21.07.2021

Healthy Kids: Salzburger Startup mischt den Bio-Markt auf

Christian Eibl und Reinhold Hinterplattner haben gut lachen. Die beiden Jungunternehmer haben das geschafft, wovon viele Startup-Gründer der FMCG-Branche träumen - die Listung im heimischen Lebensmittelhandel.
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Healthy Kids
Reinhold Hinterplattner (l.) und Christian Eibl konnten große internationale Markenlizenzgeber und namhafte Handelsketten von ihrem innovativen Konzept überzeugen.
© Healthy Kids GmbH

Mit ihrer Marke “Pure&Fun”, die auf gesunde Bio-Getränke und -Snacks für Kinder spezialisiert ist, haben sie offenbar genau den Trend der Zeit getroffen und in nur einem Jahr nach der Gründung ihrer Firma Healthy Kids die Herzen von Händlern und Konsumenten erobert. “Die vielen Listungen bei großen Händlern wie Eurospar, Interspar, Maximarkt, Billa, Billa Plus, Bipa, Sutterlüty oder MPreis nach so kurzer Zeit haben uns ebenso überrascht wie das enorm positive Feedback, das sowohl von den Einkäufern im Handel als auch von den vielen Konsumenten kommt”, freuen sich die beiden Salzburger. Allein der “Bio Heldentrank”, eine Mischung aus Fruchtsaft und Früchtetee, ist mittlerweile landesweit in mehr als 2.200 Geschäften erhältlich.

Marktlücke: gesunde Produkte mit cooler Optik

Die Idee zu Heathy Kids kam den beiden Familienvätern, als sie erkannt haben, dass sich Kinder von bunten, aber eben oft ungesunden Nahrungsmitteln angesprochen fühlen. Genau hier wollten sie ansetzen und Produkte entwickeln, die mit einem coolen Verpackungsdesign überraschen und gesund sind. Damit haben die beiden eine Marktlücke erkannt, wie sie heute sagen: “Für die Altersgruppe der 4- bis 14-Jährigen gab es damals kaum eine Auswahl an hochwertiger, aufmerksamkeitsstarker Bio-Nahrung. Vor allem unterwegs hatten wir in der Vergangenheit oft Probleme, gesunde Produkte für unsere Kinder zu finden. In Schwimmbädern, Freizeitparks und anderen Kindereinrichtungen gibt es meist nur ungesunde und stark gezuckerte Produkte”, so Christian im Gespräch mit dem brutkasten. Und Reinhold ergänzt: “Auch im Supermarkt sieht es nicht viel anders aus. Dort gibt es zwar viele gesunde Bio-Produkte – und es werden zum Glück auch immer mehr – allerdings nicht in einer Verpackung, die Kinder anspricht. Da wir bei Teekanne mit gesunden Produkten viel Erfahrung gesammelt hatten, begannen wir im Herbst 2018 mit ersten Brainstormings — zumeist am Abend oder am Wochenende.”

Drei Investoren mit Minderheitsbeteiligung an Bord

Die Eintragung des Unternehmens erfolgte schließlich im Jänner 2020, ab November 2020 starteten die Auslieferungen an den Handel. In Summe haben Christian und Reinhold einen hohen sechsstelligen Betrag in Healthy Kids investiert – ein Mix aus Dienstleistungs- und Barinvestment, wie sie erzählen. Drei Investoren sind mit einer Minderheitsbeteiligung an Bord: Die Bäckerei Haubis GmbH aus Petzenkirchen (NÖ), die L& Ventures GmbH aus Salzburg (der Investment Arm der Digital- und Marketing-Agentur LOOP) sowie die sieben&vierzig GmbH aus München (bringt Zugriff auf die Ressourcen der Design- und Packagingagentur FRIEDLHAMPEN).

Ein Glücksfall war, dass die beiden für ihr innovatives Konzept auch einen großen, internationalen Markenlizenzgeber gewinnen konnten, der sonst nur mit etablierten Playern zusammenarbeitet. “Startups wie wir haben da normalerweise keine Chance”, schildert Reinhold. Die beiden 37-Jährigen sind deswegen umso stolzer, dass die Charaktere der beliebten TV-Serie “PAW Patrol” auf ihren Pure&Fun-Bio-Produkten abgebildet sind. Im Sommer kommt “PAW Patrol – The Movie” erstmals auch in die Kinos, was Christian und Eibl mit einem Gewinnspiel unterstützen. “Mit jedem gekauften PAW Patrol-Produkt von Pure&Fun kann man ab Ende August Kinotickets gewinnen”, kündigt Christian an.

