04.10.2023

Das sind die Gewinner:innen des Gründungspreises Phönix 2023

Zum mittlerweile elften Mal wurde am Dienstagabend der Gründungspreis Phönix vergeben. Von einer Fachjury wurden unter 181 nominierten Unternehmen insgesamt vier Preisträger:innen ausgezeichnet. brutkasten war live vor Ort.
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Preisverleihung des Österreichischen Gründungspreis Phönix 2023 | (c) Austria Wirtschaftsservice/APA-Fotoservice/Schedl

Der Gründungspreis Phönix prämiert jährlich die besten Startups, Spinoffs, Prototypen und Female Entrepreneurs aus Österreich. Der Wettbewerb wird seit 2012 durchgeführt und feierte im vergangen Jahr sein 10-Jahres-Jubiläum.

In der aktuellen Runde gab es insgesamt mehr als 180 Einreichungen aus ganz Österreich für den Gründungspreis. Am Dienstagabend war es wieder soweit: Im Haus der Industrie in Wien wurden im Rahmen der Jubiläumsgala die besten Projekte aus einem Pool von 18 Nominierten prämiert – unter anderem waren auch Wirtschaftsminister Martin Kocher, Bildungs- und Wissenschaftsminister Martin Polaschek, IV-Präsident Georg Knill sowie aws-Geschäftsführerin Edeltraud Stiftinger bei der Preisverleihung anwesend.

“Der Gründungspreis Phönix ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, den Wissens- und Technologietransfer und die enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft zu fördern”, so Stiftinger über die Zielsetzung des Preises.

In der Jury waren in diesem Jahr neben der Jury-Vorsitzenden Petra Stricker (IV) auch Florian Haas (EY Österreich), Eva Czernohorszky (Wirtschaftsagentur Wien), Linda Krempl (Pharmig), Johannes Landgraf (Lindgroup GmbH), Werner Müller (FFG) und Romy Sigl (Coworking Salzburg) vertreten.

Siegerin Kategorie | Female Entrepreneurs

Mit der Kategorie “Female Entrepreneurs” soll laut aws die Sichtbarkeit von Gründerinnen im High-Tech-Bereich erhöht werden. Die Kategorie konnte in diesem Jahr Daniela Buchmayr vom Klosterneuburger BioTech-Startup Sarcura für sich entscheiden. Das Unternehmen hat einen Halbleiterchip entwickelt, der mittels optischer Erkennung vollautomatisch mit hoher Geschwindigkeit Immunzellen aus dem Blut sortieren kann.

Mit dem geplanten Produkt soll die Kapazität von Zelltherapien, die der Behandlung von Krankheiten wie Krebs dienen, um den Faktor 100 erhöht, und die Kosten dafür um 70 Prozent reduziert werden. Somit wird diese Art der Krebstherapie für eine viel größere Zahl an Patient:innen zugänglich. Mit der Technologie überzeugte Buchmayr nicht nur die Jury des Phönix, sondern auch zahlreiche Investmentgesellschaften. Erst Mitte November 2022 gab das Startup eine Finanzierungsrunde in Höhe von sieben Millionen Euro bekannt (brutkasten berichtete).

Im Bild: Martin Polaschek (Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Daniela Buchmayr, Sarcura GmbH (Preisträgerin Kategorie Female Entrepreneurship), Martin Kocher (Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft)

Sieger Kategorie | Startup

Die Kategorie Startup konnte die Inmox GmbH rund um CEO Michael Aufreiter aus Wien für sich entscheiden. Das Startup hat eine Sensortechnologie entwickelt, die es erlaubt, den Zustand von Getrieben kontinuierlich und in Echtzeit zu überwachen. Dabei werden Verschleißpartikel nicht nur detektiert, sondern auch deren Härte, Material und Volumen bestimmt. Unter anderem kommt die Technologie für die Getriebeüberwachung in Windkraftanlagen zum Einsatz. Anfang Feber 2023 gab das Startup den Abschluss einer Seed-Runde in Höhe von zwei Millionen Euro bekannt – unter anderem wurde das Startup auch von der Austria Wirtschaftsservice unterstützt (brutkasten berichtete).

Im Bild: Martin Kocher (Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft), Edeltraud Stiftinger (aws Geschäftsführung), Michael Aufreiter, Inmox GmbH (Preisträger Kategorie Startup), Martin Polaschek (Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung)

Sieger Kategorie | Spinoff

Die Quantum Technology Laboratories GmbH rund um Rupert Ursin ist weltweit das einzige Unternehmen, das Teleskope mit Quantenempfängern und Satelliten-Tracking-Software entwirft und herstellt. Beim Unternehmen handelt es sich um eine Ausgründung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Diese Systeme dienen der Erzeugung von Quantenschlüsseln, etwa mittels verschränkter Photonen, die aufgrund physikalischer Gesetze zu 100 Prozent unhackbar und abhörsicher sind. Mit der Technologie konnte die Quantum Technology Laboratories GmbH die Phönix-Jury in der Kategorie “Spinoff” überzeugen.

Martin Polaschek (Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Martin Kocher (Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft), Rupert Ursin, Quantum Technologie Laboratories GmbH (Preisträger Kategorie „Spinoff), Markus Pröll-Schobel (FFG), Heinz Faßmann (Präsident Österreichische Akademie der Wissenschaften)

Sieger Kategorie | Prototyp

Mit dem Projekt Abfall zu Abwasch von der Universität Graz rund um Markus Hochegger-Krawanja konnten erstmals biobasierte Tenside (die Wirkstoffe jedes Wasch- und Reinigungsmittels) mittels grüner Chemie aus Altspeiseölen sowie Lignin als Abfallprodukt aus der holzverarbeitenden Industrie hergestellt werden. Diese grünen Tenside stehen in ihrer Eigenschaften denen aus der Petrochemie um Nichts nach, haben jedoch einen deutlichen geringeren ökologischen Fußabdruck. Neben Hochegger nahm auch Rektor der Universität Graz Peter Riedler den Preis in der Kategorie “Prototyp” entgegen.

Im Bild: Martin Kocher (Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft), Markus Hochegger-Krawanja, Universität Graz Projekt Abfall zu Abwasch (Preisträger Kategorie Prototype), Peter Riedler (Rektorat Uni Graz), Martin Polaschek (Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Bernhard Küenburg (UpNano)

Das bietet der Gründungspreis Phönix

Die Preisträgerinnen und Preisträger gewinnen – neben Urkunde und Trophäe – die Teilnahme bei einem einschlägigen (digitalen) Event im Wert von 5.000 Euro.

Der Österreichische Gründungpreis Phönix wird von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) in Kooperation mit der Industriellenvereinigung (IV) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) organisiert.

Einreichen konnten alle Startups und Spinoffs, die ihren Firmensitz in Österreich haben und nach dem 1. Jänner 2017 gegründet wurden. Neben innovativen Ideen wurde bei der Auswahl der Nominierten ein besonderes Augenmerk auf ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Sinne der UN-Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) gelegt.


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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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