27.04.2021

Granbarrel: 2 Minuten 2 Millionen-Teilnehmer schlittert in Konkurs

Erst vor etwas mehr als einem Monat war Granbarrel mit seinen Granit-Weinfässern bei 2 Minuten 2 Millionen zu sehen. Heute wurde ein Konkurs-Antrag gestellt.
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(c) Granbarrel - Das Startup Granbarrel lagert Weine in Granitstein-Fässern.

Das Naturstein-Weinfass ist per se ein sehr altes Konzept. Mit seinen Granitweinfässern wollte Robert Binder dennoch “eine neue Weinkategorie” schaffen, die “Weingeschichte schreiben” sollte. Denn im Gegensatz zu Fässern aus anderen Materialien sollten im Steinfass keine Fremdaromen in den Wein eingebracht werden, dafür bestimmte andere Geschmacksnoten besonders zur Geltung kommen und “die Säurespitzen geglättet werden”. Zudem erhoffte sich der Gründer, mit der ungewöhnlichen Vinifizierung ein besonders exklusives Produkt bieten zu können – der brutkasten berichtete. Mit seinem in Stockerau ansässigen Unternehmen Granbarrel versuchte er es auch in der Puls4-Show 2 Minuten 2 Millionen. Die Folge wurde erst im März dieses Jahrs ausgestrahlt.

Granbarrel-Geschäftsmodell fand bei 2 Minuten 2 Millionen keinen Anklang

Für Irritation sorgte dort das Geschäftsmodell, im Rahmen dessen man mit 25 Weinbauern zusammenarbeitete. Denn Granbarrel verkaufte nicht etwa die Fässer. Stattdessen stellte es diese Winzern zu Verfügung, verkaufte den entstandenen Wein dann aber unter der eigenen Handelsmarke – und das auf einem relativ gehobenen Preisniveau. Das besondere Erlebnis des Weintrinkens sei es, dass man wisse, wo er herkomme. Das würde mit Granbarrel als Handelsmarke nicht gehen, meinte etwa Hans Peter Haselsteiner. Und auch Winzer Leo Hillinger ließ sich nicht vom Konzept überzeugen, auch wenn ihm der in der Sendung zur Verkostung gebotene Wein schmeckte. Das Startup musste ohne Investment abziehen.

Wie auf der Seite des KSV1870 verlautbart wurde, meldete das Stockeraurer Unternehmen, das sich zu 100 Prozent in Besitz des Haustechnik-Unternehmers Klaus Kuchler befindet, nun Insolvenz an. Es wurde ein Konkursverfahren eröffnet. Eine Fortführung wird also nicht angestrebt. Weitere Informationen sind auf der Page des Kreditschutzverbands derzeit noch nicht verfügbar.

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Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger verkündete heute den Ausstieg aus den Koalitionsverhandlungen | Screenshot: https://youtu.be/YhTQASb6eoM
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Das war’s. Die Dreier-Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos sind Geschichte. Vielversprechend waren sie von Beginn an nicht – zu groß sind die Differenzen zwischen den drei Parteien. Doch der Zweckoptimismus gebot darauf zu hoffen, dass die Zweckehe es irgendwie schafft, den Zweck zu erfüllen. Und dieser Zweck ist zugegebenermaßen groß. Österreich, Europa, ja die ganze Welt sind bekanntermaßen mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Auf die muss nicht nur reagiert werden. Es braucht proaktive Reformen, um in der Zukunft mitspielen zu können.

Wie es weitergeht, wird sich in Kürze zeigen. Doch ob nun ÖVP und SPÖ es mit hauchdünner Mehrheit zu zweit versuchen, ob die Grünen doch noch an Bord geholt werden, ob die FPÖ wieder ins Spiel kommt oder es gar Neuwahlen gibt – fest steht: Die heimische Politik scheint den Herausforderungen unserer Zeit tatsächlich nicht gewachsen zu sein.

Trotz allem weiter wie bisher

Denn obwohl Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger in ihrer Rede zum Verhandlungs-Aus sehr sparsam mit konkreten Vorwürfen umging, gab sie doch einen tiefen Einblick, woran es krankt. Die alteingesessenen Parteien ÖVP und SPÖ, die Österreich mal gemeinsam, mal abwechselnd, durchgehend seit 1945 regieren, sind auch in der Wirtschaftskrise, der Klimakrise, der geopolitischen Krise und der Budgetkrise nicht dazu in der Lage, von längst überholten Dogmen abzugehen. Während die Welt brennt, bleiben klientelpolitische Artefakte, interne Machtkonstruktionen und uralte ideologische Maximen unangetastet.

Nun kann man gewiss konkrete Themen herausgreifen: eine SPÖ, die sich aus ideologischen Gründen bei notwendigen Maßnahmen für den Standort querstellt, eine ÖVP, die aus klientelpolitischen Gründen eine Entbürokratisierung verhindert. Man könnte hier einiges auflisten. Das Problem geht über diese konkreten Themen hinaus. Es sitzt tiefer. Wie Meinl-Reisinger umfassend in ihrer Rede ausführte, geht der Zeithorizont, in dem die Verhandler:innen von ÖVP und SPÖ denken, genau eine Legislaturperiode weit. Nicht das Wohl des Volkes, der Wirtschaft und des Staates, sondern das Gewinnen der nächsten Wahl ist das primäre Ziel. Dabei sollte es inzwischen als hinlänglich bewiesen gelten, dass weder das eine noch das andere auf diese Weise gelingt.

Wie Nokia, nur dass nichts Besseres nachkommt

Der Vergleich dieser Politik des Weitermachens wie bisher zu den vielzitierten Geschichten von Kodak und Nokia wurde bereits von anderen aufgestellt. Auch diese scheinbar völlig reformunfähige politische Kaste wird abgelöst werden, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkennt – obwohl diese so deutlich dastehen, dass man sich fragt, wie das überhaupt möglich ist. Doch was da stattdessen kommt (und die Wahl ja bereits gewonnen hat) ist nicht das bessere Produkt, so wie einst Digitalkamera und Smartphone bei Kodak und Nokia. Die aktuelle politische Alternative – nicht nur in Österreich – ist keine konstruktive, in die Zukunft gerichtete Kraft, sondern eine destruktive, in die Vergangenheit gerichtete.

Der Standort bräuchte dringend Impulse. Innovation müsste dringend mit aller Kraft gepusht werden. Die Entbürokratisierung müsste dringend vorangetrieben werden. Das alles müsste dringend nicht gegen, sondern im Einklang mit den Klimazielen passieren. Dazu bräuchte es dringend das Eingeständnis, dass sich wirklich etwas ändern muss. Das alles bleibt wohl im Konjunktiv stehen. Stattdessen geht es mit Vollgas weiter in den Abgrund.

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