24.08.2022

Impact Investments: So kann Österreich die Energiewende finanzieren

Im brutkasten-Interview erklärt Alexandra Bolena, was sie unter Impact Investing versteht und welche Hebel jetzt gesetzt werden müssen.
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Alexandra Bolena über Impact Investing © EKKAPON/Adobe Stock
Alexandra Bolena über Impact Investing © EKKAPON/Adobe Stock

Alexandra Bolena berät mit ihrem Unternehmen Bolena Impact Investments institutionelle Anleger bei ihren Investments. Dabei gehe es ihr um Wissensvermittlung von ESG / SRI- Themen (Environment, Social, Governance / Socially Responsible Investment), Lobbying und die Aufklärung über passende Anlagemöglichkeiten. Entsprechend des Unternehmennamens legt Bolena ihren thematischen Schwerpunkt inzwischen auf Nachhaltigkeit und ‘Impact Investments’. Bis 2001 war sie beim Liberalen Forum (LIF) aktiv – unter anderem als Landtagsabgeordnete und Klubobfrau LIF Wien. Inzwischen ist sie seit mehr als 20 Jahren als Gründerin aktiv. Nicht zuletzt wird sie auf dem European Forum Alpbach 2022 als Speakerin auftreten.

Was verstehen Sie unter dem Begriff “Impact Investing”?

Ich orientiere mich dabei an meinen fünf Thesen: 

  • Intention matters – it is all about values 
  • Impact Investing creates value (= impact and return)
  • Die EINE richtige Antwort gibt es nicht
  • Additionality statt “Besseres” vom Gleichen
  • Impact > Nachhaltigkeit > Ausschlusskriterien und best in class

In einem kurzen Satz würde ich sagen: Impact Investing bringt positive Wirkung und positiven Return.

Wer sind Ihre Kunden?

Ich arbeite mit “Impact Unternehmen” zusammen. Das heißt, ich spreche für sie große Investor:innen wie internationale Impact VC Fonds , Impact Family Offices und supranationale Einrichtungen an und “raise” Kapital.

Welche Hebel müssen gesetzt werden, um die Energiewende zu finanzieren?

Zum einen braucht es dafür regulatorische Erleichterungen, wie beispielsweise Anlagevorschriften. Zum anderen sind Anreize bzw. Blended Finance Modelle vonnöten. Dazu gehören zum Beispiel Co-Finanzierungsmodelle oder (Teil-)Garantiemodelle.

Wie kann Österreich seine aktuelle Position hier verbessern?

Eine Möglichkeit wären die bereits erwähnten Anlagevorschriften für Abfertigungskassen, die geändert werden sollten. Zudem müssen Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energieprojekte vereinfacht werden.

Halten Sie die ESG-Kriterien für ausreichend?

Aktuell sind bei den vom EU-Aktionsplan “Green Finance” vorgesehenen sechs Klimazielen erst zwei ausformuliert – nämlich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. In Bezug auf das “S” im Namen gibt es nur erste, sehr vage Empfehlungen, während es in punkto “G” noch keine Vorgaben gibt. Ob die Kriterien ausreichend sind, wird man erst wissen, wenn alle Ziele definiert sind. Ich halte es in jedem Fall für wichtig, dass ein globaler Blickwinkel eingenommen wird. Veränderungen müssen überall auf der Welt bewirkt werden.

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Cocoon Capital Advisory Sebastian Kurz - Startups und Beteiligungen - Dream Security
Sebastian Kurz | (c) EVP via Wikimedia Commons

Vor gut zwei Jahren co-gründete der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz das Cybersecurity-Startup Dream Security. Mit an Bord ist Shalev Hulio, Ex-CEO der Spionagefirma NSO. Bereits zum Start holte sich das Unternehmen 20 Millionen US-Dollar Kapital. Kurz hielt danach ein Drittel der Anteile.

Investment an Gaza-Grenze

Im November 2023 holte sich Dream ein neues Investment in Höhe von 33,6 Millionen US-Dollar. Kurz hielt danach noch rund 20 Prozent der Anteile. Das Kapital kam primär von den Bestandsinvestoren Aleph und Group 11 – beide aus Israel. Kurz darauf bezifferte das Wall Street Journal die Bewertung der Kurz-Startups mit rund 200 Millionen US-Dollar.

“Die heutige Cyberlandschaft erfordert innovative Ansätze, um aktuellen Bedrohungen effektiv und zielgerichtet zu begegnen. Dank dieser Finanzierungsrunde sind wir in der Lage, weiterhin rasch zu wachsen”, kommentierte der Ex-Kanzler in einem Statement, das brutkasten damals erhielt.

Seither zeigt der eskalierte Gaza-Konflikt Auswirkungen auf Dream Security. So war CEO Shalev Hulio zum Zeitpunkt des letztjährigen Investments selbst als Reservist in der israelischen Armee tätig. Unterschrieben wurde der damalige Investment-Vertrag von Hulio in Uniform an der Grenze zu Gaza.

125 Millionen US-Dollar Umsatz

Im November 2023 zählte das Unternehmen noch 70 Mitarbeiter:innen – 60 davon in Israel. Mittlerweile sei die Belegschaft auf 150 Mitarbeitende gewachsen. “Ihr seid der Grund dafür, dass wir heute dort stehen, wo wir sind”, so der Ex-Kanzler in einem seiner jüngsten LinkedIn-Postings. Gedankt wird auch den bisherigen Investor:innen, darunter Dovi Frances, der Group 11 und Michael Eisenberg, Partner bei Aleph. Überdies verkündet Ex-Kanzler Kurz, mit Dream bereits “über 125 Millionen US-Dollar Umsatz in Europa, dem Nahen Osten und Asien” erreicht zu haben.

Party in der Wüste

Darüber hinaus schreibt Kurz auf LinkedIn: “Für uns als Österreicher war es eine neue Erfahrung, eine Party in der Wüste zu feiern, und dazu noch dem Thema entsprechend gekleidet zu sein… das hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht!” Gefeiert wurden die genannten Meilensteine laut dem Posting im Rahmen eines “Tribe-Events”.

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