22.12.2017

Hat Krypto-Mining eine Zukunft?

Um mit Krypto-Mining heute Profite zu erzielen, muss man an sich schon sehr kapitalstark sein. Aus mehreren Gründen könnte auch das in der Zukunft nichts mehr bringen.
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Krypto-Mining - Hat Mining von Bitcoin, Ethereum und Co eine Zukunft?
(c) fotolia.com - Myst

Krypto-Mining – das “Abbauen” von Krypto-Währungen ist inzwischen einer breiteren Öffentlichkeit (wenn auch bei weitem nicht jedem) ein Begriff. Bekannt wurde es medial vor allem durch das Dauerthema vom extrem hohen Stromverbrauch von Bitcoin. Von einem globalen Wert in der Höhe des Verbrauchs der Slowakei ist da etwa die Rede. In einer anderen Statistik wird der Stromverbrauch von rund drei Millionen US-Haushalten als Vergleichswert herangezogen – und das bei jährlich rund 100 Millionen Transaktionen. Dem steht der Verbrauch des Kreditkarten-Anbieters Visa entgegen: 50.000 US-Haushalte – 82 Milliarden Transaktionen. Da das Mining in direkter Verbindung mit dem Abschluss von Transaktionen steht, steigt mit der Zahl der Transaktionen auch der Energieverbrauch – aber mehr dazu später.

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Hinkende Vergleiche

Von so manchem Krypto-Enthusiasten wird in der Diskussion angemerkt, dass der weltweite Strom-Verbrauch für den Gold-Abbau und die Papiergeld-Produktion jeweils noch über jenem von Bitcoin liege. Die Vergleiche hinken. Denn schließlich wird mit Papiergeld momentan noch ein Großteil der Weltbevölkerung versorgt – Bitcoin ist, trotz des Hypes, noch ein Minderheitenprogramm. Und der aufgrund erschöpfter Vorkommen extrem mühsame (und energieintensive) Gold-Abbau wird heute vor allem wegen des großen Bedarfs für die Elektronik-Produktion weiter vorangetrieben. Soll heißen: Die Rechner, mit denen Mining betrieben wird, nehmen einen Teil dieses Energieverbrauchs sogar noch zusätzlich mit.

Stromverbrauch bei Massenverbreitung nicht zu stemmen

Es bedarf keiner mathematischen Höchstleistung um zu erkennen: Würde sich Bitcoin oder eine andere mit Mining arbeitende Krypto-Währung (in der heutigen Form) weltweit in der Masse etablieren, würde der Stromverbrauch absurde Höhen erreichen. Man könnte auch sagen, er wäre nicht zu stemmen. Aber warum verbraucht Mining eigentlich so viel Strom? Um das zu erklären muss man die Idee hinter dem Vorgang verstehen. Dieser ist so alt wie Bitcoin selbst, “feiert” also bald seinen zehnten Geburtstag. In der Krypto-Welt ist das (noch) eine Ewigkeit. Wie sich die unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannten Bitcoin-Entwickler damals die Zukunft mit dem System vorgestellt haben, ist nicht bekannt. Prinzipiell müssten sie aber bereits gewusst haben, dass es sich nur bis zu einer gewissen Verbreitung weiterführen lässt. In der Anfangszeit und noch bis vor relativ Kurzem, gab es die Problematik mit dem Stromverbrauch nicht.

In einem dezentralen System müssen die Nutzer selbst diese Leistungen erbringen.

Warum gibt es Mining?

Krypto-Mining hat einen leicht erklärbaren Hintergrund. Es musste ein faires System gefunden werden, wie neu kreierte Bitcoins (und später auch andere Coins) unter die User gebracht werden können. Die Lösung: Man belohnt sie mit Coins für die Leistungen, die sie für das gesamte System, also die Blockchain, erbringen. Und in einem dezentralen System müssen ja die Nutzer selbst diese Leistungen erbringen. Konkret ist es ein spezieller Vorgang, der in der Blockchain von einzelnen Usern für die gesamte Community durchgeführt werden muss: Das Erstellen sogenannter Hashs, wofür sich später der Begriff Mining etabliert hat.

Bedeutung für die Blockchain

Zur Erklärung: Ein Block in der Blockchain enthält Informationen über eine gewisse Anzahl an Transaktionen (bzw. anderen Peer-to-Peer Vorgängen). Hat die Menge an Transaktionen eine gewisse Speichergröße erreicht (bei Bitcoin etwa ein Megabyte), muss der Block “abgeschlossen” werden, damit das Gesamtsystem flüssig bleibt. Die Kette abgeschlossener Blöcke ist – klar – die Blockchain. Diesen Abschluss bildet ein Hash. Der Hash wird gerne als eine Art digitales Sigel beschrieben. In dieses Sigel werden die Informationen aus dem Block hineingerechnet und codiert. Ist der Hash einmal errechnet, kann der Inhalt des Blocks nicht mehr geändert werden.

