09.05.2022

“Höhle der Löwen”: Österreichisches Startup bekommt Geld geschenkt

In dieser Folge der "Höhle der Löwen" gab es märchenhaftes Superdfood, Musik für blinde Personen und Hunde-Marmelade. Zudem fiel ein österreichisches Startup besonders auf.
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Höhle der Löwen, Netzbeweis, Hass im Netz,
(c) RTL/Bernd-Michael Maurer -(v.l.n.r.) Michael Lanzinger, Katharina Bisset, Philipp Omenitsch und Thomas Schreiber können mit Netzbeweis rechtswirksame Screenshots gegen Hass im Netz generieren.

Die ersten in der “Höhle der Löwen” waren Stefan Sube und Frederik Podzuweit. Sie haben ein Audiogerät entwickelt, mit dem gehörlose Menschen in der Lage sind, Musik wahrzunehmen: deep.one.

Deep.one in der “Höhle der Löwen”

“Dafür muss man Musik in starke Vibration übersetzen. Besonders wichtig ist es, wo sie sich am Körper befindet. Nämlich am Nacken und im Brustmuskel”, erklärten sie ihr Produkt. Gemeinsam baute das Founder-Duo einen inzwischen serienfähigen Prototyp, der den Bass fühlbar macht.

Dafür wird der Tieftonanteil eines Audiosignals auf Vibration-Pads im Nacken und auf der Brust überspielt. Per Bluetooth ist deep.one dann mit einem Ausgabegerät gekoppelt.

Höhle der Löwen, deep.one, Gehörlose, Musk für Gehörlose, Musik für taube
(c) RTL/Bernd-Michael Maurer – V.l.: Stefan Mittnik, Frederik Podzuweit und Stefan Sube präsentierten mit deep.one einen werablen Subwoofer.

Neben gehörlosen Menschen haben die Gründer auch weitere Zielgruppen im Auge: “Gerade für Gamer ist der deep.one ein tolles Device, denn sie können so noch tiefer in ihre Spielwelt eintauchen. Das Gleiche gilt fürs Filme schauen”, strich Sube hervor.

Um den Entertainment-Markt zu erobern, benötigten die drei Gründer ein Investment von 200.000 Euro und boten dafür zehn Prozent Firmenanteile.

Ein Löwe ist anders…

Nach dem Pitch war Judith Williams hin und weg von dem Gerät, Carsten Maschmeyer meinte, man würde von 2D auf 3D wechseln und Musik spüren. Auch Ralf Dümmel zeigte sich hoch beeindruckt und dachte bereits an den Gaming-Markt. Nico Rosberg legte gar eine Tanzeinlage ein und nannte deep.one sensationell. Am Ende meinte jedoch Wunsch-Investor Georg Kofler, dass er gar nicht so “geflasht” sei, wie seine Kollegen. Ließ sich aber überzeugen, dass es besonders für Gamer eine Weiterentwicklung des Spiel-Erlebnisses sei.

Nach einer kurzen lauten Gedankenwelt bot der Südtiroler 200.000 Euro für 25 Prozent. Dies war den Gründern zu viel und sie schlugen 16 Prozent vor. Kofler allerdings blieb bei seiner Forderung. Die Gründer gaben sich einen Ruck. Deal für deep.one.

Hundemarmelade für die Löwen

Als nächstes schritt Stevi Page mit ihrer Dalmatiner-Hündin Schnücks in die “Höhle der Löwen”. Sie möchte mit ihrer Hundemarmelade Menschen und Hunde noch viel näher zusammenbringen. Als vor zwei Jahren ihr Hund Quintus verstarb, verließ die Marketing-Expertin und Grafikerin die Lebensfreude.

Dann allerdings zog Welpe Schnücks ein und ist seitdem nicht mehr aus dem Leben der Gründerin und ihrem Mann wegzudenken. Ihre Produkte sind deswegen die logische Konsequenz aus dieser neuen Beziehung, wie sie sagt.

