Ikea testet in Österreich erstmalig CO2-neutrale Zustellung
Österreichweit sollen bis 2025 alle Kundenbestellungen von Ikea emissionsfrei durchgeführt werden. Den Anfang macht eine Testphase mit 30 E-Trucks der Marke Iveco, die speziell dafür von einem deutschen E-Mobility Hidden Champion umgerüstet werden.
Das schwedische Möbelhaus Ikea verfolgt in Österreich ein ambitioniertes Klimaziel. Bis 2025 soll die Zustellung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen vollständig CO2-neutral erfolgen. Jährlich sollen so laut Ikea rund 1,5 Millionen Streckenkilomter emissionsfrei zurückgelegt und mehr als 304 Tonnen CO2 eingespart werden.
Zusammenarbeit mit Quantron
Bereits seit Juni ist ein erstes Testfahrzeug der Marke Iveco im Logistikzentrum Strebersdorf im Einsatz. Der Startschuss für die Anlieferung der Flotte von 30 Lastkraftfahrzeugen soll Anfang August erfolgen.
Die 4,2 Tonnen schweren Trucks werden hierfür von der deutschen Quantron AG auf E-Mobilität umgerüstet. Dabei handelt es sich um einen Hidden Champion in Sachen E-Mobilität. Laut Unternehmensangaben ist die Quantron AG europaweit der einzige Full-Range-Anbieter für E-Nutzfahrzeuge von 3,5 bis 44 Tonnen. In den nächsten fünf Jahren strebt das Unternehmen einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro an und baut aktuell in ganz Europa ein Servicenetzwerk mit über 700 Standorten auf.
Ikea setzt auf Ökostrom
Bereits 2021 sollen die emissionsfreien Lieferungen vom Logistikzentrum in Wien Strebersdorf in alle 23 Wiener Gemeindebezirke durchgeführt werden. Das Liefergebiet umfasst einen Umkreis von 30 Kilometer zum Logistikzentrum. “Im ersten Jahr handelt es sich hierbei um ca. 117.000 Lieferungen. Das entspricht mehr als 65 Prozent aller Zustellungen im Raum Wien”, erklärt Claes Lindgren, Head of Customer Fulfillment bei IKEA Österreich.
Während die LKWs Energie tanken, können sie beladen werden: Dazu dienen 28 Ladesäulen mit Schnellladefunktion mit einer Stärke von bis zu 75 Kilowatt. Aktuell errichtet das auf Elektroanlagen spezialisierte Unternehmen G. Klampfer aus Leonding hierfür die notwendige Ladestruktur. Zudem kommt der Strom, mit dem die Flotte versorgt wird, aus 100 Prozent erneuerbaren Energien sowie aus der Einspeisung vorhandener Photovoltaikanlagen.
NÖ-Architekt holt ESA-Förderung für aufblasbare Erdhäuser
Das aufblasbare Wohnkonzept von Architekt Thomas Herzig verspricht keine Heizkosten und geringe Ausgaben für Baumaterialien. Mit seinem Perchtoldsdorfer Unternehmen Pneumo Planet entwickelte er ein modulares Fertighaussystem, das energieeffizientes und ressourcenschonendes Wohnen ermöglichen soll.
NÖ-Architekt holt ESA-Förderung für aufblasbare Erdhäuser
Das aufblasbare Wohnkonzept von Architekt Thomas Herzig verspricht keine Heizkosten und geringe Ausgaben für Baumaterialien. Mit seinem Perchtoldsdorfer Unternehmen Pneumo Planet entwickelte er ein modulares Fertighaussystem, das energieeffizientes und ressourcenschonendes Wohnen ermöglichen soll.
Ressourcenknappheit, extreme Wetterlagen und steigende Preise zwingen uns dazu, Wohnkonzepte neu zu denken. Zudem zieht es immer mehr Menschen ins Grüne, weg von der Betonlandschaft der Großstädte. Also wie könnte das Wohnen in zehn Jahren aussehen? Das Unternehmen Pneumo Planet rund um Architekt Thomas Herzig liefert eine vielversprechende Vision für das Wohnen der Zukunft. Im Gespräch mit brutkasten erklärt der Gründer wie seine modularen Erdhäuser funktionieren.
Wohnungen liegen teils unter der Erde
Die Pneumo-Planet-Fertighäuser bestehen aus modularen Raumeinheiten, die durch aufblasbare Membrankonstruktionen gebildet und zu kompletten Wohneinheiten verbunden werden. Diese Wohneinheiten sind teilweise unterirdisch in die Erde eingegraben. Das hört sich im ersten Augenblick ungewöhnlich an, soll laut Unternehmen jedoch zahlreiche Vorteile bieten.
