22.11.2023

Hamburger und Pommes: “Populistische Aussagen sind ein letztes Aufbäumen”

Share-Founder Tobias Reiner möchte immer über Gerechtigkeit reden; aufzeigen, dass mehr Unternehmen und Startups bereits sozialer sind, als wahrgenommen. Und die verschiedenen Möglichkeiten zu helfen, ins Bewusstsein der Gesellschaft brennen.
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(c) share/Stock.Adobe/smithy_se - share-Co-Founder Tobias Reiner.

Ein Hamburger kostet rund zwei Euro. Dazugehörige Pommes – in der großen Variante – 3,70. Das sind insgesamt 5,70 Euro, die man allerdings preislich noch herunterdrücken kann, nimmt man kleine Pommes, statt der Mega-Portion. Denn kleine Münder brauchen manchmal weniger. Und Kinder haben kleine Münder.

Kinder, die warme Mahlzeit und das Kant’sche Startup share

Wenn man also großzügig, “preiswert” und Kanzler Karl Nehammer nach rechnet, kostet ein warmes Mahl für ein Kind rund fünf Euro am Tag. Das mal zwei, weil Mittag- und Abendessen hierzulande als gesunde Pflicht gelten. So kommt man auf zehn Euro am Tag, was in langen Monaten zu 310 Euro wird, möchte man seinem Kind täglich etwas Warmes zu essen hinstellen. Billiger wird es im Februar und in 30-Tage-Monaten – Schaltjahre nicht eingerechnet.

Dieser Rechnung und dem viel kritisierten Vergleich des österreichischen Bundeskanzlers als Reaktion auf Menschen, die Probleme damit haben, finanziell “über die Runden zu kommen”, ging ein Armuts-Diskurs voraus, der das Thema Gerechtigkeit behandelt. Und noch nicht beendet ist.

Share, die Social-Impact-Plattform, die von Sebastian Stricker, Iris Braun, Ben Unterkofler und Tobias Reiner gegründet wurde, trägt eine Kant’sche Lebensweise in sich, wie der brutkasten berichtete. Die Äußerungen unserer Politik zur Gerechtigkeitsfrage, Leistbarkeit und soziale Verantwortung sind an unseren deutschen Nachbarn nicht vorbeigegangen. Unter anderem deshalb hat share eine Gerechtigkeits-Studie in Österreich in Auftrag gegeben. Mit dem Ergebnis: “Österreicher:innen fordern eine gerechtere Verteilung des Reichtums und die Mehrheit verliert auch das Vertrauen in Politik und Unternehmen, sozialgerechte Entscheidungen zu treffen.”

Die Mehrheit der Befragten sieht zudem den Staat und Unternehmen in der Verantwortung und fordert, dass sowohl der Staat (82 Prozent) als auch Unternehmen (80 Prozent) mehr tun sollten, um Reichtum gerechter zu verteilen.

share-Co-Founder: “Sozial wird schnell mit Sozialleistungen assoziiert”

Tobias Reiner weiß, dass es natürlich Unternehmen gibt, die soziale Verantwortung übernehmen, “sozial” aber an sich weiterhin ein Tabuwort bleibt – wie auch die neueste Aussendung der Industriellenvereinigung zeigt, in der Präsident Christian C. Pochtler von einer weltfremden Sozialromantik spricht und davor warnt, Österreich zu einem “Nanny-Staat” machen zu wollen.

“Ja”, sagt Reiner, “Sozial wird schnell mit Sozialleistungen assoziiert. Aber eigentlich beschäftigen sich viele Startups und Unternehmen damit, ohne das Wort in den Mund zu nehmen. Purpose, Nachhaltigkeit, da ist viel mehr Soziales drinnen, als man auf den ersten Blick erwarten würde.”

Seiner Ansicht nach hat ein starkes Umdenken stattgefunden, ähnlich der Marktwirtschaft vor 100 Jahren, als sich Unternehmer stark für ihre Arbeiter:innen eingesetzt und zum Beispiel Wohnungen gebaut haben.

Die populistische Minderheit

Zu diversen polemischen Aussagen im Gerechtigkeits-Diskurs, meint Reiner, dass sich negative Nachrichten schlicht schneller verbreiten und mehr Gehör finden, weil sie provozieren und einen Aufschrei auslösen.

