09.08.2022

Horus Case: Ehemaliges 2Min2Mio-Startup meldete Konkurs an

Horus Case wollte mit seiner nachhaltigen Privacy-Handyhülle durchstarten. Eine Reihe von Problemen führte letztlich zum Konkurs.
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Die Horus Case-Gründer Christian Pittner und Oliver Wimmer beim 2 Minuten 2 Millionen-Pitch
(c) PULS 4 / Gerry Frank: Die Horus Case-Gründer Christian Pittner und Oliver Wimmer beim 2 Minuten 2 Millionen-Pitch

Es war wohl eines der ersten Corona-Opfer in der heimischen Startup-Szene: Anfang März 2020 -etwa zwei Wochen vor dem ersten Lockdown, trat Horus Case bei 2 Minuten 2 Millionen auf (bei der Show-Aufzeichnung im Herbst davor lief es übrigens alles andere als glatt). Das dort präsentierte Produkt, eine aus nachhaltigem Material hergestellte Handyhülle mit einem Schieber, der die Kamera verdecken kann, hätte das Grazer Startup dann Corona-bedingt fast nicht mehr rechtzeitig vom Produktionspartner in China geliefert bekommen. Es ging mit der Lieferung gerade nochmal alles gut, wie die Gründer damals dem brutkasten erzählten.

“Wir haben aufs falsche Pferd gesetzt”

Doch die Erleichterung dauerte nicht lange an. “Wir haben aus falsche Pferd gesetzt, nämlich auf Einzelhändler”, erklärt Co-Founder Oliver Wimmer heute: “Wegen Corona ist uns ein großer Einzelhändler abgesprungen. Wegen einer Vertragsklausel konnte er die Ware zum selben Preis zurückgeben. Wir als Startup mussten fünf Monate nach der Zahlung eine riesige Summe zurückzahlen, das ist sich aber nicht mehr ausgegangen. Für andere Marketing-Kanäle reichte das Geld nicht”. Dieser Prozess habe dann mehr als ein Jahr gedauert. “Inzwischen war das Handymodell, für das wir die Hülle entwickelt hatten, nicht mehr aktuell. Und wir waren nicht liquide genug, um neue Hülle zu entwickeln”, so Wimmer.

Horus Case meldete im Juli Konkurs an

Wie auch Angaben des Kreditschutzverbands KSV1870 zu entnehmen ist, meldete das Unternehmen nun im Juli endgültig Konkurs an. Noch 2020 hatte Mitgründer Christian Pittner das Unternehmen verlassen. Er gründete dann den Startup-Onlineshop Shöpy, der später auf 42things umbenannt und schließlich an Niceshops verkauft wurde. Oliver Wimmer startete mit dem Zwei-Hauben-Küche-Kantinen-Lieferservice Ambro in Graz inzwischen auch ein neues Business. Und ein weiteres sei im Aufbau, verrät er dem brutkasten.

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Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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