24.01.2025
BRUTKASTEN VOR ORT

World Economic Forum: Wiener Startup Glacier präsentiert in Davos neues KI-Tool für Nachhaltigkeit

Das Wiener Nachhaltigkeits-Startup Glacier hat beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum mit "Glacier AI" ein neues KI-Tool vorgestellt. brutkasten war vor Ort in Davos und hat Glacier-Gründer und CEO Andreas Tschas zum Interview getroffen.
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Andreas Tschas am World Economic Forum in Davos | (c) martin pacher / brutkasten

Der historische Kurort Davos, einst für seine frische Bergluft und Heilbäder bekannt, verwandelt sich Ende Jänner traditionsgemäß zum Epizentrum der Weltpolitik und globalen Wirtschaft. Hier treffen sich Staats- und Regierungschefs sowie CEOs führender Unternehmen, um über die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren. Auf den Straßen reihen sich schwarze S-Klasse Mercedes dicht an dicht, während über den Köpfen das dumpfe Surren von Helikoptern zu hören ist, die unermüdlich VIPs einfliegen. Vor dem Kongresszentrum herrscht geschäftiges Treiben – Journalist:innen, Entscheidungsträger:innen und Politiker:innen strömen hinein und heraus.

Doch das Geschehen beschränkt sich längst nicht nur auf das Kongresszentrum. Über 800 Side-Events finden im gesamten Ort statt, und zahlreiche Geschäftslokale im Kurort werden zu temporären Pavillons von weltweit bekannten Firmen umfunktioniert. Inmitten dieser pulsierenden Atmosphäre nimmt auch in diesem Jahr Andreas Tschas, Gründer und CEO des Wiener Nachhaltigkeits-Startups Glacier, an zahlreichen Veranstaltungen rund um Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz teil.

Neues KI-Tool Glacier AI vorgestellt

Auf einem dieser Side-Events, dem Davos Sustainable Investment Forum, präsentierte Glacier ein neues KI-Tool namens Glacier AI, das künftig die Arbeit von Nachhaltigkeitsabteilungen erheblich erleichtern soll.

Angesichts der immer strengeren Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stehen rund 50.000 Unternehmen in Europa vor einer Mammutaufgabe: Ab dem nächsten Jahr müssen sie umfassende Berichte zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) vorlegen. „Die Ressourcen in den Nachhaltigkeitsabteilungen sind oft knapp, und genau hier setzt unser Tool an“, erklärt Tschas gegenüber brutkasten.

Die CSRD fordert von Unternehmen, detailliert offenzulegen, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen sie ergreifen, welche Ziele sie verfolgen und wie sie diese umsetzen. Dafür müssen interne Dokumente analysiert, Daten erhoben und mit komplexen regulatorischen Vorgaben abgeglichen werden – ein Prozess, der bisher viele Mitarbeitende über Wochen hinweg bindet. Glacier AI verspricht eine drastische Entlastung: Durch den Einsatz von KI soll der Arbeitsaufwand um bis zu 70 Prozent reduziert werden.

Die Funktionen von Glacier AI

Glacier AI wurde speziell entwickelt, um die CSRD-Berichterstattung in Unternehmen zu vereinfachen. Das KI-Tool analysiert bestehende Unternehmensdokumente, extrahiert relevante Daten und vergleicht diese mit den gesetzlichen Vorgaben. Anschließend erstellt die Software automatisch einen Berichtsentwurf, der bereits 80 bis 90 Prozent der Anforderungen abdeckt. „Was zuvor fünf Personen erledigen mussten, kann nun mit Unterstützung unseres Tools von einer halben Arbeitskraft bewältigt werden“, so Tschas.

Neben der automatisierten CSRD-Berichterstellung soll das Tool zukünftig zahlreiche weitere Use Cases abdecken können. „Die Idee ist, den Unternehmen nicht nur ein Werkzeug für das CSRD-Reporting an die Hand zu geben, sondern einen KI-gestützten Nachhaltigkeitsassistenten bereitzustellen, der Aufgaben automatisiert übernimmt. So können Unternehmen mit ihren bestehenden Ressourcen zehnmal mehr erreichen“, erklärt Tschas weiter.

Das Interesse am Tool ist laut dem Gründer groß: Seit dem Launch der ersten Version im November konnte Glacier in den letzten zwei Monaten bereits über zehn neue Kunden gewinnen, darunter Palfinger, Kelag, Shopware und Gewista, die die Software bereits einsetzen.

