Man sollte nicht glauben, was alles im Klärschlamm steckt. Früher wurde er einfach auf die Felder ausgebracht, heute muss er aus ökologischen Gründen um teures Geld – rund 300 Euro pro Tonne – entsorgt werden. Aber es geht auch anders, ist der Firmengründer Daniel Scheiböck-Ortner überzeugt. Er entwickelte in zweijähriger intensiver Arbeit das sogenannte RSR-Verfahren (Recovered Sludge Resources), einen mehrstufigen Prozess, in dem anorganische Materialien entfernt, Rückstände oxidiert und Phosphor zurückgewonnen wird.

Phosphor und Brennstoff

Rückenwind erhält Green Sentinel durch die deutsche Klärschlammverordnung, die eine Phosphor-Rückgewinnung für mittlere und große Kläranlagen vorschreibt. Die Betreiber müssen bis 2023 ein entsprechendes Konzept dafür vorlegen. Auch in Österreich ist mit ähnlichen Vorschriften zu rechnen. „Das wahre Potenzial des Klärschlamms liegt jedoch nicht im Phosphor für die Düngemittelindustrie, sondern im hohen Heizwert, der über jenem von Braunkohle liegt“, erklärt Scheiböck-Ortner. „Unser Ersatzbrennstoff kann in gängigen Feststoff-Heizkesseln ab 50 kW eingesetzt werden.“

Scheiböck-Ortner ist Biotechnologe und hat drei Jahre Berufserfahrung in den Bereichen Abwassertechnik und Industrieanlagenbau. Dabei betreute er auch Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Sein Team setzt sich aus bestens qualifizierten, jungen Technikern zusammen, die zusätzliche Erfahrung aus den Bereichen Verfahrenstechnik sowie Industrieanlagenplanung und Bau mitbringen. Darüber hinaus unterstützt ein unternehmenseigenes Expertenboard aus Branchenkennern und Betriebswirten mit seiner Expertise.

Green Sentinel Unternehmensgründung

Am 1. August wurde die GmbH gegründet, Ende des ersten Quartals 2021 soll die erste Anlage fertig sein. Green Sentinel bietet stationäre Aufbereitungsanlagen für Kläranlagen und für Energieversorger, die schon bisher Klärschlamm thermisch verwerten, zum Kauf an. Betreiber kleiner Klärwerke können auch eine mobile Anlage anmieten.

greenstart, die Startup-Initiative des Klima- und Energiefonds, erwies sich für das Startup als sehr nützlich. “Vor allem die Vernetzung ist für uns sehr wichtig“, sagt Scheiböck-Ortner. „Dabei sind der Klima- und Energiefonds und die Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) für uns unverzichtbar.“ Er hofft, dass seine ganzheitliche Lösung für den Umgang mit Klärschlamm in möglichst vielen KEMs diskutiert und umgesetzt wird.

Großauftrag und Markt in Deutschland

Die ersten Anlagen werden aber wohl nach Deutschland gehen. „Ursprünglich hatten wir geplant, 15 Anlagen bis 2025 zu realisieren, doch schon unser erster deutscher Kunde hat Interesse an zehn Anlagen bekundet“, so Scheiböck-Ortner. „Das hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen.“ Auch hierzulande ist das Marktpotenzial gewaltig. Denn in Österreich fallen jährlich 235.000 Tonnen Trockenmasse an Klärschlamm an – und die Betreiber können mit der neuen Technologie zwischen 40 und 70 Prozent der Kosten im Vergleich zur Entsorgung einsparen.


Green Sentinel im Pitch ab Minute 09:40

*Disclamier: Das Startup-Porträt von GemüseGepard ist in Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds im Rahmen von greensstart entstanden.