30.08.2021

Geplantes Mikrodatenzentrum soll “untadeligen” Einrichtungen Datensammlung erleichtern

Die angekündigte Forschungsdaten-Plattform bei der Statistik Austria, das "Austrian Micro Data Center" soll ab 1. Jänner 2022 aufgebaut werden, erklärte Bildungsminister Heinz Faßmann am Rande der Alpbacher Technologiegespräche. Damit möchte man vorliegende Daten besser nutzen - Kritik kommt von Datenschützern.
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Heinz Faßmann zu Corona - Coroanvirus-Antikörpertest- und Dunkelziffer-Studie - Herdenimmunität als Illusion
(c) BKA / Andy Wenzel - Wissenschaftsminister Heinz Faßmann kündigt das "Austrian Micro Data Center" an.

Das Mirkodatenzentrum, das den Namen “Austrian Micro Data Center” (AMDC) trägt, wurde bereits im Regierungsprogramm angekündigt. Die Grundidee dabei besteht darin, dass über die bei der Statistik Austria angesiedelte neue Plattform jene öffentlichen “Register”, die dort schon ausgewertet werden, auch für die Grundlagenforschung zur Verfügung stehen. Dazu braucht es allerdings Änderungen im Bundesstatistikgesetz und Forschungsorganisationsgesetz, die nun im Herbst umgesetzt werden sollen. “Zur tatsächlichen Einrichtung benötige die Statistik Austria dann noch rund ein halbes Jahr”, so Austria-Generaldirektors Tobias Thomas.

Mikrodatenzentrum für Unis und zugelassene Einrichtungen

Konkret geht es darum, dass – in einer Aussendung als “untadelige” bezeichnete – Forschungsorganisation Informationen aus dem Melderegister oder etwa dem Bildungsstandregister für ihre Forschung verwenden. Dazu zählen Universitäten oder die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und andere zugelassene Einrichtungen. Die Statistik Austria stellt, so der Gedanke, im ersten Schritt die von ihr selbst erhobenen Informationen für die Forschung zur Verfügung. In weiterer Folge könnten zusätzliche staatliche Datenbanken folgen.

Daten aus Ministerien im Fokus

Damit auch Daten aus der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) einfließen, bräuchte es dafür eine eigene Verordnung des Wissenschaftsministeriums – in dem Fall gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium. Mit dem seitens der Forschungsgemeinde lange geforderten Vorstoß wolle man auch Ministerien, die relevante Daten beherbergen, auffordern, sich zu beteiligen, heißt es.

Ein wesentlicher Punkt bei diesem Vorhaben ist die Thematik des Datenschutzes. Durch entsprechende Sicherheitsstandards will die Statistik Austria gewährleisten, dass die Wissenschaftler damit beispielsweise den Einfluss unterschiedlicher Bildungsverläufe auf die jeweiligen Arbeitsmarktkarrieren analysieren können, ohne dabei Rückschlüsse auf einzelne Personen anstellen zu können. Identitätsdaten würden durch Personenkennzeichen ersetzt.

Spezielle Datenkörper für Forscher

So geht’s: Stellt eine unabhängige Forschungsinstitution, die auf dem Niveau einer Universität forscht, einen Antrag mit einer konkreten Forschungsfrage, erstellt die Statistik Austria einen speziell zugeschnittenen “Datenkörper”. Diese Informationen seien dann “anonymisiert” und werden in einem “virtuellen, geschützten Arbeitszimmer” nur dem Antragsteller zur Verfügung gestellt. Für letzteren müssten allerdings die Forschungseinrichtung bürgen.

Kritik & Outputkontrolle

Neben positiven Signalen seitens der Universitätenkonferenz oder des Wifo hat vor allem die Datenschutzbehörde Bedenken geäußert und pocht auf weitere gesetzliche Garantien für personenbezogene Daten. Die Bürgerrechtsorganisation epicenter.works spricht gar von einer “Datenschutzkatastrophe” und von “unkontrolliertem Zugang zu sensiblen Daten der Verwaltung”.

