06.07.2017

Greenstart: Von Anfang an elektrisch unterwegs

Im Vorjahr startete Günther Rampitsch, KEM-Manager im Energieparadies Lavanttal, das Projekt zwEirad. Damit machte er Jugendlichen Elektromobilität auf zwei Rädern schmackhaft.
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„Je früher wir unsere Kinder und Jugendlichen für das Thema Elektromobilität sensibilisieren, desto größer wird ihre Bereitschaft, selbst elektrisch unterwegs zu sein“, meint Günther Rampitsch. Mangels eines „paradiesischen“ öffentlichen Verkehrsangebots ist der Großteil der Bevölkerung auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen – und der Großteil der 15- bis 18-jährigen besitzt ein Moped oder einen Roller. Doch Elektroroller sind in der Anschaffung teurer, und da sie meist nur zwei, maximal drei Jahre gefahren werden, lässt sich auch nur schwer mit eingesparten Treibstoffkosten argumentieren.

Selbst ausprobieren

So startete Rampitsch im Vorjahr das KEM-Leitprojekt zwEirad. Jugendliche konnten kostenlos Elektromopeds und -roller testen. Eine Umfrage und 450 Jugendlichen aus dem Lavanttal ergab, dass sich mehr als ein Drittel vorstellen könnte, einen E-Roller zu mieten. Dieser Wunsch wird nun von zwEirad erfüllt. „Inzwischen sieht man mehr Jugendliche auf Elektrorollern, die lokalen Händler bieten nun auch elektrische Modelle an, und in Sachen Vermietung haben wir zahlreiche Anfragen“, freut sich Rampitsch. Die Anfragen kommen nicht nur von Jugendlichen, sondern auch aus anderen Regionen, die ähnliche Angebote schaffen möchten.

Redaktionstipps

E-Roller mieten

zwEirad bietet im Raum Wolfsberg seit Kurzem ein All-inclusive-Paket an: Fahrzeugmiete, Service, Versicherung und „Pickerl“. Bei einem zweijährigen Mietvertrag betragen die Kosten 100 Euro pro Monat. „Damit können die Jugendlichen nicht nur die lautlose Freiheit auf zwei Rädern genießen, sie sparen sich innerhalb von zwei Jahren auch rund 1.000 Euro an Kosten im Vergleich zum Kauf und Betrieb eines herkömmlichen Mopeds“, erklärt Rampitsch. „Bei der Fahrzeugauswahl haben wir uns für den Roller von unu, einem deutschen Hersteller, entschieden. Der Roller wiegt lediglich 68 Kilogramm, was vor allem den Mädchen die Handhabung erleichtert, und er verfügt über einen herausnehmbaren Akku, der über jede normale Steckdose geladen werden kann.“

Geld für unus

Getragen wird das zwEirad von der Klima- und Energie-Modellregion Energieparadies Lavanttal. Die ersten fünf unu-Roller konnten über Fördermittel des Landes Kärnten finanziert werden, fünf weitere unus sollen demnächst folgen. „Aufgrund der großen Nachfrage möchten wir rasch wachsen und überlegen, wie wir unser Angebot österreichweit zur Verfügung stellen können. Noch heuer möchten wir zwEirad auf ein bis zwei Bundesländer ausdehnen“, erklärt Rampitsch. Da kommt ihm die Nominierung für die Top-Ten des laufenden greenstart-Wettbewerbs gelegen. „Denn bei unserer raschen Expansion können fachliche Beratung durch WirtschaftsexpertInnen, Tipps fürs Marketing und Kontakte zu anderen Regionen nicht schaden.“

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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