Die Energiebranche steht vor einer großen Herausforderung. Denn das Stromnetz, wie es heute besteht, ist auf mehrere große Entwicklungen und Trends noch nicht eingestellt. Durch die immer stärkere Nutzung erneuerbarer Energie etwa, entstehen bislang nicht dagewesene Schwankungen im Netz, die durch Strom-Selbsterzeuger, sogenannte Prosumer, noch verstärkt werden. Und der Umstieg auf E-Mobility bringt eine Reihe weiterer großer Herausforderungen mit sich. “Dafür gibt es zwei mögliche Lösungen”, sagt Norbert Juschicz, Co-Founder und CEO des niederösterreichischen Startups Greenwood Power.

Greenwood Power: Sensoren für das Smart Grid

“Erstens”, so Juschicz, “kann man es mit sehr vielen weiteren Kabeln lösen. Das ist sehr teuer und aufwändig und das will niemand”. Man ahnt es – das Startup hat sich auf Möglichkeit zwei spezialisiert: Das sogenannte Smart Grid, also die intelligente Steuerung des Stromnetzes durch die Kommunikation der verschiedenen Komponenten untereinander. Für dieses liefert das Unternehmen verschiedene Komponenten. Hauptprodukt sind derzeit großteils im 3D-Druck-Verfahren hergestellte Sensoren, die im Mittelspannungsbereich, konkret in Trafo-Stationen, zum Einsatz kommen.

“Die meisten dieser Stationen sind in Österreich in der Erde vergraben. Weltweit gibt es etwa eine pro 100 Einwohner. Experten schätzen, dass man rund 50 Prozent davon umrüsten muss, um das Smart Grid umzusetzen. Pro Station braucht es dafür 15 solche Sensoren”, rechnet Juschicz vor. Sehr unterschiedliche Länder wie Schweden, Polen oder Vietnam hätten damit bereits begonnen. Dabei sei Greenwood Power nicht der einzige Anbieter: “Wären wir die einzigen am Markt, dann würde etwas nicht stimmen”, so der Gründer. Aber man habe die beste Kosteneffizienz. Zudem könne man den Weltmarkt, der für mehrere Player ausreichend Platz zum wachsen biete, derzeit auch nicht alleine bedienen.

Siemens als wichtiger Kunde – dieses Jahr bereits Millionenumsatz

Die Kunden des Startups sind dabei jene Unternehmen, die Netzbetreiber ausrüsten, also etwa Siemens, mit dessen Entwicklungsabteilung man bereits eng zusammenarbeite, oder die französische Schneider Electric. Nach der Gründung 2017 sei es zuerst zaghaft angelaufen, erzählt der Gründer. Spätestens nach einer Finanzierungsrunde im Jahr 2019 – der brutkasten berichtete – sei es dann aber zügig vorangegangen. Geholfen habe auch die Teilnahme bei Accent. “Unser Ziel dieses Jahr war es, 8000 Stück zu verkaufen. Wir stehen bereits bei mehr als 25.000”, sagt Juschicz. Dieses Jahr komme man damit auch beim Umsatz bereits über die eine Million Euro-Grenze.

Tecnet und eQventure legen nach

Nun wolle man weiter expandieren, mit dem Ziel, alle großen Schaltanlagen-Hersteller als Kunden zu gewinnen. Dazu sollen auch lokale Büros in mehreren Ländern eröffnet werden. Um das finanziell zu stemmen, versorgte Greenwood Power sich im August mit zusätzlichem Kapital. Die Bestandsinvestoren Tecnet und eQventure investierten abermals sechsstellig. Mit einer Zahlung aus dem Covid-Startup-Hilfsfonds kommt man auf insgesamt 1,2 Millionen Euro Kapital. Das Geld soll in die Entwicklung, weitere Produkte und neue Mitarbeiter fließen, so Juschicz.