17.07.2019

4 große Herausforderungen für die Energiebranche

Die Energiebranche unterliegt gerade einem massiven Wandel. Und wie in vielen anderen Bereichen gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wir sprachen mit dem Wien Energie-Innovationsverantwortlichen Stefan Kermer über die größten Herausforderungen der Branche und den Zugang des Unternehmens dazu.
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Wien Energie: 4 große Herausforderungen in der Energiebranche
(c) Wien Energie / Schedl: Impression von der Innovation Challenge #3
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Wo geht die Reise hin? – Diese Frage stellt man sich angesichts rapider Entwicklungen im Zuge der Digitalisierung gerade über alle Branchen hinweg. Denn wer die erwartete Disruption verschläft, könnte am Abstellgleis landen. Wer sie hingegen mitbestimmt, kann den großen Wandel nicht nur “überleben”, sondern als Gewinner aus ihm hervorgehen. “Wir haben auch in der Energiebranche gerade massive Veränderungen”, sagt Stefan Kermer, Head of Innovation and Strategic Projects bei Wien Energie. “Wir sind dabei in der guten Position, in vielen Bereichen Vorreiter zu sein”, sagt Kermer.

+++ Wien Energie: Gemeinsam mit Startups auf den Spuren neuer Geschäftsmodelle +++

Energiebranche: Viele Entwicklungen erst am Anfang

Und Vorreiter will man bei Wien Energie auch in jenen Innovationsfeldern werden, die gerade erst im Entstehen begriffen sind, bzw. die sich aus den großen Entwicklungen unserer Zeit erst ergeben. Kermer, der auch für die aktuelle vierte Ausgabe der Wien Energie Innovation Challenge verantwortlich zeichnet, definiert dazu vier große Herausforderungen der Energiebranche, die für das Unternehmen besonders relevant sind. Eines nimmt er dabei vorweg: “Für alle braucht es digitale Lösungen”.


1. Dezentralisierung

Wien Energie: Stefan Kermer über große Herausforderungen in der Energiebranche
(c) Wien Energie / Schedl: Stefan Kermer

“Es gibt etwa immer mehr private Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen. Früher ging die Energie in eine Richtung – nämlich von uns zum Konsumenten. Jetzt wird es immer mehr zu einem komplexen Netzwerk. Und das Bedarf einer Orchestrierung”, erklärt Kermer. Auch die steigende Anzahl an E-Fahrzeugen würde hier eine Rolle spielen – alleine in Wien seien gerade 1000 Ladestellen geplant. Dabei sei klar: “Es muss alles zusammenspielen”. Denn am Ende müsste für die Kunden mit Strom und Wärme alles reibungslos funktionieren. “Es darf keine Unannehmlichkeiten geben”.

2. Smart City

Um das genannte Zusammenspiel gehe es auch beim Thema Smart City. “Die Smart City-Rahmenstrategie der Stadt Wien ist erst kürzlich aktualisiert worden. Der Tenor ist: Alles wird vernetzter. Es wird hier sehr viele Player brauchen, die Kooperieren und gemeinsame Lösungen schaffen”, sagt Kermer. Für Wien Energie bedeute das einerseits eine noch engere Zusammenarbeit mit den Schwestergesellschaften Wiener Netze und Wiener Linien. Andererseits liege der Fokus immer stärker auf dem Cross-Industry-Ansatz und Co-Creation mit anderen kleinen und großen Unternehmen. Eine entscheidende Rolle in der Strategie habe die Dekarbonisierung. “Hier sind wir mit der Fernwärme, Photovoltaik-Anlagen und Großwärmepumpen Vorreiter und ein entsprechend essenzieller Player in der Umsetzung der Strategie”, sagt Kermer. Besonders relevant sei auch das Zusammenspiel mit neuen Mobilitäts- und Supply Chain-Konzepten.

3. Infrastruktur

Für all das brauche es auch die richtige Infrastruktur. Und das sei eines der Kernthemen bei Wien Energie. “Man denke nur an den notwendigen 5G-Ausbau. Die wenigsten wissen, dass wir in Wien ein riesiges Glasfaser-Netz betreiben”, merkt Stefan Kermer an. Das sei freilich nur ein Teilaspekt für das Unternehmen. “Es geht etwa auch um ein zukunftsfähiges Gebäudemanagement, das mittels entsprechender Sensorik und IoT-Anwendungen smart gemacht werden kann. Und bei uns geht es natürlich um den gesamten Erzeugungsbereich, etwa darum große Kraftwerke zu optimieren und verbessern. Letztlich ist die Frage: Wie kann man das ganze Energiesystem in Zukunft noch intelligenter machen?” Ein sehr konkretes Beispiel für Wien Energie sei hier etwa das Brennstoffmanagement in der Müllverbrennung, also die optimale Aufteilung des Mülls für eine effiziente Verwertung.

4. Innovative Geschäftsmodelle

Die genannten Punkte würden jedenfalls eines erfordern, ist Stefan Kermer überzeugt: Neue Geschäftsmodelle. “Es gibt immer mehr Wettbewerb in der Energiebranche und wir müssen uns klar differenzieren”. Es brauche daher neue und mehr Dienstleistungen. “Hier geht es einerseits um den Endkunden-Markt, andererseits sind aber auch im B2B-Bereich neue Angebote gefragt”, sagt Kermer. Denn die Themen Dezentralisierung – Stichwort: Prosumer, Smart City – Stichwort: Smart Mobility und Infrastruktur – Stichwort: Vernetzung, ließen sich eben nicht immer in die vorhandenen Systeme pressen.