“Die Daten verlassen die Server der Statistik Austria zu keinem Zeitpunkt”, versichern Faßmann und Thomas. Die Berechnungen machen die Wissenschaftler per Fernzugriff. Danach erfolge auch noch eine “Outputkontrolle”, mit der nochmals überprüft wird, dass sich die Resultate nicht auf Einzelpersonen zurückführen lassen, bevor sie etwa in Fachjournalen publiziert werden.

“Kein Forscher wolle wissen, was Herr Müller oder Frau Mayer macht”, betont Thomas. Es gehe schlicht um Erkenntnisse in größerem Rahmen, wo sich Ursache und Wirkung möglichst gesichert abschätzen lassen. Etwaiger Missbrauch würde in den Straftatbestand des “Amtsmissbrauchs” fallen, eine Sperre und entsprechend hohe Strafandrohungen zur Folge haben.

Mikrodatenzentrum ein Meilenstein?

Die Initiatoren sehen beim Mikrodatenzentrum einen Meilenstein für die heimische Forschung, die bisher bei vielen Fragestellungen auf Daten aus dem Ausland angewiesen war. Speziell in Medizinbereich sehe man viel Potential.

In einer möglichen folgenden “Medizindatenstelle” als möglichen zukünftigen Teil des Mikrodatenzentrum könnte man auch Fragen zu Nebenwirkungen von Medikamenten beantworten. “Und abschätzen, bei welchen Patientengruppen etwa teure Behandlungen aus dem Bereich der personalisierten Medizin nicht erfolgsversprechend sind”, erklärt der Komplexitätsforscher Stefan Thurner, Chef des Complexity Science Hub (CSH) Vienna, die Anwendungsmöglichkeiten.

Hilfe im Kampf gegen Corona?

Nicht zuletzt wären diese Möglichkeiten in der Pandemie äußerst hilfreich – oder hilfreich gewesen, denn Forscher bemängelten hier oftmals einen datentechnischen “Blindflug”. So könne man hierzulande ohne verteilt in verschiedensten Organisationen lagernde Registerdaten noch immer nicht beantworten, wie das Covid-19-Infektionsrisiko etwa mit der Arbeitstätigkeit in verschiedenen Wirtschaftssektoren oder in bestimmten soziökonomischen Umfeldern aussieht. Selbst um Infektionszahlen oder Spitalsaufnahmen unter Geimpften und Nicht-Geimpften gebe es noch offene Fragen.

“Auch die viel beachteten Langzeitfolgen von Covid-19 kann man nicht abschätzen ohne Registerdaten”, so Thurner weiter. Beim AMDC und seinen möglichen weiteren Ausbaustufen gehe es also darum, Daten für die Gesellschaft nutzbar zu machen und “kollektiv etwas zu lernen.”

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Co-Grüderin Heike Stuckstedde vor einem ihrer Lichtobjekte. (c) ATARA design

Taghelle Stimmung im fensterlosen Raum: Das soll durch die Lichtlösungen von Akemi in Zukunft möglich sein. Und zwar durch ein eigens entwickeltes Glasfaserfilament, das mithilfe von 3D-Druckern zu kunstvollen Sonnenlichtobjekten geformt werden kann – ganz ohne zusätzliche Leuchtmittel. Ein Kollektor von etwa einem Quadratmeter Größe soll dabei genug Sonnenlicht einfangen, um bis zu 200 Quadratmeter Innenfläche beleuchten zu können.

Kunst trifft Technik

Die Arbeit mit Licht ist für Co-Gründerin Heike Stuckstedde nichts Neues. Bereits Jahre vor der Gründung von Akemi wurde die Innenarchitektin mit ihrem Designstudio Atara für ihre Lichtkunst prämiert. Ihre Idee, ihre Modelle auch mit Sonnenlicht durchfluten zu lassen, scheiterte zunächst an der technologischen Umsetzung. Ein langjähriger Bekannter verhalf dem Projekt schließlich zu neuem Aufwind: Unternehmer Andreas Wampl stellte die richtigen Kontakte her, um den 3D-Druck zu ermöglichen und gründete 2020 zusammen mit Stuckstedde die Akemi Rethinking Light GmbH.

