11.10.2019

Das sind die vier größten Herausforderungen für europäische KMU

Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Fachkräftemangel und Unternehmensnachfolge - das sind die größten Herausforderungen für KMU in Europa, wie die internationale Expertin Susanne Durst während eines Besuchs in Wien erläutert.
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KMU in Europa Laptop Karton eCommerce
Digitalisierung, vor allem E-Commerce, ist keine Stärke der europäischen KMU. (c) Adobe Stock / chiew

Mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der europäischen Wirtschaft: Sie repräsentieren 99 Prozent der Unternehmen in der EU, haben in den vergangenen fünf Jahren 85 Prozent aller neuen Jobs geschaffen und stehen für zwei Drittel aller Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft.

Zugleich kämpfen KMU mit zahlreichen Herausforderungen, wie Susanne Durst, Full Professor of Business Administration an der Universität von Skövde (Schweden) im Rahmen der Take Conference in Wien erläutert: Konkret geht es dabei um Fachkräftemangel, Digitalisierung, Nachhaltigkeit/Klimaschutz und das Thema der Unternehmensnachfolge.

Fachkräftemangel und Digitalisierung in KMU

In Bezug auf den Fachkräftemangel führt Durst an, dass 94 Prozent der KMU in Großbritannien Probleme haben, geeignetes Personal zu finden. Der Fachkräftemangel kostet die dortigen KMU zusätzlich 5,5 Milliarden Pfund (rund 6,3 Milliarden Euro) pro Jahr, weil sie zum Beispiel mehr in Recruiting investieren oder temporäre Arbeitskräfte einstellen müssen.

+++Datenlage zu KMU und Artificial Intelligence in Österreich noch gering+++

Das Thema des Fachkräftemangels geht fließend über in die Herausforderungen der Digitalisierung von Unternehmen. Denn dabei werden Geschäftsprozesse und die geschäftliche Kommunikation digitalisiert – wofür es wiederum entsprechende Skills braucht. Hier sind die Kenntnisse im europäischen Vergleich deutlich ausgeprägter als in den EU-Schlusslichtern Rumänien und Bulgarien. Österreich liegt im oberen Mittelfeld.

Eurostat
(c) Eurostat

In so gut wie jedem Bereich der Digitalisierung schneiden KMU in der EU schlechter ab als Großunternehmen: Während 94 Prozent der großen Unternehmen in den EU28-Staaten eine eigene Website haben, trifft dies nur auf 77 Prozent der KMU zu. Rund 90 Prozent der Großunternehmen haben Zugang zu IT-Spezialisten, bei den KMU sind es nur 65 Prozent. Und die Möglichkeiten des eCommerce im B2C-Bereich werden überhaupt nur von acht Prozent der europäischen KMU genutzt.

Zugleich wird die Gefahr von Cyberangriffen auch für KMU immer größer: In Großbritannien berichten laut einer Studie der University of Portsmouth 42 Prozent der KMU davon, innerhalb der vergangenen 12 Monate Cyberangriffe oder IT-Sicherheitslücken erlebt zu haben. Unter den genannten 42 Prozent mussten 36 Prozent neue Maßnahmen einführen und 31 Prozent neue Mitarbeiter einstellen, um die Sicherheitslücken zu schließen.

Nachhaltigkeit und Nachfolge

Auch das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt KMU in der Europäischen Union. Sie müssen sich die Frage stellen, wie sie entsprechende Maßnahmen überhaupt messen und auf entsprechende Nachfragen von Kunden reagieren. Auch hier müssen Fachkräfte mit der richtigen Expertise gefunden werden, und auch die Kommunikation des Unternehmens muss auf das Thema hin optimiert werden.

Und dann wäre da noch das Thema der Unternehmensnachfolge. Hier nennt die internationale Expertin Österreich als eines der Beispiele für die Problematik: Es wird erwartet, dass 27 Prozent der österreichischen KMU in der Industrie bis zum Jahr 2023 ihr Unternehmen an Nachfolger übergeben müssen. Hier müssen die Gründer und aktuellen Geschäftsführer ihr Wissen und ihre Kontakte an die nächste Generation transferieren.

Das Problem dabei ist laut einer Studie der Johannes Kepler Universität Linz: Fünf Jahre nach Abschluss des Studiums wollen nur sechs Prozent in einem Kleinunternehmen und nur zehn Prozent in einem mittelständischen Unternehmen arbeiten. Der Großteil (17 Prozent) möchte in einem Großunternehmen arbeiten oder gleich selber ein Unternehmen gründen (23 Prozent).

Johannes Kepler Universität
(c) Johannes Kepler Universität

Im Interview mit dem brutkasten erläutert die Expertin, wie gezieltes Wissensmanagement dazu beitragen kann, diese Herausforderungen zu meisten.

