09.12.2021

Hadia: Wiener Verein fördert weibliches Unternehmertum in Afghanistan

Der Verein Hadia hat eine lange Vorbereitung hinter sich. Dessen Erschaffer Anna Maria Lauda und Mirwais Wakil pflegten sorgfältig Kontakte, wählten eine Wirtschaftssektor aus und bedachten sogar etwaige politische Umwälzungen, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen, das afghanischen Frauen vor Ort hilft. Dies gelang.
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(c) Andrea Klem - Anna Maria Lauda und Mirwais Wakil vertreiben Teppiche aus Afghanistan.

In unternehmerischen Kreisen bewegt regelmäßig das Thema, wie man Anderen helfen kann. Das Spektrum umfasst dabei Ideen von Spenden, Nachahmung von positiven Fallbeispielen oder eben “empowerment”. Anna Maria Lauda und Mirwais Wakil haben als Referenten im Parlament gearbeitet. Und sich nach einer Möglichkeit gesehnt, Afghanistans Frauen direkte, unkomplizierte und funktionierende Unterstützung anzubieten. Jahrelange Überlegungen und Vorbereitung führten schließlich im Sommer 2021 zur Gründung des Vereins Hadia. Und am siebten Dezember zum Launch ihres Onlineshops.

“Wir haben uns mit Entwicklungshilfe beschäftigt und gesehen, wie viele Milliarden nach Afghanistan fließen. Und wie wenig davon vor Ort ankommt”, erklärt Lauda und möchte aber nicht missverstanden werden. “Ich schätze die Arbeit der UNO sehr. Ohne ihr Welternährungsprogramm wäre die humanitäre Lage in Afghanistan noch viel katastrophaler. Die Vereinten Nationen betreiben Aktuhilfe vorrangig in den Städten. Wir aber wollten uns auf die ländlichen Gegenden konzentrieren. Deshalb haben wir darüber nachgedacht, was wir machen können.”

(c) Hadia – Teppichweberei gilt in Afghanistan als Kunstform.

Ihr Partner, Wakil, verfügt über einen persönlichen Bezug zum asiatischen Binnenstaat. Er hatte vor Ort Gespräche aufgenommen, war in schwer zugängliche ländliche Regionen gereist und hatte gemeinsam mit Lauda bemerkt, dass es einen Sektor gibt, der sich gut für die Ideen der beiden Founder eigne: die Teppichkunst.

Hadia mit Hilfe zur Selbsthilfe

“Man muss wissen, dass Afghanistan doppelt so groß wie Deutschland ist. Wir haben die letzten Jahre über mit Weberinnen und Künstlerinnen Kontakte aufgebaut und aktuell über 100 Frauen vor Ort, die Teppiche entwerfen und weben”, erläutert die Gründerin weiter. “Wir ließen uns mit dem Aufbau Zeit, um eine stabile Zusammenarbeit zu etablieren. Denn, wir sind der Meinung, dass wirtschaftliche Beziehungen nur so nachhaltig funktionieren. Und Frauen davon profitieren. Das geht nur durch ’empowerment’, also der ‘Hilfe zur Selbsthilfe’.”

Lauda ist es wichtig zu betonen, dass es sich bei “Ecoteppiche” zwar um ein Sozialprojekt handelt, die Produkte aber hochwertig sind. Man habe vom klassischen Orientteppich bis hin zum Kelim verschiedene Versionen im Sortiment. Vom Erlös der Verkäufe würden dabei mindestens 80 Prozent an Weberinnen fließen.

Kauf unterstützt Familien langfristig

“Das stellt in etwa doppelt, bis dreimal soviel dar, wie sie sonst verdienen würden”, gibt Lauda ein Beispiel darüber, was diese Arbeit für die Frauen in Afghanistan – konkret rund um Masar-e Scharif und in der Provinz Ghazni – bedeutet. “Wenn man einen unserer hochpreisigen Teppiche kauft, mit etwas eineinhalb bis zwei Meter Länge, dann gewährleistet man, dass eine fünfköpfige Familie für ein halbes Jahr damit leben kann. Und das ist eine konservative Schätzung.”

Jeder der Teppiche ist ein Naturprodukt aus feiner Bergschaf-Wolle und Naturfarben. Ohne giftige Chemikalien. Und wird von fünf bis sechs Frauen über einen Zeitraum von einem halben Jahr bis acht Monaten sorgfältig von Hand gewebt. Jedes Stück sei Unikat und Kunstwerk zugleich. Unterstützt wird Hadia dabei von “Habibi & Hawara“.

Trotz Taliban: Arbeit geht weiter

Beiden Foundern ist es sehr wichtig, klarzustellen, dass ihr Projekt politisch unabhängig aufgestellt ist. Die Arbeit seit der Machtübernahme der Taliban sei, Lauda nach, nicht schwieriger geworden. “Im Vorfeld unseres Launch waren die Taliban in den ländlichen Gebieten bereits stark vertreten”, erklärt die Gründerin ihren einstigen Weitblick. “Wir haben bewusst diesen Sektor gewählt, weil wir genau wussten, dass bei politischer Veränderung die Arbeit fortgeführt werden kann.”

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Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

Tractive: “Mitarbeiterwachstum kein Indikator”

“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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