06.06.2024
INSOLVENZ

Handcheque: Konkurs von Wiener FinTech mit Mehrfach-Bankkarte mit Touch-Funktion

2016 gegründet brachte Handcheque seine Touch-Bankkarte nie auf den Markt. Der CEO hörte bereits im August des vergangenen Jahrs auf.
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(c) Adobe Stock - Axel Bueckert

Wer sich das Payment-Verhalten im Jahr 2024 ansieht, merkt, dass die Gründer des Wiener Startups Handcheque schon im Jahr 2016 an einer Idee dran waren, die später Anwendung in der Masse finden sollte. Ausgangspunkt war der Umstand, dass die meisten Menschen mehrere Bank- bzw. Kreditkarten besitzen. Die Lösung des FinTechs: Eine Karte, auf der mehrere Bezahl- aber etwa auch Krypto- oder Kundenkarten abgerufen werden können – per Touch-Funktion.

Smartphone-Payment überholte Handcheque-Karte

Einige Jahre später haben wir uns daran gewöhnt, nicht mehr unzählige Karten mitführen zu müssen. Als All-In-One-Device durchgesetzt hat sich aber – wie in so vielen Bereichen – das Smartphone, mit Google Pay, Apple Pay und allen möglichen Apps. Dieser Umstand dürfte auch dem Wiener Startup zum Verhängnis geworden sein. 2019 wollte es ursprünglich mit seiner Karte auf den Markt und Banken als Partner gewinnen. Tatsächlich kam es aber nie zum Marktstart. Daran konnten auch zusätzlich Versprechen an potenzielle Kunden, etwa ein “datengetriebenes Payment-Ökosystem”, das Zusatzinformationen über die Endkund:innen liefern sollte, dem Vernehmen nach nichts ändern.

Exit kam nicht zustande

Dabei scheint Handcheque 2022/2023 knapp an einem Happy End in Form eines Exits vorbeigeschrammt zu sein. Die börsengelistete JJ Entertainment SE gab im Dezember 2022 in einer verpflichtenden Aussendung bekannt, sich in Übernahmeverhandlungen mit dem FinTech zu befinden.

Im August 2023 hörte Gründer Khaled Asef schließlich als CEO im eigenen Unternehmen auf, wie seinem LinkedIn-Profil zu entnehmen ist. Dort ist bereits seit April 2022 eine andere Tätigkeit als Country Manager eines tschechischen FinTechs vermerkt, die Asef ebenfalls bis August 2023 ausführte. Seit April dieses Jahrs betreibt er laut LinkedIn ein neues Startup im Stealth-Mode. Als Geschäftsführer bei Handcheque fungierte seit November 2023 Niall Murray.

Konkursantrag eingebracht

Wie die Kreditschutzverbände KSV1870 und AKV heute vermelden, wurde für Handcheque ein Konkursantrag eingebracht. Eine Fortführung ist also wahrscheinlich nicht geplant. Die Page des Startups ist ebenfalls offline. Laut AKV handelt es sich um einen Gläubigerantrag, beim KSV1870 ist von einem Schuldnerantrag die Rede. Details wie etwa die Höhe der Schulden oder die Anzahl der betroffenen Mitarbeiter:innen und Gläubiger:innen nennen die Verbände aktuell noch nicht.

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Andreas Grassauer, CEO Marinomed.
(c) Marinomed - Andreas Grassauer, CEO Marinomed

Beim Landesgericht Korneuburg fand heute, am 14. November 2024, die Sanierungsplantagsatzung im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über die Marinomed Biotech AG statt. Ohne Gegenstimme haben die Gläubiger den Sanierungsplan angenommen.

Im August dieses Jahres meldete das Korneuburger (NÖ) Biotech-Unternehmen Marinomed Insolvenz an. Grund dafür waren Umsatzrückgänge und Verluste in Millionenhöhe – brutkasten berichtete.

Damals hieß es vom Unternehmen: „Anlass der Antragstellung ist, dass die kurzfristig benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft nicht planmäßig aufgebracht werden konnten und eine Zahlungsunfähigkeit droht.“

Was der Sanierungsplan vorsieht

Nach Aussage des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870) sieht der Sanierungsplan für Marinomed insgesamt 30 Prozent vor, zahlbar in fünf Raten über einen Zeitraum von zwei Jahren ab Annahme. Für den Fall weiterer erfolgreicher Sanierungs- und Reorganisationsmaßnahmen könnte noch eine sogenannte „Superquote“ von bis zu sieben Prozent, abhängig vom jeweiligen Erfolg, an die Gläubiger fließen.

Weiter heißt es vom KSV1870, dass insgesamt 98 Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 31 Mio. Euro angemeldet haben, welche in einer Summe von rund 30 Mio. Euro auch anerkannt wurden.

„Mit der Annahme des Sanierungsplans wurde nunmehr ein Grundstein in Richtung Sanierung des Unternehmens gesetzt. Es obliegt der Schuldnerin, die vereinbarte Quote in den nächsten beiden Jahren auch zu erfüllen“, sagt Peter Stromberger vom KSV1870 zum Sanierungsplan.

Bis 2023 Rekordumsätze für Marinomed

Erst im Frühling 2023 verlautbarte Marinomed, das umsatzstärkste erste Quartal in der Unternehmensgeschichte erzielt zu haben: 3,3 Mio. Euro Umsatz. Es folgte ein deutlicher Einbruch und ein Verlust von 6,8 Mio. Euro. Anfang 2024 standen nur mehr 0,7 Mio. Euro zu Buche.

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