Höhle der Löwen
(c) RTL/Bernd-Michael Maurer – Stevi Page hat mit Stevi & Schnück´s Frühstück für Hunde entwickelt.

“Ich habe das Frühstück für den Hund erfunden. Mit Kaffee, Brot und Marmelade”, erklärte sie beim Auftritt im TV. Beim gemeinsamen Erdbeermarmelade-Einkochen vor zwei Jahren fiel der Founderin auf, dass sie diesen süßen Brotaufstrich mit Zucker nicht mit ihrem Hund teilen kann. Deshalb die Idee zur Hundemarmelade.

Einhorn & Bratwurst

Sie entwickelte Rezeptur, Design und Marke für ihre Produkte, dabei war ihr besonders wichtig, dass es gesund und ökologisch ist. Stevi & Schnücks Hundemarmelade gibt es in vier Sorten (Einhorn, Bratwurst, Weißwurst & Liebe) und sie kommt ohne Zucker, Salz oder Konservierungsstoffe aus.

Neben der Marmelade bietet Page zudem eine glutenfreie Hundebrotbackmischung im Glas und den Instant-Hundekaffee “Wau Cino”, “Latte Wuffiato” oder “Chai Bello” aus Fleischknochenmehl und gemahlenem Kürbis an. Für ihre Produktion benötigte sie neben einem Investment von 60.000 Euro einen Löwen mit Verhandlungsgeschick und Netzwerk. Dafür bot sie 20 Prozent ihrer noch zu gründenden Firma.

Da die Gründerin meinte, auch Menschen könnten das Futter essen, kosteten die Löwen und zeigten sich wenig begeistert. Kofler hatte zudem ein Problem mit der Vermenschlichung des Hundes. Auch der Rest wollte sich nicht in den Tierfuttermarkt wagen. Kein Deal für Stevi & Schnücks.

Netzbeweis aus Wien in der Startup-Show

Die nächsten in der “Höhle der Löwen” waren die Rechtsanwält:innen Katharina Bisset, Michael Lanzinger sowie die Techniker Philipp Omenitsch und Thomas Schreiber. Die vier Österreicher wollen Hass im Netz gerichtlich keine Chance geben.

So ziemlich jeder ist heutzutage auf den Social-Media-Kanälen unterwegs, jedoch gibt es dabei einen Makel: “Hasskommentare sind die dunkle Seite des Internets. Wir stehen vor dem Problem, dass Leute in einem vermeintlich anonymen Raum Dinge schreiben und posten, die sie in der Realität niemals schreiben oder sagen würden”, warnten die Juristen.

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(c) RTL/Bernd-Michael Maurer – Michael Lanzinger (l.), Katharina Bisset, Philipp Omenitsch und Thomas Schreiber haben einen merkwürdigen Auftritt in der Löwenhöhle hingelegt.

Die aktuellen Beispiele aus dem Web, die die Gründer:innen dafür mitgebracht haben, zeigten sich erschreckend: Hasskommentare, Cybermobbing und darüber hinaus. Der Hass im Netz sei allgegenwärtig.

Ein Viertel der User erlebt Hass im Netz

“Rund ein Viertel der Internetnutzer waren Hass bereits einmal ausgesetzt“, erklärte Omenitsch. “Das hat schlimme Folgen: Es kann Schlafstörungen auslösen, bis hin zu dem Gedanken, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen.”

Betroffene würden regelmäßig die Anwälte konsultieren, jedoch: “In der Praxis haben wir ein Beweisproblem”, erklärte Bisset. „”Sie kommen mit Screenshots, auf denen z.B. nicht die ganze Konversation zu sehen ist. Oder auch nicht, wann und wo diese rechtswidrigen Postings getätigt wurden. Aber das sind oft genau die wichtigen Informationen, die wir vor Gericht brauchen, um Beweise durchzusetzen.”

