04.06.2024
KLIMANEUTRAL

Heizma: Ex-Coinpanion-CEO, Ex-Sigma-Squared-Präsident und Brickwise-CEO gründen Wärmepumpen-Startup

Alexander Valtingojer, Michael Kowatschew und Valentin Perkonigg machen gemeinsame Sache und sagen mit ihrem neuen Unternehmen Heizma CO2-Emissionen beim Heizen den Kampf an.
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Die drei Heizma-Gründer Valentin Perkonigg, Michael Kowatschew und Alexander Valtingojer
Die drei Heizma-Gründer Valentin Perkonigg, Michael Kowatschew und Alexander Valtingojer | Foto: Heizma

Die Argumente für einen Umstieg von fossilen Heizsystemen auf eine umweltfreundliche Lösung liegen auf der Hand: Klimaziele, Kostenersparnis und die geopolitische Unabhängigkeit Österreichs. Das sehen nicht nur die drei Seriengründer Alexander Valtingojer (Founder Coinpanion), Michael Kowatschew (ehemaliger Sigma Squared Präsident) und Valentin Perkonigg (Brickwise) so, sondern auch ihre über 2.000 Kund:innen, die allein seit Jänner eine Wärmepumpe angefragt haben.

Valtingojer und Kowatschew haben vor rund drei Monaten mit morgen ventures eine neue Investment-Firma gegründet – brutkasten berichtete – und mittlerweile vier Investments getätigt. Dort fiel beiden auf, dass sie Spaß daran hatten, Dinge gemeinsam anzugehen. Inspiriert von der Aussage des Google-Gründers Sergey Brin, “solving big problems is easier than solving small problems”, haben sich beide angesehen, an welchen spannenden Problemen die beiden Founder arbeiten könnten. Heraus kam die Erkenntnis, dass zehn Prozent der CO2-Emissionen in Europa aus dem Heizen in privaten Haushalten stammen.”

Alexander Valtingojer und Michael Kowatschew im brutkasten-Talk zur Gründung von Heizma:

Wärmepumpen “für Normalverbraucher in Österreich das Beste zum Heizen”

“Das ist ein massives Problem”, sagt Kowatschew. “Gleichzeitig hat man aktuell aus verschiedensten Gründen eine gute Möglichkeit, in diesen Bereich einzusteigen. Wärmepumpen, eine Technologie, die übrigens aus Österreich kommt, sind effizienter und sinnvoller als Gas- und Ölheizungen. Zudem erhält man seit Beginn des Jahres eine Förderung von 75 Prozent bis 100 Prozent für den Wechsel zur Wärmepumpe von Öl und Gas. Und so hatten wir Ende Dezember 2023 die Idee, haben über die Weihnachtszeit eine Website gebaut und so angefangen, die ersten Wärmepumpen zu verkaufen und zu vertreiben.”

“Die Technologie ist da und für den Normalverbraucher in Österreich das Beste zum Heizen. Jetzt geht es nur noch darum, sie allen Hausbesitzer:innen in Österreich zugänglich zu machen und sie gleichzeitig durch den Förderdschungel zu begleiten”, sagt Mitgründer Michael Kowatschew, der zuvor das globale Gründernetzwerk Sigma Squared leitete und mit NOVID20 in Georgien die erste Corona-Contact-Tracing-App Europas auf den Markt brachte.

Heizma installiert fast täglich neue Wärmepumpen

“Im März 2024 kamen noch 93 Prozent der Gasimporte aus Russland. Das ist für viele eine große Überraschung und ein weiterer Grund, warum sich viele Kundinnen und Kunden bei uns melden”, sagt Valtingojer, der zuvor seine Investmentplattform Coinpanion verkauft hatte (brutkasten berichtete). In das Unternehmen hatten bekannte österreichische Investoren wie Business Angel Hansi Hansmann oder Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner sechs Millionen Euro investiert.

Heizma hat es sich konkret zur Aufgabe gemacht, einen einfachen und schnellen Weg zur Installation einer Wärmepumpe und zur Förderabwicklung in Österreich zu ermöglichen. Das junge Unternehmen installiert eigenen Angaben nach fast täglich neue Wärmepumpen. Dabei wird die ganze Kundenkommunikation über Software abgewickelt, so wie etwa Heizlastberechnungen im Haus bei Kund:innen, Angebotsstellung oder eigene Rentabilitätsrechnungen.