+++ Grundwissen: Die Blockchain – einfach erklärt +++

Wer bekommt ein Stück vom Kuchen?

Und wieviel Rechenleistung braucht man, um die Information aus einem rund ein Megabyte großen Block zu codieren? (Bei anderen Kryptowährungen sind es mitunter mehrere MB). Eigentlich wäre es nicht viel. In der Anfangszeit von Bitcoin wurde das daher von den damals noch wenigen Usern mit ihren Laptops oder PCs zuhause erledigt. Doch Satoshi Nakamoto war bereits in der Konzeption klar: Wenn das Interesse steigt und die User-Zahl größer wird, wollen immer mehr Nutzer sich ihre Belohnung holen. Und wenn das so einfach geht, wie wird dann entschieden, wer zum Zug kommt und ein Stück vom Kuchen bekommt?

Das Gesamtsystem ist unter der Bezeichnung “Proof of Work” bekannt

Mehr Difficulty, weniger Belohnung

Die Lösung: Es darf nicht so einfach bleiben. Steigt die Anzahl an Minern bzw. die gesamte Mining-Leistung, steigt durch den Algorithmus auch die Komplexität des Rechenvorgangs, der für den Hash benötigt wird (Mining-Difficulty), künstlich. (Die Komplexität sinkt wieder, wenn die Mining-Leistung heruntergeht – aber dazu später mehr). Um an seine Belohnung zu kommen, muss man eben etwas investieren. Das Gesamtsystem ist unter der Bezeichnung “Proof of Work” bekannt. Hinzu kommt aber noch eine zweite Funktion des Algorithmus: Bei einer bestimmten Anzahl von abgeschlossenen Blocks (210.000), halbiert sich die Anzahl an Bitcoins, die man für einen Hash bekommt. Waren es Anfangs 25, sind es seit Juli 2016 12,5. Und bei der derzeitigen rapiden Ausbreitung dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis es 6,25 werden.

Man braucht viel Kapital, um mitspielen zu können

Zurück zur Mining-Difficulty. Da sich Mining bei stetig steigenden Bitcoin-Preisen als lukrativ erwiesen hat, sprangen immer mehr Firmen auf den Zug auf. Der Vorgang wurde professionalisiert – es entstanden sogenannte Mining-Farmen. Das sind große Rechenzentren, die nichts anderes machen, als Hashs zu berechnen. Und wer mehr Rechenleistung einbringt, kann mehr Blöcke abschließen. Anders gesagt: Man braucht viel Kapital, um mitspielen zu können. Die größten Mining-Farmen gibt es in China, wo Strom aus größtenteils ungefilterten Kohlekraftwerken extrem günstig zu haben ist. Der einfache User mit seinem Laptop hat längst keine Chance mehr. Durch die weltweit laufend ausgebaute Mining-Leistung, wird auch die Difficulty immer höher. Auch mit speziellen Systemen für den Hausgebrauch, die noch vor wenigen Monaten lukrativ waren, ist de facto nichts mehr zu holen. Sie werfen zwar Coins ab, aber die hohen Hardware-Kosten amortisieren sich verbunden mit den hohen Stromkosten, wenn überhaupt, erst nach sehr langer Zeit.

Lukrativ ist das Geschäft hauptsächlich deswegen (noch), weil der Kurs der Kryptowährungen zugleich so stark ansteigt.

Stromverbrauch steigt überproportional zur Verbreitung

Womit wir wieder bei der Strom-Problematik wären. Mit der steigenden Anzahl an Transaktionen und dem steigenden Kurs geht eine laufend steigende Gesamt-Mining-Leistung einher. Die führt zu einer ständig wachsenden Mining-Difficulty. Und damit steigt der Stromverbrauch überproportional zur Verbreitung von Kryptowährungen. Das bedeutet: Der Output wird im Verhältnis zu den eingesetzten Stromkosten immer geringer. Auch für die großen Mining-Betreiber gilt daher: Lukrativ ist das Geschäft hauptsächlich deswegen (noch), weil der Kurs der Kryptowährungen zugleich so stark ansteigt.

Bei 21 Millionen Bitcoins ist sowieso Schluss

Was aber wenn der Kurs sinkt oder nicht stark genug steigt? Wenn die Stromkosten dann tatsächlich einmal höher werden, als der Ertrag, werden die Mining-Betreiber ihre Rechner herunterfahren. Die gesamte Mining-Leistung sinkt. Und nach einiger Zeit (es können bis zu 14 Tage sein) adaptiert der Algorithmus auch die Mining-Difficulty und senkt sie. Ist das Problem damit also gelöst? Nein, denn erstens werden viele Miner ihre Rechner dann wieder hochfahren. Zweitens bleibt das Problem, dass sich alle 21.000 Blocks die Anzahl an Bitcoins pro Hash halbiert (Bei anderen minbaren Kryptowährungen gibt es ähnliche Funktionen im Algorithmus). Und das dicke Ende: Bei 21 Millionen Bitcoins ist sowieso Schluss. Denn mehr können aufgrund des Algorithmus nicht entstehen (Momentan gibt es schon fast 17 Millionen. Andere Kryptowährungen wie Ethereum haben diese Einschränkung nicht). Wer danach die Hashs generiert, ist auch unklar.

