02.11.2017

I2C Challenge: Münchner Startup Smashdocs gewinnt bei Deloitte

Bei der Innovation to Company (I2C) Challenge der Wiener Wirtschaftskammer konnte das Münchner Startup Smashdocs bei Deloitte Österreich mit seiner Dokumente-Bearbeitungssoftware punkten.
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(c) Deloitte Österreich: Smashdocs-CEO Christian Marchsreiter.
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Die meisten haben wohl schon mit Google Docs oder MS Word online gearbeitet. Mit den Lösungen großer Anbieter, gemeinsam Dokumente online zu bearbeiten, verbindet viele Menschen eine Art Hass-Liebe. Denn so praktisch und notwendig sie sind, laufen sie doch oft nicht reibungslos. Das Münchner Startup Smashdocs will eben diesen Service besser anbieten. Bis zu 10 mal schneller laufe das Programm, heißt es von Smashdocs. Versprochen wird etwa auch eine “intelligente Änderungsverwaltung ohne Versionschaos”. Kunden bietet das Startup, je nach Wunsch, eine Installation am lokalen Server, oder den Betrieb über die Smashdocs-Cloud.

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“Trifft den Zahn der Zeit”

Mit dem Konzept konnte das Münchner Startup nun auch Deloitte Österreich im Rahmen der I2C Challenge der Wiener Wirtschaftskammer überzeugen. Das Beratungs-Unternehmen hatte nach Smart Business Solutions gesucht. “Smashdocs hat uns neben dem sehr kompetenten Pitch von CEO Christian Marchsreiter vor allem durch das Produkt überzeugt. Es trifft den Zahn der Zeit. Wir denken, genau das braucht man heutzutage im digitalisierten Geschäftsleben”, sagt Milica Sundic, Innovation Managerin bei Deloitte. Das Produkt helfe nicht nur dem Unternehmen selbst, sonder potenziell auch seinen Klienten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

(c) Deloitte Österreich/feelimage: Innovation Managerin Milica Sundic

Intern und für Kunden einsetzbar

Wie die Kooperation genau aussehen wird, steht gegenwärtig noch nicht fest: “Wir haben sowohl über eine Integration der Lösung intern bei Deloitte als auch über einen weiteren Anwendungsfall für unsere Kunden diskutiert. Beide Varianten werden wir nun ausarbeiten”, erklärt Sundic. Die Frage einer Beteiligung habe sich bislang aber jedenfalls noch nicht gestellt. Im Moment liege der Fokus klar auf einer guten Zusammenarbeit, bei der die Kunden des Beratungs-Unternehmens im Zentrum stehen sollen. Smashdocs erhielt neben der Aussicht auf eine Kooperation ein Preisgeld von 7500 Euro.

Alle Finalisten haben nachhaltigen Eindruck hinterlassen

Auch Kooperationen mit den anderen Finalisten werden nicht ausgeschlossen. “Ein Cooperation Pitch ist natürlich etwas anderes als ein klassischer Investor Pitch, bei dem es vorrangig um die finanzielle Beteiligung geht. Alle Finalisten haben sich aber sehr gut präsentiert und einen nachhaltigen Eindruck bei uns hinterlassen”, sagt Sundic. Man evaluiere nun die Möglichkeiten von Kooperationen mit den weiteren Startups. “Wir sehen jedenfalls grundsätzlich großes Potenzial in der Kooperation mit Startups”, erklärt die Innovation Managerin.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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