11.10.2021

“Höhle der Löwen”: Gründer bewerten ihr Startup mit 50 Millionen Euro

In dieser Folge der "Höhle der Löwen" gab es die höchste Forderung der Löwengeschichte, Erdbeer-Currywurst und eine App für kleingedruckte Informationen. Zudem brachte ein Startup einen Löwen dazu, sich telefonisch beraten zu lassen.
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Höhle der Löwen, Scewo Bro
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer -Scewo Bro, ein treppensteigernder Rollstuhl in der "Höhle der Löwen".
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Die erste in der „Höhle der Löwen“ – die immer montags um 20.15 Uhr bei VOX sowie jederzeit auf Abruf über TVNOW.at zu sehen ist – war Katharina Bickel. Sie hat mit Catlabs ein Unternehmen für nachhaltiges und modernes Katzenzubehör gegründet. Aktuell befindet sich im Sortiment der Katzenspielzeuge die „Kuschelige Katze” und die „Flauschige Fledermaus” – beide Produkte sind aus natürlicher Schafwolle gefertigt und durch die wiederverschließbare Öffnung können frische Duftfüllungen wie natürliche Katzenminze oder Baldrianwurzel eingefüllt werden.

Sozialprojekt in Nepal

“So bleibt das Spielzeug lange interessant, denn die Duftfüllungen wirken euphorisierend auf die Katzen, sind eine schöne Unterhaltung und fördern den Spieltrieb”, zeigte sich die Gründerin überzeugt. “Mit Catlabs” möchte ich eine attraktive Marke aufbauen, die für modernes Katzenzubehör steht. Allerdings sollen die Produkte nicht nur gut aussehen, sondern auch Gutes tun. Deshalb habe ich mich von Anfang an für eine ethisch korrekte Fertigung entschieden und lasse meine Katzenprodukte in einem sozialen Projekt in Nepal in liebevoller Handarbeit herstellen.” Für 15 Prozent ihrer Firmenanteile forderte sie ein Investment von 75.000 Euro.

Catlabs, Höhle der Löwen
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Katharina Bickel präsentierte den Löwen mit Catlabs nachhaltiges Katzenspielzeug.

Bickel betrat das Studio, ein Babykätzchen eng im Arm anliegend, stellte ihre zwei Produkte vor und ließ die Löwen an ihre Duftnoten schnuppern. Sie berichtete zudem von einem Umsatz von 90.000 Euro. Ihr Entscheid zur Unternehmerin zu werden, hatte sich nach einer schweren Krankheit in den USA entfaltet, als sie rund ein halbes Jahr im Krankenhaus gelegen war.

Die Versicherung Maschmeyer

Multi-Investor Carsten Maschmeyer zeigte sich überzeugt, dass die Gründerin nicht ohne Deal das Studio verlassen würde. Er aber sei gegen Katzenhaare allergisch. Meinte zugleich jedoch, sie solle ihn nochmal ansprechen, sollte kein anderer Löwe oder Löwin einsteigen wollen.

Medienprofi Georg Kofler und LEH-Experte Ralf Dümmel tauschten Blicke und fanden danach einander wieder, um sich heimlich zu beraten. Zwischenzeitlich fühlte Familien-Investorin Dagmar Wöhrl bei Konzernchef Nils Glagau vor, der gleich meinte, das Branding der Gründerin wäre auf der Verpackung zu klein abgebildet.

Dümmel erklärte danach, er sei begeistert, aber um den richtig großen Schritt zu gehen, bräuchte man Partner wie ihn und Social Media Profi Kofler. Jener übernahm das Wort und bot für beide 75.000 Euro für 30 Prozent.

Eine Premiere

Glagau und Wöhrl ließen sich ebenfalls nicht lumpen und offerierten gemeinsam 75.000 Euro, allerdings für 20 Prozent Beteiligung. Nach der Beratung mit einem Mentor kehrte Bickel zurück und sorgte dafür, dass Dümmel und Kofler ihren ersten gemeinsamen Deal der Sendung unter Dach und Fach brachten.