Als Konsequenz kommen die Täter häufig davon. Und genau hier setzt ihr Startup NetzBeweis an, denn die Software sichert Beweise von Hass im Netz, die somit leichter vor der Polizei oder dem Gericht durchgesetzt werden können. Alles, was der oder die Betroffene dafür tun muss, ist den Link des zu meldenden Posts zu kopieren und auf der Website einzufügen.

Alle relevanten Infos

NetzBeweis generiert einen Screenshot, der in einem Bericht mit weiteren rechtlichen relevanten Informationen festgehalten wird und per Mail an den User geht. “Das Dokument ist elektronisch signiert und kann deswegen im Nachhinein nicht verändert werden”, erklärt Thomas. Für ihr Unternehmen benötigten die Gründer ein Investment von 90.000 Euro für 15 Prozent Firmenanteile.

“Stirb du fette Sau”

Während dem Pitch wurde Williams gebeten, ein paar der realen Hasskommentare vorzulesen, um einen Eindruck zu vermitteln, worum es den Gründern geht. “Stirb du fette Sau”, “So wie du rumläufst, willst du doch begrapscht werden”, “Kann der Alten nicht wer in den Kopf schießen?”, “Ich bin dafür, die Gaskammern zu eröffnen und die Brut wieder reinzustecken” waren einige der Zeilen, die User tatsächlich im Netz geschrieben haben.

Für die Löw:innen wurde bei allem Lob und Zustimmung zum Problem, dass die vier Founder:innen meinten, dass sie weiterhin Anwälte bleiben würden, selbst, wenn Netzbeweis erfolgreich werden würde. Als mit Nils Glagau sich der vierte Löwe zu verabschieden drohte, nahm ihn Maschmeyer mit nach hinten zur Beratung.

Danach meinte jener, Netzbeweis wäre zwar kein Investment-Case für VCs, aber wenn man nur einen Suizid oder eine Depression verhindern könnte, wäre das lohnend. Deshalb überreichte er den Wienern gemeinsam mit Glaugau einen Scheck über 90.000 Euro für 15 Prozent. Danach spendete Rosberg 10.000 Euro. Deal für Netzbeweis.

Uready in der Löwenhöhle

Es folgt der gelernte Industriemechaniker Oguzhan Albayrak in der “Höhle der Löwen”. Er ist leidenschaftlicher Sportler und wurde u.a. in der Saison 1997/98 als Running Back im American Football Meister. Außerdem entwickelt und tüftelt der 44-Jährige gerne.

“Ich bin mit einem Erfindergeist gesegnet. Ich habe eine enorme Fantasie, und dank meiner sportlichen Erfahrung und technischen Ausbildung kann ich innovative Produkte auf den Markt bringen”, sagte er. Ein Beispiel: das Lauf-E-Trike uready.

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(c) RTL/Bernd-Michael Maurer – Oguzhan Albayrak zeigte in der “Höhle der Löwen” mit uready seine Version eines Lauf-E-Bike-Hybrids her.

“Vor der Geburt meines Sohnes 2020 habe ich etwas zugelegt”, gestand Albayrak den Löwen. Um wieder fitter zu werden, begann er wieder zu laufen. “Aber wieder ins Training zukommen war schwer, und nach kurzer Zeit haben mir die Gelenke und Sehnen weh getan. Und wenn das schon mir als Sportler so geht, wie geht es dann erst untrainierten Menschen?”, fragte er sich.

Mehr Spaß beim Joggen

Als Erfinder wollte er deshalb das monotone Joggen etwas leichter und zugleich spannender, abwechslungsreicher und schneller machen. Das Trainings-Trike für Profis und Anfänger kombiniert eine Laufhilfe mit dem Spaß der E-Mobilität, wie der Gründer erklärte. Das Dreirad bietet mit einer Abstützfläche für die Unterarme die Möglichkeit, das eigene Gewicht um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Die Gelenke werden weniger belastet, das Laufen und vor allem das Beschleunigen fällt leichter, sodass eine längere Laufzeit im aeroben Bereich erzielt werden kann.