+++Unter diesem Link geht’s zum Interview+++

KMU-Roadshow Österreich

Der brutkasten hat sich dieser Themen angenommen und unterstützt die heimischen KMU bei ihren Aufgaben. Ende August 2019 startete der brutkasten eine österreichweite Roadshow mit dem Ziel, KMU, Startups und Corporates zu vernetzen. Im Mittelpunkt stehen Erfahrungsaustausch, die Präsentation von regionalen Best Practice-Beispielen und das Aufzeigen von Chancen der Digitalisierung, sowie der Kooperation mit anderen Unternehmen. Die KMU-Roadshow wird mit freundlicher Unterstützung der Austria Wirtschaftsservice (aws), Erste Bank und Sparkasse, Wiener Städtische Versicherung, A1 sowie Presono und SVEA Ekonomi und regionalen Partnern umgesetzt.

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Gender Investment Gap, Female Funding Index 2024
(c) Stock.Adobe/BMMP Studio - Der Female Startup Funding Index 2024 zeigt einen Gender Investment Gap.

Der “Gender Investment Gap” bleibt in Österreich groß: Nur 18 der 169 Gründer:innen von österreichischen Startups, die im ersten Halbjahr 2024 Risikokapitalfinanzierungen erhielten, sind Frauen. Das entspricht einem Anteil von rund elf Prozent und liegt auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums – das zeigt der Female Startup Funding Index 2024, der in Kooperation mit der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY entstanden ist.

Dort ist zu erkennen, dass es einen leichten Anstieg bei der Diversität der Startup-Gründungsteams gab, die eine Finanzierung abschließen konnten: Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Teams ist gemischt – deutlich mehr als im ersten Halbjahr 2023 (15 Prozent).

Rein weibliche Gründungsteams bleiben jedoch rar – bloß zwei (drei Prozent) der 70 österreichischen Startups, die im ersten Halbjahr 2024 mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, hatten ein ausschließlich weiblich besetztes Gründerteam (myBios; Vienna Textile Lab).

Finanzierungsvolumen: Ein Viertel an gemischte Teams

Eine positive Tendenz ist aber nach langem Stillstand beim Finanzierungsvolumen zu sehen: Ein Viertel des gesamten Volumens (24,2 Prozent) ging im ersten Halbjahr 2024 an gemischte Gründungsteams – so viel wie in keinem Halbjahr zuvor. Bis dato gingen regelmäßig rund neun von zehn investieren Euros an rein männlich zusammengesetzte Teams.

Dieser Zuwachs ist vor allem auf eine Finanzierungsrunde zurückzuführen: 63 Millionen Euro für Prewave mit dem Gründungsteam bestehend aus Lisa Smith und Harald Nitschinger. Generell sind die Finanzierungsrunden und -volumina in Österreich im ersten Halbjahr 2024 allerdings rückläufig.

Denn, insgesamt wurden 70 Finanzierungsrunden registriert, das sind 26 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023, als mit 95 Finanzierungsrunden ein Höchstwert für ein erstes Halbjahr markiert worden war (2022: 79). Das Finanzierungsvolumen ging von 365 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2023 auf 298 Millionen Euro um 18 Prozent zurück.

16 Startups mit mindestens einer Finanzierungsrunde in den ersten sechs Monaten 2024 hatten zudem zumindest eine Frau im Gründungsteam, somit gibt es in knapp jedem vierten Team (26 Prozent) eine Gründerin. Im Vorjahr lag dieser Wert mit 17 Prozent noch deutlich niedriger.

Gender Investment Gap: Mehrheit an Risikokapital an rein männliche Founder-Teams

Trotz dieser Zahlen dominieren weiterhin Männer die Startup-Landschaft stark: Mit 52 Startups wies die große Mehrheit der Jungunternehmen, die im bisherigen Jahresverlauf Risikokapital erhielten, ein ausschließlich männlich besetztes Gründungsteam auf.

“Startups leben von zündenden Ideen und Innovation – und genau dafür braucht es unterschiedlichste Erfahrungen und Denkanstöße. Hier ist vor allem Diversität gefragt, um verschiedenste Ansätze und Ideen zu bündeln. Das bedeutet auch, Teams mit Geschlechtervielfalt zu pushen. Nach vielen Jahren des Stillstands sehen wir heuer zum ersten Mal eine leicht positive Tendenz bei der Diversität: Gemischte Gründungsteams erhalten öfter und mehr Kapital. Das zeigt einerseits, dass die erhöhte Gründungsaktivität von Frauen in den letzten Jahren Früchte trägt und langsam bei den Finanzierungsrunden erkennbar ist und andererseits, dass die vielfach nachgewiesenen Vorteile von diversen Teams eine immer größere Rolle für Investor:innen spielen”, sagt Florian Haas, Head of Startup bei EY Österreich.