Currywurst-Liebe in der “Höhle der Löwen”

Beim nächsten Teilnehmer der “Höhle der Löwen” ging es um die Wurst. Seit 2010 steht Marco Peters mit seinem Foodtruck auf Festivals und Großveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen und wurde mit seiner Currywurst zum Geheimtipp. Sein Geheimnis: “Wir lassen unsere Currywurst bei dem örtlichen Metzger in einer hohen Qualität mit regionalem Schweinefleisch produzieren. Dazu eine leckere Currysauce aus Tomaten, Zwiebeln, Gewürzgurken und einer großen Portion Currywurst-Liebe.”

2019 wurde sein Produkt zur „Besten Currywurst in Nordrhein-Westfalen” gewählt und es folgten unzählige Aufträge. Dann allerdings kam die Corona-Pandemie und Peters verlor auf einen Schlag 250 Veranstaltungen: “Das hat uns erst einmal den Boden unter den Füßen weggezogen. Doch als Selbständiger ist Aufgeben keine Option”, sagte er.

Iss doch Wurscht, Höhle der Löwen
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Marco Peters packt bei Iss doch Wurscht Currywurst ins Glas.

Mit Iss doch Wurscht hat es der 49-Jährige geschafft, seinen “puren Currywurst-Geschmack” in ein Glas zu bekommen. Aktuell gibt es seine Kreationen in den Geschmacksrichtungen “Original Duisburger Currywurst mit klassischer Currysoße”, mit “Erdbeer-Currysoße” und einer “Kürbis-Mango-Soße”. Außerdem bietet er auch eine Veggie-Version an.

“Mit Beginn der Pandemie haben wir nahezu 100 Prozent unserer Einnahmen verloren. Wir können mit unserem Foodtruck seit weit über einem Jahr auf keiner Veranstaltung mehr stehen. Dies war für uns kein Zustand mehr. Wir mussten etwas ändern und haben alles auf eine Karte bzw. auf dieses Glas gesetzt. Für Sie vielleicht nur eine Currywurst im Glas, für uns die Existenz, um die wir gerade kämpfen”, erklärte Peters ernst. Sein Angebot an die Investoren lautete daher: 49.000 Euro für 49 Prozent der Firmenanteile.

Fressende Löwen

Der Gründer hatte während dem Pitch den Löwenhunger geweckt und machte sich danach an die Wildfütterung. Diese gelang fast ausnahmslos mit schmatzenden Investoren und lobenden Worten. Einzig Maschmeyer empfand die Wurst nicht knackig genug.

Dessen Kollegen tauchten jedoch weiterhin in große Schwärmerei über den Geschmack der Currywurst ein. Beauty-Queen Judith Williams meinte, selbst die Veggie-Version würde wie ein echtes Fleischlaibchen schmecken.

Corona-Hilfen noch nicht angekommen

Maschmeyer machte danach Corona-Staatshilfen zum Thema und betonte, dass zwar viel versprochen worden war, aber wenige etwas bekommen hätten. So auch Peters, wie man erfuhr, der bloß eine schriftliche Zusicherung auf finanzielle Hilfe erhalten habe. Ein Softwarefehler habe die Auszahlung verzögert. Auch Banken wären hierbei sehr hart und würden aufgrund des hohen Andrangs an Unternehmern nicht wirklich helfen, erklärte der Gründer und nahm mit seiner ehrlichen Rede über Probleme die Investoren emotional mit.

Nach einem kurzen Intermezzo über diverse Listungen stand Dümmel auf, trat an den Gründer heran und meinte, dessen Geschichte bewege ihn. Er reichte ihm die Hand, bot die gewünschte Summe, Hilfe beim Ausbau und sich als Partner an. Es kam zum symbolischen Handschlag, zu stehendem Applaus für Peters und zum Deal für Iss doch Wurscht.

Der Gartenarbeiter in der “Höhle der Löwen”

Der nächste Pitcher in der “Höhle der Löwen” hat bereits als Teenager durch Gartenarbeit sein Taschengeld aufgebessert. Später gründete Mike Bökenkröger sein eigenes Unternehmen “Bökenkröger Gartentechnik”.