Durch die Trittvorrichtung am unteren Rahmen ist es zudem möglich, sich etwas breitbeiniger auf das Bike zu stellen und dank des eingebauten, elektrischen Motors am Vorderrad bis zu 20 km/h schnell zu fahren. Um sein Startup erfolgreich ins Ziel zu bringen, benötigte der Gründer ein Investment von 200.000 Euro und bot dafür 20 Prozent Firmenanteile.

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Albayrak lud nach seiner Vorstellung Rosberg und Glagau vor dem Studio dazu ein, sein Gerät zu testen. Danach gab es unterschiedliche Meinungen. Das Fahren machte dem Formel 1 Weltmeister sichtlich Spaß, Glagau hingegen fühlte sich beim Laufen extrem unwohl.

Danach stiegen die Löw:innen nacheinander aus. Einerseits, weil das Sportgerät zu teuer sei (5.000 Euro), andererseits, weil sie keine richtige Zielgruppe erkennen konnten. Kein Deal für uready.

Hans Ranke: Ein Hülesnfrucht-Fertiggericht

Am Ende betrat Torsten Schuh die “Höhle der Löwen”. Der ehemalige BWL-Masterstudent hat sich bei seiner Idee von dem Märchen “Hans und die Bohnenranke” inspirieren lassen.

“In der Geschichte geht es um den armen Hans, der seinen letzten Besitz gegen fünf magische Hülsenfrüchte tauscht, wodurch er ins Land der Riesen gelangt und sich sein Leben grundsätzlich ändert”, erklärte er den Löwen. Mit Hans Ranke will der Founder seine ganz eigene Variation des Märchens schreiben, denn auch in seinem Leben spielen Hülsenfrüchte eine große Rolle.

“Ich bin Flexitarier, d.h. ich verzichte nach Möglichkeit auf Fleisch. Um meinen Eiweißbedarf decken zu können, greife ich gerne auf rote Linsen und Kichererbsen zurück. Denn beide haben märchenhafte Eigenschaften: Sie bieten einen hohen Anteil an pflanzlichen Proteinen und versorgen den Körper zudem mit Eisen und Magnesium.”

Hans Ranke, Superfood, Fertiggericht

(c) RTL/Bernd-Michael Maurer – Torsten Schuh und sein Startup Hans Ranke produzieren ein Fertiggericht aus Hülsenfrüchten.

Da aber die Zubereitung von “Superfood” viel Zeit in Anspruch nimmt, entwickelte er mit Hans Ranke ein Fertiggericht. Die Basis bietet Couscous, der aus roten Linsen und Kichererbsen hergestellt wird. Hinzu kommen ins Glas große getrocknete Gemüsestücke aus biologischem Anbau und ausgewählte Gewürze. In der Sendung stellte er drei Sorten vor: Steinpilz-Chili, Mediterran und Curry-Mango.

Zwei kämpfende Löwen

Die Mahlzeit kann direkt im Glas zubereitet werden, wie Schuh zeigte: „Deckel aufdrehen, 275 ml heißes Wasser zugeben, kräftig umrühren, drei Minuten quellen lassen. Um sich mit seinem Produkt auf den Markt der Handelsriesen zu wagen, benötigte er Kapital in Höhe von 75.000 Euro. Dafür bot er 20 Prozent Unternehmensanteile.

Mit dieser Forderung zeigte sich Glagau zufrieden – auch Dümmel wollte zur selben Bewertung einsteigen. Daraufhin versprach Glagau 4.000 Filialen, in denen er Hans Ranke hineinbringt. Er würde bis dahin nur zehn Prozent nehmen, erst dann den Rest der Anteile. Dümmel zog erneut nach. Und bekam den Deal.