Mining hat ein Ablaufdatum

Es kommt der Zeitpunkt, wo es nicht mehr lukrativ ist

Im Moment behelfen sich Mining-Unternehmen noch mit flexiblen Lösungen. Durch die Nutzung mehrerer optimierter Hardware-Systeme können sie immer die Kryptowährung minen, die gerade am lukrativsten ist. Außerdem finden sie immer billigere Strom-Quellen und energieeffizientere Systeme. Aber – hier wiederholt sich die Floskel – es bedarf keiner mathematischen Höchstleistung um zu erkennen: Mining hat ein Ablaufdatum.

Erstens kommt irgendwann zwingend der Zeitpunkt, an dem es nicht mehr lukrativ ist. Das dürfte den großen Mining-Unternehmen egal sein, weil sie bis dahin genug Geld herausholen können. Für Kunden von Cloud-Mining-Lösungen und dergleichen wird das aber zum Problem werden. Und zweitens – und das ist wahrscheinlich das noch viel größere Thema – ist der Durchbruch von Kryptowährungen zur großen Masse der Menschen vom Stromverbrauch her schlicht nicht möglich. Abgesehen davon ist das Vorhaben aus Umweltschutz-Sicht blanker Wahnsinn. Denn zur Erinnerung: Es geht (bei Bitcoin) um die Vercodung von einem Megabyte Daten. Dass diese so aufwendig ist, wird künstlich durch den Algorithmus hervorgerufen. Bei Ethereum ist es (noch) recht ähnlich.

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Alternative “Proof of Stake”

All diese Argumente sind in der Krypto-Entwicklerszene natürlich bekannt. Und sie werden mit Sorge betrachtet. Deswegen wird bereits seit längerem daran gearbeitet, dieses “Proof of Work”-Konzept zu ersetzen. Momentan größter Herausforderer ist das “Proof of Stake”-Konzept. Auch bei diesem werden die Hashs von Usern generiert und es gibt dafür Belohnung. Zum Zug kommen aber nicht jene User mit der höchsten Rechenleistung. Stattdessen wird anhand unterschiedlicher Parameter vom Algorithmus entschieden. Verschiedene Blockchains nutzen hier unterschiedliche Kriterien. So wird etwa das Vermögen (also die Anzahl an gehaltenen Coins des Users), die “Treue” (also die Zeit, die der User schon dabei ist) und mitunter auch schlicht der Zufall dafür herangezogen.

Ethereum arbeitet an Umstieg

Als prominentester Vertreter und dennoch keineswegs ausgereifte Umsetzung des “Proof of Stake”-Konzepts gilt der Coin Dash. Dort kommen aber nur User, die über 1000 Coins (momentan rund eine Million US-Dollar) halten in den Genuss einer entsprechenden Option. Kürzlich startete der neue Coin Cardano mit einem “Proof of Stake”-Konzept durch und landete innerhalb kürzester Zeit in den Top 10 der weltgrößten Kryptowährungen. Intensiv arbeitet man momentan bei Ethereum am Umstieg vom “Proof of Work”-Konzept auf das “Proof of Stake”-Konzept. Ein bestimmter Prozentsatz an Blocks wird bereits über das neue System verschlüsselt. Dieser soll nun stetig wachsen. Neben “Proof of Stake” bringen Blockchain-Entwickler momentan laufend noch weitere Alternativen vor und versuchen damit im Rennen der Coins nach oben zu kommen.

Fazit: Krypto-Mining hat keine Zukunft

Die schrittweise Durchsetzung anderer Proof-Konzepte könnte dann letztendlich auch das endgültige Aus für Mining bedeuten. Denn der Vorgang wird dadurch schlicht nicht mehr gebraucht. Allerdings: Auf der Bitcoin-Blockchain ist ein Umstieg nahezu ausgeschlossen. Denn bei einer Änderung des Algorithmus müssen alle User mitgehen. Das hat schließlich schon mehrmals zu Abspaltungen (Hard Forks) geführt. Doch auch dort gilt aufgrund der oben genannten Gründe eine klare Antwort auf die im Titel gestellte Frage: Es funktioniert wohl noch eine Zeit lang. Aber Krypto-Mining hat keine Zukunft.

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Disclaimer: Dieser Beitrag ist auf Basis aufwändiger Recherche und zahlreicher Experten-Gespräche entstanden. Die Conclusio der Analyse spiegelt dabei die Meinung des Autors wieder. Die dargestellte Faktenlage muss nicht zwingend zum beschriebenen Ergebnis führen.

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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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