21.09.2021

Grazer Startup Barometer 2021: Starke Community, Luft nach oben bei Finanzierung

Der Startup-Szene der steirischen Landeshauptstadt geht es laut Grazer Startup Barometer 2021 in den meisten Belangen besser denn je.
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Grazer Startup Barometer 2020 2021
(c) AdobeStock

Nicht wenige der bekanntesten Startups Österreichs kommen aus der zweitgrößten Stadt des Landes: Graz. Der Studenten-Hotspot ist also fraglos ein gutes Pflaster für Unternehmensgründungen. Sieht man sich aber etwa die größten Investmentrunden bislang in diesem Jahr an, wird klar: Wien dominiert insgesamt noch immer deutlich. Um einen klareres Bild über die Vor- und Nachteile des Startup-Standorts im Süden zu bekommen, lohnt ein Blick in den seit 2014 jährlich erscheinenden Grazer Startup Barometer. Nun präsentierten Ideentriebwerk Graz, Karl-Franzens-Universität Graz und Gründungsgarage die aktuelle Ausgabe.

Grazer Startup Barometer: Corona-Tief mehr als überwunden

91 Personen aus dem Großraum Graz, darunter Gründer:innen, Startup-Interessierte, Mitarbeiter:innen von Startups, Investor:innen und Startup-Berater:innen, nahmen diesmal an der Befragung zum Grazer Startup Barometer Teil. Das Gesamtergebnis ist eindeutig: Das Corona-Tief aus dem Vorjahr ist in den meisten Belangen nicht nur überwunden – in nicht wenigen Bereichen war die Beurteilung des Grazer Startup-Standorts noch nie zuvor so gut. Konkret trifft das auf die Bereiche Büro-Infrastruktur, Beratungsangebot und Förderungsangebot zu. Besser als 2020, aber etwas schlechter als vor der Krise 2019 fielen die Werte in den Bereichen Startup-Events und Vernetzung in der Gründer- und Startup-Szene aus. Einzig der Faktor “Potenzial an qualifizierten Mitarbeiter:innen” wurde etwas schlechter beurteilt als im Vorjahr.

(c) Ideentriebwerk Graz

Als größte Vorteile des Standorts Graz werden am häufigsten die lebendige Startup-Community, die hochwertigen Universitäten und Hochschulen, umfangreiche Unterstützungsangebote und das Potenzial an qualifizierten Fachkräften angegeben. Nach den größten Nachteilen gefragt, kommen am häufigsten die ausbaufähige Summe an Risikokapital, mangelnde Internationalität, eine geringe Sichtbarkeit als Gründerstadt und nicht ausreichende Fördermöglichkeiten am Standort als Antworten.

Finanzierung: Nicht schlecht, aber Luft nach oben

Dass es in Sachen Risikokapital durchaus Luft nach oben gibt, zeigen auch die Detailergebnisse des Grazer Startup Barometer im Bereich Finanzierung. Eigenmittel dominieren sowohl in der Frühphase als auch in der Wachstumsphase (ab drei Jahren) als primäre Kapitalquelle, gefolgt von Förderungen. Business Angels sind nur bei zehn (Frühphase) bzw. 13 Prozent (Growth-Phase) der Startups die wichtigste Kapitalquelle. VCs sind hier überhaupt eher die Ausnahme (acht Prozent bzw. sechs Prozent). Zehn Prozent der Startups in der Frühphase konnten bisher mehr als 500.000 Euro Finanzierung aufstellen. In der Wachstumsphase trifft das auf 38 Prozent zu, wobei 19 Prozent der über drei Jahre alten Startups bislang mehr als eine Million Euro aufstellten.

Die finanziellen Auswirkungen der Krise auf die Startups fallen sehr unterschiedlich aus. 33 Prozent vermelden negative, 31 Prozent positive Effekte, die restlichen 36 Prozent spüren keine deutliche Auswirkung. Insgesamt beurteilen 51 Prozent der Startups ihre aktuelle finanzielle Situation als gut, zehn Prozent sogar als sehr gut. Im Gegensatz dazu gaben nur fünf Prozent in diese Punkt “schlecht” an. 40 Prozent der Startups haben verschiedene Formen von Corona-Hilfen in Anspruch genommen.

