05.10.2017

Gründerscheidung statt Rosenkrieg: Wie trenne ich mich richtig?

Gründerscheidung statt Rosenkrieg: Wie trenne ich mich richtig? Trennungen sind normal. Bei Ehen, genauso wie bei Gründern. Manchmal ist es das Projekt, das nicht gut läuft, manchmal das Persönliche, oder auch wenn im besten Fall das Wachstum die Fähigkeiten der Gründer selbst übersteigt. Die Gründe sind vielfältig. Die Probleme meist die gleichen.
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Christoph Richter Pitches
Christoph Richter

Bei der Trennung stehen viele Fragen offen. Wie werden die Investoren reagieren? Wie das Team?
Was passiert mit meinen Anteilen? Und wer wird die Firma nun weiterführen?Aber zuerst, warum der Vergleich mit Ehen? Er wird oft gestellt, denn ein Gesellschaftervertrag ist quasi wie ein Ehevertrag. Und das Leben als Gründer hat oft dieselben Probleme wie eine Ehe. Krach zwischen den Gründern zum Beispiel. Oder, dass die Founder oft auch Elterneigenschaften vom Team zugeschrieben bekommen. Und man sagt ja auch so schön: Darum prüfe, wer sich ein Startup-Leben bindet.

Großes Glück

Mittlerweile habe ich einige Erfahrung mit dem Thema. Nicht nur durch meine drei Gründungen (iJoule, zoomsquare, intellyo), sondern vor allem, weil ich oft von Gründern um Rat gefragt werde, die sich dem Thema stellen müssen.
Bei meinen Gründungen hatte ich großes Glück, dass es nie zu einem wirklichen Streit gekommen ist. Natürlich gab es Drama, aber am Ende konnte immer eine gute Lösung für alle gefunden werden. Vor allem auch, weil wir ein starkes, sich ergänzendes Gründerteam hatten, das offen miteinander umgegangen ist.

Hier einige Tipps, die euch weiterhelfen werden:

Streitet nicht vor dem Team

Jedes – ich wiederhole – jedes Gründerteam streitet. Wo Großes entsteht, entsteht auch viel Reibung.
Das Können von Entrepreneuren zeigt sich, wenn man sich nach einer hitzigen Diskussion schnell wieder auf das Sachliche konzentrieren kann. Nur bitte diskutiert nicht vor dem Team oder den Investoren. Sie wissen nicht über alles Bescheid, und könnten das leicht als schlechtes Zeichen aufnehmen. Im besten Fall ist deren Tag im Eimer, und damit auch deren Produktivität.
Ein Spaziergang der Gründer, ein Afterwork-Bier oder ein klärendes Frühstück alle zwei Wochen hat sich hier als beste Vorsorge bewährt. Ein geschlossen auftretendes Führungsteam ist nicht nur nach außen, sondern auch nach innen essentiell.

Redet offen über eure Zukunftspläne

Als Gründer hat man oft das Gefühl, sich an niemanden wenden zu können. Vor den Investoren muss man auftreten als wäre alles im grünen Bereich, vor dem Team als hätte man von allem eine Ahnung. Auch die Familie bietet Angesichts des ‘nicht echten’ Jobs selten den benötigten Rückhalt. Gerade deswegen ist es wichtig, zu den Mitgründern offen zu sein, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und die richtigen Lösungen zu suchen. Jeder im Gründerteam hat mal eine schwere Zeit. Eventuell fehlt die Motivation, oder es wäre wieder ein Pivot nötig. Ein gutes Gründerteam zeichnet sich dadurch aus, dass es sich gegenseitig motiviert, hilft und stützt.Und wenn dein Co-Founder meint “Das alles wird mir gerade zu viel”, heißt es ja nicht, dass man gleich aussteigt. Weiters würde ich jedem Gründer empfehlen, sich einen oder mehrere Mentoren oder Coaches zu suchen, schon allein der Selbstreflexion wegen. Gründen bedeutet vor allem eine steile Lernkurve. Ein Mentor hilft, dieses Potential auszuschöpfen.

