27.07.2021

Has.to.be: Das sagt Gründer Martin Klässner zum 250 Millionen-Exit

Das auf E-Mobilitäts-Software spezialisierte Unternehmen has.to.be sorgte mit einem 250 Millionen Euro-Exit für Aufsehen. Mitgründer Martin Klässner spricht über den Weg dahin, streicht die Stärken seines Teams heraus - das keine Katzen von Bäumen rettet - und erklärt, warum am Land Gründen ein Vorteil ist.
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(c) marcelkoehler.com - Lead-Investor Gerhard Roiss (li.) und Gründer Martin Klässner von has.to.be.

Es dürfte je nach Definition einer der größten, wenn nicht der offiziell größte Exit der österreichischen Startup-Geschichte gewesen sein: Das auf Software für Ladestationen für Elektroautos spezialisierte Unternehmen has.to.be aus Radstadt, Salzburg, ging letzte Woche an den US-Ladeinfrastrukturanbieter ChargePoint – für insgesamt 250 Mio. Euro. Der Weg bis dahin war vor allem anfangs ein schwieriger, wie Martin Klässner, Co-Founder, erklärt.

“Wir (Anm.: Martin Klässner und Alexander Kirchgasser) haben die Firma 2013 gegründet. Aber das war nur ein Meilenstein in meiner Geschichte. Ich war seit 2007 im E-Mobility-Umfeld unterwegs”, so der Founder. “Und habe gemerkt, dass die Verwaltung von Infrastruktur nicht funktioniert. Somit wurde es zu unserem Ziel die Ladeinfrastruktur solide zu gestalten; Laden sollte so einfach wie Tanken werden. Die Reichweite sollte in diesem Segment kein Gegenargument mehr sein.”

Has.to.be-Gründer Klässner: “Mobilität hört nicht an Landesgrenzen auf”

Das Unternehmen wuchs, doch erst nach drei schweren Jahren, wie sich Klässner erinnert. Man sei einfach zu früh dran gewesen, habe aber bereits damals den Fokus auf Internationalität gesetzt. “Mobilität hört nicht an Landesgrenzen auf”, wusste der Gründer damals wie heute und machte sich daran die Komplexität des E-Mobility-Bereichs aufzubrechen. “Wir haben als einziger Plattform eine europaweite Gesamtlösung hinsichtlich Abrechnung angeboten und sind damit erfolgreich geworden. Deshalb haben uns die großen ‘Player’ der Szene als Dienstleister gewählt. Das war einer der wesentlichen Gründe, warum wir in der Coronakrise unbeschadet davongekommen sind und unseren Umsatz mehr als verdoppelt haben (9,5 Mio. Euro im Vorjahr).”

Den Exit an ChargePoint bezeichnet Klässner als logische Konsequenz. “Sie sind der Marktführer in den USA, wir in Europa. Nun wollen wir gemeinsam wachsen”, sagt er. Has.to.be bleibt nach dem Verkauf so bestehen, wie es ist und Klässner wird weiterhin die Funktion des Geschäftsführers innehaben.

Leute im Ort halten

Eigentlich hatte das has.to.be-Team nie das Vorhaben einen Exit hinzulegen, wie Klässner gesteht. Es waren zwei Faktoren, die das Unternehmen heute dorthin gebracht haben, wo sie stehen. “Wir hatten immer die Intention, Mobilität klimaneutral zu gestalten. Das hat alle unsere Entscheidungen beeinflusst”, so der Gründer.

Zu diesen Entscheidungen zählte vor allem die Art und Weise, wie das Unternehmen aufgebaut worden ist. Klässner und Kirchgasser legten den Fokus auf die Mitarbeiter, soziales Engagement, Förderung des Ehrenamts – alles um Leute im Ort zu halten.

Hast.to.be mit Betriebskindergarten und Feuerwehr-Einsätzen

“Das sind Themen, um die Teamfähigkeit zu fördern, einen positiven ‘Impact’ daraus zu ziehen und auf eine pragmatische Art und Weise ein gutes Arbeitsumfeld zu generieren, aus dem man nicht mehr weg will”, erklärt Klässner. Und meint damit konkret die Möglichkeit Hunde ins Büro mitzunehmen, die kostenfreie Verpflegung in der Firmenkantine oder die Errichtung eines Betriebskindergartens, um die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit zu fördern. “Besonders für Mütter. Wir haben eine sehr hohe Frauenquote bei uns.”

Auch das Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr oder der Rettung gehört zum firmeninternen Sozialkonzept für ein gutes Arbeitsumfeld. Mit allem was dazugehört, wie spontanen Unterbrechungen von Meetings oder “rescheduling” von Treffen. Klässner dazu: “Zwar müssen wir nicht die Katze vom Baum retten, aber wir haben unheimlich viele Unfälle. Zwei bis dreimal die Woche als Jahresdurchschnitt, wo wir Folgetermine suchen müssen.”

