07.06.2021

Großhändler Kastner: Wie Startups das Geschäft beflügeln

Für den Lebensmittelgroßhändler Kastner ist eine innovative Denkweise seit jeher der Schlüssel zu einer erfolgreichen Geschäftsentwicklung. Christof Kastner verrät im Gespräch mit brutkasten Wirtschaft was er darunter versteht und wie vielseitig sich Kooperationen mit Startups gestalten.
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Christof Kastner
Christof Kastner, geschäftsführender Gesellschafter der Kastner Gruppe © Stephan Huger

Seit dem Jahr 2005 kooperiert das Unternehmen mit Sitz in Zwettl im Waldviertel (NÖ) zum Beispiel mit Biogast, dem Bio-Großhändler für die Gastronomie. Gemeinsam wurden logistische Synergien erarbeitet und die positive Entwicklung beider Unternehmen weiter vorangetrieben. Für Kastner war das damals die Möglichkeit, sich im Segment der Bio-Lebensmittel zu verstärken und eine Vorreiterrolle im Bio-Bereich einzunehmen. Heute erwirtschaftet Biogast mit 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Biogast und Logistik Kastner) mehr als 55 Millionen Euro Umsatz und bietet mehr als 2.000 Kunden aus Österreich und dem benachbarten Ausland ein Sortiment von 14.000 Bio-Artikeln.

Neben diesem Beispiel, schon früh die Trends der Zeit zu erkennen, ist auch die Zusammenarbeit mit Startups längst Teil des daily business von Kastner. 2015 hat sich der Lebensmittel-Großhändler mit 60 Prozent an myproduct.at, einer von drei Studenten gegründeten Onlinevermarktungsplattform für regionale Produkte von österreichischen Kleinproduzenten, beteiligt. Mittlerweile ist das Sortiment auf 8.000 Produkte angewachsen, die auch über Partnerplattformen wie zum Beispiel shöpping.at vertrieben werden. Und im Dezember 2020 hat Kastner das St. Pöltner Gastro-Startup Ordito übernommen, der brutkasten hat berichtet. Dieses bietet Restaurants eine Software an, über die Kunden unkompliziert über das Smartphone Speisen und Getränke an den Tisch ordern können. Die digitale Speisekarte mit Bezahlfunktion hat sich insbesondere während der Coronakrise im Take-Away-Bereich sehr bewährt.

Aber auch sortimentsseitig baut Kastner die Zusammenarbeit mit Gründern kontinuierlich aus. Im Gespräch mit brutkasten Wirtschaft legt Christof Kastner, geschäftsführender Gesellschafter der Kastner Gruppe, die zu erfüllenden Rahmenbedingungen auf den Tisch und schildert was es braucht, um miteinander ins Geschäft zu kommen.

Wie viele Startups zählen derzeit zu Ihren Lieferanten?

Wir kooperieren in der Kastner Gruppe aktuell mit rund 500 Startups. Bei myproduct.at liegt der Schwerpunkt gezielt auf österreichischen, regionalen Gründungen. Bei Biogast sind es auch ausländische Startups.

Sind diese Startups im Rahmen einer eigenen Initiative gebündelt?

Ja. Mit unserer Vertriebsschiene myProduct.at bieten wir eigene Startup-Pakete mit Sonderkonditionen an und helfen hier jungen Unternehmen bei der Markteinführung. Das geht sogar bis in die Produktentwicklung rein, wo wir beratend tätig sind. Weiters gibt es bei myProduct.at auch eine eigene Startup-Kategorie, die gesondert beworben wird. Wir kooperieren weiters mit Startup-Centern wie z.B. der FH Wiener Neustadt am Campus Wieselburg, wo jede Gründung mit Sonderkonditionen und kostenloser Beratung unterstützt wird. Und wenn uns ein Startup gefällt, dann sprechen wir es natürlich auch direkt an.

Wie viele Produkte von Startups haben Ihnen denn bereits gefallen, sprich, wie viele führen Sie aktuell im Sortiment?

In allen Kastner Vertriebsschienen sind es insgesamt rund 1.500 Produkte.

Welche Bedingungen muss ein Startup erfüllen, um in den Vertriebsschienen Ihres Unternehmens gelistet zu werden?

Das hängt von der jeweiligen Vertriebsschiene ab und beginnt bei rechtlichen Rahmenbedingungen wie Kennzeichnungspflichten bis hin zur Versandfähigkeit. Hier gibt es dieselben Prüfungsschritte vor einer Listung wie bei allen anderen Lieferanten auch.

Wann, also in welcher Phase. ist ein Produkt eines Startups überhaupt für Sie interessant?

Dann, wenn es keine Kinderkrankheiten mehr gibt, die Lieferfähigkeit garantiert ist und die Nachfrage des Konsumenten zu spüren ist.