“Gartenarbeit ist zeitintensiv, schwierig und das Allerschlimmste ist die gebückte Haltung. Das geht natürlich auf die Knochen und den Rücken”, teilte der 45-Jährige den Löwen mit. Mit seiner Leidenschaft für Motoren und seinem Erfindergeist entwickelte er daher eine handgeführte Motorhacke mit einem Schutzring für Nutzpflanzen – dadurch kann man den Boden nah an den Pflanzen kultivieren, ohne dass diese beschädigt werden.

Hackboe
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Mike Bökenkröger erfand mit Hackboe eine handgeführte Motorhacke.

Das Herzstück von Hackboe ist das selbst entwickelte Getriebe. “Ein Innovationsgetriebe, das einzigartig in diesem Bereich ist. Damit haben wir jetzt die Möglichkeit, die hohe Drehzahl von z.B. 7.000 Umdrehungen auf maximal 500 Umdrehungen zu reduzieren. So kann man das Kultivieren der Pflanzen erst möglich machen. Die Unkrautbeseitigung geht ganz einfach und vor allem ohne Chemie”, erklärte der Gründer weiter. Außerdem wurde mit dem Hackboe die sogenannte Steinschlagprüfung bestanden, womit erstmalig die verschiedenen Bürstenaufsätze auch offiziell genutzt werden dürfen. Für den Ausbau der Vertriebs- und Marketingaktivitäten, benötigte Bökenkröger 150.000 Euro und bot 20 Prozent seiner Firmenanteile an.

Nach dem Pitch und einer kurzen Fragerunde, meinte Williams sie könnte dem Gründer ewig zuhören, aber wäre die falsche Partnerin. Maschmeyer als Gartenliebhaber würde zum Kunden werden, wie er preisgab, als VC würde aber nicht investieren. Für Dümmel war der Preis von rund 900 Euro pro Hackboe zu hoch, zudem wäre das Gartengerät nicht “endverbrauchertypisch”. Auch er ging ohne Angebot.

Georg Kofler sinnierte über den Zusatznutzen von Hackboe, sah aber für ihn als “Direct to Consumer”-Investor keinen Investment-Case. Glagau erkannte ebenfalls eine Zielgruppe für Bökenkröger, bei der er nicht helfen könne. Kein Deal für Hackboe.

Die App für Kleingedrucktes

„Wir möchten mehr Sicherheit und Transparenz in den Lebensmittelmarkt bringen”, sprach Victoria Noack als nächste in der “Höhle der Löwen”. Und erklärte: “Rund 24 Millionen Menschen in Deutschland sind aufgrund von Allergien, Unverträglichkeiten oder ihrer Diät auf eine gewisse Ernährung angewiesen. Das ist mehr als jeder Vierte.”

Für die Betroffenen kann der Supermarkt-Einkauf allerdings oft zu einer Herausforderung werden, weiß sie. Die Zutatenliste findet sich zwar kleingedruckt auf den Produkten, doch trotzdem kann es zu Überraschungen kommen. Besonders Allergiker müssen jedes einzelne Produkt genauestens auf ihre Inhaltsstoffe überprüfen.

HealthMe, Höhle der Löwen
(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Victoria Noack bietet Usern mit HealthMe” eine Analyse-App für Lebensmittel.

HealthMe, ein digitaler Einkaufsassistent, soll hier Abhilfe schaffen. Über die App geben die Nutzer:innen ihre persönlichen Unverträglichkeiten ein, anschließend wird der Barcode des gewünschten Produkts gescannt und die App gibt direkt Auskunft darüber, ob es verträglich ist. Zeigt die App eine Unverträglichkeit an, werden alternative Produkte empfohlen.

“HealthMe ist nie um eine Antwort verlegen. Die integrierte Datenbank umfasst Millionen von Produkten”, machte die 25-Jährige ihre Erfindung schmackhaft. “Für diese App habe ich mein komplettes Studium-Konto geplündert, um sie zu programmieren. Denn ich wusste, dass sie für viele Menschen eine Hilfe sein kann.” Ihre Forderung: 250.000 Euro für 17,5 Prozent Beteiligung.

