05.07.2024
INSOLVENZ

Insolvenzantrag für Burgenländer Garnelen-Zucht-Startup eingebracht

Wie die Kreditschutzverbände berichten, liegt ein Konkursantrag für das burgenländische Startup Güssinger Garnelen vor. Dieser wurde laut AKV gläubigerseitig eingebracht.
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(c) Güssinger Garnelen
(c) Güssinger Garnelen

Es gibt Produkte, die man regional herstellen kann und andere, bei denen das nicht geht. Oder? Das burgenländische Startup Güssinger Garnelen will den Beweis antreten, dass auch etwas in Österreich so exotisches wie die namensgebenden Garnelen hierzulande wirtschaftlich gezüchtet werden kann – brutkasten berichtete.

Abwärme von Industriebetrieben

Der Clou: Für die regionale Zucht im Südburgenland nutzt das Startup die Abwärme der Industriebetriebe vor Ort. Denn die technischen Anlagen müssen ohnehin gekühlt werden. Das Warmwasser kann dann für die Beckenbeheizung der Garnelenzucht genutzt werden. So simuliere man den natürlichen Lebensraum der Garnele, die sich am Wohlsten bei einer Warmwassertemperatur von 28°-30° fühlt, hieß es von den Güssinger Garnelen-Gründern gegenüber brutkasten vor zwei Jahren.

Lieferung frischer Garnelen innerhalb von 24 Stunden

Ein positiver Nebeneffekt: Durch das Verfahren würden die Krebstiere ganz ohne die typischen Negativbelastungen aus dem Meer, wie Mikroplastik oder Antibiotika, herangezüchtet. Dann werden diese innerhalb von 24 Stunden zu den Kund:innen geliefert. Aufgrund des schnellen Zustellungssystems kann die frische Ware ungefroren überbracht werden. Das verändere die Fleischkonsistenz und sorge für ein aromatisches Geschmackserlebnis, so die Gründer.

Gläubiger brachte Konkursantrag für Güssinger Garnelen ein

Doch scheinbar lief zuletzt finanziell nicht alles glatt bei Güssinger Garnelen. Wie die Kreditschutzverbände AKV und KSV1870 heute bekanntgaben, wurde ein Konkursantrag für das Startup eingebracht. Dieser erfolgte laut AKV allerdings von Gläubigerseite. Das bedeutet, das Startup kann versuchen, die Eröffnung des Insolvenzverfahrens noch abzuwenden. Dazu muss es vor Gericht bescheinigen, dass die von der Gläubiger:innenseite vorgebrachten Insolvenzursachen nicht vorliegen (mehr dazu hier).

In einem Beitrag der Tageszeitung Kurier heißt es zur Güssinger Garnelen-Insolvenz mit Bezug auf Creditreform, die Insolvenzursachen seien derzeit noch nicht bekannt. Rund 40 Gläubiger:innen seien betroffen. Die Schulden würden rund 700.000 Euro betragen.

Brutkasten fragte bei Güssinger Garnelen um ein Statement an, welche weitere Vorgehensweise geplant ist. Die Anfrage wurde bislang noch nicht beantwortet. Falls ein Statement eintrifft, wird es hier ergänzt.

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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