Im Zuge der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells hat Glacier sein Kernteam in entscheidenden Positionen verstärkt. So wurde das C-Level von Glacier 2024 um Philipp Petry, ehemals Chief Sustainability Officer eines SDAX-Unternehmens, als CSO und Simon Hell, der umfassende Erfahrung in der Produktentwicklung einbringt, als CPO erweitert. Darüber hinaus konnte Stefan Huber, ein Experte für Large Language Models, als Head of Engineering gewonnen werden.

KI als strategische Erweiterung zu Sustainability Education 

Neben der Entwicklung des KI-Tools möchte Glacier laut Tschas auch seinem ursprünglichen Schwerpunkt treu bleiben: Sustainability Education. Bereits seit mehreren Jahren bietet das Startup ein umfangreiches Portfolio an Online Aus- und Weiterbildungen an, die Unternehmen dabei helfen, ihre Mitarbeitenden in Nachhaltigkeitsfragen weiterzubilden. Tschas betont im Gespräch mit brutkasten, dass dieser Bereich weiterhin ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie ist.

Fundraising: Skalierung und Internationalisierung im Fokus

Ein zentrales Thema für Glacier beim World Economic Forum ist die strategische Vorbereitung auf eine mögliche Wachstumsfinanzierung. „Wenn wir weiterhin so hohe Traktion und Potenzial in Glacier AI sehen, können wir uns vorstellen, im Laufe des Jahres eine Series-A-Finanzierungsrunde durchzuführen um das Wachstum weiter zu beschleunigen“, erklärt Mitgründer Andi Tschas. „Dafür knüpfen wir hier in Davos bereits erste Kontakte.“ Das Ziel: die Skalierung des Produktes und der Einstieg in internationale Märkte.

Das Weltwirtschaftsforum bietet dafür die ideale Bühne, um Kontakte zu knüpfen und Interesse zu wecken. „Davos ist mehr als ein Ort für den Ideenaustausch – es ist ein globaler Hotspot für Investitionen. Wir haben bereits einige vielversprechende Gespräche geführt“, berichtet Tschas.

Das mittelfristige Ziel von Glacier ist es, sich als sogenannter „Category Leader“ für KI-basierte ESG-Agents in der EU zu etablieren. Langfristig soll der Fokus nicht nur auf Europa liegen, sondern auch auf internationalen Märkten, in denen Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Networking am World Economic Forum: „Vorbereitung ist alles“

Einer der Hauptgründe, warum Tschas nach Davos gekommen ist, ist neben der Präsentation des Tools das Networking. „Die Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg“, betont er. Mit über 800 Veranstaltungen, die im Rahmen des Weltwirtschaftsforums stattfinden, ist es essenziell, sich im Vorfeld die richtigen Events herauszusuchen und Termine zu vereinbaren. „Ich habe pro Tag 25.000 bis 30.000 Schritte gemacht, um von einer Veranstaltung zur nächsten zu kommen“, erzählt Tschas.

Davos bietet nicht nur Zugang zu hochkarätigen Veranstaltungen, sondern auch die Möglichkeit, auf der Promenade spontan Gespräche mit Entscheidungsträger:innen und Investor:innen zu führen. „Die Leute sind hier sehr zugänglich. Es ist ein inspirierender Ort, um Ideen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen“, sagt Tschas. Besonders beeindruckend fand er die Offenheit von Führungspersönlichkeiten wie dem CEO von Anthropic, mit dem er über die neuesten Entwicklungen im Bereich KI sprechen konnte.

Abschließend betont Tschas, dass das World Economic Forum nicht nur eine Bühne für wirtschaftliche Themen ist, sondern auch Raum für Achtsamkeit und Mindfulness bietet. „Das macht es zu einem einzigartigen Ort, an dem nicht nur Kapital, sondern auch Ideen und Werte im Mittelpunkt stehen.”


Disclaimer: Die Unterkunftkosten in Davos wurden von Glacier übernommen.

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Eva Egg ist Co-Founderin und CEO von Scripe. | © Screenshot/LinkedIn

„Letzte Woche haben wir 100.000 Euro in weniger als 24 Stunden verloren“, schreibt die Tirolerin Eva Egg, CEO und Co-Founderin von Scripe, auf LinkedIn. Mit der Plattform des Berliner Startups können Privatpersonen und Unternehmen mithilfe von Künstlicher Intelligenz „authentische LinkedIn-Beiträge“ erstellen. Erst Ende vergangenen Jahres konnte Scripe eine sechsstellige Finanzierungsrunde verkünden. Innerhalb von sieben Monaten sei es gelungen, einen Annual Recurring Revenue (ARR) von 500.000 Euro zu erzielen. Zudem ging kürzlich das neue Produkt Scripe 2.0 an den Start – brutkasten berichtete.