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Andreas Buchta-Kadanka, stellvertretender Sektionsleiter in der Sektion III - öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C (c) BMKÖS 2024

Sie ist ein Trainingslager für Innovation. Sie steht für Wertschätzung und Anerkennung und hebt die Arbeit von Innovator:innen ins Rampenlicht. Und sie zeigt, wie gut sich Innovation hands-on umsetzen lässt. Die Rede ist von der Innovate 2024 – der jährlich stattfindenden Innovationskonferenz des öffentlichen Sektors.

Am 28. November 2024 dreht sich auf der Konferenz für Verwaltungsinnovation alles um die nächste Generation: “nextGen – Wer gestaltet die Zukunft der Verwaltung?” ist das Motto, unter dem diskutiert, gebrainstormed, vernetzt und gemeinsam gestaltet wird.

Im Vorfeld dazu haben wir mit Andreas Buchta-Kadanka gesprochen – tätig in der Sektion III – öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C, die sich unter anderem mit dem wirkungsorientierten und innovativen Verwaltungsmanagement befasst.

Im Interview mit brutkasten erwähnt er einige Aspekte, warum die “nextGen” in das Rampenlicht der Verwaltungsinnovation gehört und wie es jungen Menschen gelingen kann, den öffentlichen Sektor zu transformieren.


brutkasten: Sehr geehrter Herr Buchta-Kadanka, letztes Jahr hat die Verwaltungsinnovation ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Mit welchen Erkenntnissen startet die Verwaltung nun in das nächste Jahrhundert?

Andreas Buchta-Kadanka: Ich glaube, die vielleicht charakteristischste Entwicklung der letzten 100 Jahre war der Wandel von einem Durchsetzen der Obrigkeit hin zu einer immer stärker bürgerzentrierten Verwaltung. Der Dienstleistungsgedanke hat sich sehr stark durchgesetzt. Die Verwaltung ist Dienstleister der Bevölkerung. Und die Bevölkerung nimmt das Verwaltungshandeln nicht einfach hin, sondern verdient Transparenz, Erklärung und das proaktive Beseitigen von Widersprüchen. Diese Entwicklung ist eine entscheidende in unserer Geschichte.

Welche Herausforderungen muss sich die Verwaltung angesichts dessen stellen?

Ich glaube, eine wesentliche Challenge für die Verwaltung und das Regieren generell ist die schnellere Taktzahl, die höhere Geschwindigkeit unseres Apparates. Das beginnt schon bei der Erwartungshaltung von Bürger:innen: Wir versuchen, Transparenz und Schnelligkeit so gut es geht in unser Handeln zu integrieren. Das optimieren wir auch kontinuierlich, wie internationales Benchmarking zeigt.

Das heißt: Je schneller die Verwaltung reagiert, desto besser?

Jein. Ich würde sagen, so korrekt und schnell wie möglich. Grundsätzlich besteht die mediale Erwartungshaltung, dass zu verwaltungspolitischen Themen sehr schnell Stellung genommen wird. Sei es durch Politiker:innen oder durch die Verwaltung selbst. Diese Schnelligkeit ist zumindest meiner Meinung nach eine der größten Herausforderungen: Schnell und korrekt reagieren und bei all der Schnelligkeit Qualität zu sichern. Gerade dafür wollen wir auf innovative Lösungen der nextGen setzen.

Inwiefern könnte diese Umsetzung aussehen?

Konkret geht es darum, abzuwägen: Wie schnell müssen wir sein, was wollen wir transformieren oder digitalisieren und wie machen wir das richtig. Wir wollen schlechte Prozesse nicht einfach digital machen, sondern digitalisieren und optimieren. Wir wollen “Arbeit” anders denken und technologische Vorteile mitnehmen.

Inwiefern glauben Sie, dass Ihnen die diesjährige Innovate Antworten auf diese Fragen liefert?

