09.12.2021

Geogebra: 100 Mio. US-Dollar-Exit für Linzer Geometrie-Lern-Software

Das Unternehmen war bislang in Vollbesitz von Gründer und Management. Nun übernimmt der indische EduTech-Riese Byju’s Geogebra.
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Markus Hohenwarter bei einer Geogebra-Veranstaltung 2019 | (c) Geogebra
Markus Hohenwarter bei einer Geogebra-Veranstaltung 2019 | (c) Geogebra

Der Name Geogebra ist eine Kombination aus den Begriffen Geometrie und Algebra. Bereits ab 2001 entwickelte Markus Hohenwarter die erste Version der Software, mit der Zusammenhänge in verschiedenen Teilgebeiten der Mathematik besser gelernt werden sollen, im Rahmen seiner Diplomarbeit zum Thema “Didaktik der Mathematik und Informatik” an der Universität Salzburg. Nach internationalen Erfolgen, zahlreichen Awards und Jahren der Weiterentwicklung erfolgte später die Unternehmensgründung in Linz, wo Hohenwarter auch eine Professur an der JKU hat. An der seit 2013 bestehenden GmbH hielt Gründer Hohenwarter bislang 80 Prozent, je zehn Prozent gehörten Co-Founder Stephen Jull und CTO Michael Borcherds – doch das änderte sich nun.

Geogebra: Weiteres Ziel in Einkaufstour des wertvollsten Scaleups Indiens

Denn Geogebra wird vom indischen EduTech-Riesen Byju’s übernommen. Offiziell wurde zwar kein Kaufpreis genannt, in mehreren Medien werden allerdings Insider zitiert, die von rund 100 Millionen US-Dollar sprechen. Geogabra hatte nach eigenen Angaben zuletzt mehr als 100 Millionen Nutzer:innen aus weltweit 195 Ländern. In vielen Schulen – auch in Österreich – zählt die Software mittlerweile zum Standard-Repertoire im Mathematik-Unterricht. Byju’s war bereits vor einer kürzlich erfolgten 300 Millionen US-Dollar-Kapitalrunde bei 21 Milliarden US-Dollar Bewertung das wertvollste Scaleup Indiens. Dieses Jahr führte es eine regelrechte Einkaufstour durch und übernahm bereits rund zehn andere Unternehmen. Dabei sollen mehr als zwei Milliarden US-Dollar in Geld und Anteilen geflossen sein.

In einem Statement schreibt Markus Hohenwarter: “GeoGebra wurde aus der Leidenschaft heraus geboren, Schülern zu helfen, Mathematik auf eine visuell ansprechende und fesselnde Weise zu lernen. Unsere gemeinsame Leidenschaft für das Lernen und Lehren verbindet uns mit Byju’s und macht sie zu einem perfekten Partner für unsere weitere Reise”. Anita Kishore, Chief Strategy Officer von Byju’s, kommentiert: “Mit GeoGebra an Bord werden wir die Art und Weise, wie Mathematik gelehrt und gelernt wird, weiter verbessern, neu erfinden und verändern. Mit unseren gemeinsamen Stärken verfügen wir über eine größere Reichweite und die besten Ressourcen, um innovative und spannende Lernformate der nächsten Generation zu entwickeln”.

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Parlai
(c) Parlai - Die beiden CoFounder von Parlai Nina Authried und Juan Herrera.

Man kennt dieses spezielle FOMO. Streaks sorgen bei Sprachlern-Apps dafür, dass man sich jeden Tag zumindest ein paar Minuten Zeit nimmt, um noch die eine Lektion zu schaffen, die die Strähne der täglichen Übung noch am Leben hält. Die Gründer von Parlai, Nina Authried und Juan Herrera, nennen diese Art der Sprachaneignung jedoch passives Üben.

Parlai: Sprache ohne Praxis bleibt Challenge

“Diese Methode bringt selten echten Fortschritt, da das aktive Sprechen – der wichtigste Schlüssel zur Sprachbeherrschung – fehlt”, sagt Authried. “Ohne regelmäßige Praxis in echten Gesprächen bleibt der Weg zur fließenden Kommunikation eine Herausforderung. Zusätzlich sind fremdsprachige Gesprächspartner, die gezielt beim Lernen unterstützen, oft teuer oder schwer zugänglich.”

Dies stelle insbesondere Immigranten, die sich integrieren möchten, und Berufstätige, die ihre Karrierechancen durch bessere Englischkenntnisse verbessern wollen, vor große Hürden. Hier möchte das Startup ansetzen und eine flexible Lösung bieten, um Sprachbarrieren effektiv abzubauen.

Mit WhatsApp kombiniert

Authried erkannte die Bedeutung aktiver Sprachpraxis während ihres internationalen Betriebswirtschaftsstudiums und eines Austauschsemesters in Lyon. Dort lebte die 26-Jährige in einer französischen WG und studierte Finanzen und Ingenieurwesen auf Französisch. Ihre beruflichen Erfahrungen in ihrem Gap Year in Mailand und Athen verstärkten folglich ihre Leidenschaft für Sprachen und Kulturen.

Co-Founder Herrera zog aus Kolumbien nach Graz, wo er die Herausforderungen des Deutschlernens im steirischen Dialekt hautnah erlebte. Die hohen Kosten für Tutoren und die begrenzte Verfügbarkeit alternativer Lernmethoden inspirierten den 31-Jährigen, über technologische Lösungen nachzudenken. Die Idee, WhatsApp mit KI zu kombinieren, entstand aus dem Wunsch, Sprachpraxis jederzeit und für alle zugänglich zu machen.

Parlai: KI übt und gibt Feedback

Bei Parlai können User:innen über Texte oder Sprachnachrichten mit einer KI-basierten Sprachpartnerin üben, die Fehler korrigiert, Feedback gibt und individuell angepasste Inhalte bereitstellt. Seit dem Start im März 2024 haben sich über 2.000 Nutzer registriert.

Die Gründer:innen sehen bei Parlai den Vorteil der Flexibilität: “Keine zusätzlichen Apps, keine festen Zeiten – einfach WhatsApp öffnen und direkt üben. Parlai ist besonders für Sprachlernende interessant, die flüssiger sprechen möchten, und für Gruppen, die von Sprachkenntnissen abhängen, wie Immigranten oder Berufstätige”, heißt es laut Aussendung. Die KI geht individuell auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen ein und berücksichtigt das Sprachniveau und die Interessen. Künftig soll sie auch Sprachtelefonate unterstützen, um das Lernerlebnis noch realistischer zu machen.

Der Name selbst “Parlai” ist vielleicht manchen aus dem “Fluch der Karibik-Franchise” bekannt und stammt vom französischen Wort “parler” (sprechen). Für seine Idee erhielt das Startup eine AWS-Förderung in Höhe von 37.000 Euro.

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