30.11.2021

Green Jobs: “Kein Trend, sondern eine Notwendigkeit”

Eine Studie zum Thema Green Jobs von Deloitte und Wien Energie zeigt: Die Ansprüche von Arbeitnehmer:innen an Nachhaltigkeit im Unternehmen steigen.
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Wien Energie und Deloitte - Studie zu Green Jobs
Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber | (c) Stefan Joham

Was sind die Erwartungen in Sachen Green Jobs und Nachhaltigkeit im Unternehmen? Für eine Studie von Deloitte und Wien Energie wurden dazu 176 Personen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren mit unterschiedlichen Ausbildungen (Lehre, BMS, HTL, FH, Uni) im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) befragt. Dabei zeigt sich eine eindeutige Tendenz: Nachhaltigkeit hat für Arbeitnehmer:innen inzwischen einen wichtigen Stellenwert. Sie sei “kein Trend sondern eine Notwendigkeit”, heißt es in der Studie.

Im Hintergrund steht ein Bedrohungsszenario: 44 Prozent der Befragten betrachten den Klimawandel als den besorgniserregendsten Faktor im Hinblick auf die Zukunft. Entsprechend meinen auch 45 Prozent, dass Unternehmen mehr auf Klimaschutzbewegungen wie Fridays for Future hören sollten, obgleich nur 28 Prozent sich vorstellen können, sich selbst dort zu engagieren. 37 Prozent finden Arbeitgeber mit vielen Green Jobs besonders attraktiv, obwohl nur 26 Prozent es wichtig ist, selbst einen Green Job zu haben und nur zwölf Prozent meinen, dass es am österreichischen Arbeitsmarkt ein großes Angebot an Green Jobs gibt.

“Unsere Mitarbeiter:innen erwarten sich das”

“Es gibt inzwischen viel Bewusstsein für das Thema. Klimaschutz war vor 25 Jahren noch ein Randthema. Wir haben damals auch schon CO2-Reduktionsprojekte durchgeführt, aber viele Leute konnten nichts damit anfangen. Jetzt ist das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Junge Menschen erwarten sich das. Unsere eigenen Mitarbeiter:innen erwarten sich das”, führt Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber bei der Studienpräsentation aus.

Um für Arbeitnehmer tatsächlich attraktiv zu sein, spiele Vertrauen in die Organisation eine große Rolle, erklärt Deloitte-HR-Expertin Anna Nowshad: “Hier spiegelt sich auch das Thema Greenwashing wieder. Man muss halten, was man verspricht und es muss eine Möglichkeit für Mitarbeiter:innen geben, auf Fehler hinzuweisen”. Generell gelte es für Arbeitgeber, verschiedene Mitarbeiter:innen-Zielgruppen unterschiedlich zu bedienen und Angebote für verschiedene Lebensphasen zu bieten, um als attraktiv mit förderlichem Arbeitsumfeld wahrgenommen zu werden.

Green Jobs bei Wien Energie: “Jeder soll wissen, warum er in die Arbeit geht”

Sie spricht damit auch ein weiteres Thema an, das in der Studie behandelt wird: Diversität und Inklusion im Team als Teil einer sozialen Nachhaltigkeit. Für Karl Gruber ist klar: “Diversität ist eine Grundlage, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Leute mit gleicher Ausbildung, gleichem Hintergrund und im schlimmsten Fall gleichem Geschlecht werden auch die gleichen Ideen haben. Nur mit ganz vielen unterschiedlichen Perspektiven kann man das beste Ergebnis erzielen”. So baue man etwa derzeit ein Team im Bereich erneuerbarer Wasserstoff auf, wo unterschiedlichste Kompetenzen benötigt werden oder errichte einen der größten Geothermie-Standorte Europas.

Generell erlebe man bei Wien Energie eine Herausforderung in Sachen Recruiting. Durch die Pensionierungswelle in der “Babyboomer”-Generation und die übliche Fluktuation werde man in den kommenden Jahren die Hälfte der Belegschaft neu besetzen müssen, sagt Gruber. Aus seiner Sicht am wichtigsten: “Jeder soll in der Früh aufstehen und wissen, warum er in die Arbeit geht”. Und in Sachen Purpose habe auch der erste Lockdown mitgeholfen: “Da hat es einen Ruck im Unternehmen gegeben, wie wichtig wir alle sind, damit Wien läuft”.