Ganz klar ist es der Austausch und die Inspiration voneinander. Das physische Zusammenbringen von Innovator:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und Verwaltung. Das Lernen voneinander, das Bilden eines Netzwerkes. Das sind Dinge, die man nicht rein online oder bilateral macht. Dafür braucht es Veranstaltungen wie die Innovate.

Wie passieren Fortschritt und Innovation?

Ich bin davon überzeugt, Innovation passiert vor allem aufgrund des informellen Austausches. Netzwerken ist etwas Persönliches. Inspiration und das Diskutieren darüber, was funktioniert und was nicht, das hat eine ganz starke zwischenmenschliche Komponente. Und diese Art von Innovation braucht keinen Frontalvortrag und keine Jubelbroschüre, sondern persönlichen Austausch.

Der persönliche Austausch soll dieses Jahr ja vor allem mit der nextGen – also der nächsten Generation – passieren. Was will die diesjährige Innovate damit bewirken?

Für uns ist das ein sehr naheliegendes Thema. Wir stehen vor massiven demografischen Umwälzungen. In den nächsten 13 Jahren werden 44 Prozent des Personals in der Verwaltung in Pension gehen. Fachkräfte am Arbeitsmarkt sind ja ohnehin schon gefragt. Es besteht bei uns großer Rekrutierungsbedarf.

Inwiefern könnte die Verwaltung mit der Pensionswelle umgehen?

Indem wir weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber sind und unsere Stellung kontinuierlich verbessern. Auf der Nachfrageseite, aber auch für unser bestehendes Personal. Wir wollen für den Bund begeistern und personalwirtschaftliche Themen sehr stark mit dem Innovationsaspekt verbinden. Wir schauen stark darauf, Innovation nicht nur in klassischen personellen Disziplinen wie Bezahlung, Arbeitszeit und New Work zu verankern. Wir stellen als Arbeitgeber auch sicher, unser Personal aktiv in den Innovationsprozess einzubinden und generationenübergreifende Bedürfnisse zu erfüllen. Und dafür bietet die Innovate eine hervorragende Bühne.

Das heißt, auf der Innovate können Teilnehmende die Verwaltung aktiv mitgestalten?

Ganz richtig. Innovation heißt, wir sind für alle Ideen offen und wollen das auch im Personalkontext fördern. Bei der diesjährigen Innovate geht es deshalb primär um das Thema demografischer Wandel, Wissensmanagement, Recruiting und Führung. Unser Schwerpunkt ist die nextGen – und wir befassen uns intensiv damit, wie man altes Wissen sichern, weitergeben und mit den gegenwärtig verfügbaren Mitteln (Stand der Technik) aufbereiten kann.

Das klingt nach einem sehr universellen Thema.

In der Tat. Wir decken damit nicht nur die Bedürfnisse der Verwaltungscommunity, sondern auch jene der Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Wir wissen, dass Wissenstransfer und Modernisierung nicht nur Herausforderungen in unserem Feld sind, sondern sektorenübergreifend stattfinden müssen.

Welche Themenbereiche rücken zukünftig noch weiter ins Zentrum?

Ein ganz wichtiges Thema, mit dem wir uns dieses Jahr auch befassen, ist die Sinnhaftigkeit im Arbeiten. Diese Komponente ist gerade für die nextGen besonders wichtig. Junge Menschen wollen in ihrem Wirken die Möglichkeit haben, einen nachhaltigen Beitrag für Österreich und die Gesellschaft leisten zu können- und das tun sie bei der Verwaltung.

Wo braucht es besonderen Innovationsbedarf?

Kompetenzen und Skills ständig ändern. Wir wissen, Kompetenzorientierung ist auch auf europäischer Ebene ein großes Thema. Da gilt es, heute schon die Kompetenzfelder von morgen ausfindig zu machen und Entwicklungen bestmöglich zu antizipieren. Denn wenn wir jetzt falsch ausbilden oder schlecht rekrutieren, sind wir auch schlecht für die Zukunft aufgestellt.

