04.06.2024
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Genetec: Warum der Weltmarktführer in Videoüberwachung auf den Standort Wien setzt

Interview. Genetec-Austria-Geschäftsführer Florian Matusek spricht über Künstliche Intelligenz (KI) in der physischen Sicherheit und die Ziele am Standort Wien.
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Florian Matusek | (c) Genetec
Florian Matusek | (c) Genetec

Das kanadische Unternehmen Genetec ist einer der weltweit größten Player im Bereich physische Sicherheit und unter anderem Weltmarktführer bei Videoüberwachungssoftware. Vor kurzem eröffnete es ein neues Büro in Wien mit aktuell 50 Beschäftigten, aber Platz für bis zu 70. Der Schwerpunkt liegt dabei im Bereich Künstliche Intelligenz und Work-Management.

Genetec Austria gibt es aber schon viel länger. Die Österreich-Tochter entstand durch die Übernahme des Startups KiwiSecurity, dessen Gründer, Florian Matusek, Klemens Kraus und Stephan Sutor, im Unternehmen nach wie vor leitende Rollen ausüben. Geschäftsführer der Wiener Niederlassung ist Florian Matusek. Er sprach mit brutkasten über die Ziele am Standort Wien, Einsatzgebiete von künstlicher Intelligenz in der physischen Sicherheit und die Vorteile eines diversen Teams.


Ich bitte zunächst um einen Pitch im Startup-Stil: Was macht Genetec genau?

Genetec ist im Bereich der physischen Sicherheit tätig. Wir sind Weltmarktführer bei Videoüberwachungssoftware. Wir sind einer der größten Hersteller von Zutrittskontrollsoftware und vor allem sind wir der führende Hersteller von vereinheitlichter Sicherheitssoftware. Das bedeutet, dass wir mit einem System Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und  automatische Nummernschilderkennung verbinden.

Damit haben wir weltweit Kunden, etwa im Bereich kritische Infrastruktur, Bankwesen, aber auch im Handel. Eines unserer Leitbilder ist: Wir schützen das Alltägliche. Überall rund um uns herum, wenn wir die U-Bahn verwenden, wenn wir mit dem Auto fahren, wenn wir am Flughafen sind. Im Hintergrund läuft unsere Software und stellt sicher, dass alles sicher und richtig abläuft.

Ihr habt jetzt einen großen neuen Standort in Wien eröffnet. Genentec Austria gibt es aber schon länger und die Geschichte ist eng mit deiner Vita verbunden. Kannst du mehr dazu erzählen?

Ja, es hat im Jahr 2005 begonnen. Zwei Freunde von mir und ich haben uns zusammengetan, weil wir großes Potenzial darin gesehen haben, Videoüberwachung mit Computer Vision sicherer zu machen, indem Dinge automatisch erkannt werden. Es war ja wenige Jahre nach dem 11. September und das Thema war wichtiger als je zuvor. Gleichzeitig haben wir auch damals schon das Problem erkannt, dass überall Videokameras installiert werden und dabei niemand an die Privatsphäre denkt. Wir wollten also eine Software entwickeln, die die Privatsphäre schützt und gleichzeitig die Sicherheit erhöht.

Und so haben wir das Startup KiwiSecurity gegründet, das gut gewachsen ist und international erfolgreich war. Wir hatten Projekte von Singapur bis Mexiko. Wir haben dann vor ein paar Jahren einen Partner gesucht, der dasselbe Mindset hat und dieselben Werte wie wir vertritt. Und so sind wir auf Genetec gestoßen, ein kanadisches Unternehmen aus Montreal, das einfach perfekt gepasst hat. Wir haben KiwiSecurity an Genetec verkauft und seitdem sind das Unternehmen und der Standort enorm gewachsen.

