11.01.2023

Gurkerl.at-Mutter löst Österreich-Management auf

Der europäische Lebensmittel-Lieferdienst Rohlik Group führt die Managementteams seiner Tochterunternehmen gurkerl.at und Knuspr zusammen. Gründe seien Synergienutzung, Arbeitsplatzsicherung und Automatisierung. Gurkerl.at-CEO Beurskens soll nicht weiter in der Managementebene tätig sein.
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gurkerl.at Geschäftsführer
gurkerl.at-Geschäftsführer Maurice Beurskens soll nicht weiter im Management tätig sein. (c) Philipp Lipiarski

Die Rohlik Group, das Unternehmen hinter dem österreichischen Online-Lieferdienst gurkerl.at, soll die Managementteams der beiden Tochterunternehmen gurkerl.at und Knuspr zusammenführen. Ein länderübergreifendes Führungsteam unter Leitung von Erich Comor, bislang CEO von Knuspr, soll die Managementtätigkeiten der Tochterunternehmen weiterführen. Knuspr und gurkerl.at werden weiter unter ihrem Namen agieren.

gurkerl.at-CEO Maurice Beurskens nicht weiter im Management

Maurice Beurskens, bislang CEO des Online-Lebensmittel-Lieferdienstes gurkerl.at, soll nach der Managementübernahme nicht weiter im Führungsteam tätig sein. “Die Zusammenführung des Managements soll uns dabei helfen, Synergien zu nutzen und unsere Standorte in Österreich und Deutschland zu automatisieren”, erklärt Beurskens im Gespräch mit dem brutkasten.

Wie aus Medienberichten gegen Ende 2021 bekannt, war der Online-Lieferdienst gurkerl.at auf dem Weg zur Positionierung als Top-Arbeitgeber. Knapp ein Jahr später schien das Unternehmen mit Mitarbeiterknappheit zu kämpfen. Der bevorstehende Management-Merge sei allerdings nicht darauf zurückzuführen, so Beurskens im Gespräch mit dem brutkasten.

Viel eher soll die Zusammenführung zur länderübergreifenden Synergienutzung, Automatisierung und Arbeitsplatzsicherung beitragen. “Das Zusammenführen der Teams hilft uns, von unserer jeweiligen Größe sowie unseren Top-Talenten in beiden Unternehmen zu profitieren. Dabei sichern wir die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig”, so Olin Novák, Internaitonal CEO der Rohlik Group.

Knuspr-CEO Comor übernimmt Management von gurkerl.at

Erich Comor, Geschäftsführer des deutschen Lebensmittel-Lieferunternehmens Knuspr, sei nun auch für das Management von gurkerl.at in Österreich verantwortlich. Stephan Lüger, bislang Operations Director von gurkerl.at, soll zukünftig auch für die deutsche Liefervariante Knuspr als Commercial Director tätig sein.

Mit einem Umsatz von 550 Millionen Euro sei die Rohlik Group ein führender Online-Lebensmittel-Lieferdienste in Europa. Nun soll das Unternehmen mit Sitz in Tschechien Investitionen für weitere Standorte in Deutschland und Österreich tätigen.

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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