28.07.2017

Greenstart: Fliegenlarven als Müllschlucker und Fischfutter

Top-Ten-greenstarter. Das oberösterreichische Startup Ecofly züchtet Fliegenlarven, die als Fischfutter genutzt werden. Sie fressen landwirtschaftliche Abfallprodukte und erzeugen dabei ein Fett, das als Palmölersatz genutzt werden kann.
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Täglich werden Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen und Unmengen an Fischmehl aus Wildfang verfüttert. Die Oberösterreicher Michael Forster und Simon Weinberger wollen mit ihrem Startup Ecofly eine Lösung für beide Probleme bieten: Sie heißt “Hermetia Illucens”, zu Deutsch Schwarze Soldatenfliege. Die beiden Gründer wollen sie züchten und damit die biologischen Kreisläufe in Österreichs Fischzucht schließen. Denn für Forellen, Lachs und den in Skandinavien gezüchteten Heilbutt sind die Maden der Fliege laut Ecofly ein optimales Futtermittel. Und sie haben weitere Vorzüge: Die Larven haben kräftigen Appetit, fressen landwirtschaftliche Reststoffe wie Biertreber oder aussortiertes Gemüse und wachsen rasant.

+++ Hier sind die 10 Finalisten des 3. Greenstart-Wettbewerbs +++

Larven-Nebenprodukt als Palmölersatz

„Die Larven enthalten sehr viel Eiweiß“, erklärt Weinberger. „Sie können lebend verfüttert oder getrocknet und wie herkömmliches Fischfutter zu Pellets verarbeitet werden.“ Derzeit arbeiten der Chemiker Weinberger und der BOKU-Student Forster an einer entsprechenden Pelletiermaschine, die noch heuer in Betrieb gehen soll. Als Nebenprodukte fallen Fett und Kompost an. Das Fett eignet sich als Ersatz für Palmöl und kann sowohl in der Kosmetik- als auch in der Nahrungsmittelindustrie verwertet werden. Der Kompost ist bestens für den Gemüseanbau geeignet. Schon jetzt liefert eine Pilotanlage am Biohof von Forsters Eltern 500 Kilogramm Larven pro Woche. Verfüttert werden sie unter anderem in der Fischzucht von Weinbergers Eltern. Damit stehe ihnen ein erstklassiges Experimentierfeld zur Verfügung, erklären die beiden Jungunternehmer.

Redaktionstipps

Unterstützung durch greenstart

Bei greenstart kamen sie mit dem Konzept ins Finale der Top 10. „Greenstart bringt uns ein gutes Stück weiter. Einerseits durch die Unterstützung bei der Erstellung unseres Businessplans, andererseits durch neue Kontakte und die verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit“, sagt Weinberger. Gute Chancen am Markt rechnet sich Ecofly nicht nur angesichts des zunehmenden Kundenwunsches nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus, sondern vor allem, weil sich die Folgen des Raubbaus an den maritimen Ressourcen seit einigen Jahren im Preis niederschlagen. Fischmehl wird ständig teurer. Das Startup will in nächster Zeit erste Gespräche mit Investoren und potenziellen Vertriebspartnern führen.

Vegetarische Fliegen sind keine Bedrohung für das Ökosystem

„Früher haben Fischzüchter oft Fleischreste am Rand ihrer Fischteiche so platziert, dass die Larven ins Wasser plumpsen und von den Fischen gefressen werden“, so Weinberger, „wir füttern unsere Fliegenlarven aus hygienischen Gründen jedoch nur mit pflanzlichen Resten.“ Und was passiert, wenn Soldatenfliegen entkommen? Nicht viel, denn das Insekt stammt zwar ursprünglich aus Amerika, ist inzwischen jedoch auch in Europa weit verbreitet. Es besteht laut Ecofly also keine Bedrohung für das heimische Ökosystem.

+++ “Vor Greenstart wurden wir als Spinner abgetan” – Die Gewinner von Season 2 +++


Weitere Informationen: greenstart/Ecofly

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vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle
vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle

Viele haben es versucht und nur die Allerwenigsten haben es geschafft: Ein neues soziales Medium zu etablieren ist wohl so etwas wie die Königsklasse im Startup-Bereich. Und das, obwohl das Lamento über die Riesen am Markt allgegenwärtig ist. Auch Peter Buchroithner, Thomas Schranz, David Pflügl und Verena Handler-Kunze sind mit dem bestehenden Angebot nicht zufrieden. Mit Rakun, das eine App für neurodivergente Menschen betreibt, haben die vier erst dieses Jahr ein neues Startup gegründet, wie brutkasten berichtete. Nun kommt mit Waffle ein weiteres dazu.

