indien ist eine Republik mit 29 verschiedenen Bundesstaaten, die Startup Szene kann hier eine entscheiden Rolle in der Entwicklung einzelner Regionen spielen.

Trotz dieser positiven Entwicklungen sind bisher nur wenige indische Tech- Unternehmen an der Börse notiert. Indiens größte Dating Seite, matrimony.com, ging September diesen Jahres an die Börse – nach 17 Jahren. Laut Suhas liegt das unter anderem daran, dass viele Aktionäre ihr Geld lieber traditionell anlegen. “Die haben noch kein Verständnis für die DNA dieser Dot Com Companies”. Über die Zukunft der indischen Startup Szene macht er sich trotzdem keine Sorgen. “Indische Gründer sind hartnäckig. Die verfolgen Investoren manchmal sogar bis aufs Klo”.

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Andreas Grassauer, CEO Marinomed.
(c) Marinomed - Andreas Grassauer, CEO Marinomed

Beim Landesgericht Korneuburg fand heute, am 14. November 2024, die Sanierungsplantagsatzung im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über die Marinomed Biotech AG statt. Ohne Gegenstimme haben die Gläubiger den Sanierungsplan angenommen.

Im August dieses Jahres meldete das Korneuburger (NÖ) Biotech-Unternehmen Marinomed Insolvenz an. Grund dafür waren Umsatzrückgänge und Verluste in Millionenhöhe – brutkasten berichtete.

Damals hieß es vom Unternehmen: „Anlass der Antragstellung ist, dass die kurzfristig benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft nicht planmäßig aufgebracht werden konnten und eine Zahlungsunfähigkeit droht.“

Was der Sanierungsplan vorsieht

Nach Aussage des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870) sieht der Sanierungsplan für Marinomed insgesamt 30 Prozent vor, zahlbar in fünf Raten über einen Zeitraum von zwei Jahren ab Annahme. Für den Fall weiterer erfolgreicher Sanierungs- und Reorganisationsmaßnahmen könnte noch eine sogenannte „Superquote“ von bis zu sieben Prozent, abhängig vom jeweiligen Erfolg, an die Gläubiger fließen.

Weiter heißt es vom KSV1870, dass insgesamt 98 Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 31 Mio. Euro angemeldet haben, welche in einer Summe von rund 30 Mio. Euro auch anerkannt wurden.

„Mit der Annahme des Sanierungsplans wurde nunmehr ein Grundstein in Richtung Sanierung des Unternehmens gesetzt. Es obliegt der Schuldnerin, die vereinbarte Quote in den nächsten beiden Jahren auch zu erfüllen“, sagt Peter Stromberger vom KSV1870 zum Sanierungsplan.

Bis 2023 Rekordumsätze für Marinomed

Erst im Frühling 2023 verlautbarte Marinomed, das umsatzstärkste erste Quartal in der Unternehmensgeschichte erzielt zu haben: 3,3 Mio. Euro Umsatz. Es folgte ein deutlicher Einbruch und ein Verlust von 6,8 Mio. Euro. Anfang 2024 standen nur mehr 0,7 Mio. Euro zu Buche.

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