05.11.2015

Hirnforscher Hufnagl: Nach 11 Minuten ist es mit der Konzentration vorbei

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Der Hirnforscher Bernd Hufnagl gibt Tipps fürs Konzentrierte Arbeiten.

Die Konzentration auf eine Sache, vor allem in der Arbeit, fällt uns schwer. Das meint zumindest der Hirnforscher Bernd Hufnagl. Und er kennt auch das Wieso: E-Mails und andere Service-Dienste reißen uns kontinuierlich heraus. Im Schnitt bleiben wir also nur elf Minuten bei der Sache.

1,85 ist die Sekundenanzahl der Durchschnittszeit, bis eine E-Mail-Benachrichtigung am Bildschirm angeklickt wird. Das ist eine beachtlich schnelle Zahl, aber verständlich, seien wir doch inzwischen auf “größtmögliche Ablenkbarkeit programmiert”. Der Forscher stellt demnach fest, dass Ablenkung und Unterbrechungen unseren Arbeitsalltag prägen – konzentriertes Arbeiten sei von gestern. Ganze elf Minuten arbeite man im Schnitt konzentriert an einer Aufgabe, ehe man abgelenkt wird- oder sich selbst ablenkt. 20 Minuten dauert es dann, bis die unterbrochene Arbeit weitergeführt werde.

“Wir können Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterscheiden”, so Hirnforscher Bernd Hufnagl.

“Wir können Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterscheiden. Alles bekommt Priorität eins”, so Hufnagl zu einem weiteren großen Problem. Denn während wir an einer Arbeit sitzen, denken wir schon an die nächste – ein großer Fehler! Diese Arbeitsweise sei höchst ineffizient: Eine Stunde entspricht in etwa 20 Minuten konzentrierter Arbeit. Und das führt letztlich dazu, dass nur 56 Prozent aller an einem Tag begonnenen Arbeiten auch tatsächlich beendet werden.

Prioritäten setzen

Der Experte gibt Tipps, wie man die Ablenkung minimieren kann – man solle die E-Mail-Pop-up-Funktion deaktivieren und das Erledigte sichtbar zu machen. Das gelingt, wenn sich am Schreibtisch nur die Unterlagen für die aktuellen Aufgaben befinden. Was auf der To-do-Liste abgehakt ist, ist auch vom Schreibtisch verschwunden.

Es liegt aber auch am guten Führungspersonal, wie konzentriert die Mitarbeiter arbeiten. Der Chef muss aufpassen, sein Team nicht zu überfordern. “Ein gesunder Führungsstil setzt das Interesse an anderen Menschen voraus”, meint Hufnagl. Führungskräfte müssten eine Pufferrolle einnehmen und die Mitarbeiter beruhigen. Denn, sagt Hufnagl, unser Gedächtnis entscheidet, wie wir unser Leben erleben. Jedes Gedächtniselement habe eine Farbe, und diese Farbe entscheide, ob wir etwas wieder erleben wollen (Farbe Grün) oder nicht (Farbe Rot).

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Tatsächlich ist es einfacher, Eindrücke von Grün auf Rot umzufärben als umgekehrt. “Wenn wir dramatisieren, drehen wir die Videos des Lebens neu”, sagt Hufnagl. Die Dinge werden in diesem Sinn echt. Wird im Unternehmen nur gejammert, dann wird früher oder später aus der Jammerkultur Realität.

Doch auch das Umfärben von Rot auf Grün funktioniere: Durch Entdramatisieren und das Bemühen, die Menschen zu beruhigen, zu befähigen, zu begeistern und ihnen den Druck zu nehmen. Wichtig sei auch, ein gemeinsames Ziel zu vermitteln. Sonst ist unser Gehirn nicht in der Lage, zu kooperieren.

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Kerstin Lobner | (c) Ideenflow

Die Uhr tickt, die Deadline rückt näher – und jetzt sollen du und dein Team auch noch kreative Ideen entwickeln? Klingt unmöglich, oder? Doch genau unter solchen Bedingungen kann Kreativität zur Höchstform auflaufen. Aber warum fällt es uns oft schwer, unter Druck kreativ zu denken, und wie kannst du und dein Team diese Hürde überwinden? Hier sind einige Ansätze, um den kreativen Funken auch unter Zeitnot zu entzünden.

Der Druck als Kreativitätskiller

Zunächst einmal: Kreativität braucht oft Raum. Die besten Ideen kommen, wenn man Zeit hat, Gedanken schweifen zu lassen. Wenn aber die Deadline drängt, blockiert das Gefühl von Stress oft die kreativen Prozesse. Anstatt entspannt nach Lösungen zu suchen, fühlen wir uns gehetzt und neigen dazu, auf alte Muster zurückzugreifen – nicht gerade die ideale Ausgangssituation für frische Ideen.