Fachfremde Ausbildungschancen

Doch damit nicht genug. Auch in Sachen Ausbildung verfolgt das Team ein klares Konzept, das nicht als betriebsblind bezeichnet werden kann. Es geht dabei um die persönliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter. “Bei uns ist die Weiterbildung nicht nur fachspezifisch, sondern auch fachfremd. Zum Beispiel, wenn ein Entwickler Vertrieb lernt oder sich Marketing-Skills aneignet. Es geht darum, sich im Unternehmen zu entwickeln und um die Möglichkeit in Zukunft Führungspositionen einzunehmen. Das sind notwendige Umstrukturierungen, damit Mitarbeiter die Firma nicht verlassen. Kurz, Wachstumsperspektiven”, erläutert Klässner.

Komfort gestiegen

Allgemein hält der Gründer die Ziele der EU-Kommission, dass bis 2030 jedes zweite Fahrzeug ein E-Auto ist, für realistisch, wenn nicht sogar für früher erreichbar. Die Gründe dafür liegen an der aktuellen strukturellen Situation im Vergleich zu vor fünf Jahren. “Heute gibt es ein flächendeckendes Schnellade-Netzwerk, wo man in zehn Minuten sein Auto für 200 Kilometer Fahrstrecke aufladen kann”, so Klässner. “Für den normalen Individualverkehr ist das vollkommen ausreichend, denn nach zwei Stunden Fahrt sind zehn Minuten Pause keine Einschränkung im Komfort.”

E-Mobility im Massenmarkt angekommen

Ein weiterer Faktor für eine rasante E-Mobility-Entwicklung sieht Klässner darin, dass neben den Förderungen der Länder, durch E-Fahrzeuge auch geringere Betriebskosten im Vergleich zu einem ‘Verbrenner’ entstehen. “Unheimlich viele Fahrzeuge werden in Leasing-Verträgen aufgenommen, im b2b-Bereich etwa. Diese laufen aus und es werden private Käufer gefunden. Wer ein E-Auto kauft, der kauft sich wieder eines. E-Mobilität ist im Massenmarkt angekommen”, sagt er.

All diese Entwicklungen hat has.to.be bemerkenswerterweise vom Land aus mitgetragen. Die Gründung in Radstadt war zu Beginn ein Zufall, da beide Gründer dort gelebt haben. Inzwischen denkt Klässner aber, dass es speziell für IT-Unternehmen, die international agieren wollen, am Land attraktiver ist, als in den Städten. Man ziehe IT-Experten in einem Umkreis von 50 Kilometer an, die in der Firma bleiben, weil sie keinen Grund sehen, in die Stadt zu pendeln. Es gebe weniger Fluktuation als im urbanen Bereich und auch das Lohnniveau in Kombination mit den genannten Faktoren, sorge dafür, dass man sich international behaupten kann.

“Zum Beispiel sind die Lohnnebenkosten deutlich günstiger”, sagt er. “Wir zahlen hier mit 3000 Quadratmeter Fläche, genau so viel wie für unser 180 Quadratmeter-Office in München. Das auf ‘cost to market’ gerechnet, ist der Wettbewerbsvorteil in ländlichen Regionen.”

Die nächsten Monate geht es beim radtstädter Unternehmen darum, mit ChargePoint eine Integration zu finden und die gemeinsamen Stärken zu optimieren. Inhaltlich, neue Entwicklungen zu forcieren und das Laden an Standorten steuerbarer zu machen. Auch das Thema Rückspeisung der Energie steht auf der Agenda, sowie der Fokus auf “Convenience-Verbesserung”.

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Runtastic, Runtastic wird eingestellt, Adidas, Runtastic aus...
(c) Runtastic/FB - Wilde Gerüchte um Runtastic im Netz.

Es ist das Ende eine Ära. Runtastic galt als der “erste große Exit in unserem Ökosystem” (220 Millionen Euro), wie auch Founder Alfred Luger vor wenigen Monaten dem brutkasten erzählte (siehe Video unten). Er selbst hat als letzter Founder das Unternehmen 2022 verlassen.

Nun sperrt der deutsche Konzern adidas, der das Paschinger Startup 2015 übernommen hat, Runtastic zu. Die Büros in Pasching bei Linz, Salzburg und Wien werden gestrichen – 170 Mitarbeiter:innen werden gekündigt.