Nach der Vorstellung erklärte Noack, dass eine Freundin der Grund für ihre Idee gewesen wäre. Jene hatte sich, geplagt von vielen Allergien, im Supermarkt stets schwergetan die richtigen Lebensmittel zu finden. Die App kostet rund 3,5 Euro für sechs Monate, bei bisher 2700 Downloads, die die Gründerin nahezu ohne Marketing erreicht habe.

Für Dümmel war das Risiko zu groß sich auf die App einzulassen. Kofler wollte wissen, wieviel Noack an Marketingbudget benötigen würde. Ihre Planung von rund 50.000 Euro schienen ihm zu wenig, deshalb blieb er ohne Angebot. Während auch Williams ausstieg, gesellte sich Maschmeyer zu Glagau und beriet sich zwecks Offerte. Das Ergebnis: Das Duo sah großes Potential in dem Bereich, lobte die Sofort-Diagnostik der App und bot 250.000 Euro für 30 Prozent Beteiligung.

Nach einer kurzen Beratung kehrte die Gründerin mit einem Gegenangebot wieder. Sie wollte beide Löwen mit 26 Prozent ins Startup locken. Deal für HealthMe.

Ein Startup, das 50 Millionen Euro wert ist

Der Abschluss der “Höhle der Löwe” hatte es in sich. Das Gründer-Trio Thomas Gemperle, Pascal Buholzer und Bernhard Winter präsentierten den Löwen das Produkt Scewo BRO, einen treppensteigenden Elektrorollstuhl. Dafür forderten sie die höchste Investitionssumme in der Geschichte der Sendung: fünf Millionen Euro für zehn Prozent der Firmenanteile.

Das entspricht einer Unternehmensbewertung von 50 Millionen Euro. “Wir haben den wohl coolsten Elektrorollstuhl der Welt entwickelt. Scewo BRO ermöglicht es Rollstuhlfahrern, im Alltag eine riesige Freiheit zu erlangen. Denn er überwindet Grenzen und Hürden, an denen viele andere Rollstühle scheitern”, erklärte Gemperle.

(c) RTL / Bernd-Michael Maurer – Investorin Dagmar Wöhrl probierte den treppensteigenden Elektrorollstuhl von “scewo Bro” aus.

Zu der größten technischen Innovation des Startups zählt die Treppensteig-Funktion. “Mit dem Scewo BRO haben wir den ersten alltagstauglichen Rollstuhl geschaffen, der selbständig Treppen hoch- und runtersteigen kann”, sagte Winter. “Auf der Treppe selbst ist das Gerät sehr stabil und der Sitz positioniert sich immer waagerecht.” Über das iPhone oder die Steuerkonsole und den Joystick kann der Rollstuhl gesteuert werden.

Insgesamt stehen fünf verschiedene Modi zur Auswahl, neben dem Treppen- und dem Fahr- auch ein Höhenverstellmodus, der es den Rollstuhlfahrenden ermöglicht, auf Augenhöhe zu sprechen. Diese Modi geben den Benutzer:innen auch die Freiheit, über jedes Gelände zu fahren. Die großen Räder bewältigen den Gründern nach Pflastersteine und Waldwege und das auch ohne Rumpfstabilität. Das Bild der Rückfahrkamera wird automatisch auf der App angezeigt, denn Rollstuhlfahrer:innen können sich oft aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung nicht drehen und rückwärts schauen.

Bis zu 87 Zentimeter nach oben

Und noch einen Wunsch ihrer Kund:innen wolle Scewo BRO erfüllen: “Schon beim alltäglichen Einkauf ist es schwer, an die Produkte im oberen Regalbereich zu kommen. Jedes Mal benötigen sie dabei Hilfe von anderen Leuten. Diese Hilfe bekommen sie jetzt von uns”, schloss Buholzer den Pitch ab. “Denn mit denselben Motoren, die wir bereits für das Treppensteigen benutzen, können wir den Sitz auf bis zu 87 Zentimeter Höhe hochfahren.” Für den “Tesla unter den Rollstühlen” machten die Schweizer den Löwen das oben erwähnte und höchste Angebot der Sendungsgeschichte.

