Trotz des enormen Anstiegs der Investitionen in den Startup-Sektor und einer Erhöhung der Anzahl der jährlichen Finanzierungsrunden in den letzten Jahren sind Female Startups im Bereich der Risikokapitalfinanzierung weiterhin unterdurchschnittlich repräsentiert. Dieses Ergebnis liefert der jüngste Female Startups & Investing – Report, der am Mittwoch im Rahmen eines Startup Frühstücks im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) präsentiert wurde.

Der Report des Gründungszentrums an der Wirtschaftsuniversität Wien liefert Ergebnisse zu Status und Entwicklung der Finanzierungssituation von Female Startups in Österreich und Europa. Der Analyse liegen die Daten von mehr als 26.000 EU-Startups zu Grunde und umfasst 23.000 Risikokapitalfinanzierungsrunden mit einem Volumen von 109 Milliarden Euro, die auf der Plattform Dealroom.co gelistet sind.

Österreich hat den höchsten Anteil an Female Startups

Jedes fünfte neugegründete Startup (21 Prozent) in der Europäischen Union (EU) ist laut dem Report ein Female Startup. Als Female Startups werden Startups mit zumindest einer weiblichen Mitgründerin verstanden. Sie umfassen damit sowohl rein weibliche als auch gemischtgeschlechtliche Gründungsteams. Mit 36 Prozent weist Österreich aktuell den höchsten Anteil an Female Startups in der EU aus.

Wie bei männlichen Gründungsteams ist auch bei einem Female Startup, die Wahrscheinlichkeit eine Risikokapitalfinanzierung einzuwerben weitestgehend gleich hoch. In den 27 EU-Ländern liegt die Quote der Risikokapitalfinanzierung für sämtliche Startups bei 46 Prozent und für Female Startups bei 44 Prozent.

Gender Funding Gap bei Finanzierungsvolumen

Diese positive Entwicklung trifft aber nicht auf das Finanzierungsvolumen zu. Nur etwa jeder neunte investierte Euro geht an Startups mit zumindest einer weiblichen Gründerin. Dies liegt unter anderem an der Tatsache, dass die Rekordinvestments des Vorjahres überwiegend an rein männliche Gründungsteams gegangen sind. Ähnliches trifft auch auf die Unternehmensbewertungen zu.

“Der starke Anstieg des Anteils von Female Startups in den letzten Jahren zeigt, dass der europäische Startup-Sektor erfreulicherweise an Diversität gewonnen hat. Dennoch ist die Finanzierungskluft gegenüber rein männlichen Gründungsteams größer geworden”, so Rudolf Dömötör, Direktor des WU Gründungszentrum, Mitglied des neuen Startup-Rats des BMAW.

Die Ursachen des Gender Funding Gaps

Als Ursachen für den sogenannten „Gender Funding Gap“ sind laut den Autor:innen vielfältig. Unter anderem werden Voreingenommenheit bei Investitionsentscheidungen angeführt. Dazu heißt es: “Häufig führen stereotype Zuschreibungen dazu, dass weibliche und männliche Gründungen von Investorinnen und Investoren mit gänzlich unterschiedlichen Arten von Fragen konfrontiert werden. Während an Männer gerichtete Fragen tendenziell unterstützenden Charakter haben, werden Frauen viel häufiger in eine defensive Position gedrängt”

Verstärkt wird dieser Effekt durch die starke Dominanz von Männern in der Risikokapitalbranche. Fast 80 Prozent der europäischen Venture-Capital Fonds werden von rein männlichen Partnerteams geführt und 87 Prozent der europäischen sowie 95 Prozent der österreichischen Business Angels sind Männer.