“Auf emotionaler Ebene haben wir noch Aufholbedarf”

Dass Diversität zu besserer Performance führe und in vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen ankomme, weiß auch Lisa-Marie Fassl, Co-Gründerin Female Founders und General Partner bei Fund F.

“Auf rationaler Ebene teilen viele Menschen also die Meinung, dass eine gleichberechtigte Welt für uns alle besser ist. Auf emotionaler Ebene haben wir leider noch Aufholbedarf: Noch immer wird Feminismus oft als eine Kampfansage gegen Männer verstanden und damit vollständig falsch interpretiert – sowohl im wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen als auch medialen Umfeld. Hier ist meiner Ansicht nach ein neues, positives Narrativ gefragt. Nur so können wir einen nachhaltigen Schritt zur mehr weiblicher Repräsentation schaffen”, sagt sie.

“Mehr wie Prewave und Storyblok”

Dass es immer noch ein großes Ungleichgewicht gibt, erkennt man zudem, wenn man die Diversität innerhalb der Startup-Gründungsteams in Relation zu der Größe der Finanzierungsrunden betrachtet: Laut Untersuchung lag der durchschnittliche Frauenanteil bei allen Startups, die im vergangenen Halbjahr neues Kapital erhielten, bei 12,3 Prozent. Wie in den vergangenen Jahren gilt somit weiterhin: Je größer die Finanzierungsrunde, desto kleiner ist der Frauenanteil. Einzige Ausnahme ist der Bereich bei Finanzierungen über 50 Millionen Euro, wo es allerdings mit Storyblok und Prewave nur zwei Runden gab.

“Ich denke, wir sind uns alle einig, dass wir uns mehr Unternehmen wie Prewave oder Storyblok wünschen würden, die es schaffen, internationales Kapital nach Österreich zu bringen”, so Fassl weiter. “Leider lassen sich systemische Probleme, wie sie seit vielen Jahren in Österreich bekannt und oft diskutiert worden sind, nicht durch schöne Worte und kurzfristig orientierte Ankündigungspolitik ändern – sondern nur durch gezielte Maßnahmen, die einen nachhaltigen, langfristig positiven Effekt auf den Wirtschaftsstandort haben. Dazu gehören selbstverständlich auch Maßnahmen, die den Kapitalmarkt stärken und Kapital umverteilen – und ein deutlich besseres Instrument sind, um Innovation, Wirtschaftskraft und Wohlstand zu fördern, als unsere bisherigen Unterstützungssysteme.”

Weiterer Grund für Gender Investment Gap: Sektor-Fokus

Ein weiterer Grund für den “Gender Investment Gap” sei der erkennbar unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründerinnen und Gründern. So ist der Anteil von Gründerinnen in vier der fünf nach Finanzierungssummen Top-Sektoren im ersten Halbjahr nur unterdurchschnittlich – teilweise liegt er bei null.

Während der Frauenanteil beim stärksten Sektor “Software & Analytics” noch bei zwölf Prozent – und damit leicht über dem Durchschnitt mit elf Prozent – liegt, sind es im Bereich “Health” zehn Prozent und im Bereich “Energy” gerade einmal fünf Prozent. In den Sektoren “FinTech/InsurTech” und “Hardware” findet sich keine einzige Gründerin in den Unternehmen, die im ersten Halbjahr 2024 eine Finanzierungsrunde abgeschlossen haben.

Gründerinnen im Food-Bereich am stärksten vertreten

Am stärksten vertreten sind Founderinnen im Food-Bereich, hier ist jedes zweite Gründungsmitglied weiblich. Auch in den Bereichen “Mobility” (22 Prozent), “Recruitment” (20 Prozent) und “Media & Entertainment” (17 Prozent) ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch.

In acht der insgesamt 16 untersuchten Sektoren befindet sich bei den im bisherigen Jahresverlauf finanzierten Startups keine einzige Frau in den Gründungsteams (AdTech, ConstructionTec/Green Building, E-Commerce, Education, FinTech/InsurTech, Hardware, Professional Services sowie PropTech).

Haas dazu: “Generell erhalten Startups, die auf Know-how aus dem MINT-Bereich basieren, deutlich mehr Kapital als andere Jungunternehmen. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Technologie-Startups, die aktuell überdurchschnittlich viel Kapital einsammeln. Und gerade hier sind Frauen in den Gründungsteams unterrepräsentiert. Das hängt auch damit zusammen, dass der Frauenanteil in den MINT-Fächern mit rund 20 Prozent immer noch gering ist. Es ist essentiell, bei Frauen nicht nur das Interesse für diese Sektoren zu wecken, sondern auch Begabungen zu fördern und den Weg zu ebnen. Ich rechne fest damit, dass die Zahl der Gründerinnen auch in MINT-Sektoren weiter steigen wird – und sich in der Folge auch der ‘Gender Investment Gap’ Stück für Stück weiter schließen wird.”

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