Wir haben damals das Unternehmen zu dritt gegründet. Als wir übernommen wurden, waren wir 17 Leute. Heute sind wir mehr als 50 am Standort. Und dieses Wachstum wird noch weitergehen. Ein wichtiger Punkt ist, dass alle drei Gründer nach wie vor dabei sind, obwohl wir das nicht sein müssten. Wir machen es einfach, weil wir Spaß bei der Arbeit und das Gefühl haben, dass wir etwas Sinnvolles machen, das wirklich die Welt verändert.

Seit kurzem habt ihr nun, wie erwähnt, ein neues, großes Büro in Wien in einer spannenden Lage und einer Spezialisierung auf Künstliche Intelligenz. Warum wurde Wien von Genetec für diesen KI-Standort ausgewählt?

Wien ist ein sehr spannender Standort für uns. Wir haben sehr gute Unis vor Ort und etwa auch eine sehr starke Kooperation mit der FH Technikum. Die Stadt liegt in Zentraleuropa und es ist sehr attraktiv für Talente, hierher zu ziehen. Wien ist ein interessanter Schnittpunkt zwischen Südeuropa, Osteuropa und Westeuropa, ein Hub, wo wir ganz klar gesehen haben, dass wir die richtigen Talente finden.

Das neue Genetec-Büro in Wien | (c) Genetec
Das neue Genetec-Büro in Wien | (c) Genetec

Das neue Büro hat es auch gebraucht, weil wir immer weitergewachsen sind – auch während Corona, als alle aus dem Homeoffice gearbeitet haben. Wir sind nach den Corona-Maßnahmen zurückgekommen und haben festgestellt: Ups, wir haben so viele Leute eingestellt, dass das Büro nicht mehr groß genug ist. So sind wir auf die Suche gegangen und haben glücklicherweise den perfekten Standort im Campus Viertel Zwei neben der WU Wien und genau gegenüber vom Austrian Startup House gefunden. Das ist eine sehr junge, sehr inspirierende Umgebung mit vielen Bäumen und einem richtigen Campus-Feeling, das man so nicht oft findet. Und das Büro ist groß genug, um weitere Talente einzustellen.

Du hast gesagt, dass Wien als Schnittpunkt zwischen Südeuropa, Osteuropa und Westeuropa punktet. Wie wirkt sich das aus?

Wien ist der internationalste Standort im ganzen Unternehmen. Die 50 Mitarbeiter:innen kommen aus 20 verschiedenen Ländern. Deswegen ist auch die Bürosprache Englisch – Deutsch ist überhaupt keine Voraussetzung. Das ergibt einen sehr spannenden Mix, quasi eine “Wiener Melange” von verschiedenen Kulturen, Ideen und Innovationen. Und diese Art von Diversität ist super wichtig für uns.

Und es geht uns natürlich nicht nur um Diversity im Sinne von Internationalität, sondern wir wollen auch Frauen in der Technik fördern. Wir waren etwa bei der Initiative “She Goes Digital” von Microsoft dabei, in der unter anderem Schüler:innen die Möglichkeiten im IT-Bereich entdecken können und Berührungsängste verlieren sollen.

Warum ist Diversity so wichtig für Genetec?

Diverse Teams funktionieren besser. Die Gruppendynamik ist eine ganz andere. Es geht schneller, Ideen zu kreieren und auch zu ändern, weil schneller Feedback da ist. Wenn in einer Gruppe von fünf Männern, die alle der gleichen Meinung sind, einer eine schlechte Idee hat, dann merkt das keiner. In diversen Teams werden schlechte Ideen schneller geändert und gute Ideen schneller weiterentwickelt.

Du hast das vorher schon angesprochen, dass Künstliche Intelligenz seit vielen Jahren ein großes Thema bei euch ist. Wie wird sie genau eingesetzt?

Eine klassische Anwendung in der Videoüberwachung ist etwa, dass eine Person erkannt wird, wenn sie über einen Zaun klettert. Das nennen wir Perimeterschutz. Die Kamera erkennt das Problem, löst einen Alarm aus und dann reagiert eine Sicherheitsperson darauf. Es gibt aber auch ganz andere Anwendungen, etwa im Handelsbereich, wo Personenzählung für statistische Zwecke eingesetzt wird. In der Corona-Pandemie wurde das auch eingesetzt, um sicherzustellen, dass nicht zu viele Personen in einem Shop drinnen sind.