Waffle: “Back to the roots der sozialen Medien”

“Bei Waffle geht es sozusagen back to the roots der sozialen Medien. In den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass die Verbindung zu den Menschen, mit denen ich eigentlich Kontakt haben will, bei den gängigen Social-Media-Plattformen verloren gegangen ist. Facebook ist voller Werbung und Memes, auf Instagram sieht man Gelegentlich eine Hochzeit, aber es ist dominiert von Influencern, die dir etwas verkaufen wollen, und auf TikTok sind Leute, die tanzen und dich unterhalten”, sagt Peter Buchroithner im Gespräch mit brutkasten.

Auch auf Messaging-Apps wie WhatsApp und Telegram sei man zusehends mit Werbung konfrontiert und private und berufliche Kontakte würden sich mischen. “Jeder, der irgendwann einmal deine Nummer gehabt hat, kann dir einfach schreiben”, sagt Buchroithner. Das Team habe aber einen Ort schaffen wollen, wo man wirklich nur mit seinen besten Freund:innen kommuniziert.

Kein “Geschwafel” bei Waffle

Beziehungsweise “von ihnen hört”. Denn Waffle setzt auf Voice-Messages. “Man hat nicht immer Zeit, mit seinen Freunden zu telefonieren, aber es ist schön und man fühlt sich mehr verbunden, wenn man ihre Stimme hört. So sind wir auf das Thema Voicenotes gekommen”, sagt Buchroithner. Nicht nur im Namen setzt das Startup beim Social-Media-Trend “Wednesday Waffle” an, bei dem User:innen einer ausgewählten Gruppe an Leuten einmal in der Woche ein Update über sich geben.

(c) Waffle

Wer bei der Kombination aus “Social” und “Audio” also an die ebenso schnell aufgestiegene wie untergegangene “Social-Audio-App” Clubhouse gedacht hat, kann beruhigt sein – das Konzept ist ein völlig anderes. Bei Waffle sind die Voice-Messages auf eine Minute beschränkt und User:innen sind dazu aufgefordert, dazu jeweils ein Bild hochzuladen. Maximal drei dieser Nachrichten können pro Tag gesendet werden, um “Geschwafel” zu verhindern, wie man es aus überlangen WhatsApp-Voice-Messages kennt. Und nach 24 Stunden verschwinden diese wieder von selbst.

Ungefilterte Kommunikation mit Filtern

Doch das ist nicht die einzige bewusste Einschränkung. Wer sich bei der App, die aktuell nur für iOS verfügbar ist, registriert, kann genau acht Kontakte auswählen, um seine Messages mit diesen zu teilen. Weil man auch von anderen Menschen ausgewählt werden kann, kann man dennoch in mehreren solchen Neun-Personen-Kreisen sein. “Es geht darum, nur den Leuten Updates zu geben, denen man wirklich alles erzählen kann. Es geht um ungefilterte Kommunikation”, so Peter Buchroithner.

(c) Waffle

Wobei: Filter sind bei Waffle durchaus geplant, erzählt der Gründer. “So, wie man bei Snapchat Filter über Fotos und Videos legen kann, wird man das bei uns mit dem Ton machen können – also etwa mit Darth-Vader-Stimme sprechen.” Generell wolle man im Thema Voice noch “sehr, sehr vieles dazubauen”.

“Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird”

Neben der Produktentwicklung geht es in den kommenden Monaten aber natürlich vor allem auch darum, viele User:innen in die App zu bekommen. Eine Android-Version soll daher bald folgen und die Plattform Product Hunt soll für Aufmerksamkeit sorgen. Firmenseitig befindet sich Waffle gerade als GmbH in Wien in Gründung. “Und wir planen auch eine Investment-Runde”, verrät Buchroithner.

In Sachen Monetarisierung werde man, wie andere soziale Medien, auf Werbung setzen. “Das ist in diesem Fall natürlich ein sehr sensibles Thema. Die Leute werden bei Waffle wohl nicht so tolerant sein wie etwa auf Facebook. Wir werden also mit ausgewählten Marken über eine Zusammenarbeit sprechen”, räumt der Gründer ein. Das sei aber “aktuell nicht wirklich hoch in der Priorität”. Denn zuerst gelte es, viele User:innen zu bekommen. “Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird. Und wenn man sowas schafft, dann ist die Monetarisierung nie ein Problem.”

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