18.08.2021

Digitales Bieterverfahren: Wiener Startup holt mehr Geld für Immobilien-Verkäufer heraus

Bei immo-billie sehen Imobilien-Kaufinteressenten in Echtzeit Angebote anderer und können darauf reagieren - mit Vorteilen für die Verkäufer.
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immo-billie: Die beiden Geschäftsführer Joachim Klein und Daniel Kriechmayr
(c) immo-billie: Die beiden Geschäftsführer Joachim Klein und Daniel Kriechmayr

“Bei klassischen Offline-Bieterverfahren für Immobilien werden meist mehrere Angebote abgegeben. Der Verkäufer trifft dann eine Entscheidung und alle Interessenten werden informiert. Die sind dann teilweise verärgert, weil jemand den Zuschlag bekommen hat, weil er 10.000 Euro mehr geboten hat, obwohl sie durchaus bereit gewesen wären, um 20.000 Euro hinaufzugehen”, erzählt Daniel Kirchmayr, Co-Geschäftsführer des Wiener Startups immo-billie im Gespräch mit dem brutkasten. Der Verkäufer hätte also auch mehr herausholen können. Genau das will das Unternehmen mit seinem System ermöglichen.

Echtzeit-Bieterverfahren für den tatsächlichen Marktwert der Immobilie

Das digitale Bieterverfahren des Startups setzt nach der Besichtigung der Immobilie durch Interessenten an. “Inserate, Terminvereinbarung und das Treffen vor Ort bleiben wie gehabt. Dann fügt der Makler den potenziellen Käufer bei Interesse im System hinzu. Er bekommt eine SMS zur Registrierung und kann sobald er will online ein Angebot abgeben”, erklärt Kirchmayr. Dabei sehen die Bieter die Angebote der anderen anonymisiert. Damit soll der tatsächliche Marktwert zielsicher ermittelt werden, der sich freilich nicht nur über, sondern auch unter den Vorstellungen des Verkäufers befinden kann.

Die Angebote der Interessenten sind – wie auch im analogen Verfahren üblich – rechtlich bindend. Wer am meisten bietet, bekommt aber nicht automatische den Zuschlag. “Am Ende entscheidet wie immer der Verkäufer ob und an wen er verkauft. Das muss nicht der Höchstbietende sein, ist es aber in der Regel”, erklärt der Geschäftsführer. Das System zeige seit dem Start im Frühling vergangenen Jahres entsprechende Erfolge: Bei mindestens 15 Interessenten komme es in 94 Prozent der Fälle zum Verkauf. “Das ist eine hohe Zahl an Interessenten, die im Immobilien-Geschäft nicht die Regel ist, die wir aber mit dem Fokus auf attraktive Objekte meist erreichen”, räumt Kirchmayr ein. Insgesamt wurde bislang ein Objektportfolio mit rund 25 Millionen Euro Gesamtvolumen abgewickelt.

“Große Player” als immo-billie-Zielgruppe: “In Österreich sind wir schon fertig”

Zwar können auch private Verkäufer immo-billie nutzen. “Das wird von uns aber nicht forciert – wir empfehlen generell, einen Makler heranzuziehen, um rechtlich alles sicher abzubilden. Unser Marketing-Fokus liegt klar auf den großen Playern im Immobilien-Bereich”, sagt der Geschäftsführer. Und diese habe man hierzulande bereits flächendeckend überzeugen können: “In Österreich sind wir schon fertig”. Von rund 500 Maklern, die registriert sind, kommt ein Drittel bereits aus dem nächsten großen Zielmarkt Deutschland, wo nun der Expansionsfokus liegt. Gespräche gebe es aber auch schon in anderen Ländern wie der Schweiz, Slowenien, Spanien oder Russland.

Das Produkt des Startups soll langfristig auch einen größeren Funktionsumfang bekommen. “Auf Dauer wird die Vermarktung der Immobilien direkt über unsere Plattform ein interessantes Thema werden. Das soll aber nur über unseren Prozess passieren – zur klassischen Immobilien-Plattform wollen wir nicht werden”, sagt Kirchmayr. Auch Finanzierungvergleiche anzubieten sei für die Zukunft geplant. Hierzu führe man bereits erste Gespräche.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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