27.11.2018

Blockchain: Usecases zwischen Rolex und Echtzeit-Besteuerung

Beim Horizonte Blockchain Summit wurden Schnittpunkte und Anwendungsfälle für die Blockchain, Internet of Things und AI diskutiert. Im Fokus standen Projekte um die Supply Chain, biometrische Daten, Tax Regulation & Energieversorgung.
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Horizonte Blockchain Summit
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Beim Horizonte Blockchain Summit der Außenwirtschaft Austria wurde diskutiert, wie die Blockchain, das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz als Technologien in Zukunft zusammenwirken werden, um neue Geschäftsmodelle in verschiedenen Branchen zu ermöglichen. Stattgefunden hat das Event im Julius-Raab-Saal der WKO. Aufgrund des großen Andrangs wurde in einem weiteren Saal ein Live-Stream der Vorträge und Podiumsdiskussion übertragen.

Die Begrüßung und Anmoderation übernahmen Michael Otter von der Außenwirtschaft Austria und Shermin Voshmgir als Direktorin des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie der WU Wien. Voshmgir nannte mit Datensicherheit, Transparenz und dem Buzzword Web 3.0 dann auch die wichtigen Diskussionsfelder des Abends, die entlang der Geschäftsmodelle besprochen worden sind.

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Biased Data und Digital Identity beim Horizonte Blockchain Summit

Im Keynote-Vortrag und in der Podiumsdiskussion danach ging es dann auch um die rechtlichen Rahmenbedingungen für den technologischen Fortschritt. Anhand von Beispielen wie biometrischen Daten und Digital Identity wurde auf die Gefahren hingewiesen, wenn Algorithmen beispielsweise im Recruiting eingesetzt werden und auf Datenbasis Entscheidungen fällen. Es kam hier ein Fall zur Sprache, wo ein AI Recruitment-System von Amazon in der Entwicklung sich selbst fehlerhafte Entscheidungen anhand des Geschlechts beigebracht hatte. Folgerichtig wurde das System vor Live-Gang eingestampft.

Keynote-Speakerin Rumman Chowdhury von Accenture sprach aber auch von der umgekehrten Gefahr, wenn Menschen die letzte Entscheidung treffen, aber datenbasierte Entscheidungen ihrem eigenen Wissens- & Erfahrungsschatz unterordnen und so auf ihren eigenen Datenbias zurückfallen.

“What we need is not only transparency but agency”

Es bestand Einigkeit darüber, dass diese offenen Rechtsfragen mit der technologischen Entwicklung selbst geklärt werden müssen. Chowdhury führte vor Augen, dass selbst Branchenriesen wie Facebook die Problemfelder – entlang der Debatten um Wahlmanipulation und inhaltlicher Polarisierung durch Algorithmen – mittlerweile erkannt hätten und ernst nehmen.

Sie brachte es auf den Punkt mit der Aussage “what we need is not only transparency but agency”. Wo die Blockchain der erste Schritt ist, um Transparenz zu gewährleisten und Länder wie Norwegen oder Estland im Governance-Bereich Vorreiter-Rollen einnehmen, muss am Ende des Tages auch die Möglichkeit bestehen, in die Daten einzugreifen – “take action”. Folgerichtig sagte sie dann auch: “if we can’t build trust into the system, nobody will adapt to it”.

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“Let’s bring the Blockchain to physical objects”

Tom Fürstner – Gründer und CTO von Riddle & Code – nannte dann auch konkrete Anwendungsfälle seines eigenen Unternehmens für die technologische Konvergenz. Er hatte hauseigene Chips dabei, die man beispielsweise in Luxusprodukte wie Uhren einbauen könnte, um ihre Supply Chain von den Produktionsstätten an über den Einzelhandel bis hin zum Endkonsumenten zu verfolgen.

So wäre es in Zukunft damit möglich genau festzustellen, wo und wie Produkte hergestellt werden, wann sie erstmalig verkauft worden sind und wie sie dann auch im Folgenden weiterverkauft werden. Damit könne dann einerseits gewährleistet werden, dass es sich bei Produkten tatsächlich um Originale handelt, aber andrerseits werden auch die Arbeitsbedingungen und das Entstehen der Produkte verfolgt. Die Rolex-Uhr, die von sich selbst sagen kann, “I was sold two times in Switzerland”, sorgte für Erheiterung im Raum.

