02.02.2023

Headset statt Krankenhaus: Dieses Startup will Migräneattacken verhindern

Viele Menschen kennen den eindringlichen Schmerz der Migräne. Wenige kennen neben Pharmazeutika weitere hilfreiche Behandlungsmöglichkeiten. Das Wiener MedTech-Startup Brightmind.AI möchte mit seinem eigenen Gerät den bisherigen Behandlungsspielraum erweitern.
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Tamara Gerbert und Florian Lerchbammer-Kreith von MedTech-Startup Brightmind.AI © Brightmind.AI
Tamara Gerbert und Florian Lerchbammer-Kreith von MedTech-Startup Brightmind.AI © Brightmind.AI

Die Wetterfühligen unter uns spüren es aktuell wieder stärker. Die erdrückenden Schmerzen der Migräne melden sich an. Nun ist der Wetterumschwung aber nicht der einzige Anlass, einer Migräneattacke zu erliegen. Und ein Problem bleibt stets dasselbe: starke Schmerzen und kaum Behandlungsmethoden, die über die altbekannte Schmerztablette hinausgehen. Ein Wiener NeuroTech-Startup möchte eine einfachere und leistbare Lösung anbieten, die sich in den privaten Alltag integrieren lässt. 

Neurowissenschaftlerin Tamara Gerbert und Unternehmensberater Florian Lerchbammer-Kreith gründeten Mitte 2022 Brightmind.AI. Seither wurden sie nicht nur von der brutkasten-Community zum Innovator of the Year gekürt, sondern erhielten auch bereits erste Förderungen. Im Interview erklären sie, wie sie es schaffen wollen, mit ihrem Gerät 100 Prozent der Migräneattacken zu verhindern und warum nicht überall wo AI draufsteht, auch AI drin ist. 

Headset zuhause statt Maschine im Krankenhaus

“Man kann sich das vorstellen, wie die Kopfhörer, die viele am Arbeitsplatz tragen. Wir setzen im Kopfteil unseres Headsets eine Magnetspule ein, die das Gehirn stimuliert. Bisher standen für diese Behandlungsform riesige Maschinen in der Neurologieabteilung eines Krankenhauses herum. Wir machen die Maschine klein und bringen sie zum Patienten/zur Patientin nach Hause”, erklärt Lerchbammer-Kreith. Besagtes Gerät trägt man im Alltag, während das Gehirn mit Magnetimpulsen stimuliert wird. Bei der sogenannten nicht-invasiven Hirnstimulation sei es wichtig, täglich zu stimulieren – sowohl um Migräneattacken zu minimieren, als auch um notwendige Hirndaten zu sammeln.

“Ich bin der Meinung, dass nicht-invasive Hirnstimulation in vielen Bereichen eine gute Alternative ist. Sowohl zu den bereits bestehenden Lösungen, als auch dort, wo es noch überhaupt keine Lösung gibt”, meint CTO Tamara Gerbert. Nach mehreren Jahren in der Forschung und anschließender Arbeit in einem AI-Unternehmen, wollte sie sich mit Brighmind.AI auf die Kombination aus technischen Aspekten und AI-Aspekten spezialisieren.

Anfang 2022 hat sie Florian Lerchbammer-Kreith kennengelernt, der zuvor jahrelang in der Unternehmensberatung und im MedTech-Bereich tätig war. “Tamara war begeistert von der Technologie, ich war begeistert von den Anwendungsfällen”, erklärt Lerchbammer-Kreith. Gemeinsam haben sie sich auf einen der ihrer Ansicht nach wichtigsten Pain Points konzentriert. Mit der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) könne man verschiedenste Krankheiten behandeln, so gibt es auch Anwendungsbereiche bei Depressionen oder Demenz. Das Gründungsteam konzentriert sich aber vorerst ausschließlich auf Migräne.

Ziel: 100 Prozent der Migräneattacken verhindern

Diese in den 1980er Jahren erfundene Technologie der transkraniellen Magnetstimulation beruht auf dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion. Inzwischen wurde ihre Effektivität bei Migräneanfällen auch wissenschaftlich bestätigt, was Gerbert und Lerchbammer-Kreith davon überzeugte, mit ihrem Gerät zunächst die Behandlung dieser Erkrankung anzugehen. 