So ganz Hals über Kopf darf man sich allerdings nicht ins Wasser stürzen. Gerade in der Verwaltung ist es uns sehr wichtig, das Vertrauen der Bürger:innen zu halten und nicht durch zu riskante Neuerung zu verspielen. Sei es in puncto Datenschutz, Rechtsstaatlichkeit, Rechtssicherheit, Fairness oder Gleichbehandlung. Wenn man in diesen Bereichen schlechte Produkte produziert, kann das Vertrauen der Bevölkerung erodieren.

Das heißt, lieber langsam und sicher als zu schnell und zu riskant?

Das Vertrauen in Institutionen ist ein derzeit sehr wichtiges Thema. Insofern muss man sich bei innovativen Prozessen als Staat schon etwas vorsichtiger und mit klaren Guidelines – auch aus ethischer Sicht – bewegen. Als konkretes Beispiel der Einsatz von KI: Wenn ich auf meiner Spotify-Playlist einen unpassenden Vorschlag erhalte, ist das etwas anderes, als wenn das bei einem Gerichtsurteil der Fall wäre – das hat eine ganz andere Dramatik.

Welche Highlights bietet die Innovate dieses Jahr?

Die Innovate soll ja nicht nur so heißen, sondern auch so sein, dass wir nicht nur Vorträge halten, sondern auch ein gestaltendes Element einbringen. Wir haben dafür heuer ein neues Format: Den sogenannten Innovate Sprint, einen interaktiven Workshop, der sich mit dem Thema nexGen & Verwaltung befasst.

Und beim Innovate Sprint können Teilnehmende aktiv “mit sprinten”?

Genau. Der Innovate Sprint ist ein Workshop-Format, bei dem Teilnehmer:innen in interdisziplinäre Teams aufgeteilt werden. So kommen viele unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven zusammen. Die Teams entwickeln dann je eine Idee, die mit künstlicher Intelligenz visualisiert wird. Über die beste Idee wird dann im Zuge der Innovate und mit unserer Verwaltungs-Community abgestimmt und der Sieger wird prämiert.

Was bekommen die Sieger:innen des Innovate Sprint?

Die Siegergruppe wird die Möglichkeit haben, mit uns nächstes Jahr zum Creative Bureaucracy Festival nach Berlin zu fahren. Das ist eines der weltweit größten Veranstaltungen im Bereich der Verwaltungsinnovation.

Das klingt nach einem tollen Siegerpreis! Und nach einem großen Mehrwert für die Verwaltung Österreichs.

Die Teilnehmer:innen der Innovate Sprint können mit ihren Ideen Einiges bewirken. Wichtig ist uns dabei auch, dass wir als wertbasierte Verwaltung das Vertrauen in staatliche Strukturen aufrechterhalten. Das ist eine unserer Kernfunktionen.

Warum ist gerade die Innovate der richtige Ort, um diesen gemeinsamen Fortschritt zu erzielen?

Die Innovate ist wie ein Trainingslager: Natürlich kann ich meinen Sport alleine betreiben und ich kann darin alleine besser werden. Aber ich finde, es ist das Mindeste, einmal im Jahr gemeinsam zu “trainieren”, sich auszutauschen und sich gemeinsam auf zukünftige Challenges vorzubereiten.

Die Innovate ist also quasi ein Trainingslager für die Zukunft der Verwaltung?

Nicht nur: Die Innovate stellt alle, die über das Jahr an Innovation, Sicherheit und digitalem Fortschritt arbeiten, ins Rampenlicht. Die Innovate ist auch ein Stück weit ein Dankeschön für all die Arbeit, die geleistet wird. Und sie zeigt, dass tolle Konferenzen nicht nur etwas für die Privatwirtschaft sind, sondern dass es innovatives Denken und gemeinsames Schaffen auch im Bundeskontext gibt.

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