15.06.2022

Hat die Regierung die Teuerung jetzt gestoppt?

In einem Wort: Nein. Kann sie gar nicht. Jahrzehnte der eskalierenden Geldpolitik fordern ihren Tribut. Der Schmerz läßt sich leider kaum vermeiden.
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28 Milliarden Euro. 28 Milliarden, die den Menschen das Leben erleichtern sollen. 28 Milliarden, die ein Problem bekämpfen sollen, das durch zu viel Geld erst entstanden ist. Eins ist klar: Als Politiker hat man es nicht leicht. Zuerst Pandemie, dann Krieg und Inflation. Aber das soll keine Ausrede sein.

Hat die Regierung die Teuerung jetzt also gestoppt? Natürlich nicht!

Die Handhabe der Politik gegen dieses Phänomen ist sehr mickrig. Ja, man kann Steuern senken. Man kann Geld verteilen. Man kann sogar Preise deckeln. Aber all das ist reine Symptombekämpfung. Schlimmer noch: mehr frisches Geld birgt sogar das Potenzial, die Inflation anzuheizen.

Ich warne seit Jahren vor diesem Ergebnis einer völlig unverantwortlichen Geldpolitik. Dass es so plötzlich und klar auftauchen wird, habe ich aber nicht geglaubt. Und auch mir fehlt das Gegengift. Der Knopf.

Also was wird geschehen?

Erstens: Die Politiker werden alles versuchen um den Menschen die Plage der Teuerung erträglich zu machen. Das wird viele ungeplante Nebeneffekte haben, die wir jetzt mal ignorieren. Genauso wie wir ignoriert haben, dass es Inflation geben wird, wenn wir die Pandemie mit Geld bekämpfen. Kurzfristige Entlastung könnte höchstens ein Ende des Krieges bringen. Aber da ist eher zu befürchten, dass Putin den Druck auf den Westen noch erhöht. Das beginnt leider schon. Und die Preise steigen weiter.

Zweitens: Die Notenbanken werden gegensteuern. Aber ähnlich wie für die Regierung, gibt es keine simple Lösung. Das Geld wird ja aus gutem Grund billig gehalten. Um überschuldeten Staaten, Unternehmen und Bürgern etwas Handlungsspielraum zu verschaffen. Aber das hat Notenbanken wie etwa die EZB in die Ecke gedrängt. Wenn sie die Zinsen anheben um die Inflation zu bekämpfen, geraten ganze Staaten (wie Italien) ins Trudeln.

Drittens: Das Ventil. Die einzigen, die reagieren können, sind Unternehmen und Konsumenten. Und das geschieht bereits. Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen. Leider trifft Inflation die ärmeren Haushalte schlimmer als die reicheren – aber treffen tut sie alle. Also wird weniger ausgegeben, weniger essen gegangen, weniger konsumiert und weniger vereist. Die Firmen, je nach Branche, merken das rasch. Im Techbereich haben die Entlassungen schon begonnen.

All das wird die Nachfrage schwächen und irgendwann auch den Druck aus den Preisen nehmen. Damit das gelingt, darf die Regierung – ironischerweise – gar nicht zu erfolgreich sein bei der Inflationsbekämpfung. Es gibt leider keinen Weg, den aktuellen Schmerz komplett abzustellen.

Risiko einer Hyperinflation

Jahrzehnte der eskalierenden Geldpolitik fordern ihren Tribut. Bleibt die Frage, ob wir daraus lernen werden. Ob danach eine Phase der Vernunft einsetzt – oder ob wir irgendwann wieder zur ewig gleichen Medizin des lockeren Geldes greifen – nur mit erhöhter Dosis. Davon ist grundsätzlich auszugehen. Aber vorher müssen die Notenbanken den Schmerz erhöhen und die Übertreibungen aus dem Markt spülen – sonst riskieren sie eine Hyperinflation. Und damit wäre auch niemandem geholfen.

Nein, die Regierung hat die Inflation nicht gestoppt. Das kann sie gar nicht. Die Fehler liegen in der Vergangenheit – und wir dürfen sie jetzt ausbaden. Man kann nur hoffen, dass nicht noch eine weitere Krise von außen dazu kommt. Krieg und die laufende Pandemie sind wahrlich Herausforderung genug. Auch ich hab keine Kardinalslösung parat. Mir bleibt nur zu sagen: Hang in there!

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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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