11.09.2018

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

In der zweiten Folge der aktuellen Staffel von "Die Höhle der Löwen" wurden unter anderem ein Keksteig zum Löffeln, ein Gesundheitstracker für Hunde und puzzleartige Möbel vorgestellt. Neben dem ältesten Erfinder, der je in der Sendung auftrat, stellte auch eine junge Unternehmerin aus Österreich ihre Idee vor. Sie bekam allerdings von der Jury herbe Kritik zu hören.
/artikel/hoehle-der-loewen-folge-2
Höhle der Löwen, Vox, Judith Williams, Frank Thelen, Ralf Dümmel, Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl, Georg Kofler
(c) MG RTL D / Bernd-Michael Maurer - Investor Frank Thelen ging mit dem österreichischen Pitch hart ins Gericht.
sponsored

Die Österreicher Kimberly Lang und ihr Partner Guillermo Neugebauer wollten bei Höhle der Löwen unbedingt Unternehmerin Judith Williams als Investorin für sich gewinnen. Das Unternehmen Trinity, zum Zeitpunkt der Aufzeichnung seit zwei Wochen am Markt, ist ein Modelabel mit besonderem Kleidungssystem: Unterteile können per Zippverschlusssystem mit Oberteilen verbunden werden. Schützende Stoff-Laschen bedecken dabei den Reißverschluss. Die 27-jährige Gründerin aus Neusiedl am See erklärte in ihrem Pitch, dass KundInnen mit ihrer bisherigen Kollektion von 105 Kleidungsstücken 18.000 verschiedene Möglichkeiten, um Outfits zu kombinieren, gegeben wären. Und man damit 50 Jahre lang style-technisch individuell versorgt sei. Die Aufzählung dieser Besonderheit und weiterer Vorteile nutzte wenig – von den Löwen gab es nur Gebrüll und herbe Kritik am Auftritt.

+++ “Daumenschrauben” und Gefahr beim Millionendeal +++

Kampfgeist trotz Kritik

Von der Investorenseite fielen Sätze wie, “das kann doch jeder” oder “Was ist die Erfindung?”. Frank Thelen wurde gar ausfällig, als es um die Bewertung der Firma ging. Lang wollte 500.000 Euro für 10 Prozent der Anteile haben. Thelen fragte nach, wie die Gründerin auf so einen Betrag komme. Ihre Begründung, dass der Textilmarkt so groß sei, brachte Thelen derart in Rage, dass er die 27-jährige fragte, ob sie die Jury “verarschen wolle”. Auch die Ziel-Investorin Williams meinte, trotz des Zippsystems, dass “eine Bluse eine Bluse” bleibe und “ein Rock ein Rock”. Sie verabschiedete sich als letzte Verbliebene und ließ die beiden Gründer ohne Deal zurück. Lang selbst sah Fehler in der Präsentation ein, ließ sich aber von der Kritik nicht unterkriegen. “Der Kampfgeist bleibt”, sagt sie und möchte weitermachen.

Ältester Pitcher bei Höhle der Löwen

Karl Hartmann und  Konstantin Altrichter hingegen wollen mit ihrem Venenband daisygrip Keimübertragung im Krankenhaus verhindern. Sie verlangten für 10 Prozent der Firmenanteile 100.000 Euro. Ihr Pitch mit jährlich 30.000 Patienten in Deutschland, die an Keimübertragung sterben, überzeugte Carsten Maschmeyer ausreichend, dass er 100.000 Euro für 25 Prozent bot. Und schlussendlich den Zuschlag bekam. Der älteste Erfinder, der je bei Höhle der Löwen aufgetreten ist, heißt Rudolf Wild. Der 79-jährige Tischlermeister ist Hobbygärtner und hat mit der “Ruwi-Multiharke 4 in 1” ein Gartengerät erfunden, das die Arbeit im Grünen erleichtern soll. Unkraut herausreißen und ohne Erde in den Abfall befördern sei mit diesem Produkt ebensowenig ein Problem, wie feine Saatmulden und Pflanzengräben ziehen oder Gestrüpp entfernen. Seiner Forderung von 80.000 Euro Investment für das Edelstahlgerät sagte Investor Ralf Dümmel zu.