Valtingojer: Mit Wärmepumpe können “im Schnitt rund 40 Prozent der jährlichen Heizkosten” eingespart werden

Alexander Valtingojer und Michael Kowatschew im brutkasten-Studio
Zwei der drei Heizma-Cofounder, Alexander Valtingojer und Michael Kowatschew, im brutkasten-Studio | Foto: brutkasten

“Heutzutage ist die Wärmepumpe schon das effizientere Heizmittel als zum Beispiel Öl- oder Gasheizung”, erklärt Valtingojer. “Man kann im Schnitt mit einer Wärmepumpe rund 40 Prozent der jährlichen Heizkosten einsparen. Das zeigen wir den Kunden anhand ihrer Daten und ihres Hauses auf. Wir haben überall Software-Tools eingesetzt, analysieren zum Beispiel auch Angebote mit ChatGPT und schauen, was die Komponenten sind. Insgesamt betreiben wir sehr viel Analyse, aber eigentlich sind wir einfach ein hochmoderner und effizienter Installationsbetrieb, der tech-enabled ist.”

Dabei verfügt das Heizma-Founder-Trio nicht bloß über technologisches Know-how. Brickwise-Co-Founder Perkonigg ist gelernter Elektrotechniker. “Das heißt, ein bisschen Domain-Knowledge gab es bei uns eigentlich schon von Beginn an”, sagt Kowatschew. “Auf der einen Seite hilft uns das Tech-Thema sehr, aber wir bauen zwei eigene Installationsbetriebe, einen in der Steiermark und einen in Wien, auf, wo wir auch selbst mit unseren Installateuren und Technikern aktiv ins Verbauen gehen. Auf der anderen Seite arbeiten wir mit Partnerbetrieben in ganz Österreich. Die managen wir, übernehmen de facto einen großen Teil des Back-Offices und schauen, dass wir so sehr viel optimieren.”

Heizma als “Full-Service-Angebot”

Ein großer Vorteil dabei sei, dass man nicht “nur” drei Wärmepumpen im Jahr verbaue, sondern hunderte von Wärmepumpen und somit direkt von den Herstellern gute Preise bekomme. “So können wir mit den Partnerbetrieben darauf achten, dass die Qualität sehr hoch ist und wir preislich gut mit dabei sind, weil wir die Wärmepumpen stark runterverhandeln. Und drittens auch noch die Förderung für unsere Kunden abwickeln”, so Kowatschew weiter.

“Es ist wirklich ein Full-Service-Angebot”, ergänzt Valtingojer. “Die meisten Betriebe in Österreich sind so vier bis acht Leute, das sind so Kleinbetriebe. Da macht der Geschäftsführer eigentlich faktisch alles außer der Montage, teilweise auch die Montage”, führt der frühere Coinpanion-Gründer aus. Ein solcher Geschäftsführer habe einfach nicht die Zeit und auch nicht das Interesse, tief in die Kundengespräche einzusteigen und wirklich guten Kundensupport zu bieten. “Da sind wir von Anfang an reingegangen”, sagt der Gründer. Seine Analogie: Wärmepumpen zu kaufen werde damit so einfach wie ein Softwareprodukt zu erwerben.

Heizma-Gründer setzen bewusst auf Bootstrapping

Eine Finanzierungsrunde aufzunehmen, planen die Gründer aktuell nicht – wiewohl das Business durchaus interessant für Risikokapitalgeber sein könnte: “Das kann ein Venture Capital Case sein. Wir haben in Europa sehr viele sehr starke Player, von denen wir auch Fans sind. Das sind Unternehmen wie 1Komma5, Enpal Dragon oder Octopus Energy, die auch hunderte Millionen an Kapital aufgestellt haben”, führt Kowatschew aus.

Doch diesen Weg wollen die Heizma-Gründer nicht gehen: “Für uns ist es wirklich möglich, jetzt gerade dieses Wachstum zu schaffen, ohne gleichzeitig diese VC-Route zu gehen und damit eigentlich frei zu entscheiden, wie wir das möglich machen”, sagt der ehemalige Sigma-Squared-Präsident. Bootstrapping “macht Spaß”, ergänzt Valtingojer. Gleichzeitig sei es angesichts der Wachstums-Ambitionen aber schwierig, den Cashflow zu managen. Bootstrapping ermögliche aber auch sehr viel Freiheit – “und dieser Pain gehört ein bisschen dazu”.

Mit morgen ventures weiter aktiv, aber “Founder first, Investor second”

Mit morgen ventures sind die beiden weiterhin aktiv: Man agiere zwar nach dem Motto “Founder first, Investor second”, aber erst kürzlich hätten die beiden Gründer wieder in ein Startup investiert. “Und werden halt konstant, wenn wir Opportunitäten sehen, weiter investieren”, erläutert Valtingojer. Zeitlich sei das kein Problem: “Wir haben das immer schon gesagt: wir sind ja nicht sehr aktive Investoren. Wir helfen, wo es gerade passt. Aber ja, das geht sich zeitlich aus”, sagt der Gründer.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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