Analysiert die gerechte Aufgabenverteilung im Gründerteam

Die Arbeit eines Co-Founders ist nie das, was man sich am Anfang vorstellt. Das Spannende am Gründen ist doch, dass alle paar Monate eine komplett andere Aufgabe auf einen zukommt. Dadurch findet man sich aber oft auch in einer Rolle wieder, die man nie spielen wollte. Wenn man merkt, dass einem die zugeteilten Rollen nicht mehr passen, sollte man Folgendes Aufschreiben: Wohin verschwindet die eigene Arbeitszeit eigentlich? Wem muss ich ständig hinterherrennen? Und ist das Ziel noch das, wovon wir immer geträumt haben?
Durch diese Analyse sieht man, woher das Unbehagen kommt. Und vor allem kann man vor den Mitgründern viel besser argumentieren, was nicht passt. Meistens ist ein guter erster Schritt, Verantwortlichkeiten an ein Teammitglied abzugeben, und dadurch den Kopf wieder etwas freier zu bekommen. Merke: Als Gründer sollte man an seinem Startup arbeiten – nicht nur darin. Das heißt, man sollte an Konzept und Strategie des Startups arbeiten, anstatt sich selbst im ‘Daily Business’ aufzureiben.

Redaktionstipps

Schrittweise kommunizieren

Wenn es gar nicht geht und eine Trennung bevorsteht, dann überlegt euch einen guten Plan und kommuniziert den nach und nach. Schaut zuerst, dass die Verantwortungen auf ein Minimum reduziert werden, im Team und extern. Das zeigt, wenn es soweit ist, die bestmögliche Kontinuität. Redet als erstes mit eurem Lead Investor und macht einen Workshop mit ihm. Dadurch holt ihr das restliche Investorenteam am einfachsten auf eure Seite. Für das Team wird die Neuigkeit ein großer Schock sein. Daher plant keine wichtigen Meetings für den Rest des Tages, sondern redet eher noch einmal einzeln mit euren Mitarbeitern. Jede Veränderung ist auch wieder eine Chance.

Anteile abgeben

Als Gründer ist man der erste, der Anteile abgibt, egal ob es Mitarbeiteranteile sind oder Investorenrunden. Durch eure Vestingvereinbahrung ist ziemlich schnell klar, in welcher Größenordnung sich das bewegen wird. Trotzdem würde ich empfehlen, als Gründer, der geht, etwas mehr abzugeben. Damit sorgt man für ein positives Klima und gibt ein gutes Zeichen und den nötigen Spielraum an die Mitgründer und Investoren. Oft ist es sinnvoll, die Anteile per Vertrag gleich zu “parken”. Für etwaigen Ersatz oder Ausbau des Teams. Hier gilt der Satz “Besser wenige Anteile mit Wert, als viele Anteile von nichts”.

Über den Autor

Christoph Richter ist langjähriger Startup-Profi und vielseitiger Serial Entrepreneur. Schon in den 90er Jahren hat er bei derStandard.at mitgearbeitet, dem ersten deutschsprachigen Medium im Internet. Auch bei Bwin war er in einer führenden Rolle als IT-Lead und begleitete die Firma bei ihrem Aufstieg zum Weltkonzern. Durch sein Mitwirken bei vielen Internationalen Internetpionieren seit zwei Jahrzehnten konnte er wichtigen Input für die Österreichische Startupszene liefern. Dies bewies er auch mit dem Aufbau von mittlerweile drei eigenen Startups (iJoule, zoomsquare, intellyo).
Durch sein Engagement in der Startup-Szene als Speaker bei Konferenzen und Mentor unterstützte er mittlerweile mehr als 300 Startups. Aktuell fokusiert er sich mit seinem neuen Projekt, www.RichterRichtets.com, auf “Instant Business Upgrades”.