Produziert werden ihre Produkte übrigens von renommierten Partnern. Der bereits oben erwähnte Bio Heldentrank kommt von der Firma Spitz aus Attnang Puchheim, die ihre Markenkompetenz seit Kurzem in der Tochtergesellschaft Alpine Brands bündelt – der brutkasten hat berichtet, die Bio Power Häppchen stammen von der Firma Haco aus der Schweiz und die Bio Power Äpfel von der Firma Estyria in der Steiermark. “Unser viertes Produkt sollte in Kürze in die Regale kommen, da verraten wir noch nicht mehr”, so Christian.

Von Teekanne zum eigenen Unternehmen

Dass Christian und Reinhold sich in einen umkämpften Markt vorwagen, kommt nicht von ungefähr. Beide bringen zusammen 25 Jahre Erfahrung im Marketing mit und waren vor ihrer Selbstständigkeit u.a. beim heimischen Teemarktführer Teekanne tätig, der neben dem Hauptgeschäft Tee auch den Ready-to-drink-Markt bearbeitet. Christian hat die Kommunikation der Marke Teekanne sowie die Produktentwicklung in den Segmenten Früchtetee, Kräutertee und Ready-to-drink vorangetrieben, Reinhold war für die Marke Willy Dungl verantwortlich. “Wir haben beide sehr gerne bei Teekanne gearbeitet, hatten aber von Beginn an einen starken Glauben an unsere Idee. Dass das Feedback von Freunden zu unseren geplanten Produkten positiv ausgefallen ist, hat unsere Entscheidung ein eigenes Unternehmen zu gründen nochmals erleichtert”, sind sich Christian und Reinhold einig.

Bürokratie ist allgegenwärtig – Rückschläge gehören dazu

Gefragt nach den Herausforderungen der Gründung loben sie die tolle Unterstützung, die sie von einem Anwalt und einem Steuerberater erhalten haben. An die damit verbundene – oft sinnlose – Bürokratie hätten sie sich schon gewöhnt, denn diese sei allgegenwärtig. “Diese Bürokratie hört nach der Gründung nicht auf, sondern zieht sich auch durch die Arbeit mit dem Handel und damit verbundenen Dienstleistern. Ein Beispiel sind 80-seitige Verträge, die nicht digital signiert werden können, sondern ausgedruckt und verschickt werden müssen und dann retour kommen, weil bei der Adresse die Türnummer nicht angegeben wurde”, plaudert Reinhold aus dem Nähkästchen. Davon lassen sich die beiden Jungunternehmer aber nicht aus der Ruhe bringen, denn Rückschläge gehören zum Startup-Leben einfach dazu, wie sie betonen. “30 Minuten nach der Kündigung bei Teekanne hat uns ein Investor abgesagt und die Situation mit Corona in der Gastronomie hat uns den Business-Start auch nicht gerade erleichtert. Dennoch sind wir mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden”, betont Christian.

Interesse von Handelsketten aus Deutschland und der Schweiz

Und das können sie auch sein, denn ein Ende des Erfolgsruns scheint nicht in Sicht. Neben den oben genannten Handelsriesen zeigen auch Tankstellenshops (z.B: Spar Express) sowie Betriebe aus den Branchen Gastronomie, Hotellerie und Freizeitwirtschaft vermehrt Interesse an den gesunden Kinder-Produkten. Aber auch über die heimischen Grenzen hinweg sorgt Pure&Fun für Aufmerksamkeit. In Deutschland ist ein Test bei dm Deutschland vielversprechend verlaufen. Außerdem ist der Bio Heldentrank bei Globus gelistet und auch Edeka haben die beiden Familienväter überzeugt. Der Markteintritt in der Schweiz steht zudem ebenfalls bevor. “Ein paar sehr erfolgsversprechende Kunden sind aktuell noch offen, hier hoffen wir sehr bald die nächsten Zusagen zu bekommen”, so die Gründer. Mit diesen Aussichten rechnen Christian und Reinhold heuer mit einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro.

Auf dem Weg zu diesem Ziel rühren sie naturgemäß auch die Werbetrommel für ihre junge Marke. Ergänzend zu liebevoll gestalteten POS-Platzierungen und Präsenz auf Social Media-Plattformen starten sie ab Ende Juli mit einer österreichweiten Plakat-Kampagne in der Nähe von Einkaufszentren und Freizeiteinrichtungen. Eben dort, wo sich Eltern mit ihren Kindern vermehrt aufhalten.

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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