05.08.2022

Holloid: Wie ein Wiener Startup mit einem neuen Verfahren Mikroorganismen sichtbar macht

Das Wiener Startup Holloid ermöglicht eine Echtzeit-3D-Bildgebung und Messung von Bakterien, Algen, Hefen und Mikroplastik. Im Interview spricht CEO & Co-Founder Marcus Lebesmühlbacher über die Potenziale der Technologie und welches Geschäftsmodell das Startup verfolgt.
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Holloid
Holloid Co-Founder Marcus Lebesmühlbacher | (c) Holloid

Holloid wurde als ein Spin-Off der Boku Wien gegründet und möchte künftig mit einem eigens entwickelten Verfahren die Pharma- und Lebensmittelerzeugung verlässlicher und günstiger machen. Zum Einsatz kommt dabei eine Echtzeit-3D-Bildgebung (holographische Mikroskopie), die eine Messungen von Bakterien, Algen, Hefen aber auch Mikroplastik ermöglicht. Insgesamt stecken rund zehn Jahre Entwicklungszeit in der Technologie, die nun zu einem skalierbaren Produkt weiterentwickelt wurde. Mittelfristig möchte das Startup seine Technologie dazu nutzen, um die großen Herausforderungen der Klimakrise zu lösen. Mehr darüber hat uns CEO & Co-Founder Marcus Lebesmühlbacher im Interview erzählt.


Welches Problem löst ihr mit eurer Technologie? 

Lebesmühlbacher: Stell dir vor du kommst gerade von der Covid-Impfung. Du willst dich vielleicht mit einem Bier und einem Burger, egal ob normal oder mit Fleisch, stärken. Das Getränk kommt im biologisch abbaubaren Becher. In der Produktion all dieser erwähnten Produkte (Impfstoff, Bier, Laibchen im Burger, Kunststoff) spielen Mikroorganismen eine bedeutende Rolle. Je besser wir diese Mikroorganismen überwachen können, desto effizienter können wir gesunde und nachhaltige Produkte herstellen.

Ähnlich ist es in der Umwelt: es gibt gute Gründe die Blaualgen und das Mikroplastik in der Donau und vieles andere zu analysieren. 

In Produktionsprozessen in der Lebensmittelindustrie, in der Pharmaerzeugung oder im Umweltmonitoring müssen oft das Vorhandensein, die Art und der Zustand von Mikroorganismen und Mikropartikeln kontrolliert werden. Bestehende arbeitsintensive Analysemethoden bieten aber nur beschränkte Einblicke. Holloids Technologie liefert Daten zu tausenden Mikroorganismen automatisiert.

Wie viel Entwicklungszeit steckt in eurem Verfahren zur holographischen Mikroskopie? 

Lebesmühlbacher: Dr. Peter van Oostrum, der Erfinder unserer Technologie, arbeitet gemeinsam mit Prof. Dr. Erik Reimhult seit mehr als zehn Jahren als leitender Forscher an seiner großen Leidenschaft, der holografischen Mikroskopie. Gemeinsam mit Mitgründerin Dr. Pinar Frank und einem wachsenden Team entwickeln sie seit eineinhalb Jahren ein skalierbares Produkt.

Die Anwendungsfelder der Technologie | (c) Holloid

Über welche Kompetenzen verfügt ihr im Team? 

Lebesmühlbacher: Mit den beiden Erfindern und Pinar Franks Leitungserfahrung als Mikroskopie-Entwicklerin in anderen Startups haben wir eine starke Kompetenz für unsere Kerntechnologie im Gründerteam. Diese wird durch Marcus Lebesmühlbachers Erfahrung im Venture Capital und in Startups, sowie durch Dr. Franks Track-Record im technischen Vertrieb und Prof. Reimhult als mehrfachem Gründer (zuletzt BrightComSol GmbH) ergänzt. Weitere Physiker:innen, Expert:innen für Bilderkennungs-Software und ein Hardware-Engineer sorgten in den letzten Monaten für rasche Fortschritte bei der Produktentwicklung.

Die acht Teammitglieder stammen aus sieben unterschiedlichen europäischen Ländern. Wir sind weiter auf Wachstumskurs und freuen uns über Initiativbewerbungen – unter anderem von Mikrobiologen mit Branchenerfahrung oder Softwareentwickler:innen.

Das Team von Holloid | (c) Holloid

Wie habt ihr das Unternehmen bislang finanziert und welches Geschäftsmodell verfolgt ihr?

Lebesmühlbacher: Bisher haben wir unser Unternehmen mit dem Eigenkapital der Gründer (Skin in the Game), Förderungen wie aws Pre-Seed, WAW Innovation, aws Innovationsschutz und mit Preisgeldern finanziert. Wir sind also noch 100 Prozent in Gründerhand, sind aber im Austausch mit passenden internationalen VCs um unsere weitere Produktentwicklung und Skalierung rascher voranzutreiben. 

Unser Geschäftsmodell ist eine Cloud-basierte SaaS-Lösung für das Inline-Monitoring mit einer Hardwarekomponente bei den Anwender:innen. Das heißt, wir verkaufen Geräte und dazu die Analysen als Software-as-a-Service. Das senkt die Einstiegshürde für unsere Kund:innen und verlagert die Cashflows dorthin, wo wir den Wert generieren. 

Wie sieht der Markt für eure Lösung aus und wie unterscheidet ihr euch von anderen Mitbewerber:innen am Markt? 

Lebesmühlbacher: Holloids Lösung adressiert ein stark wachsendes Marktsegment von mehr als acht Milliarden Euro für die Qualitätssicherung und Analysen in so unterschiedlichen Branchen wie Lebensmittel- und Getränkeproduktion, Umweltüberwachung, Energiequellen und pharmazeutischer Produktion. Derzeit konzentrieren wir uns auf die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, während wir auch Anfragen darüber hinaus erhalten und bedienen.

Holloid unterscheidet sich von seinen Mitbewerber:innen durch mehr Informationen mit höherem Durchsatz und weniger manueller Arbeit. Die nächsten Mitbewerber:innen analysieren Partikel anderer Größe, mit geringerem Durchsatz und ohne Bewegungen sehen zu können. 

Die SaaS-Lösung des Startups | (c) Holloid

Wer zählt zu euren Kund:innen und wo kommt die Technologie bereits zum Einsatz? 

Lebesmühlbacher: Unsere Geräte finden sich derzeit bei zahlenden Kund:innen in Bioreaktoren zur Zucht von Mikroalgen und an Universitäten zur Überwachung von Sedimenten in der Umwelt.

Mittelfristig tragen wir dazu bei, einige der größten Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Dazu gehören der notwendige Wechsel zu nicht-tierischen Proteinquellen, der Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien, eine steigende Nachfrage nach Impfstoffen und anderen pharmazeutischen Produkten, sowie konsequenter Umweltschutz.

Welche weiteren Wachstumsschritte verfolgt ihr?

Lebesmühlbacher: Die nächsten technischen Schritte für Holloid beinhalten die Skalierbarkeit unserer Hardware und die Erweiterung unserer Datenbanken, indem wir unseren Algorithmus mit mikrobiologischen Proben trainieren. Bei diesen Entwicklungen arbeiten wir eng mit unseren Kund:innen zusammen. Finanzierung über Förderungen und ein Venture Capital Investment, sowie Recruiting von hochqualifizierten MitarbeiterInnen sind natürlich Dauerthemen. Marktseitig sind wir in der angenehmen Position, dass sowohl Anwender:innen als auch Equipment-Hersteller:innen dringenden Bedarf an unserer Lösung zeigen.


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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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