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(c) Adobestock

Man könnte meinen, es hat sich wenig verändert: Im Vergleich zum Vorjahr stecken wir immer noch in einer geopolitisch und wirtschaftlich unsicheren Situation, während der Venture-Capital-Markt in Europa weiterhin stagniert. Das spiegelt auch das jüngste “Start-up Barometer” der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisation EY wieder. Analysiert wurde dabei die Investmentaktivität in und rund um Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

EY Österreich: Rückgang zum dritten Jahr in Folge

Im Vorjahr hatte es in einem schwierigen Jahr einen Lichtblick gegeben: 2023 ist die Zahl der heimischen Finanzierungsrunden auf 184 gestiegen, was einer neuen Rekordzahl entsprach. Gleichzeitig ist allerdings das Finanzierungsvolumen gegenüber 2022 deutlich gesunken – von rund einer Milliarde Euro auf 695 Millionen Euro. Den bisherigen Höchstwert des gesamten Investitionsvolumens hatte die Startup-Szene wiederum ein Jahr zuvor verzeichnet – 2021 mit gut 1,2 Milliarden Euro.

Wie ging es nun also dieses Jahr weiter? Das Finanzierungsvolumen sank erneut – von 695 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 578 Millionen Euro im Jahr 2024. Damit ging das Volumen im dritten Jahr in Folge zurück.

Anzahl der Runden sank um ein Fünftel

2024 sank allerdings nicht nur das Investitionsvolumen, sondern auch die Zahl der heimischen Finanzierungsrunden. Mit einem Rückgang von 17 Prozent bzw. 117 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr erreicht der Gesamtwert des diesjährigen Finanzierungsvolumens seinen Tiefpunkt seit 2020. Die diesjährige Anzahl der Finanzierungsrunden hat sich im Vergleich zum Vorjahr nämlich um 19 Prozent bzw. um 35 auf 149 Abschlüsse verringert.

Hoffnung: KI-Boom pusht Investments

Wenngleich sich Volumen und Anzahl des investierten Kapitals verringert haben, scheint sich ein klarer Investitionstrend abzuzeichnen: Laut EY ist ein Drittel des Investitionsvolumens an KI-Startups gegangen – und damit mehr als doppelt so viel als noch im Jahr 2023.

Damit betraf jede vierte in Österreich registrierte Finanzierungsrunde – konkret 28 Prozent – ein Startup mit einem KI-Schwerpunkt. Insgesamt zählt EY 42 solcher Runden – und damit acht mehr als noch im Vorjahr.

Auch summenmäßig gab es im KI-Sektor einen Zuwachs: 2024 wurden 168 Millionen Euro in österreichische Startups investiert, die KI als integralen Bestandteil des eigenen Geschäftsmodells haben, wie EY vermeldet. 2023 war der Betrag nicht einmal halb so groß – und lag bei 77 Millionen Euro.

“Nicht nur ein Hype, sondern eine Schlüsseltechnologie”

“2024 war eindeutig das Jahr der KI-Startups: Rund ein Drittel aller Finanzierungsrunden und des gesamten investierten Kapitals in Österreich entfielen auf Unternehmen, die künstliche Intelligenz in ihrem Geschäftsmodell nutzen – und das branchenübergreifend. Dieser klare Fokus der Investor:innen zeigt, dass KI nicht nur ein Hype ist, sondern als Schlüsseltechnologie mit enormem Potenzial wahrgenommen wird”, sagt Florian Haas, Head of Startup bei EY.

Haas prophezeit für 2025, “dass die Dynamik im KI-Bereich ungebremst bleibt und KI von einem Hype zur Normalität wird”. Insofern rechne man weiterhin mit einem großen Kapitalfluss in der KI-Branche. Mittelfristig wird der Anteil der KI-Startups an den Gesamtinvestments weiter steigen, so Haas, denn es zeige sich “branchenübergreifend enormes Innovationspotenzial”.

Volumen pro Runde bei 4,4 Mio. Euro

Das Durchschnittsvolumen aller im Jahr 2024 verzeichneten Deals liegt auf Vorjahresebene – nämlich bei 4,4 Millionen Euro. Laut EY ist das deutlich weniger als noch in den Rekordjahren 2021 und 2022. Damals wurden im Durchschnitt 11,6 bzw. 7,7 Millionen Euro pro Finanzierungsrunde ausgeschüttet.

Ein Lichtblick: Die Mega-Deals

2024 wurden elf Finanzierungsrunden mit einem Volumen von jeweils mehr als 10 Millionen Euro verzeichnet. Das sind laut EY drei weniger als im Vorjahr. Auch wie 2023 gab es heuer “keinen einzigen Mega-Deal in einer Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro”.

