Bis zu 31 Getränke im Monat – nämlich eines am Tag – für gerade einmal 5,99 Euro. Das ist das Versprechen der App Frynx, die 2017 vom gleichnamigen Startup in Wien gestartet wurde. Das Geschäftsmodell dahinter ist simpel: Partner-Lokale zahlen nichts für die Listung in der App, aber spendieren App-User:innen ihr erstes Getränk in der Hoffnung, dass viele weitere folgen. Im Gegenzug soll die App entsprechend viele Neukund:innen bringen. Die monatlichen Gebühren gehen also an das Startup.
Nunmehriger N26-Österreich-Chef Christian Strobl war 2017 Mitgründer
„Für mitmachende Bars ist Frynx ein effektives und innovatives Mobile-Marketing-Tool zur Kundenakquise. Aktuelle Werbeformen für Bars sind entweder teuer, ineffektiv oder beides. Darüber hinaus wollen sich Barbesitzer nicht stundenlang mit dem Online-Marketing beschäftigen müssen, sondern sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können“, meinten die beiden Gründer Peter Mühlbauer und Christian Strobl, der übrigens aktuell N26-Österreich-Chef ist, 2017 gegenüber dem brutkasten. Auf die Idee seien sie bei einem Kopenhagen-Aufenthalt gekommen, wo sie eine ähnliche App überzeugt hätte.
„Bei Frynx fallen für sie nur Kosten – in Form eines Freigetränks – an, wenn der Kunde tatsächlich schon in der Bar ist, die Kundenakquise also schon erfolgreich war. Die meisten Barbesucher werden normalerweise auch nach dem Gratisgetränk noch weitere Drinks konsumieren, was den Bars zusätzlichen Umsatz bringt“, so Strobl und Mühlbauer damals weiter.
Neuübernahme von Frynx nur Wochen vor der Coronakrise
Nach eigenen Angaben lief das Modell bis Anfang 2020 gut. „Die App hat sich vor der Pandemie hervorragend entwickelt und bereits über 15.000 App Downloads verzeichnet“, heißt es in einer aktuellen Aussendung. Damals war von mehr als 40 Partnerlokalen die Rede. Wie aus dem Firmenbuch hervorgeht gab es im Jänner 2020 allerdings einen Besitzerwechsel beim Startup – also zu einem rückbezüglich denkbar ungünstigen Zeitpunkt für die neuen Eigentümer. Florian Wallner und Eleni Pasalidi übernahmen von Strobl und Mühlbauer je die Hälfte des Unternehmens.
App nach Exit neu gestartet
Im Zuge der Coronakrise kam es dann zu einer Abschaltung der Frynx-App. Doch seit wenigen Tagen läuft sie wieder. im Hintergrund steht eine neuerliche Übernahme. Die App wird nun von Culinarius Digital und kraftwerk über die gemeinsame Firma CK Mobile Engagement betrieben. Die Frynx GmbH gehört übrigens laut Firmenbuch seit kurzem dem Inkasso-Unternehmen Trophos GmbH des Bäckerei-Ketten -Betreibers („15 süße Minuten“) Daniel Colakovic und wurde auf 15SM07 GmbH umbenannt.
Insgesamt seien aktuell mehr als 30 Lokale an Bord, heißt es in der Aussendung, unter anderem Addicted to Rock, Augenweide, Charlie P´s, Beaver Brewing Company, Wieden Bräu, Cafe Benno, Duru, Pancho, Hüttelbeach, Junn, Q[kju:] Bar, Lobo y Luna, Marks, Mickey Finn’s Irish Pub, Vulcania und Pappala Pub.
Vom Anwaltsbrief zur Kooperation: Hochzeit.click übernimmt Mitbewerber – Expansion nach Deutschland
Mit der Übernahme von Hochzeits‑Location.info und der Expansion nach Deutschland stellt sich das Wiener Startup Hochzeit.click für das weitere Wachstum neu auf. Wir haben mit Co-Gründer Constantin Witt-Dörring über Strategie, Markt und Mitbewerber gesprochen.