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Pixelrunner FireStart P4 Therapeutics - Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Schon seit 2022 ist das Jungunternehmen an Bahnhöfen und in ausgewählten Firmen vertreten – darunter etwa im 42 Vienna oder in der Uniqa. Mit seinem 360-Grad-Verpflegungskonzept hat sich das Güssinger Startup Foodie Fridge, hinter dem die Venvie GmbH unter Geschäftsleitung von Alexander Billasch steht, bereits ein Standing in der modernen Nahversorgung erarbeitet.

Bei Foodie Fridge handelt es sich um eine automatisierte Lösung zur Firmenverpflegung und unkomplizierten Versorgung im öffentlichen Raum. Konkret bietet das Startup kleine Automatenrestaurants mit “Gourmet-Anspruch”.

Zu jeder Tages- und Nachtzeit sollen Hungrige per Knopfdruck “hochwertige Mahlzeiten” erwerben können. Im Kühlschrank enthalten sind fertige, hochwertige Gerichte, wie das Startup auf seiner Website preisgibt. Darunter vegetarische, vegane sowie fisch- und fleischhaltige Wochenmenüs. Indes beruft sich das Startup auf regionale Zucht und österreichischen Anbau. Auch Snacks, Drinks und Riegel finden sich im Kühlschranksortiment.

Konkurs statt Angebots-Erweiterung

Erst im vergangenen Juni vermeldete das Startup, sein bestehendes Angebot ausbauen zu wollen und “dieses Jahr durch einen Postversand in Kooperation mit dem Next Day Fresh Service der Österreichischen Post” zu ergänzen.

Finanziell scheint die Rechnung des Startups jedoch nicht aufgegangen zu sein. Wie der Kreditschutzverband KSV1870 und der Alpenländische Kreditorenverband AKV am heutigen Dienstag vermelden, musste das Güssinger Startup Konkurs anmelden. Das Verfahren wurde über Eigenantrag eröffnet. Eine Fortführung der GmbH dürfte somit nicht vorgesehen sein (prinzipiell könnte auch im Laufe des Verfahrens noch ein Sanierungsantrag eingebracht werden).

“Engagiert gestartet”, dann “sprichwörtlich untergegangen”

Auf brutkasten-Anfrage äußert sich Geschäftsführer Alexander Billasch zum laufenden Konkursverfahren:

“Wir sind mit Foodie Fridge sehr engagiert und erfolgreich gestartet. Auf der Habenseite stehen Partnerschaften mit renommierten Unternehmen wie Sodexo, Lieferando, Edenred und der ÖBB. Wir konnten einige Firmen von unserem Verpflegungskonzept überzeugen. Was nicht ausreichend funktioniert hat, ist der öffentliche Bereich. Öffentliche Plätze unterliegen strengen Auflagen und sind nur schwer oder mit hohen Investments zu bekommen. In Tullnerfeld sind wir außerdem mit dem Bahnhof sprichwörtlich untergegangen.”

Preissensibilität und Manufakturqualität

Überdies nennt Geschäftsführer Billasch nicht nur ein geringeres Pendleraufkommen als Grund für ausbleibenden Umsatz: “Auf der Firmenseite haben uns hybrides Arbeiten (keine ausreichende Frequenz) und mangelnde Bereitschaft, in Mitarbeiterverpflegung zu investieren (trotz steuerlicher Anreize), zu schaffen gemacht. Zwei Lohnrunden mit überdurchschnittlicher Kollektivvertraglicher Erhöhung sowie die derzeitige wirtschaftliche Lage beeinflusst unser Thema sehr stark. Dazu kommt hohe Preissensibilität auf Endkundenseite. Wir haben lange versucht, Manufakturqualität auf niedrigem Preisniveau zu halten, aber die meisten Kunden sind leider nur bereit, Industriepreise zu bezahlen. Da konnten wir mit unserer Produktionsmenge nicht dagegenhalten.”

Auch über eine mögliche Zukunft von Foodie Fridge schafft Geschäftsführer Billasch Klarheit: “Wir nehmen sehr viel an Erfahrung mit, eine Fortführung des Unternehmens ist in dieser Form aber nicht geplant.”

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