05.02.2020

2020: Eine Bank schafft das Papier-Sparbuch ab und gilt als “Vorreiter”

Dass das klassische Papier-Sparbuch heute weder Sparern noch Banken (rational gesehen) relevante Vorteile bringt, ist inzwischen bekannt. Die Hypo NÖ rang sich nun als erste größere heimische Bank dazu durch, es abzuschaffen. Doch man ist mit Digitalisierungs-Angst konfrontiert.
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Hypo NÖ schafft das Papier-Sparbuch ab und gilt als Vorreiter
(c) Adobe Stock - Andre Bonn

Wir schreiben das Jahr 2020. Noch liegen Millionen und Abermillionen von Euros auf Sparbüchern in den Safes und “Geheimverstecken” des Landes – besonders bei der älteren Bevölkerung. Doch das Papier-Sparbuch hat seine beste Zeit lange hinter sich. Berichte, wonach Kunden in den heimischen Banken sehr aktiv von der Eröffnung eines Sparbuchs abgeraten wird, kursierten zuletzt in den Medien.

Die Bankberater können dies mit gutem Gewissen tun: Der 0 Prozent-Leitzins der EZB kombiniert mit der Inflation lässt Sparbuch-Sparer de facto Geld verlieren. Hinzu kommt die Gefahr, das Passwort zu vergessen bzw. das Sparbuch und damit auch das Geld zu verlieren. Und auch die Banken verdienen mit dem Papier-Sparbuch kaum etwas bis nichts. Sie müssen sogar an jedem einzelnen Schalter spezielle (veraltete) Drucker dafür betreiben.

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Hypo NÖ schafft Papier-Sparbuch ab und wird zum “Vorreiter” erklärt

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die erste größere heimische Bank sich traut, das kleine Heftchen abzuschaffen. Diesen Schritt hat nun die Hypo NÖ gemacht. Wohlgemerkt geht man dabei sehr vorsichtig vor – man will ja keine Bestandskunden vor den Kopf stoßen. Bestehende Papier-Sparbücher laufen weiter. Bei Neueröffnung gibt es nun aber ein “Spar-Konto” mit Plastik-Karte. Das berichten die Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) und nennen die Hypo NÖ dabei einen “Vorreiter”. Denn mehrere andere große Banken hätten auf Anfrage erwidert, noch keine derartigen Pläne zu haben. Und das durchaus berechtigt: Die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien habe etwa im Jahr 2019 allein in Niederösterreich noch fast 180.000 Sparbücher ausgegeben.

“Bedrohung” für die ältere Bevölkerung

Dass die Zuschreibung einer Vorreiter-Rolle in dieser Sache im Jahr 2020 in Österreich tatsächlich gerechtfertigt ist, zeigt auch der öffentliche und mediale Widerstand gegen den Schritt der Hypo NÖ, den ebenfalls die NÖN liefert. Dort titelt man in einem von vielen regionalen Folgeartikeln etwa: “Digital statt Papier: Sparbuch droht nun das Aus”. Dass es sich um eine “Bedrohung” handelt, wird also schon vorweggenommen. Dazu befragten die niederösterreichischen Bezirksredaktionen Pensionistenvertreter.

Der Succus: Es herrscht in der älteren Bevölkerung große Angst vor der “Digitalisierung” in Form eines Wechsels von Papier-Sparbuch zu Plastik-Karte (mit optionalem E-Banking-Angebot). “Was machen dann die älteren Menschen, die keinen Computer besitzen, nichts mit der Digitalisierung anfangen können?”, fragt etwa ein Pensionistenvertreter aus dem Bezirk Horn. Einer aus Krems sorgt sich um die Probleme, die andere Anlageformen mit sich bringen: “Unsere Klientel ist ja nicht so begütert, dass sie spekulieren kann”.

Das Papier-Sparbuch als Symbol der Digitalisierungs-Angst

Aus rationaler Sicht zeigen diese Aussagen vor allem eines: Es mangelt (vorwiegend in der älteren Bevölkerung) an simplem Wissen. Schließlich kann man ja auch mit einer Plastik-Karte zum Bankschalter gehen, um Bargeld zu beheben, wenn man sogar vor dem Bankomaten Angst hat. Das Beispiel steht stellvertretend für viele Digitalisierungs-Ängste in der (nicht nur älteren) Bevölkerung. Umstellungen, die einem eigentlich das Leben leichter machen, werden als Bedrohung wahrgenommen, weil die Bereitschaft fehlt, sich auch nur minimal zu informieren. Diese Bereitschaft kann aber auch von offizieller Seite gefördert werden – das machen etwa die skandinavischen Länder vor. Mit einem derartigen Ansatz (der etwa mit fit4internet zumindest versuchsweise schon besteht) könnte man hierzulande vielleicht auch bei anderen Digitalisierungsfragen weiter kommen.

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Die liebe Not mit AI-Act und anderen regulatorischen Anforderungen für Unternehmen in Österreich und der EU prägt die aktuelle Standort-Diskussion wie kaum ein anderes Thema. Dass man sich diese bürokratischen Hürden auch zu Nutzen machen und dabei anderen Unternehmen helfen kann, will das Wiener Startup Daiki beweisen – brutkasten berichtete bereits im Oktober über ein Millioneninvestment.

Zentrale Anwendung zur KI-Überwachung

Daiki launchte nun seine AI-Registry, wie das Startup heute bekanntgab. Die Anwendung, die über ein SaaS-Modell vertrieben wird, dokumentiert und überwacht sämtliche KI-Systeme, die im Unternehmen genutzt werden. Sie soll dabei einen umfassenden Überblick über KI-Risiken und Compliance schaffen, für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sorgen und klare Insights zur Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit der genutzten Systeme liefern.

“Detaillierter Katalog der KI-Systeme und -Modelle”

“Die KI-Registry ermöglicht es Unternehmen, einen detaillierten Katalog der KI-Systeme und -Modelle zu erstellen, die ihr Team verwendet oder entwickelt, indem es Vorlagen für gängige Modelle verwendet oder eigene Systembeschreibungen erstellt”, heißt es vom Startup. Nach der Fertigstellung erhielten Unternehmen ein Feedback von Daiki mit konkreten Verpflichtungen und Empfehlungen für das Qualitätsmanagement durch automatisches Benchmarking und die Überprüfung der Einhaltung durch Experten. Nach erfolgreicher Überprüfung erhalten die Unternehmen einen “trustworthiness score”.

Daiki-System auch für Unternehmen mit hohem Risiko laut AI-Act

Nicht nur reine Anwender, sondern auch Unternehmen, die gemäß EU-AI-Act als “Bereitsteller und Anbieter von KI-Systemen” mit hohem Risiko eingestuft werden, könnten mithilfe der AI-Registry alle regulatorischen Anforderungen erfüllen, betont man bei Daiki.

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