Doch der Alltag eines Startups ist selten frei von Rückschlägen. Wie es passieren konnte, dass Scripe in kürzester Zeit einen sechsstelligen Betrag verlor, erzählt Egg im Gespräch mit brutkasten.

Spezieller Code

Der Auslöser: das „Microsoft for Startups“-Programm. „Das ist passiert: Vor sechs Monaten sind wir dem ‘Microsoft für Startups’-Programm beigetreten“, fängt Egg an zu erzählen. Das Versprechen: 125.000 Euro in Form von Credits, die für Azure-Dienste und verschiedene KI-Modelle verwendet werden können. Die Gutschriften werden jedoch nicht auf einmal, sondern etappenweise ausgezahlt. „Gibt man 2.500 Euro aus, erhält man 5.000 Euro in Credits. Erreicht man den nächsten Meilenstein, erhält man mehr“, so die Co-Founderin.

Scripe setzte daraufhin die gesamte Infrastruktur auf Microsoft Azure auf. Dann folgte eine kleine Überraschung: „Von einem Tag auf den anderen änderten sich die Regeln: Keine Credits mehr, außer du hast einen speziellen Investor-Referral-Code. Also haben wir jeden VC/Investor/Accelerator in unserem Netzwerk angerufen, um diesen Code zu bekommen. Niemand hatte einen“, schildert Egg im Posting. Vor allem in Europa sei dieser Code offenbar kaum verbreitet oder nur schwer zugänglich.

Bisher konnte Scripe 25.000 Euro in Form von Credits nutzen, die verbleibenden 100.000 Euro sind durch die plötzliche Anpassung der Bedingungen „rein theoretisch verloren“, so Egg.

Risiken einkalkulieren

Solche unvorhergesehenen Wendungen seien für Startups keine Seltenheit. „Es passiert schon manchmal, dass sie mit Programmen starten und bisschen overpromisen“, sagt Egg, betont jedoch, dass dies nicht unbedingt auf das betreffende Programm zutreffe. Der Vorfall zeige, wie wichtig es sei, nicht allein auf externe Programme oder Förderungen zu bauen. „Man muss immer mögliche Risiken einkalkulieren und nicht das ganze Budget davon abhängig machen“, rät Egg im Gespräch mit brutkasten.

Die 100.000 Euro schmerzen, existenzbedrohend seien sie jedoch nicht. „Es bringt uns jetzt nicht um. Es ist einfach nur so, wenn du 10.000 Euro mehr im Monat hast, macht es mehr Spaß. Dann kann man andere Dinge wie verstärktes Marketing damit machen“, sagt Egg. Scripe hofft nun weiterhin, doch noch über einen Investor-Referral-Code an die fehlenden Credits zu gelangen.

Scripe plötzlich offline

Doch damit nicht genug an Rückschlägen für eine einzige Woche: „Unser Datenbankanbieter ist in derselben Woche abgestürzt. Scripe war plötzlich offline“, erzählt Egg. Die Ursache war nicht leicht zu finden. „Wir haben relativ lange den Fehler gesucht, bis wir dann eben drauf gekommen sind, dass unser Datenbank-Provider einen Fehler gemacht hat. Wir konnten den Fehler nicht selbst lösen.“ Der Vorfall verdeutliche die Abhängigkeit von Drittanbietern – gerade für junge Unternehmen, die nicht alle technischen Lösungen inhouse entwickeln können. Immerhin: Der Anbieter behob das Problem und entschuldigte sich mit einer Gutschrift über 150 Euro. Scripe hat daraus Konsequenzen gezogen und ein Fallback-System eingerichtet – zumindest dort, wo es mit den Ressourcen möglich ist.

Abschließend richtet Egg folgende Worte an ihre LinkedIn-Community: „Ich teile das nicht wegen Drama oder um mich zu beschweren. Sondern weil das einfach eine normale Woche war. In jedem Startup, das ich kenne, brennt ständig irgendwo etwas. So sieht echtes ‚Building‘ aus. Chaotisch, unvorhersehbar, aber trotzdem lohnenswert.“

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