15.03.2021

Merger statt Exit: Wiener Scaleup will US-Konzernen Stirn bieten

Drei Nischen-Player schließen sich zusammen, um den Weltmarkt im Bereich Touren-Planung und -Optimierung im Außendienst zu erobern.
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Matthias Grünberger hat impactit gegründet © Marius Gresko
Matthias Grünberger hat impactit gegründet © Marius Gresko

Das Wiener Scaleup impactit ist mit einer Software für den Außendienst größerer Unternehmen in 20 Ländern erfolgreich. Für ein weiteres Wachstum in bestehenden und neuen Märkten, geht das Unternehmen nun einen für Startups ungewöhnlichen Weg. Unter der deutschen Holding “Solvares Group” schließt sich impactit mit zwei weiteren deutschen Nischen-Playern zusammen. Die Holding plant weitere Übernahmen und wird von der Deutschen Beteiligungs AG als Gesellschafter mitgetragen – mit einem “maßgeblichen” Anteil, wie es in einer Aussendung heißt.

Europäische Qualität in USA gefragt

Durch den Zusammenschluss der impactit GmbH mit den deutschen Jungunternehmen Fast Lean Smart (FSL) und Städtler Logistik soll ein neuer Marktführer in Europa entstehen, erklärt impactit-Gründer Matthias Grünberger im brutkasten-Talk: “Der Markt der Touren-Planung und -Optimierung ist in Europa sehr fragmentiert. Das macht es sehr spannend, etwas Größeres aufzuziehen, das eine große Marktmacht mit sich bringt”. Dadurch haben die drei Unternehmen auch eine größere Schlagkraft für den US-Markt, auf dem auch impactit vornehmlich unterwegs ist: “Unser zweitgrößter Markt für portatour nach Deutschland sind die USA”, sagt Grünberger. “Die europäische Qualität ist dort gefragt”.

Impactit ist bekannt für die Software portatour, die die Touren- und Routenplanung für Außendienst-MitarbeiterInnen optimiert. Die Cloud-Software arbeitet mit einem AI-basierten Algorithmus, der für jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin die umsatzstärkste, kürzeste oder umweltfreundlichste Route berechnen kann. Von dem Zusammenschluss erwartet sich Grünberger auch starke Synergie-Effekte im Marketing und Vertrieb: “Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass wir in Vertrieb und Marketing immer wieder Leads hineinbekommen, die anfragen, ob wir auch Logistik oder Servicetechnik übernehmen können. Wir wollen uns aber auf Vertriebs-Außendienst konzentrieren. Wir arbeiten deshalb mit Unternehmen zusammen, die eine gute Ergänzung sind, aber einen anderen Aufgabenbereich haben: Wir für Sales-Außendienst, die FLS für Servicetechniker-Außendienst und die Städtler Logistik für Logistik-Außendienst”.

Wiener Standort wird ausgebaut

Als Marken sollen die drei Unternehmen allerdings eigenständig bleiben, betont der impactit-Gründer: “Wir sind alle mit guten Produkten am Markt etabliert”. Dementsprechend will Grünberger auch in Wien bleiben, obwohl die Holding den Sitz in Deutschland hat. Der Standort soll sogar kräftig ausgebaut werden – impactit sucht vor allem Softwareentwickler. “Die Software wird zur Gänze hier in Wien entwickelt”. In den kommenden Monaten und Jahren will impactit in dem neuen Setting weiterhin kontinuierlich in die Produktentwicklung investieren und Kundenwünsche umsetzen – das sei immer die Stärke von portatour gewesen.

Als Gruppe stärker am Weltmarkt

Ein Merger als Alternative zu einem Exit? “Das Spannende ist, dass das Unternehmen, das man selbst geschaffen hat, die Identität nicht verliert. Das ist ja bei Exits oft das Problem: Die eigentliche Kraft, die das Unternehmen groß gemacht hat, geht verloren”, erklärt der Unternehmer. Die Solvares Group plant bereits weitere Übernahmen – Details dazu kann Grünberger noch keine verraten, aber: “Das Ziel ist es, wirklich ein europäische Powerhouse für Tourenplanung und mobile Ressourcenoptimierung zu schaffen”. Europäische IT-Unternehmen stünden oft im Schatten von US-Konzernen und dem will Grünberger in seinem Bereich mit der neuen Gruppe etwas entgegensetzen.