Lichtlandschaften aus dem Drucker

Die aufwändigen Gebilde oder „Lichtlandschaften“, wie sie Stuckstedde nennt, sollen je nach Wunsch individuell gefertigt werden können. Durch die Produktion mit 3D-Druck seien Sonderanfertigungen „sehr einfach – und ich hoffe dann auch preislich entsprechend attraktiv“, so Stuckstedde. Bei der Preisgestaltung ihrer Lichtobjekte rechnet Akemi pro ausgeleuchteten Quadratmeter. „Wir hoffen, dass wir auf einen Quadratmeterpreis von 150 Euro kommen. Aber das kann in die eine oder auch in die andere Richtung natürlich noch variieren“, so Stuckstedde.

Strom sparen und Energie tanken

Besonders in Bürogebäuden, in denen auch oft tagsüber künstliches Licht zugeschalten wird, könne so in Zukunft Energie gespart werden. Und nicht nur das: „Zusätzlich könnte man in diese Kollektorenkelche auch Solarzellen einsetzen. Mit dem Strom kann man dann heizen, kühlen, belüften, wofür auch immer man halt im Gebäude Strom braucht“, so Stuckstedde.

Die 52-Jährige betont außerdem die gesundheitlichen Vorteile, die sich durch die Akemi-Lösung für Personen ergeben sollten, die tagsüber viel Zeit in Innenräumen verbringen. Sonnenlicht könne laut Stuckstedde die Produktivität und Gesundheit dieser Menschen verbessern. „Die gesunden Teile des Sonnenlichts sind, was die Melatoninproduktion anregt, Serotoninproduktion anregt, also die ganze Hormonachse, die ein funktionierender Körper braucht“, sagt sie.

Die ungesunden Teile hingegen, also UV-Licht und Infrarotstrahlen, sollen aus dem Sonnenlicht herausgefiltert werden können. Der Nachteil: UV-Licht verursacht zwar Sonnenbrand, ist aber auch wichtig für die Aufnahme von Vitamin D. „Was mir vorschwebt, ist, diesen Filter zum Beispiel eine halbe Stunde pro Tag ausschalten zu können, damit man eine Art Lichtdusche nehmen kann“, so Stuckstedde. Sollte die Sonne gerade bedeckt sein, könne man auch Licht zugeschalten werden. Dabei handelt es sich um Human Centric Lighting, das die Stimmung und Farbe des natürliche Tageslichtes imitiert.

Ein Beispiel dafür, wie ein zukünftiges Tageslichtobjekt aussehen könnte. (c) Akemi

Sechsstellige Förderungen für Akemi

Obwohl die technologischen Prozesse schon ausgeklügelt sind, befindet sich Akemi noch in der konzeptionellen Phase. Zwei Jahre hat alleine die aufwendige Entwicklung der Glasfaser-Technologie gedauert. Finanziert wurde diese durch Eigenkapital sowie verschiedene Förderungen: 155.000 Euro von der Wirtschaftsagentur Wien, 40.000 Euro vom Austria Wirtschaftsservice (aws) und weitere 20.000 Euro von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Eine weitere Förderung über 500.000 Euro von der FFG ist gerade in Bearbeitung. Diese werde für weitere technische Weiterentwicklungen, Materialtestungen und Prozessoptimierungen eingesetzt, die notwendig sind, bevor Akemi in Produktion gehen kann.

Investment als “wichtigster nächster Schritt”

Um diese Vorhaben zu finanzieren, hat das Startup außerdem vor zwei Wochen Gespräche mit möglichen Investor:innen zu einer Seed-Runde gestartet. „Einen Investor zu finden, ist unser wichtigster nächster Schritt“, so Stuckstedde. Bei einigen Gesprächen sei man bereits auf Interesse gestoßen. „Sobald Kapital da ist, gehen wir in die Prototypen-Bauphase und danach weiterer Folge in den Vertriebsaufbau, Produktionsaufbau, und in alles andere, was noch da dranhängt“, so Stuckstedde.

Der Marktstart sei für 2025 geplant. Wann der erste Prototyp fertig sein wird, sei laut Stuckstedde jedoch noch schwer abzuschätzen: „Ende diesen Jahres, vielleicht Anfang nächsten Jahres. Aber das hängt sicher auch davon ab, wie die Investoren-Suche verläuft. Da bräuchte ich jetzt die Kugel“, sagt sie lachend.

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