Er nennt eine solche Verfolgung der Supply Chain als besondere Chance für kleinere Unternehmen, die hochwertige Produkte verkaufen und mit fairen Arbeitsbedingungen, Löhnen, lokaler Produktion sowie Ressourcenschonung werben.

Smart Contracts für den Energiemarkt

Als Vertreterin eines Startups im Energiemarkt diskutierte Sebnem Rusitschka mit. Die Gründerin von freeel.io entwickelt Apps für Solarsysteme. Unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz und Blockchain-Tokens werden Daten gesammelt und ausgewertet, um den Energieverbrauch und -einsatz der Systeme zu messen und in Zukunft auch automatisch zu steuern. Damit würde es in Zukunft möglich werden, energieeffiziente Systeme auch an entlegenen Orten wie in Afrika bereitzustellen und dort eine autarke Energieversorgung herzustellen, bei der die Verschwendung minimiert wird. Freeel.io ist hier an einem ersten Pilotprojekt beteiligt, bei dem Solarsysteme für bis zu 40 Familien in Gebiete geliefert werden, die sonst keinen Anschluss an eine elektrische Energieversorgung haben.

Auch im Feld Smart Home und in der Ausstattung privater Haushalte mit erneuerbaren Energien sei die Blockchain in Kombination mit künstlicher Intelligenz ein Schlüssel, um die Energieversorgung effizient zu gestalten – das System lernt sich selbst zu steuern und entsprechend der eigenen Verbrauchsgewohnheiten anzupassen.

Die Energieversorgung im Ganzen könne auf der Basis von Smart Contracts viel besser koordiniert werden und die Infrastruktur dahinter wird mit der Blockchain dezentralisiert. Für den einfachen Privathaushalt hieße das, mit einem Klick den Anbieter zu wechseln und so selbst Energie und Geld einzusparen oder auf ökologisch gerechte Energieversorgung umzustellen.

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Digitale Steuern und Transparenz in Norwegen

Zuletzt wurde das große Feld der Tax Regulation besprochen. Der Steuerrechts-Professor Jeffrey Owens von der WU Wien führte vor Augen, wie abhängig das jetzige Steuersystem noch von zentralisierten, meist papiergetriebenen Institutionen sei. Besonders in diesem Feld seien auch die Bedenken der Beteiligten groß. Dabei würden Staaten wie Norwegen vormachen, wie sich mit der Hilfe dezentralisierter, digitaler und transparenter Systeme nicht nur Kosten für das Steuersystem reduzieren ließen, sondern auch Transparenz hergestellt wird. Seit 2016 sind die Steuerdaten in Norwegen öffentlich. Nachbarn wissen voneinander, wie viel sie verdienen, so sie es möchten.

Echtzeit-Besteuerung spart fünf Jahre Verzögerung

Unabhängig davon, ob das erwünscht sei, kann ein blockchain-basiertes Steuersystem dem Staat fünf Jahre Verzögerung ersparen, denn ein dezentralisiertes, digitales Steuersystem kann bis hin zu einer Echtzeit-Besteuerung für Unternehmen reichen. Korruption und Steuerhinterziehung könnten somit minimiert bis ausgeschaltet werden. Owens stellt einen Vergleich an: “it’s like asking the turkey to come to thanks-giving”. Der Raum tobt. Für Owens sei es dazu wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten, denn leider würden die wenigsten dieses Potential überhaupt erahnen, so sie denn überhaupt wissen, was die Blockchain ist. Darin sind sich alle Diskutierenden einig und dafür hat der Horizonte Blockchain Summit ja auch geworben.

Nach der Podiumsdiskussion werden noch Fragen gestellt. Es wird interessiert nachgehakt, teils werden auch Zweifel geäußert, aber die Grundstimmung ist positiv. Der Abend endet mit Networking am Buffet bei Getränken.