Durch die teils unterirdische Lage nutzt das Erdhaus die thermischen Eigenschaften des umgebenden Bodens. Dort sind die Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter nämlich minimal. So soll laut Pneumo Planet eine konstante Raumtemperatur von rund 20 Grad aufrechterhalten werden, ohne dass Energie für das Heizen im Winter oder Kühlen im Sommer benötigt wird.
Erdhäuser seien eine günstige und ressourcenschonende Alternative
Das Besondere am Erdhaus ist die aufblasbare Membranstruktur, die nicht nur eine geringe Masse aufweist, sondern zusätzlich auch ressourcenschonend sei. Herzig erklärt auf der Website, dass der Bau von Pneumo Planet im Vergleich zu einem herkömmlichen Haus aus Ziegeln und Beton pro Quadratmeter etwa 1.000 Euro günstiger sei.
Zudem verbrauche das Fertighaus nur „minimales Grünland“ und habe daher „keine negativen Auswirkungen auf Natur und Tierwelt“. Daher sei das Konzept laut Unternehmen eine ressourcenschonende, energieeffiziente und kostengünstige Bauweise.
Derzeit befinden sich die Pneumo-Planet-Erdhäuser noch in der Weiterentwicklung. Einige Dinge müsse man noch langfristig erforschen, wie beispielsweise die Langlebigkeit der Membranfolien. Grundsätzlich seien diese in der Theorie beständig, eine offizielle Garantie ist jedoch noch nicht gegeben, so Herzig.
Moon Habitat: autarker Lebensraum auf dem Mond
Das Konzept des Erdhauses stammt ursprünglich aus dem von der ESA finanzierten Projekt „Moon Habitat“. Herzig, der sich vor sechs Jahren auf Weltraumarchitektur spezialisiert hat, entwickelte im Jahr 2022 einen Entwurf für einen Lebensraum auf dem Mond. Er erklärt gegenüber brutkasten, dass aufblasbare Konstruktionen für die Raumfahrt aufgrund des geringen Transportgewichts besonders gefragt seien. Die Konstrukte seien so konzipiert, dass sie “mit einem Minimum an Material ein großes Volumen erreichen”.
Der Entwurf sieht vor, dass die Lebensräume langfristig autark funktionieren, indem Sauerstoff, Nahrung und Wasser in Gewächshäusern produziert und recycelt werden, während ausschließlich Sonnenenergie genutzt wird.
Ein ähnliches Konzept entwickelte das Unternehmen auch für den Mars. Der Gründer positioniert diesen Entwurf als „ersten aufblasbaren Lebensraum für fremde Planeten und den Mond“, der „perfekt” vor kosmischer Strahlung und Mikrometeoriten schützen soll. „So schaffen wir im aufblasbaren Habitat eine natürliche Umgebung, in der Pflanzen, Mikroorganismen, Tiere und Menschen in Symbiose leben“, heißt es auf der Website.
Erster Prototyp in Planung
Derzeit handelt es sich bei den Erdhäusern nur um Entwürfe – ein erster Prototyp wird diesen Sommer auf Herzigs Grundstück in Niederösterreich gebaut. Dafür erhielt das Unternehmen die ESA-BIC-Förderung. In einem Zeitraum von bis zu zwei Jahren wird nun die Verwirklichung seiner Geschäftsidee mit 50.000 Euro unterstützt, verrät Herzig gegenüber brutkasten.
Nachdem der erste Prototyp steht, erhofft sich das Unternehmen weitere Förderungen oder Venture Capital, um damit die Weiterentwicklung des Erdhauses finanzieren zu können. Abgesehen davon, finanziert sich das Jungunternehmen rein aus eigenen Mitteln und “vor allem mit viel unbezahlter Eigenleistung”, so der Gründer. Herzig selbst beschäftigt sich schon seit rund 18 Jahren mit aufblasbaren Konstruktionen. Im August 2024 gründete er dann offiziell Pneumo Planet.
Menschen seien “was das Wohnen betrifft, etwas konservativ”
Bis zu den ersten Pilotprojekten wird es noch eine Weile dauern. Herzig kann sich jedoch bereits vorstellen, die ersten Erdhäuser als Ferienwohnungen zu vermieten. So will er “ein besonderes Wohnerlebnis” schaffen und den Menschen die Skepsis nehmen. Denn laut Herzig seien die meisten Menschen “was das Wohnen betrifft, etwas konservativ eingestellt”. Es werde Zeit brauchen, bis man ein bereiteres Publikum erreichen kann, sagt der Gründer.
Herzig selbst zeigt sich überzeugt von Pneumo Planet: “Es gibt einfach keine andere Baumethode, mit der man ökologischer bauen kann, außer man baut gar nichts. Ich denke schon, dass das eine Baumethode ist, die sicher sehr anders ist und generell das Wohnen und Bauen sehr verändern kann in Zukunft”.
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