“Aber das ist eine Minderheit”, sagt er. “In unserer Studie sieht man, dass in Österreich und Deutschland 50 Prozent der Haushalte infrage kommen, zu helfen. Weil sie mehr Geld haben. Diese große Masse muss erkennen, dass sie ein wenig lauter werden muss, um nicht von populistischen Aussagen ins Abseits gestellt zu werden. Es verändert sich mehr als man wahrhaben will. Meine Hoffnung ist, dass populistische Aussagen ein letztes Aufbäumen derjenigen sind, die keine Antwort darauf haben, wie wir mit Ungerechtigkeit umgehen können.”

Von Startups kennt man es ja bereits. Manchmal wird hier und da pro verkauftem Produkt ein Baum gepflanzt, manchmal ein Teil des Erlöses an karitative Einrichtungen gespendet bzw. werden Startups gegründet, die einen Social-Impact zum Ziel und als Geschäftsmodell haben. Konzerne und Großunternehmen dagegen haben den Ruf, sich nicht um ihre soziale Verantwortung zu scheren.

Unsichere Große

“In Gesprächen, die ich führe, merke ich jedoch, dass das Thema immer relevanter wird. Große Unternehmen wissen oft nicht, wie sie starten sollen, damit es ehrlich ist”, klärt Reiner auf. “Ich kann ihnen nur raten, einfach anzufangen. Jeder erste Schritt ist ein richtiger. Man wird zwar bestimmt Fehler machen, aber diese Grundüberzeugung etwas verändern zu wollen, ist wichtiger. Fehler kann man korrigieren. Trotz Gegenwind.”

In der share-Studie liest man weiter, dass 43 Prozent der 1.000 Befragten bereit wären, ihren eigenen Verdienst bzw. Besitz zu teilen, wenn sie damit ärmeren Menschen helfen könnten. Dabei zeichnet sich der Trend ab, dass je jünger die Personen sind, desto großzügiger der Gedanke des Teilens (55 Prozent der unter 40-Jährigen vs. 35 Prozent der über 40-Jährigen).

Reiner erklärt diese Diskrepanz damit, dass Teilen und Spenden eine Generationen-Frage ist: “Ich glaube, die Bereitschaft etwas zu tun, haben alle Generationen. Aber es gibt Unterschiede. Die Baby-Boomer spenden lieber 50 Euro an Greenpeace, für jüngere sind klassische Spenden nicht mehr zeitgemäß. Sie wollen teilen und es in den Alltag integrieren. Nicht nur als Aderlass denken, sondern das große Ganze sehen”, sagt er.

Und präzisiert weiter: “Das ist genau das, wenn wir bei share über unser Business-Modell sprechen. Menschen befinden sich mitten im Beruf, haben Kinder und möchten helfen, finden aber keine Zeit dafür. Wir denken Spenden gesamtheitlich, und auch wenn es utopisch ist zu sagen, wir lösen den Welthunger, erreichen wir Menschen, die sonst keinen Zugang zu sozialen Themen und Organisationen haben. Dadurch werden sie auf das Thema aufmerksam. Es ist auch ein Anstoß, darüber nachzudenken, sich zu engagieren. Bei der Caritas oder im lokalen Fußballverein etwa. Die negativ geladenen Nachrichten der letzten Zeit ziehen runter, aber man kann etwas tun und das fühlt sich gut an”, sagt Reiner.

share-Studie: Starkes Bedürfnis zu helfen

Die Studie, die share in Österreich in Auftrag gegeben hat, wurde vor dem Hintergrund der Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der Inflation gemacht. Es ging um die Frage, wie es den Menschen geht.

“Was wir gesehen haben, bestärkt uns in unserem Weg”, erklärt Reiner. “Es gibt ein starkes Bedürfnis nach anderen Lösungen und Menschen zu helfen.”

Share selbst möchte nächstes Jahr in der Kommunikation noch stärker werden und neue Arten der einfachen Spendenmöglichkeit entwickeln. Etwa beim Thema Banking oder Mobilfunk, wo man für jeden Monat telefonieren einen Monat digitale Bildung spendet. Alles in allem Ideen, die schlussendlich einem Ziel dienen sollen, wie Reiner erklärt: “Der Gesellschaft bewusst zu machen, dass es viele Wege gibt zu helfen.”