Wie schon erwähnt, ist der Privatsphärenschutz dabei ein Riesenthema für uns. Eines unserer Leitbilder ist: “We protect liberal democracies”. Wir sind überzeugt, dass Videoüberwachung in vielen Bereichen sehr wichtig ist, achten aber sehr darauf, dass sie sinnvoll eingesetzt wird. Wir haben etwa die erste Software entwickelt, die im Videobild in Echtzeit Personen verpixelt. Man sieht also zwar genau, was passiert, aber man kann die Personen nicht mehr identifizieren.

Und nur im Anlassfall kann das Originalbild nach dem Vier-Augen-Prinzip freigeschalten werden. Das sind zum Beispiel eine Person aus der Security und eine von der Rechtsabteilung oder auch ein Datenschutzbeauftragter. Nur wenn beide zustimmen, wird das Original freigeschaltet und das wird natürlich protokolliert. Dann kann das Video auch für die Beweisführung verwendet werden. Das ist mittlerweile ein Standardfeature in fast allen Videoüberwachungssystemen geworden und ist hier von Wien ausgegangen.

Der neue Standort mit 50 Personen, der auf 70 Personen anwachsen kann, legt nahe, dass bei euch weitere Entwicklungen in Arbeit sind. Kannst du uns einen Sneak Peek geben?

Einerseits arbeiten wir in Richtung Work-Management, also an einem Tool, um die Kollaboration von Sicherheitsteams zu erhöhen. Das ist ein großes Thema für uns in Wien. Das zweite ist, wie gesagt, KI. Unter Anderem setzen wir diese Technologie ein, um eine textbasierte Suche zu erlauben. Damit kann ein Sicherheitsbeamter zum Beispiel nach allen blauen Fahrzeugen, die in den letzten zwei Stunden vorbeigefahren sind, suchen. Die Suche in Videos wird so erheblich vereinfacht.

Um auch hier sicherzustellen, dass die Systeme unseren Werten entsprechen, haben wir klare Responsible-AI-Guidelines, nach denen wir arbeiten. Die KI trifft etwa selbst keine wichtigen Entscheidungen, sondern liefert immer nur Informationen für den Menschen. Mit der Nutzung von generativer KI wird sich in nächster Zeit sehr viel tun. Etwa als Werkzeug für Sicherheitsbeamte, damit die große Flut an Informationen, die sie managen müssen, schneller und einfacher bewältigbar wird.

Zum Abschluss noch eine ganz praktische Frage. Dass große Unternehmen umfassende Sicherheitsmaßnahmen treffen müssen, ist klar. Aber was sind die wichtigsten Schritte, die man schon von Anfang an setzen sollte, die auch für Startups relevant sind?

Es ist, glaube ich, mittlerweile schon bekannt, dass die größte Schwachstelle meistens leider der Mensch ist und nicht die Systeme. Cyber-Sicherheit ist natürlich von Beginn an ein Riesenthema, auch für uns, weil unsere Systeme auch auf dieser Seite 100 Prozent sicher sein müssen. Aber das, wo es meistens hapert, sind wirklich die Menschen. Man wählt ein einfaches Passwort oder schreibt das Passwort irgendwo hin. Oder man vergisst einen Schlüssel irgendwo.

Ich kann zum Beispiel auch empfehlen: Hört auf, im Flugzeug zu arbeiten. Hinter dir sitzt immer jemand, der dir auf den Bildschirm schaut und der dir vielleicht eine Idee klaut. Die IT-Systeme eines Unternehmens müssen natürlich sicher sein. Und es sollte ein sinnvolles Zutrittskontrollsystem, etwa mit Chipkarten, im Büro geben. Es sind diese kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen.

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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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