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Risikokapitalkrise - Investor:innen zur Frage, ob der Tiefpunkt überwunden ist
vlonru.: Oliver Holle, Christiane Holzinger, Berthold Baurek-Karlic, Niklas Benesch, Hansi Hansmann und Michael Altrichter über die Risikokapitalkrise | (c) vlonru.: Klaus Vyhnalek / 360 Business Planer / Foto Wilke / Fabian Klima / Conny Kacy / BKA Wenzel

Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs und dem Rattenschwanz an Problemen, die dieser nach sich zog, etwa Energie-Krise und Inflation, sind die Startup- und Scaleup-Investments drastisch zurückgegangen. Es gibt eine handfeste Risikokapitalkrise: Einige Scaleups mussten bei Finanzierungsrunden drastische Abwertungen in Kauf nehmen. Viele Startups mussten in den vergangenen Monaten Insolvenz anmelden, weil es nicht gelang, rechtzeitig ein Investment auszustellen, um die “Runway” zu verlängern.

Ist der Tiefpunkt überwunden?

Demgegenüber steht ein momentan mangels aktueller Statistiken noch subjektiver Eindruck: In den vergangenen Wochen berichtete brutkasten wieder vermehrt über Startup-Investments – nicht wenige davon im achtstelligen Euro-Bereich, eines sogar mutmaßlich im neunstelligen. Ist das ein Indiz dafür, dass der Tiefpunkt der Risikokapitalkrise bereits überwunden ist? Wir haben einige der bekanntesten heimischen Investor:innen dazu befragt.

Holle: “Appetit bei internationalen Investoren ist absolut da”

Speedinvest-Gründer Oliver Holle bestätigt den erwähnten subjektiven Eindruck aus seiner Perspektive: “Die ‘nächste Generation’ an Startups schließt gerade wieder schöne Anschlussrunden ab.” Der Appetit bei internationalen Investoren – für Top Teams und heiße Themen – sei wieder “absolut da”. “Wir hatten letzte Woche alleine an einem Tag drei große Runden, die wir verkündet haben – das hatten wir seit mehr als einem Jahr nicht mehr”, so Holle.

Risikokapitalkrise: Weitere negative Überraschungen voraus

Bei der Frage, ob der Tiefpunkt der Risikokapitalkrise bereits überwunden sei, gibt sich Holle dennoch pessimistisch: “Nein, weil die Abwertungsspirale bei vielen (ehemaligen) Unicorns noch nicht am Ende ist und da noch einiges an negativen Überraschungen auf die Branche zukommen wird”, meint er. Zudem lägen auch Scaleup-IPOs “weiterhin in weiter Ferne”.

Hansmann: “Die Krise ist jedenfalls für viele große Scaleups ganz sicher noch nicht vorüber”

Auch Business Angel-Legende Hansi Hansmann macht das Fehlen von IPOs als zentrales Problem aus. “Wir sind ziemlich tief unten. Ob es weiter runter geht oder wir da noch eine Zeit lang bleiben, macht nicht wirklich einen Unterschied. So richtig wissen wir alle nicht, ob es jetzt schon langsam wieder bergauf geht”, meint er. “Die Krise ist jedenfalls für viele große Scaleups ganz sicher noch nicht vorüber, weil das ‘Hineinwachsen’ in die Bewertungen von 2021/2022 enorm schwer ist. Und von sehr hohen Burnrates auf Break Even hinunterzukommen ist immer ein Drahtseilakt.”