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Die beiden Changy-Founder:innen Sabine und Thomas Mayer (c) Changy

Wenn die Temperaturen sinken, denken viele erstmals nach den Sommermonaten wieder ans Heizen. Und damit auch an die drohenden hohen Heizkosten. Oft könnten sich Haushalte einiges an Geld ersparen, wenn sie ihren Strom- und Gasanbieter regelmäßig wechseln würden. Vergleichsplattformen gibt es dafür bereits einige, den Wechsel müssen hier allerdings die Kund:innen selbst übernehmen. Das Startup Changy übernimmt auch diesen Teil.

Geld sparen durch Anbieterwechsel

Gegründet von Sabine Mayer und ihrem Bruder Thomas will das Wiener Startup den Anbieterwechsel einfach gestalten. Die Idee existiert bereits seit 2021, als Thomas Mayer der Großmutter der beiden Geschwister beim Gasanbieterwechsel half und diese sich so einige Hundert Euro ersparte. Das wollten sie auch anderen ermöglichen. Mit den gestiegenen Strom- und Gaskosten im darauffolgenden Winter hätte das Modell der beiden allerdings nicht wirklich funktioniert. Sie verwarfen die Idee wieder.

Knapp zwei Jahre später setzten sich die beiden wieder an ihren Businessplan. Der Markt hatte sich etwas erholt und Sabine Mayer nach ihrem Masterstudium wieder mehr Zeit für ein solches Side-Hustle-Projekt. Im heurigen Juni wurde Changy dann offiziell gegründet.

Software vergleicht Tarife

Das Modell von Changy funktioniert so: Kund:innen können zwischen dem Basic- und Plus-Modell wählen, diese kosten 30 bzw. 60 Euro im Jahr. Wer ein solches Abo abschließt, muss sich bei Changy registrieren und seine letzte Jahresabrechnung hochladen. Möchte man nur Ökostrom oder Strom aus Österreich beziehen, kann man das ebenfalls angeben.

Eine von Thomas Mayer programmierte Software vergleicht dann automatisch die möglichen Anbieter und wählt den günstigsten aus. Die Tarife werden im System laufend aktualisiert, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Das funktioniere weitgehend automatisiert, erklärt Sabine Mayer. Im Plus-Modell müssen Kund:innen für den Wechsel nichts weiter tun, hier wird die gesamte Kommunikation mit den Energieanbietern von Changy erledigt.

Im Basic-Modell muss der von Changy vorgeschlagene Anbieterwechsel noch einmal in einer E-Mail vom Energieanbieter rückbestätigt werden. Bei beiden Modellen wirbt Changy mit einer “Ersparnis-Garantie im ersten Jahr”: Die Service-Gebühr muss im ersten Jahr nur gezahlt werden, wenn die Ersparnisse höher sind als die Gebühr.

Mit der Kältewelle sollen Kund:innen kommen

Die beiden Geschwister betreiben Changy derzeit neben ihren Vollzeitjobs. Das kostet bisher vor allem Zeit, die Expertise holen sich die beiden aus ihrer Arbeitserfahrung bzw. ihrem Umfeld. Sabine Mayer erklärt, dass sie und ihr Bruder als “Sidepreneurs”, die von ihrem Unternehmen nicht finanziell abhängig sind, “den Mehrwert für den Kunden” in den Mittelpunkt stellen können. Natürlich würden die beiden irgendwann von Changy leben wollen, das sei ja das Ziel aller Unternehmen. Bis dahin dauert es aber vermutlich noch.

Derzeit steht das Startup bei knapp 100 Kund:innen. Ursprünglich war das Modell nur für Privatkund:innen vorgesehen, seit einem Monat betreut man aber auch Businesskunden. Die ersten Feedback-Meldungen seien sehr positiv, wie Sabine Mayer erzählt. Mit dem Herbstbeginn starte man jetzt auch erste Werbekampagnen auf Social Media, um die eigene Bekanntheit zu steigern.

“Wir hoffen, dass wir jetzt mit der Kältewelle unsere Kunden erreichen”, sagt Mayer. Das Ziel wären 1.000 Kund:innen. Wie realistisch das ist, könne sie allerdings noch nicht abschätzen. Immerhin beginnt jetzt erst die erste Heizsaison seit Bestehen von Changy. Aber sie bleibe optimistisch.

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