Wachstum geplant

Bei den meisten Startups gibt es aktuell klare Wachstumspläne. 51 Prozent möchten ihren Umsatz in den nächsten drei Jahren mindestens verdoppeln, während 41 Prozent vorhaben, moderat zu wachsen, also zwischen 50 Prozent und 100 Prozent des Umsatzes zuzulegen. Insgesamt 62 Prozent der Startups planen eine Finanzierungsrunde in den nächsten zwölf Monaten. Zudem wollen die Grazer Startups in dem Zeitraum durchschnittlich 3,66 Mitarbeiter:innen einstellen.

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Christian Praxmarer, ab sofort COO, sowie Darren Verlenden, ab sofort CEO von Single Use Suport (c) Single Use Support

Das 2016 gegründete Tiroler Scaleup Single Use Support entwickelt und erzeugt mechatronische Anlagen für die Pharmaindustrie. Konkret hat sich das Unternehmen der Gründer Johannes Kirchmair und Thomas Wurm auf Komplettlösungen für den Umgang mit Flüssigarzneimitteln spezialisiert. Single Use Support positioniert sich indes als Anbieter von innovativen Flüssigkeitsmanagement- und Kühlkettenlösungen für die biopharmazeutische Industrie.

Mehrheitsübernahme nach Exit-Gerüchten

Gut sieben Jahre nach seiner Gründung stand ein “Milliarden-Exit” im Raum – damals soll der Laborausrüster Sartorius Interesse an einer Übernahme bekundet – brutkasten berichtete. Im Mai dieses Jahres kam schließlich die Botschaft zur Mehrheitsübernahme. Allerdings nicht vom besagten Laborausrüster. Die dänische Novo Holdings übernahm mit 60 Prozent die Mehrheit an Single Use Support – der Kaufpreis wurde nicht genannt.

Nun bekommt das Unternehmen mit Darren Verlenden einen neuen CEO. Zuletzt war Verlenden als Executive Vice President für den Bereich Prozesslösungen bei der Merck KGaA Darmstadt Deutschland tätig. Bisher weist Verlenden über 20 Jahre Erfahrung im Life-Science Bereich vor. In seiner neuen Position soll er für die Wachstumsstrategie und den Ausbau der globalen kommerziellen und operativen Präsenz des Tiroler Scaleups verantwortlich sein.

Verlenden wird CEO, Praxmarer nun COO

“Ich freue mich darauf, einem so talentierten Team beizutreten und Single Use Support dabei zu helfen, die nächste Phase seines Wachstumskurses einzuleiten”, so Verlenden. “Das Portfolio hat einen außergewöhnlichen, differenzierten Wert und eine starke Tradition in der Bereitstellung innovativer Lösungen, die den sich wandelnden Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden.”

Christian Praxmarer, der seit November 2023 als CEO im Kufsteiner Scaleup tätig war, wird als Co-Geschäftsführer und Chief Operating Officer mit Sitz in Kufstein weiterhin “ein wichtiger Teil des Führungsteams” sein, heißt es vom Unternehmen. Gemeinsam soll das Führungsteam daran arbeiten, die Marktposition des Unternehmens zu stärken.

Johan Hueffer, Senior Partner, Principal Investments bei Novo Holdings, dem Mehrheitseigentümer des Scaleups, sagt zum Führungswechsel: “Wir freuen uns, Darren im Single Use Support Team begrüßen zu dürfen. Er ist eine dynamische, globale Führungspersönlichkeit mit hochrelevanter Erfahrung und passt hervorragend in die Single Use Support Organisation.”

Neue CCO und zwei neue Beiräte

Zusätzlich zur Ernennung des neuen CEOs hat Single Use Support sein Führungsteam mit Ulrike Lemke als Chief Commercial Officer (CCO) verstärkt. Lemke war zuvor in leitenden Positionen im Bereich Handel und Produktion bei Lonza, Sartorius und zuletzt bei Recipharm tätig.

Darüber hinaus wurden zwei leitende unabhängige Direktoren in den Beirat von Single Use Support berufen. Meeta Gulyani, die über Erfahrung in den Bereichen Vertrieb, Strategie und M&A in der Pharma- und Life-Science-Industrie verfügt, sowie Stefan Stoffel, der über Kenntnisse und Erfahrung in den Bereichen Betrieb und Produktion in der Bioprozessindustrie verfügt. Beide werden künftig als Beiräte von Single Use Support fungieren.

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