Vom Anwaltsbrief zur Kooperation: Hochzeit.click übernimmt Mitbewerber – Expansion nach Deutschland
Mit der Übernahme von Hochzeits‑Location.info und der Expansion nach Deutschland stellt sich das Wiener Startup Hochzeit.click für das weitere Wachstum neu auf. Wir haben mit Co-Gründer Constantin Witt-Dörring über Strategie, Markt und Mitbewerber gesprochen.
Wer eine Hochzeit plant, steht schnell vor einer Flut an Entscheidungen – von der perfekten Location bis hin zur Auswahl der passenden Dienstleister. Genau hier setzt das Wiener Startup Hochzeit.click an: Die Plattform unterstützt Brautpaare dabei, passende Anbieter zu finden und Anfragen einfach zu koordinieren (brutkasten berichtete). 2015 von Phil Potisk und Roland Pöll gegründet, hat das Unternehmen nun einen wichtigen Meilenstein erreicht: Durch die Übernahme des etablierten Branchenportals Hochzeits‑Location.info rund um den österreichischen Gründer Bernhard Fichtenbauer und die Umfirmierung zu einer neuen FlexCo wird das Angebot nun gebündelt – und der Eintritt in den deutschen Markt vorbereitet.
Wie aus einem Anwaltsbrief ein Deal wurde
Die Vorgeschichte der Übernahme von Hochzeits-Location.info, das sich auf die Vermittlung von Veranstaltungsorten für Hochzeiten fokussierte, liest sich wie ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie Rivalität in Kooperation umschlagen kann. „Der erste Berührungspunkt mit Bernhard Fichtenbauer, dem Gründer von Hochzeits‑Location.info, war vor sechs oder sieben Jahren ein Brief seines Anwalts, weil wir uns damals Domains gesichert hatten, die seinen ähnlich waren“, erinnert sich Witt‑Dörring im Gespräch mit brutkasten. Die Differenzen wurden beigelegt, beide Portale blieben Konkurrenten – und führten 2020 erstmals eine gemeinsame Marketingaktion („Aktion 700“) durch, bei der sie ihre Premium‑Pakete gebündelt für 700 Euro anboten.
„Die Aktion lief grundsätzlich sehr gut, war aber zu ineffizient bepreist“, erzählt der Gründer rückblickend. Aus der punktuellen Kooperation entstand ein längerfristiges Gentleman’s Agreement. Vier Jahre lang arbeiteten die Teams auf Basis eines Letter of Intent (LOI) zusammen, bevor im Frühjahr, die rechtlichen Schritte für eine gemeinsame Zusammenarbeit unter Dach und Fach gebracht wurden.
Hochzeit.click expandiert
Technisch bleiben beide Portale erhalten und kommunizieren per API. „Wir ranken jetzt mit zwei Domains für über 23.000 Begriffe auf Seite 1 bei Google, davon rund 3.000 auf Platz 1“, betont Witt‑Dörring. Für Anbieter heißt das: mehr Reichweite, zentral gemanagte Leads und ein überarbeitetes Pricing, das das kombinierte Potenzial widerspiegelt.
Der eigentliche Grund für den Schulterschluss liegt jedoch im Nachbarland. Hochzeits‑Location.info hat bereits ein beachtliches Portfolio in Deutschland aufgebaut – ein Land, in dem laut Witt‑Dörring jährlich rund 450.000 Hochzeiten stattfinden und ein Marktvolumen von fünf Mrd. Euro wartet. Seit dem Soft‑Launch verzeichnet Hochzeit.click 150 zahlende deutsche Locations; rund 30 Prozent aller Anfragen kommen bereits aus Deutschland. „Alles inbound – wir haben noch gar keinen aktiven Outreach gemacht“, so Witt‑Dörring.