Möbel zum “Zamstecken”

Das 2015 gegründete Startup Pazls will den Zusammenbau von Möbeln erleichtern: Die patentierte Technik von Magneten und beweglichen Pins, die sich mechanisch verschließen lassen, sollen Nägel, Schrauben und Werkzeug zum alten Eisen werden lassen. Zusätzlich überzeugten die Jungunternehmer mit ihrem Drag&Drop Online-Konfigurator, mit dem Kunden Möbel individuell gestalten können. Sowohl Dagmar Wöhrl, als auch Frank Thelen boten 400.000 Euro für 25 Prozent Anteile. Das E-Commerce-Know How von Thelen gab schlussendlich den Ausschlag und er erhielt die Zusage.

Kein Investor für Hunde-App

Micha und Jona Neubert haben mit Furryfit einen Gesundheits- und Aktivitätstracker für Hunde entwickelt und wollten für 15 Prozent Anteile 200.000 Euro Investment haben. Das wasserdichte Gerät sei leicht am Halsband des Vierbeiners zu befestigen und würde mittels App am Handy oder Smartwatch Aktivität, Kalorien und Ruhephasen der tierischen Lieblinge ausweisen. Und damit Überlastung, vor allem älterer Hunde, verhindern. Trotz des souveränen Pitches konnte sich bei Höhle der Löwen kein Investor für Furryfit finden.

Das Ende der OMA-Rüge: Keksteig zum Essen

Diana Hildenbrand und Constantin Feistkorn konnten mit ihrer Idee bei den Investoren Kindheitserinnerungen und Lust auf Süßes wecken. Ihr Unternehmen Spooning Cookie Dough bietet Keksteig zum Löffeln an. Die beiden 36-Jährigen produzieren Teig ohne Ei, ohne Backpulver und mit einem speziellen Mehl, der gefahrlos naschbar sein soll und kein Bauchweh hervorrufe. Gleich zwei Investoren sprangen auf die Idee auf und forderten gemeinsam 38 Prozent der Anteile für 210.000 Euro. Ursprünglich waren die beiden Founder mit dem Vorhaben in die Höhle getreten ihr Produkt in den Handel zu bringen, da ihr Berliner Geschäft sehr gut liefe, doch die angebotene Aussicht auf ein Shop im Shop-System seitens der Investoren, ließen Hildenbrand und Feistkorn nicht zögern. Sie willigten ein.

Startup-Coach Florian Kandler mit der Analyse vom Trinity-Pitch

In seiner Analyse zum Pitch der beiden Österreicher von Trinity arbeitet Florian Kandler heraus, warum der Auftritt trotz guter Aspekte derart “in die Hose gegangen ist”. Die Erwähnung der Kombinierbarkeit, die 50 Jahre lang individuelles Ankleiden ermöglicht, nennt der Analyst prinzipiell eine gute Sache. Jedoch ist es danach zu einer Diskussion ausgeartet, in der Lang es verpasst hat, die 20 erwähnten Vorteile auch aufzuzählen. Auch den Umgang mit der Kritik hätte die Gründerin anders angehen sollen, als sie es tat, wie Kandler meint. Der Knackpunkt des Auftritts, nach dem die Wogen hoch gegangen sind, war aber die Bewertung der Firma, die einfach zu hoch angesetzt war. Zudem war die Vorbereitung auf Investoren, wie Thelen, unzureichend.


⇒ Zur offiziellen DHDL-Page

 

Deine ungelesenen Artikel:
04.11.2024

Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
/artikel/carbon-cleanup-portraet
04.11.2024

Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
/artikel/carbon-cleanup-portraet

Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Höhle der Löwen: Kapital für Keksteig zum Löffeln und herbe Kritik an Ö-Pitch