Holzinger: “Mein Umfeld ist noch immer sehr vorsichtig”

Business Angel of the Year Christiane Holzinger gibt sich ebenfalls wenig euphorisch bezüglich eines baldigen Endes der Risikokapitalkrise. “Mein Umfeld ist noch immer sehr vorsichtig. Ich nehme noch immer wesentlich kleinere Tickets als noch vor zwei Jahren wahr. Weiters wird mit Co-Investoren ausführlicher diskutiert und sicher viel hinterfragt”, sagt sie. Doch: “Brillante Teams und tolle Geschäftsideen erhalten durchaus Geld. Aber ich habe schon das Gefühl, dass selektiver investiert wird.” Die Bereitschaft sei bei ihr und ihrem Umfeld jedenfalls da.

Altrichter: “Verfügbarkeit österreichischen Kapitals hat sich null verbessert”

Dass selektiver investiert wird, sieht auch Business Angel Michael Altrichter. Er spricht bei den aktuell erfolgreichen Finanzierungsrunden vom “Prinzip des Cherry Picking”. Und er stellt klar: “Aber ich sehe mehr Insolvenzen als positive News, wenn ich brutkasten lese.” Die Verfügbarkeit österreichischen Kapitals habe sich “null” verbessert. “Wie auch, ohne entsprechende steuerliche Attraktivierung von Investments oder einen funktionierenden Kapitalmarkt? Ich sehe keine sehr positive Entwicklung des Ökosystems, nur einige exzellente Ausreißer”, so Altrichter. Es gebe nach wie vor eine extrem hohe Konzentration auf “einige wenige erfolgreiche Kapitalgeber und relativ wenige Gründer-Stars”.

Baurek-Karlic: “Reihe größerer Runden” in der zweiten Jahreshälfte

Anders drückt es Business Angel of the Year Berthold Baurek-Karlic aus: “Ich denke es hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. Jene Startups, die starke Zahlen haben, positionieren diese mittlerweile proaktiv in den Medien und ziehen so Kapital an”, meint er. Auch ermögliche die Entschuldung durch Insolvenz vielen Firmen ein zweites Leben durch eine straffe Sanierung. Jedenfalls erwartet Baurek-Karlic in der zweiten Jahreshälfte “eine Reihe größerer Runden im Venture-Markt”. Doch er schränkt ein: “Das Geld wird aber vermutlich stärker aus dem Ausland kommen.” Denn heimische Business Angels seien weiterhin zurückhaltend – auch weil die Politik keine entsprechenden Anreize setze.

Benesch: “Der Tiefpunkt des aktuell Zyklus ist überwunden”

Niklas Benesch, Principal bei ROI Ventures rund um Laura Raggl, äußert sich vergleichsweise optimistisch: “Ja, der Tiefpunkt des aktuellen Zyklus ist überwunden”, meint er. Dennoch befinde sich die Branche noch immer “in einem sehr trägen Zustand”, der das Fundraising vieler Teams – speziell in der Seed-Stage – als “sehr herausfordern” gestalte. Gründer:innen müssten weiterhin vor allem starke Umsätze vorweisen können, um Wachstum und Wertschöpfung zu demonstrieren. Doch Benesch stellt klar: “Kapital ist in allen Phasen in ausreichendem Maß verfügbar”. Eine Entwicklung zurück zum Niveau während der Nullzinspolitik sei jedoch vorerst ausgeschlossen.

Anpassung an die neuen Spielregeln in der Risikokapitalkrise

Eines scheint jedenfalls klar: Egal ob der Tiefpunkt noch voran liegt, oder bereits überwunden ist – so wie vor der aktuellen Risikokapitalkrise wird es sobald nicht mehr. “Die Krise ist insgesamt noch nicht überwunden, aber wir haben gelernt mit der Krise zu leben und in dieser zu arbeiten”, resümiert Berthold Baurek-Karlic und fügt an, er sehe “durchaus ein Licht am Ende des Tunnels”. Und Hansi Hansmann fasst zusammen: “Die Regeln werden gerade neu geschrieben, sowohl für Startups als auch für Investoren. Daran müssen sich alle erst gewöhnen.”

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