02.01.2020

Gigi Wang: “Gründer brauchen gewisse Sicherheit im Umgang mit Fehlern”

Gigi Wang, Startup-Expertin an der UC Berkeley, kann dem österreichischen Startup-Ökosystem viel Positives abgewinnen. Ein paar Tipps aus Silicon Valley-Perspektive hat sie dennoch parat.
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Tecnet Accent Gigi Wang Startups gründen
(c) Accent
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Inzwischen kennt Gigi Wang beide Welten gut: Das Startup-Ökosystem im Silicon Valley, wo sie an der UC Berkeley im „Startup Bootcamp“ Investorenansprache unterrichtet und jenes in Österreich, wo sie jährlich die Teilnehmer des niederösterreichischen akademischen Inkubators Accent eine Woche lang coacht. Eines sei ihr schnell klar geworden, sagt Wang: „Die Startups liefern da wie dort phänomenale Lösungen. Österreich steht dem Valley hier um nichts nach“.

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Dass es heimischen Startups aber – wie allgemein bekannt – schwerer fällt, ganz groß rauszukommen, führt Wang nicht nur auf die Finanzierungssituation zurück. „Ein Startup muss viele Hürden nehmen, um erfolgreich zu sein. Es braucht eine Kombination aus ‚handwerklichen‘ Fähigkeiten und einem Verständnis der Prinzipien der Wirtschaft auf der einen Seite und die richtige Unternehmerkultur und das richtige Mindset auf der anderen Seite, um sich durchzusetzen“, sagt sie. Entscheidend – und in Österreich oftmals ausbaufähig – sei etwa die Feedback-Kultur. „Gründer brauchen eine gewisse Sicherheit im Umgang mit Fehlern. Manche sind nach durchaus konstruktivem Feedback am Boden zerstört, andere dagegen kommen innerhalb von einer halben Stunde mit einer genialen Lösung zurück. Klarerweise führt der zweite Weg zu mehr Erfolg“, erklärt Gigi Wang.

Zwischen falscher Bescheidenheit und Verzerrung der Wahrheit

Wo österreichische Startups ihren Pendants im Valley klar hinterherhinken würden, sei Selbstbewusstsein: „Man muss sein Unternehmen gelassen und zugleich aktiv promoten können. Man muss dazu in der Lage sein, richtig stolz zu sein und die große Zukunft des eigenen Projekts darzulegen“. In Europa sei man in dieser Hinsicht generell zu bescheiden. „Wenn man aber seine Lösung nicht am Markt herzeigt, wird dieser sie auch nicht annehmen“, sagt Wang. Zugleich sei es aber durchaus eine Stärke österreichischer und europäischer Startups, dass in ihren Pitches üblicherweise nicht „die Wahrheit verzerrt“ werde, wie es in den USA häufig vorkomme.

Positiv hebt Wang auch den institutionellen Support für Startups in Österreich hervor: „Es gibt hier ein großartiges Ökosystem, in dem viel Unterstützung von der öffentlichen Seite kommt“. Programme wie Accent würden kontinuierlich Support liefern und „nicht einfach nur einen Platz zum Arbeiten“. Und das Engagement der öffentlichen Seite zeige sich etwa auch bei Tecnet, dem VC des Landes Niederösterreich. „Wenn ich mir Doris (Anm. Agneter, Tecnet-Geschäftsführerin) rede, kennt sie ihre Startups genau, weiß exakt, was sie tun. Mit diesem Maß an Unterstützung kann man sehr gut arbeiten“.

Dadurch hätte Österreichs – sehr oft wissenschaftlich getriebene Startups – sehr gute Voraussetzungen und eine hohe Qualität. Damit könnten sie auch im Valley durchstarten, wenn sie die oben genannten Punkte beherzigen. Auch dieses Jahr kamen wieder zwei Startups aus dem Accent Hightech-Inkubator diesem Ziel einen Schritt näher: Sie haben eine Jury, der auch Gigi Wang angehörte, überzeugt und nehmen kommendes Jahr an der Berkeley-Summer-School teil.

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Erst Anfang September gab das Klosterneuburger PropTech-Startup Propcorn AI den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 600.000 Euro bekannt. Unter anderem konnte das Unternehmen damals zahlreiche bekannte Investoren wie Hansi Hansmann mit seiner Hans(wo)men Group sowie den VC-Fonds calm/storm rund um Lucanus Polagnoli für sich gewinnen (brutkasten berichtete).

Propcorn erweitert Finanzierungsrunde

Am Donnerstag gab Propcorn nun die Erweiterung seiner Pre-Seed-Runde in Höhe von 200.000 Euro bekannt. Investor der jüngsten Extension ist der niederösterreichische VC tecnet equity. Insgesamt konnte das Unternehmen nun 800.000 Euro raisen.

“Diese Zusammenarbeit ermöglicht uns nicht nur, unsere technologischen Möglichkeiten auszubauen, sondern auch die nächste Entwicklungsphase unserer Plattform in Angriff zu nehmen. Unser Ziel ist es, die digitale Zukunft des Immobiliensektors maßgeblich zu prägen und als Innovationsmotor zu fungieren”, so Niki Stadler, CEO des Unternehmens.

Das Unternehmen spezialisiert sich auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Identifizierung von Nachverdichtungs- und Neubaupotenzialen, um die Berechnung von Quadratmetern zu vereinfachen. Unter anderem sollen so Immobilieninvestitionen optimiert werden. Die Plattform richtet sich an Projektentwickler, Immobilienmakler aber auch Banken, Versicherungen und Fonds sowie Städte und Kommunen.

KI-Plattform soll weiterentwickelt werden

Die Finanzierungsrunde soll dem Startup nun “neue Wachstums- und Innovationspotenziale, darunter die Weiterentwicklung der KI-basierten Plattform, die Ausweitung auf weitere Marktsegmente sowie die Erschließung von neuen Städten” eröffnen.

“Propcorn AI verfügt sowohl über ein sehr erfahrenes, visionäres Team als auch über eine selbstentwickelte Technologie, um einen signifikanten Beitrag zur Digitalisierung des Immobilienmarktes zu leisten,” so Rene Danzinger, Investment Manager bei tecnet equity.

Das Gründungsteam besteht neben CEO Niki Stadler aus CPO Benni Buchta und Bertty Contreras, CTO. Die Founder vereinen Erfahrungen aus der Immobilienentwicklung und Softwareentwicklung. Stadler ist bereits seit über eine Dekade mit der in Wien ansässigen Mantaray Holding in der Immo-Branche tätig und mit Buchta ist ein erfahrener Bauprojekt-Manager im Team. Mit Contreras verstärkt der Chilene als CTO das Team, der Erfahrung im Software Development und der Datenverarbeitung mitbringt.


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