Lösung #1: Timeboxing – Nutze die Zeit klug

Anstatt den gesamten Prozess unter Druck zu setzen, hilft es, die Zeit in kleinere, überschaubare Blöcke zu unterteilen. Diese Technik nennt sich „Timeboxing“. Gebt jeder Phase der Ideensammlung – von der ersten Brainstorming-Runde bis zur Auswahl der besten Ideen – eine feste Zeitvorgabe. So bleibt der Fokus erhalten, ohne dass die Hektik Überhand nimmt. Ironischerweise kann eine solche Strukturierung dazu führen, dass kreative Prozesse in kürzerer Zeit effizienter ablaufen. Setzt euch z.B. ein 10-Minuten-Zeitfenster für das Brainstorming und anschließend weitere 10 Minuten, um die vielversprechendsten Ideen zu priorisieren.

Lösung #2: Kreativitätstechniken wie die 6-3-5-Methode

Eine weitere Technik, die unter Zeitdruck Wunder wirken kann, ist die „6-3-5-Methode“. Hierbei schreiben sechs Personen in fünf Minuten jeweils drei Ideen auf. Diese Ideen werden dann an den nächsten Teilnehmer:in weitergegeben, der/die darauf aufbaut oder neue Vorschläge entwickelt. Durch den schnellen, iterativen Austausch kommen nicht nur viele Ideen zusammen, sondern die Zeitvorgabe sorgt auch dafür, dass niemand zu lange über einer Idee brütet. Diese Technik fördert den Fluss und verhindert, dass der Druck lähmend wirkt.

Lösung #3: Klare Fokussierung durch präzise Fragestellungen

Unter Zeitdruck geht es darum, möglichst schnell die relevanten Ideen zu identifizieren. Je klarer und fokussierter die Fragestellung ist, desto einfacher wird es, zielgerichtet zu arbeiten. Statt „Wie können wir unser Produkt verbessern?“ könnte die Frage lauten: „Wie können wir unsere App-Nutzer schneller zum Kaufabschluss führen?“ – konkrete Aufgabenstellungen fördern schnelle, kreative Lösungsansätze.

Lösung #4: Mikro-Pausen einlegen

Kreativität unter Druck bedeutet nicht, ununterbrochen Höchstleistungen zu erbringen. Mikro-Pausen sind Gold wert. Schon fünf Minuten Abstand können das Gehirn wieder erfrischen und die Kreativität ankurbeln. Diese kurzen Pausen verhindern, dass dein Team in hektisches Denken verfällt und helfen dabei, aus einem anderen Blickwinkel auf das Problem zu schauen. Ein kurzer Spaziergang um den Block oder einfach frische Luft schnappen kann Wunder wirken.

Lösung #5: Gamification – Der spielerische Ansatz

Wenn die Stimmung im Team angespannt ist, hilft es oft, den Druck mit einem spielerischen Element aufzulockern. Eine einfache Möglichkeit: Macht aus dem Ideensammeln ein kleines Spiel. Vergesst den Ernst der Lage für einen Moment und veranstaltet z.B. einen „Pitch-Wettbewerb“, bei dem die Teammitglieder ihre verrücktesten Ideen in nur 60 Sekunden präsentieren. Diese Methode nimmt dem Team den Stress und fördert gleichzeitig unkonventionelle Lösungsansätze.

Fazit: Kreativität unter Druck ist möglich – mit den richtigen Techniken

Der Schlüssel zu Kreativität unter Zeitnot ist es, Strukturen zu schaffen, die den Prozess erleichtern, statt zusätzlichen Druck aufzubauen. Durch Timeboxing, präzise Fragestellungen und spielerische Elemente können du und dein Team auch in stressigen Situationen kreative Höchstleistungen abrufen. Der Trick liegt darin, den Druck in geordnete Bahnen zu lenken und den kreativen Fluss zu fördern, anstatt ihn zu ersticken.


Über die Gastautorin Kerstin Lobner

Kreativität prägte sie von klein auf, als Enkelin des General Managers von Faber-Castell in Irland. Während andere im Alter an Neugierde verlieren, vertiefte sie ihr Interesse an Kreativität stetig.

Nach verschiedenen Positionen im Konzern-Marketing in Branchen wie IT, Telekommunikation und Gesundheitswesen unterstützt sie heute Führungskräfte und Teams dabei, innovative Lösungen zu finden und ihr kreatives Potenzial zu entfalten.


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