Brightmind.AI kann mit ihrem Gerät laut eigenen Aussagen bereits 50 Prozent der Migräneattacken verhindern. Das selbsternannte Ziel sei es, bald 100 Prozent der Attacken zu verhindern. Ihr Gerät könnte dabei nicht nur in Kombination mit Pharmazeutika genutzt werden. Es soll auch eine vollständige Alternative darstellen. Gerade für Menschen, die aufgrund von Herz-Kreislauf-Problemen, Schwangerschaft oder sonstigen Umständen keine Schmerztabletten nehmen können, kann das eine erhebliche Erleichterung sein.

Nur dann stimulieren wenn es relevant ist

Gerbert erklärt, dass bisherige Protokolle standardisiert durchgeführt werden – Man muss also jeden Tag gleich viel stimulieren. Brightmind.AI möchte diesen Vorgang patientenfreundlicher machen. Das Ziel: Es soll nur dann stimuliert werden, wenn es besonders relevant ist. Also dann, wenn eine Migräneattacke einsetzen würde. “Dafür möchten wir die Attacken vorhersagen können und dann die eigentliche Stimulation zu den Hirnwellen synchronisieren”, meint die CTO. Das Startup möchte es schaffen, mithilfe ihres Headsets die nächste Migräneattacke 24 Stunden vor Beginn anzukündigen. 

Künstliche Intelligenz: Was hat AI mit Migräne zu tun?

Der Begriff steht bereits im Unternehmensnamen, aber welche Rolle spielt dabei eigentlich die Artificial Intelligence (AI)? Die Hirnwellenaktivitäten, die mit dem Gerät des Startups gelesen werden, liefern regelmäßig Daten, die nach jeder Reaktion angepasst werden und das Protokoll kontinuierlich verbessert. Kurz gesagt: Das Gerät wird auf die individuelle Hirnreaktion angepasst und zukünftig soll jede:r Patient:in ein eigenes Protokoll erhalten. 

Zu stimulieren ist also einerseits relevant, um die nächste Attacke präventiv zu verhindern. Dadurch, dass das präventive Agieren aber noch nicht zu 100 Prozent erfolgreich ist, wird mit der Datensammlung zusätzlich auch der individuelle Migräne-Typus identifiziert. Wenn man weiß, dass in den nächten 24 Stunden eine Migräneattacke einsetzen wird, könne man zumindest die eigenen Trigger meiden, soweit sie einem bekannt sind. Das Founderteam erklärt hierzu:

Bei manchen Menschen sind Klima oder andere unveränderliche Faktoren der Auslöser für eine Migräneattacke. Bei anderen sind Dinge wie bspw. Rotwein ein Trigger. Wenn also die nächste Migräneattacke durch unser Gerät angekündigt wird, wissen jeweilige Patient:innen, dass sie in den nächsten 24 Stunden Rotwein vermeiden sollten.

Mit dem Zusatzangebot, über die Migräneattacken und mögliche Trigger via App Buch führen zu können, sollen diese noch leichter identifizierbar sein und mit weiteren Personendaten verknüpft werden. 

Teamaufbau: “Talent first”

Der Sitz des Startups ist in Österreich, allerdings bezeichnen sie sich als hybrides Unternehmen. Da sie ihr internationales Team gemäß dem Motto “talent first” zusammenstellen, gibt es viele Angestellte, die remote aus Dänemark, Deutschland oder den USA arbeiten. In Letzterem ist zudem auch ein Marktstart geplant. Brightmind.AI wird zeitgleich in Europa und in den USA die Zulassung als Medizinprodukt beantragen. Bevor der geplante Marktstart in circa drei Jahren umgesetzt wird, sind allerdings noch weitere Forschungsschritte geplant. Im kommenden Sommer 2023 will das MedTech-Startup ihre erste Studie abschließen. Darin soll bewiesen werden, dass ihr Prototyp in dieser kleinen Form einen Mehrwert hat. Eine zweite Studie sei ebenfalls bereits geplant.

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Movevo, movevo4kids, Bewegung in Volksschulen
(c) motion4kids - Die Klasse bewältigt gemeinsam Bewegungschallenges und Aufgaben.