Stefan Kermer und Christian Panzer von Wien Energie im aktuellen Video-Talk

Live-Talk mit Stefan Kermer und Christian Panzer von Wien Energie

Live-Talk mit Stefan Kermer und Christian Panzer von Wien Energie über den aktuellen Call zur Innovation Challenge #4.

Gepostet von DerBrutkasten am Montag, 15. Juli 2019

Innovation Challenge #4: Herausforderung trifft Lösung

Es sind diese vier Herausforderungen, die auch bei der Innovation Challenge #4, deren Call noch bis 11. August dauert, im Zentrum stehen. Wien Energie sucht dort – ganz im Sinne des Cross-Industry- und Co-Creation-Ansatzes – nicht mehr nur nach Startups, sondern nach Partnern jeder Größe. Dabei kann man aus den vorangegangenen Challenges und Programmen bereits eine beeindruckende Zwischenbilanz vorweisen: “Wir haben aktuell rund 40 Startup-Projekte und rund 20 langfristige Kooperationen. Damit sind wir einer der Innovationsleader in Österreich was Startups betrifft”, sagt Kermer.

Und auch wenn sich ein Teilnehmer im aktuellen Call nicht in den Themenfeldern wiederfinde, gebe es eine Chance, sagt der Innovationsverantwortliche. “Wir wurden auch in den bisherigen Challenges schon einige Male überrascht. Am Ende zählt für uns jedes Konzept, das das Potenzial hat, uns als Unternehmen besser zu machen”.

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CEO Ibrahim Sagerer-Foric (c) BergWind Energy

Ob Wasserkraft, Windkraft oder Solarenergie: Erneuerbare Energien spielen in unserer Zeit eine zunehmend wichtige Rolle. Angesichts der Klimakrise entwickeln Startups vermehrt neue Technologien, die auf eine nachhaltigere Zukunft abzielen.

Auch das oberösterreichische Startup BergWind Energy will mit seinen neuen Produkten zur nachhaltigen Energieversorgung beitragen. Es bietet Kleinwindanlagen an, die an Seilbahnen, Brücken oder anderen Infrastrukturen installiert werden können. Darüber hinaus fungiert eine Werbefläche auf den Anlagen als eine umweltfreundliche Werbemöglichkeit für Unternehmen.

BergWind-Anlagen seien eine “umweltfreundliche und wirtschaftlich attraktive Energiequelle”

Ab dem kommenden Jahr werden die neuen Produkte „BergWind 2000“ und „Powerflag“ verfügbar sein. Die Kleinwindturbine „BergWind 2000“ ist speziell für den Einsatz in Bergregionen, insbesondere in Skigebieten, konzipiert. Sie wird an Seilbahnen oder Brücken installiert, um die Vorteile der Höhenlagen optimal zu nutzen und bestehende Infrastrukturen einzubinden. So soll laut Unternehmen kein zusätzlicher Boden versiegelt werden. Darüber hinaus ist die Anlage mit einer Werbefahne ausgestattet, die Unternehmen als nachhaltige Werbefläche nutzen können.

Laut BergWind Energy kann jede Turbine bei einer Leistung von 2.000 Watt je nach Standort jährlich zwischen 1.500 und 2.500 kWh erzeugen. Auch bei Nacht und bewölktem Wetter bleibt die Energieproduktion laut Produktversprechen konstant. Das soll speziell für Skigebiete und Seilbahnbetreiber eine “umweltfreundliche und wirtschaftlich attraktive Energiequelle” darstellen.

Keine Bodenversiegelung durch Kleinwindturbinen

Die „Powerflag“ ist eine Windfahne, die traditionelle Fahnenmasten ersetzen soll. Die Fahnenfläche dient gleichzeitig als Rotorblatt, das den Wind einfängt und in Energie umwandelt. Zusätzlich bietet sie durch die Platzierung entlang von Straßen eine Werbefläche für Unternehmen. Durch die kompakte Größe und den flexiblen Standfuß kann die Powerflag ebenso auf Dächern oder auf Freiflächen installiert werden. Wie bei der Kleinwindturbine ist für die Installation der Powerflag keine Bodenversiegelung nötig, was CO2-Emissionen und Materialkosten einspart.

Das Besondere an den neuen Produkten liege in der Kombination von Energiegewinnung und Marketing: “Unternehmen können ihre bestehende Infrastruktur optimal nutzen und gleichzeitig nachhaltige Energie erzeugen”, so das Produktversprechen.

Energieerzeugung mit Marketing in einem Produkt

Das GreenTech-Startup wurde von CEO Ibrahim Sagerer-Foric und Co-Founder Nedeljko Milosevic ins Leben gerufen. Seit Jänner 2023 verfolgt das Unternehmen die Vision, Energieerzeugung mit Bergsport und Marketing in einem Produkt zu vereinen.

Zu seinen Kooperationspartnern zählen Unternehmen wie FE Business Parks, Kukla Waagenfabrik und Hypo Bank Immobilien und Leasing Vorarlberg. Darüber hinaus wird das Startup durch Förderprogramme unterstützt, darunter das Greenstart-Programm, bei dem BergWind im letzten Jahr zu den zehn Finalisten gehörte – brutkasten berichtete. Zudem finanziert sich BergWind zum Teil durch Dienstleistungen in Form von Innovationsworkshops, Produktentwicklung und Patenterstellung.

BergWind plant europaweites Wachstum

Mit dem offiziellen Marktstart im kommenden Jahr plant BergWind, europaweit zu wachsen. CEO Sagerer-Foric erklärt im Gespräch mit brutkasten, dass der Fokus des Startups zukünftig auf dem weiteren Ausbau liegen wird. Bereits jetzt zählen ein Skigebiet in Schweden, Salzburg und Kärnten sowie Unternehmen in Bayern und der Schweiz zum Kundenportfolio.

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