„Ein Lichtblick für das österreichische Startup-Ökosystem: Ohne die Mega-Deals über 100 Millionen Euro, die 2021 und 2022 die Rekordsummen geprägt haben, zeigt sich, dass 2024
mit 578 Millionen Euro sogar erfolgreicher war als 2021 (557 Millionen Euro) – ein Beweis für die Breite der Szene, in der mehr Startups Anschlussfinanzierungen sichern konnten, auch wenn aktuell nicht genügend Kapital für die ganz großen Würfe da ist“, kommentiert Haas das Finanzierungsgeschehen.

Wie auch im brutkasten-Investment-Rückblick erwähnt, handelt es sich bei der größten Finanzierungsrunde des Jahres mit rund 100 Millionen Euro um das österreichisch-deutsche PropTech Gropyus. Auf Platz zwei liegt das Linzer Scaleup Storyblok mit 74 Millionen Euro. Platz drei ergatterte der Lieferketten-Experte Prewave rund um Lisa Smith und Harald Nitschinger mit 63 Millionen Euro.

Wien und Tech-Startups im Fokus

Überdies zeigt der Report, dass sich die Bundeshauptstadt Wien weiterhin als Hotspot der österreichischen Startup-Szene beweist. Mehr als drei von fünf in Startups investierte Euros wurden 2024 in Jungunternehmen investiert, die in Wien ansässig sind. Mit 89 Finanzierungsrunden vereinigten die Wiener Startups mehr als jede zweite gezählte Finanzierungsrunde, so EY. Auf Rang zwei folgt Niederösterreich mit 17 Finanzierungsrunden, vor der Steiermark mit 14 Abschlüssen.

Software holte die meisten Investments

Außerdem unverändert blieb der Finanzierungsfokus auf Tech- und Software-Startups: Die meisten Runden wurden wie schon in den beiden Vorjahren im Softwarebereich abgeschlossen – dies umfasst Sektoren wie SaaS, Artificial Intelligence, Virtual Reality, Blockchain, Cloud, Cyber Security und Data Analytics. In diesen Feldern zählt man insgesamt 59 Abschlüsse, was einem Marktanteil von 40 Prozent entspricht. Im Vorjahr waren es 64 Deals bei einem Marktanteil von 35 Prozent.

Auf Platz zwei der am häufigsten investierten Branche liegt der Health-Sektor: Hierbei verzeichnete man 24 Finanzierungsrunden bei einem Marktanteil von 16 Prozent. Gefolgt von Energy mit 15 Finanzierungsrunden.

Software auch bei Investmenthöhe im Lead

Laut EY wurden mehr als zwei von fünf investierten Euros (43 Prozent) 2024 in Österreich in den Bereich Software & Analytics investiert, der mit Storyblok (74 Millionen Euro) und Prewave (63
Millionen Euro) auch zwei der Top-3-Deals beinhaltet. Damit stieg das Investitionsvolumen in
diesem Bereich gegenüber dem Vorjahr um mehr als 100 Millionen Euro.

Der Bereich PropTech verzeichnete ein Investitionskapital von 120 Millionen Euro, was einer Million mehr als im Vorjahr 2023 entspricht. Nach Software und PropTech steht der Bereich Energy, dessen Startups 73 Millionen Euro Risikokapital einwerben konnten. Das entspricht einer viermal so großen Summe als im Vorjahr.

Die übrigen Sektoren verzeichneten eine Rückgang an Investitionskapital im Vergleich zum Vorjahr. Darunter die Bereiche Mobility, Education, E-commerce sowie ClimateTech, GreenTech und CleanTech.

Dennoch soll jede sechste Finanzierungsrunde ein Startup mit Nachhaltigkeitsbezug betroffen haben, so EY. Konkret verzeichnete man hierbei 25 der registrierten 149 Finanzierungsrunden. Das Gesamtvolumen in den Bereich Nachhaltigkeit liegt im Jahr 2024 bei 148 Millionen Euro, was einem Anteil von fast 26 Prozent am gesamten investierten Risikokapital entspricht.

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