Movevo ist ein Villacher Startup, das eine App entwickelt hat, die Bewegung und Gesundheit spielerisch in den Arbeitsalltag integrieren und zu gemeinsamen Pausen im Team animieren soll – brutkasten berichtete. Die App wird in zwei Versionen angeboten: Move App für Unternehmen (betriebliche Gesundheitsförderung) und movevo4kids für Kinder bzw. Schulen (angepasstes Konzept: Lehrpersonen bekommen die App und machen die digitalen Übungen mit der Klasse). Nun ist man Teil der kostenlosen Initiative “Servus bewegt Kinder – Die Bewegte Schule”. Daran nehmen österreichweit 100 Volksschulen teil – mehr als 16.000 Kinder in über 784 Klassen sollen von dem Bewegungsprogramm profitieren, welches auch die Webapp von movevo4kids umfasst.

Movevo: Gamification-Ansatz im Schulalltag

Ziel ist es, dem zunehmenden Bewegungsmangel bei Kindern entgegenzuwirken und Gesundheit spielerisch im Schulalltag zu fördern. Movevo-Geschäftsführer und Founder Michael Omann dazu: “Turnstunden sind wichtig. Aber wir wollen Bewegung in kurzen Einheiten zu einem fixen Bestandteil des Unterrichts machen.”

Oft fehlen im Unterricht die nötigen Ressourcen, den Schülerinnen und Schülern ausreichend Bewegung zu ermöglichen. Mit der Anwendung von movevo4kids sollen Lehrerinnen und Lehrer einen aktiven Unterricht gestalten. Die Klasse wird dabei durch die von Expertinnen und Experten entwickelten Übungen, spielerisch zum Mitmachen motiviert. Dabei fördere man die Konzentration und Leistung der Kinder und verbessere so die Unterrichtsqualität. Die kurzen (fünf bis zehn Minuten) und flexibel einsetzbaren Bewegungseinheiten sind dazu gedacht, den Turnunterricht im Schulalltag zu ergänzen.

Denn, jedes dritte schulpflichtige Kind ist übergewichtig und nur zwei von zehn Kindern erfüllen die WHO-Empfehlung von einer Stunde Bewegung pro Tag. Das zeigen die alarmierenden Zahlen des aktuellen Gesundheitsberichts vom Gesundheitsministerium. Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für chronische und psychische Krankheiten und führt in weiterer Folge zu enormen Kosten für das Gesundheitssystem.

“Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein”

“Wir brauchen eine neue Bewegungskultur und mehr Bewegungsbewusstsein in Österreich. Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein, schon kurze aktive Pausen sind wirksam. Die Auswirkungen von zu wenig Bewegung wie Übergewicht sind bereits deutlich sichtbar. Hier darf die Politik nicht länger wegschauen“, so Omann weiter.

Öffentliche und private Volksschulen aus ganz Österreich konnten sich im Oktober über ein Online-Formular für das Projekt anmelden. Das Paket umfasst neben Bewegungsmaterialien und Webinaren zur Bewegungsförderung, Zugänge zu den digitalen Abenteuerwelten von movevo4kids, Break it Kids und Sport-attack. Das Programm wird den Schulen für das Schuljahr 2024/25 zur Verfügung gestellt.

Auszeichnung für Movevo

Abseits der Teilnahme an dieser Initiative belegte die movevo4kids-App diese Woche bei dem “ausgezeichnet regional“-Award in Klagenfurt den zweiten Platz in der Kategorie “Gesundheit & Pflege”. Die zugehörige App für betriebliche Gesundheitsförderung Movevo erreichte den dritten Platz in der Rubrik “Kärnten Digital”.

“Wir freuen uns besonders über die Auszeichnung für movevo4kids und sehen den Award als Bestätigung, dass wir mit unserer Vision auf dem richtigen Weg sind, Kinder auf spielerische Weise zu mehr Bewegung zu motivieren”, sagt Omann.

Die kostenlose Bewegungs-Initiative für 100 Volksschulen in Österreich im Schuljahr 2024/25 wird von der Bildungsstiftung motion4kids in Kooperation mit Red Bull Media House und der Täglichen Bewegungseinheit umgesetzt. Movevo4kids ist Partner des Projekts und stellt dafür die innovativen digitalen Inhalte zur Verfügung.

“Es freut uns sehr, dass Volksschulen aus allen neun Bundesländer vertreten sind”, sagt Marion Kanalz, COO und Co-Founderin von Movevo. “Mit movevo4kids wollen wir allen Kindern positive Bewegungserfahrungen ermöglichen und langfristig zu einem gesunden Lebensstil beitragen.”

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