Fokus auf Süddeutschland
Den Markteintritt treiben die Wiener nach demselben Muster voran, das sich in Österreich bewährt hat: SEO first und Fokus auf Regionen. „Wir fokussieren uns jetzt mal auf Bayern und Baden‑Württemberg, weil wir dort schon gute Traction haben“, erklärt der Gründer. 85 Prozent des gesamten Traffics (2.5 Millionen Unique user pro Jahr) wird organisch generiert. Das Marketingbudget für Paid Traffic macht lediglich fünf bis sieben Prozent vom Gesamtumsatz aus. Ergänzt wird das Abo‑Modell um eine Pay‑per‑Lead‑Option für kostenlos gelistete Locations – ein Feature, das „besser als erwartet angelaufen ist“.
Bei der Vertragsunterzeichnung | Foto: Hochzeit.Click
Trotz der Wachstumspläne möchte Hochzeit.click seiner Finanzierungsphilosophie treu bleiben. „Wir sind die gebootstrappte Mannschaft, die Schritt für Schritt vorangeht und aus dem eigenen Cashflow heraus operiert“, sagt Witt‑Dörring. 15 Mitarbeiter:innen sind derzeit an Bord. Investoren‑Geld? „Aktuell nicht geplant.“
Die Mitbewerber in Deutschland
Ganz ohne Wettbewerb geht es nicht: „Unser größter Mitbewerber in Deutschland ist Bridebook – gut finanziert, in 140 Ländern ausgerollt und mit einem starken Produkt“, erklärt Witt‑Dörring. Nachdem die Monetarisierung in der Branche aufgrund der spezifischen Marktplatzökonomie sehr hart ist, geht Witt-Dörring davon aus, dass sich VC-Finanzierte Mitbewerber wie Weddyplace langfristig sehr schwertun. „Wer nicht lernt zu monetarisieren, dem geht die Luft schnell aus“, so der Gründer. Hochzeit.click setzt bewusst einen anderen Fokus: „Wir wachsen nachhaltig aus eigener Kraft und stellen den persönlichen Service sowie den Mehrwert für Anbieter und Brautpaare in den Mittelpunkt“, so der Gründer.
Erste Learnings: Österreich als Digital‑Vorreiter
Spannend ist die Erkenntnis, dass Österreich beim digitalen Mindset der Branche offenbar voraus ist: „Die Market-Readiness in Deutschland ist nicht so hoch wie in Österreich. Wir brauchen dort einen langen Atem, um digitale Awareness bei Locations aufzubauen“. Gerade hier sollen die beiden Portale gemeinsam Druck machen – und der Erfahrungsschatz aus Österreich helfen, Qualität und Sichtbarkeit von deutschen Locations zu steigern.
Mit der FlexCo‑Struktur, zwei starken Domains und einem bewehrten SEO‑Playbook sieht sich Hochzeit.click gut gerüstet. Die nächsten Wochen stehen im Zeichen des aktiven Sales‑Rollouts in Deutschland; parallel prüft das Team weitere DACH‑Regionen und internationale Märkte.
„Unser Modell funktioniert auch außerhalb Österreichs hervorragend, und wir planen bereits die nächsten Schritte für die gezielte internationale Expansion“, heißt es in der Presseaussendung. Die Basis dafür stimmt: steigende Traffic‑Zahlen in Deutschland, ein wachsendes Netzwerk und – dank Bootstrapping – volle unternehmerische Kontrolle.
Rückblick auf 2024
Bereits 2024 war für das vollständig gebootstrappte Startup ein Rekordjahr. Laut eigenen Angaben vermittelte Hochzeit.click Hochzeitsdienstleistungen im Wert von 80 bis 90 Mio. Euro. Der eigene Umsatz kletterte um mehr als 40 Prozent auf rund 1,3 Mio. Euro. Die Zahl der direkten Brautpaar‑Anfragen stieg auf 45.000, das Netzwerk der zahlenden Dienstleister wuchs um 50 Prozent auf über 800. Damit ist Hochzeit.click mit seiner Plattform aktuell Marktführer in Österreich – und verfügt über den nötigen Cashflow für den Schritt über die Grenze.
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