17.08.2022

Immokrise: Was ist bloß in China los?

Immer mehr Chinesen weigern sich, für unfertige Häuser zu zahlen. Es droht ein Kollaps der Immobilienblase. Die Regierung stemmt sich mit frischem Geld dagegen.
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brutkasten-Kolumnist Niko Jilch über die Immokrise in China
brutkasten-Kolumnist Niko Jilch über die Immokrise in China | (c) Porträt: brutkasten / (c) Hintergrund: Josue Isai Ramos Figueroa via Unsplash

Wenn in China ein Sack Reis umfällt, hat das bekanntlich keine Auswirkungen bei uns. Aber wenn der gigantische chinesische Immobilienmarkt ins Wackeln gerät, sollten wir alle nervös werden.

Die Story, die sich derzeit in China abspielt, hat Ähnlichkeiten mit der amerikanischen Immobilienblase, die ultimativ die große Finanzkrise ausgelöst hat. Der Unterschied: Im Falle Chinas ist eine einigermaßen umfassende Einschätzung der Lage verdammt schwierig – aus der Ferne und ohne die Sprache zu sprechen. Aber die Hinweise verdichten sich, dass im chinesischen Riesenstaat eine handfeste Immobilienkrise droht.

Ende 2021 war diese Einschätzung sogar noch allgemein salonfähig. Der Fast-Kollaps des Entwicklers Evergrande hat die Schwachstellen des roten Immobilienmarktes schonungslos offengelegt. Aber Krieg und Pandemie haben das Problem aus den Schlagzeilen verdrängt – und dem Regime in Peking ist es gelungen, Ruhe in den Laden zu bringen.

Bis jetzt.

Alles begann mit den Problemen von Evergrande

Aufgrund ihrer Größe, ihrer Bedeutung und der nähe zum Staat, sehen die großen Immoentwickler des Landes sich als “to big to fail”. Und um im Rennen um den chinesischen Bauboom mitzuhalten, setzt man auf riskante Taktiken. Evergrande hat Geld von seinen Angestellten und Lieferanten geborgt.

Dazu kommt die Praxis, Geld für Häuser zu nehmen, die noch gar nicht stehen. Evergrande alleine hatte Ende 2021 noch 1,6 Millionen Häuser fertigzustellen, die schon bezahlt waren. Das ist eine gewaltige Summe.

Inzwischen scheint sich das auf andere Firmen ausgeweitet zu haben, denn in China weigern sich immer mehr Menschen, ihre Raten zu bezahlen – für Häuser, die längst fertig sein sollten. An den Verzögerungen ist natürlich die Pandemie schuld. Es fehlt an Materialien und offenbar auch an Arbeitern.

Aber es droht ein Teufelskreis.

Immer mehr Chinesen schließen sich einem Boykott an

Je mehr Menschen die Zahlungen verweigern, desto mehr Baustellen stehen still, desto mehr Menschen verweigern die Zahlungen.

Die “New York Times” schreibt: “In mehr als 100 Städten Chinas haben sich Hunderttausende von Hausbesitzern zusammengeschlossen und weigern sich, Kredite für unfertige Immobilien zurückzuzahlen. Dies ist einer der am weitesten verbreiteten Akte öffentlichen Widerstands in einem Land, in dem selbst kleinere Proteste unterdrückt werden.”

Der Boykott, der sich über Social Media verbreitet, betrifft bereits eine Kreditsumme von umgerechnet mehr als 200 Milliarden Dollar – vier Prozent des gesamten Chinesischen Immobilienmarktes.

Anfang der Woche kamen dann ernüchternde Daten zum Wachstum der chinesischen Wirtschaft – und das Regime reagierte mit einer überraschenden Zinssenkung durch die Notenbank.

Chinas Kampf gegen Corona ist mitschuld an der Krise

Gleichzeitig lässt Peking nicht locker in seinem brutalen Kampf gegen Corona. Lockdowns und Schikanen stören die wirtschaftliche Entwicklung. Und mancherorts müssen Fabriken wegen Energiemangels abgeschaltet werden.

Addieren wir dazu die hohe Inflation in Chinas wichtigsten Absatzmärkten USA und Europa – und das Ausmaß des Problems wird langsam sichtbar. Auch in China ist der Konsum zuletzt nur noch schwach gewachsen. Außer jener von Gold und Silber, der ist stark nach oben gegangen – was auf wachsenden Misstrauen gegenüber Regierung und Zentralbank schließen lässt.

Einziger Lichtblick: Die Immopreise gehen auch schon sei einiger Zeit runter. Eine “sanfte Landung” ist nicht ausgeschlossen. Aber das wäre wohl nicht genug für die Politiker in Peking, die hohe Wachstumszahlen sehen wollen. Wenn sie diese nun per Notenpresse erzwingen wollen, droht eine neue Blase, deren Ende wir auch spüren werden. Denn in China steht heute viel mehr als nur ein Sack Reis.

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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