70 Jobs schon im Vorjahr gestrichen

Diese Entwicklung hatte sich schon länger abgezeichnet: Im März 2023 hieß es bereits: “Runtastic möchte sich zukünftig auf seine App ‘adidas Running’ fokussieren und wird die aktuell zusätzlich bestehende App ‘adidas Training’ in den kommenden Monaten einstellen. Zudem werden die Unternehmensstrukturen ‘effizienter’ ausgerichtet sowie Projekte und Teams verkleinert”. Damals wurden bereits 70 von 250 Jobs gestrichen.

Zudem hatte es seit vegangenem Freitag Gerüchte auf der Plattform reddit über ein All-Hands-Meeting am heutigen Montag (konkret eine Betriebsversammlung) gegeben, für das auch “Leute aus dem Urlaub ins Büro gebeten wurden” (inkl. NDA-Erklärungen), wie es dort heißt. Ein User namens “bjorn_gulden”, der sich nach dem Vorstandsvorsitzenden von adidas benannt hat und seit dem 13. September existiert, war bei dieser Diskussion federführend.

Verzahnung mit anderen Digitalangeboten von adidas

Zur Einordnung: Runtastic wurde 2009 von Florian Gschwandtner, René Giretzlehner, Christian Kaar und Alfred Luger gegründet. Vier Jahre danach stieg der Axel Springer-Verlag ein und sicherte sich 50,1 Prozent Anteile. 2015 übernahm adidas das ehemalige österreichische Vorzeige-Startup.

Nach der Übernahme erfolgte eine immer stärkere Verzahnung mit anderen Digitalangeboten des Unternehmens. Die Mitarbeiter:innen von Runtastic brachten etwa ihr Know-how auch in anderen Digitalbereichen des Konzerns ein, beispielsweise bei der Weiterentwicklung der adidas App, der adidas Confirmed App oder in die Kooperation mit dem Fitnessanbieter LesMills.

Offizielle Mitteilung von adidas

Laut offizieller Pressemittelung wird die Running App “adidas Running” künftig aus den bestehenden zentralen Unternehmensstandorten in Herzogenaurach, Amsterdam und Saragossa betrieben werden.

Ziel der Entscheidung sei es, das Know-how und die digitalen Kompetenzen an weniger Standorten zu bündeln, so effektiver am Digitalangebot des Unternehmens arbeiten zu können und gleichzeitig Strukturen an Marktbedingungen und die strategische Ausrichtung des Unternehmens anzupassen.

“Infolge der Entscheidung werden die Runtastic-Standorte in Österreich – Pasching, Wien und Salzburg – von denen aus zuletzt schwerpunktmäßig an der Running App gearbeitet wurde, bis Mitte 2025 schrittweise geschlossen. Davon betroffen sind derzeit rund 170 Runtastic Mitarbeiter:innen. Für diese besteht die Möglichkeit, sich auf Positionen an den adidas Standorten Herzogenaurach, Amsterdam oder Saragossa zu bewerben”, heißt es per Aussendung.

Runtastic-Geschäftsführer Dunlap: “Unterstützen bei einem Wechsel”

Scott Dunlap, Geschäftsführer von Runtastic erklärt den Schritt: “Wir bedauern die Auswirkungen der Entscheidung sehr und setzen alles daran, den Veränderungsprozess für alle Betroffenen respektvoll und fair zu gestalten. Wir sind im Austausch mit den Mitarbeitenden dazu, wie wir in dieser Situation unterstützen können, sei es bei einem Wechsel an einen anderen adidas-Standort oder bei einer beruflichen Neuorientierung. Wir bedanken uns bei allen Runtastic-Mitarbeiter:innen für ihren unermüdlichen Einsatz. Sie hatten in den vergangenen zehn Jahren einen wesentlichen Anteil daran, die digitalen Kompetenzen bei adidas auf- und auszubauen, und haben die adidas Running App zu einem zentralen Bestandteil des Digitalangebots des Unternehmens entwickelt.”

Tobias Seemann, bei adidas Senior Vice President Global Digital & eCommerce, ergänzt: “Die Bündelung unserer digitalen Kompetenzen an wenigen Standorten ist ein wichtiger Schritt, um unser Digitalangebot zielgerichtet weiterzuentwickeln, unseren Kunden die bestmöglichen digitalen Erlebnisse zu bieten und uns gleichzeitig stärker auf die Kernkompetenzen von adidas zu fokussieren. Wir verstehen, dass diese Entscheidung für viele unserer Mitarbeiter:innen eine Herausforderung darstellt. Deshalb werden wir alles tun, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten und umfassende Unterstützung anzubieten.”

In Österreich bleibt adidas trotz der Entscheidung verwurzelt. So plant das Unternehmen seinen Marktanteil in Österreich in diesem und im kommenden Jahr auszubauen, sowohl durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Partnern im Einzelhandel als auch über eigene Geschäfte.

Aus dem Archiv: “Adidas war die Kür” – Alfred Luger von Runtastic

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