Die Vorführung des Rollstuhls sorgte im Studio für großes Staunen und Faszination, besonders als die Gründer zeigten, wie ihre Erfindung Treppen hochsteigt. Als dann auch noch ihre “auf Augenhöhe-Funktion und ihre Supermarkthilfe” vorgestellt wurden, verglichen die Löwen Scewo mit einer Idee aus einem Science-Fiction-Film.

Die folgende Sprachlosigkeit überwand Dümmel, der durch ein dreimaliges “wow” seine Begeisterung ausdrückte, während Wöhrl den Rollstuhl gleich ausprobierte. Sie resümierte danach mit den Worten “einfach zu bedienen, dynamisch und sensibel”.

Scewo sollte leistbar sein

Danach brachte Kofler den Preis ins Spiel. Rollstühle sollten ja im sozialen Raum auch einkommensschwachen Menschen zur Verfügung gestellt werden. Die Gründer bejahten dies, meinten, dass es ihr Ziel sei, nicht teurer zu sein, als andere herkömmliche E-Rollstühle mit Treppensteigfunktion. Der übliche Preis für derartige Gerätschaften liege zwischen 26.000 und 36.000 Euro. So auch ihrer. Sie wären bereits mit Krankenkassen in Gesprächen, um eine leistbare Finanzierung für Kunden zu ermöglichen. Über Einzelfallentscheidungen wäre das patentierte Gerät auch bereits komplett finanziert worden.

Dümmel sprach über die große Möglichkeit von Scewo Menschen zu helfen mobiler zu werden. Er aber wolle nicht investieren. Für Dagmar Wöhrl war die geforderte Summe einfach viel zu hoch. Kofler wollte wissen, wie die Gründer auf eine Bewertung von 50 Millionen Euro kämen, bei einem bisherigen Umsatz von bisher rund 466.000 Euro.

Die Gründer argumentierten mit dem Potential, dem Markt und Tausende von eingetrudelten Anfragen. Zudem wollten sie mit ihrer Firma die Mobilität verändern, mit Putzrobotern oder einen “Last Mile”-Delivery-Roboter, sowie eine Light-Version für ältere Rollstuhlfahrer.

Kofler: “Größenwahnsinnig geworden”

Kofler zeigte sich nach diesen Aussagen davon überzeugt, dass die Gründer “größenwahnsinnig” wären. Aber im konstruktiven Sinne des Wortes. Man könne ruhig dem Weg der Gründer folgen, allerdings würde das fünf bis acht Jahre brauchen, meinte er, bis man dort sei, wo es sich rentiere. Das wäre ihm zu lang.

Formel 1 Weltmeister Nico Rosberg nannte die Founder Genies, auch die Bewertung wäre zeitgemäß. Er wäre gerne Teil der Reise, aber nicht zu der Forderung. Mit viel Bedauern stieg der ehemalige Rennfahrer aus.

Carsten Maschmeyer hatte sich bis dahin ruhig verhalten. Und überraschte damit, dass er sich einmal telefonisch beraten müsse, wie es sonst Gründer täten. Am Ende holte ihn Kofler etwas ungeduldig zurück und hörte, wie alle anderen im Studio, was sein Kollege zu sagen hatte.

Das Erwachsenwerden der “Höhle der Löwen”

Der Auftritt des Scewo-Teams sei ein Beweis, so der Investor, dass die “Höhle der Löwen” erwachsen geworden wäre und die “Gründungsszene und Startup-Welt” vom Feinsten. Die Gründer wären eine Innovationsbombe. Man könne aber auch etwas “zu gut” machen. Zu viele Funktionen, die alle hervorragend wären”, hätten für einen zu hohen Preis gesorgt. Scewo sei kein Tesla für Rollstühle, sondern ein Rolls-Royce.

Maschmeyer befürchtete, dass es in diesem Segment zu wenige “Luxus-Fahrer” gebe und stieg aus. Kein Deal für Scewo.

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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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