Setzen Sie auf Exklusivkooperationen?

Ja. Wenn wir an ein Produkt glauben und es in der Vermarktung dementsprechend unterstützen, dann macht das für beide Seiten natürlich Sinn. Ist jedoch nicht zwingend notwendig.

Wie viel Zeit erhalten die Produkte von Startups, um sich am POS zu etablieren?

Bei gänzlich neuen Produkten in der Regel ein Jahr, um hier auch ein Gespür für die Saisonen des Produktes zu bekommen. Wenn wir danach keine positive Entwicklung sehen, dann ist es meist ein Indikator dafür, dass die Marke bzw. das Produkt keine ausreichende Nachfrage generieren konnte.

Wie nehmen Sie den Startups die Sorge, dass deren Konzepte vom Handel kopiert und als Eigenmarke gelistet werden könnten?

Indem wir das nicht machen.

Können Sie exemplarisch drei Kooperationen mit Startups nennen, die besonders erfolgreich waren?

Ja, gerne. Das sind zum Beispiel Bärnstein, Wiener Würze und Pona.

Und gibt es neue vielversprechende Kooperationen, über die Sie uns schon etwas verraten können?

Ja, die gibt es – Sie dürfen gespannt sein, denn es wird das Thema Startup nochmals auf eine neue Ebene heben.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Bastian Krapinger-Rüther, Tobias Zechmeister und Markus Müller
Bastian Krapinger-Rüther, Tobias Zechmeister und Markus Müller | Foto: Flinn

2022 startete das Wiener MedTech Flinn – und holte gleich eine 1,8 Mio. schwere Pre-Seed-Finanzierung, die von der Wiener Venture-Capital-Gesellschaft Speedinvest und SquareOne aus Berlin angeführt wurde. Im Vorjahr erhielt das Unternehmen dann eine FFG-Förderung in Höhe von bis zu zwei Millionen Euro – für die Weiterentwicklung der Technologie mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI).

Flinn wurde von Bastian Krapinger-Rüther, Markus Müller und Hasib Samad gegründet und entwickelt eine Software, die Herstellern von Medizinprodukten das Qualitätsmanagement für regulatorische Angelegenheiten vereinfachen soll. Jetzt gibt es wieder Neuigkeiten vom Startup – und zwar eine Personalie. Mit Tibor Zechmeister stoßt ein Branchenexperte ins Führungsteam des Wiener Jungunternehmens.

Tibor Zechmeister: 12 Jahre Erfahrung im Bereich Medizintechnik

“Tibor war seit der Gründung als Business Angel bei uns investiert”, sagt Bastian Krapinger-Rüther auf brutkasten-Anfrage. “Er war durchgehend Sparringpartner und Berater für uns. Die Zusammenarbeit wurde bereits in den vergangenen Monaten intensiviert. Ab Mai ist er nun im Leadership-Team von Flinn”.

Tibor Zechmeister wird die Rolle des Leiters für Quality und Regulatory Affairs bei Flinn übernehmen. Er ist nach Angaben des Unternehmens bereits seit zwölf Jahren im Bereich der Medizintechnik tätig. In der heimischen Startup-Szene ist er vor allem bekannt als Gründer von Tremitas.

Tremitas entwickelte “Parkinson-Stift”

Das Unternehmen entwickelte ein Tremipen für Parkinson-Patienten, umgangssprachlich manchmal als “Parkinson-Stift” bezeichnet. Dieser misst das Zittern bei Patienten mit der Bewegungsstörung und liefert dazu eine Auswertung. Tremitas trat unter anderem bei “2 Minuten 2 Millionen” auf, holte 2019 ein sechsstelliges Investment und erhielt 2020 den “Staatspreis Patent“. 2021 musste das Unternehmen dann jedoch Insolvenz anmelden. Später wurde es an die deutsche MedEngine GmbH verkauft, bei der auch Zechmeister dann tätig wurde.

In seiner Zeit bei Tremitas erreichte das Unternehmen Zulassungen in der EU, Japan sowie Australien und expandierte in zehn Länder. Nach Angaben von Flinn hat Zechmeister in seiner bisherigen beruflichen Laufbahn mehr als drei Mio. Euro an Fördergeldern und Investments eingeworben.

“Tibors umfangreiche unternehmerische Erfahrung und tiefgreifendes Fachwissen im Bereich der Zulassung medizinischer Geräte erwiesen sich vom ersten Tag an als unverzichtbar”, kommentiert Co-Founder Markus Müller die Personalie. “Anfangs war seine Beratung ausreichend, doch mit unserer Weiterentwicklung freuen wir uns, ihn in einer Vollzeit-Führungsposition begrüßen zu dürfen, aufbauend auf einer starken Vertrauensbasis”.

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