Forschungsinstitut für Kryptoökonomie an der WU Wien

Riddle & Code

Freeel.io

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Ron Melz (Co-Founder & Managing Director), Thomas Müller (Co-Founder & Chief Technology Officer), Martin Stötzel (Co-Founder & Executive Lead of Product and Marketing) | Foto: © SPiNE

Die Corporate-Venture-Capital-Einheit des Energieanbieters VERBUND – VERBUND X Ventures – führt die Finanzierungsrunde des Münchner Startups SPiNE an. Insgesamt wurde in dieser Runde Kapital in Höhe von 1,5 Millionen Euro aufgestellt. Ein weiterer Co-Lead-Investor ist Bayern Kapital.

Das Startup SPiNE wurde 2024 in München gegründet und will die Infrastruktur von Smart-Metern für netzdienliche und marktdienliche Energieanwendungen nutzen. Damit soll “sichere, saubere und kostengünstige Energieversorgung für Endkunden” ermöglicht werden, wie VERBUND in einer Aussendung schreibt. Auf ihrer Website bezeichnet sich SPiNE selbst als “App-Store für Ihre Energie-Anwendungen”.

SPiNE als Schnittstelle für Energiemanagement

Konkret ist das Kernstück von SPiNE eine Middleware-Plattform, die als zentrale Schnittstelle die Kommunikation und Steuerung von Energiemanagement-Systemen effizient ermöglicht. Die Plattform funktioniert unabhängig von der Hardware und ist daher mit den Geräten und Systemen von unterschiedlichen Herstellern kompatibel. Dadurch ist sie leicht in bestehende Infrastrukturen integrierbar und kann dort Verbrauchseinrichtungen steuern, Flexibilitätspotenziale durch dynamische Stromtarife nutzen, sowie Messdaten auslesen und verarbeiten. Mit seinem Device Control Center kann SPiNE außerdem ein Monitoring- und Managementsystem für Smart Meter Gateways bieten.

Co-Founder Ron Melz sagt dazu: “Wir stehen an der Schwelle einer umfassenden Digitalisierung der Energiewirtschaft. Unsere cybersicheren Lösungen helfen dabei, Smart Meter nicht nur als Messgerät zu nutzen sondern als zentrale Komponente für ein flexibles und zukunftssicheres Energiesystem. Wir freuen uns mit der Unterstützung unserer Investoren diesen Wandel aktiv mitgestalten zu können.” Mit der neuen Finanzierungsrunde plant SPiNE, sein Wachstum zu beschleunigen, das Team zu vergrößern und seine Position am Markt weiter auszubauen.

Gründerteam zentral für Investment-Entscheidung

die Weboberfläche der SPiNE-Plattform

Für VERBUND-X-Ventures-Geschäftsführer Franz Zöchbauer war auch das Gründerteam um Martin Stötzel, Ron Melz und Thomas Müller entscheidend: “Ein starkes Gründerteam ist der Schlüssel für den Erfolg eines Startups, und bei SPiNE haben wir genau das gefunden. Die Gründer verfügen über langjährige Erfahrung in der Softwareentwicklung für Smart Grids und Energiemanagement und sind hervorragend in der Energiebranche vernetzt. Diese Expertise und ihr tiefes Verständnis der Energiewirtschaft machen SPiNE zu einem zukunftsweisenden Akteur in der digitalen Transformation der Branche. Wir freuen uns, sie auf diesem Weg zu begleiten.”

VERBUND-CEO Michael Strugl sieht das Investment als Weiterführung der Unternehmensstrategie: “Mit unserem Investment in SPiNE unterstützen wir eine zukunftsweisende Technologie, die nicht nur die Effizienz des Energieverbrauchs verbessert, sondern auch zur Netzstabilität beiträgt. SPiNE optimiert die vorhandene Smart-Meter-Infrastruktur und legt damit die Grundlage für ein effizienteres und sichereres Energiesystem.”

Stark wachsender Markt

Der Markt für Energiemanagement-Systeme wächst in Europa derzeit stark. Bis 2030 wird seine Größe auf knapp 30 Milliarden Euro geschätzt. In Deutschland wird etwa auch die Ausstattung mit Smart Metern gesetzlich vorangetrieben. VERBUND zufolge sind die Lösungen von SPiNE dabei besonders skalierbar, da sie mit bestehender Infrastruktur kompatibel sind.

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