24.07.2023

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

Gastbeitrag. Adrian Wons ist Co-Founder des Berliner ClimateTechs senken, das eine digitale Plattform für den Kauf- und Handel von Carbon Credits aufbaut. Das Unternehmen konnte im Jänner 2023 ein Investment von 7,5 Millionen Euro an Land ziehen. Für den brutkasten schildert der Gründer in einem Gastbeitrag, wo es beim freiwilligen Emissionshandel noch Aufholbedarf gibt.
/artikel/freiwillige-emissionshandel-gastbeitrag-adrian-wons-senken

2021 verursachten allein die Staaten der Europäischen Union einen Ausstoß von über 3,5 Milliarden Tonnen CO2. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, müssen Emissionen nicht nur gesenkt, sondern auch kompensiert werden. Aber wie? Ein Klima-Instrument, das hier unterstützen kann, ist der freiwillige Emissionshandel. 

Auf freiwilligen CO2-Märkten werden CO2-Zertifikate (Carbon Credits) angeboten und gehandelt, mit denen Unternehmen ihren CO2-Ausstoß kompensieren können. Im Gegensatz zu verpflichtenden CO2-Märkten wie dem europäischen Emissionshandel (z.B. EU-ETS) gibt es hier keine zentralen staatlichen Institutionen oder Behörden, die die Ausgabe und den Handel von CO2-Zertifikaten koordinieren und regulieren.

Der freiwillige Emissionshandel findet im Vergleich zum gesetzlichen Handel eher wenig Beachtung. Dabei ist seine Wirkung auf unser Klima nicht zu unterschätzen. Während im verpflichtenden Handel durch den Kauf eines CO2-Zertifikats das Recht erworben wird, eine Tonne CO2 zu emittieren, wird im freiwilligen Handel durch den Kauf eine Tonne CO2 eingespart.

Zusätzlich werden durch den Kauf der Zertifikate Dekarbonisierungsprojekte finanziert. Aufforstung, erneuerbare Energien oder die Wiedervernässung von Mooren gelten hier als besonders effektiv. 

Keine Frage. Der gesetzliche Handel sorgt immerhin für eine Reduktion der weltweiten Emissionen durch die künstliche Verknappung von Emittierungsrechten. Aber reicht das aus? 

Auf dem Weg zu “Net-Zero”

Die Kompensation unvermeidbarer Emissionen durch Emissionsgutschriften ist für eine vollständige Netto-Null-Strategie der Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Das derzeitige System weist jedoch einige Mängel auf: Es ist schwer zugänglich, es gibt Zwischenhändler und Händler, die hohe Gebühren verlangen und das Fehlen unabhängiger Bewertungen erschwert die Beurteilung der Qualität eines Projekts. Ein weiteres Problem: Die meisten Transaktionen finden hinter verschlossenen Türen statt. Durch diese Informationslücke werden Preissignale behindert, was den Handel unattraktiv macht. Es entsteht auch eine Preisverzerrung, und zwar dadurch, dass Anbieter und Nachfrager nicht direkt miteinander handeln, sondern die Intermediäre zwischengeschaltet sind.

Weltweit haben Unternehmen in den letzten Jahren starke Reduktionen ihrer Emissionen angekündigt, bis hin zu “Net-Zero”-Versprechen. Passiert ist wenig. Es muss ein funktionierender Klimamarkt geschaffen werden, auf dem Unternehmen und Investoren sicher und verlässlich handeln können.

Der Markt muss wachsen – so kann es gelingen:

Bisher spielen Carbon Credits in den Net-Zero-Plänen von Unternehmen und Investoren oft noch eine untergeordnete Rolle. Dabei sind sie eine einfach umzusetzende klimapositive Maßnahme für jede Unternehmensgröße, was ihre Nutzung zunehmend attraktiv macht. Das derzeitige Marktvolumen von zwei Milliarden US-Dollar soll aufgrund der erwarteten steigenden Nachfrage bis 2030 auf bis zu 50 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Doch was muss sich ändern, damit mehr Unternehmen und Investoren den freiwilligen Emissionshandel zur Unterstützung ihrer Klimaziele nutzen und Kapital in ihn fließen lassen?


  1. Transparenz schaffen

Neue Technologien leisten einen entscheidenden Beitrag für mehr Transparenz. Digitale Handelsplattformen können beispielsweise alle Transaktionen auf der Blockchain abbilden. So werden Zertifikate nicht mehrfach verwendet und Käufer, Händler oder Investoren sehen transparent, wo ihr Geld landet und was damit geschieht.

  1. Unterstützung durch die Politik

Politische Institutionen, wie die EU oder auch nationale Regierungen müssen dem freiwilligen Emissionshandel endlich mehr Bedeutung beimessen und sein Wachstum unterstützen. Dies kann durch Regulierung und Eigeninitiative  der Akteure geschehen. Nur durch politisch gesetzte Spielregeln kann sich der Markt so entwickeln, dass vernünftig gehandelt werden kann. Sonst schreckt er Unternehmen ab. 

  1. Den Markt neu denken 

Internationale Player, genauer gesagt öffentliche Projektregister für CO2-Zertifikate wie Verra oder Goldstandard, haben die Digitalisierung im freiwilligen Emissionshandel verschlafen –  und das als marktbeherrschende Platzhirsche in diesem Bereich. Ohne die Kooperation dieser global agierenden Institutionen werden die Bemühungen zur Modernisierung von Startups und NGOs nur ein Tropfen auf dem immer heißer werdenden Stein bleiben.


Alle diese Punkte haben ein Ziel: Vertrauen in den Markt zu schaffen. Das ist der wichtigste Schritt, um Unternehmen und Investoren für Kapitalaufwendungen in Dekarbonisierungsprojekte zu gewinnen. Carbon Credits müssen als wirksames Mittel für das Klima und für Unternehmensziele wie Net-Zero-Pledges oder die Erfüllung von ESG-Kriterien etabliert werden. Dafür muss ihre Effektivität nachgewiesen werden.

Hier unterstützen Ratingagenturen: Sie sammeln Daten und bewerten diese, um die Wirksamkeit von Klimaprojekten zu überprüfen – ein zusätzlicher Schritt, der vor allem bei der Projektauswahl von hoher Relevanz ist. Damit wird sichergestellt, dass Käufer einen transparenten Überblick erhalten, z.B. über die CO2-Einsparung ihres ausgewählten Klimaprojektes. 

Carbon Forwards als Kapitalanreiz

Zusätzlich braucht es eine Verbindung von Nachhaltigkeit und Kapitalrendite, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Die naive Annahme, dass Unternehmen Milliarden in Klimaprojekte investieren, nur um der Umwelt etwas “Gutes” zu tun, ist schlicht unrealistisch. 

Als Investitionsanreiz etabliert sich das Modell der “Carbon Forwards”. Carbon Forwards, auch Carbon Futures oder CO2-Futures genannt, sind Finanzinstrumente, die den Handel mit CO2-Emissionsrechten ermöglichen. Sie sind Teil des globalen Kohlenstoffmarktes, dessen Ziel es ist, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Klimawandel einzudämmen. Carbon Forwards ermöglichen es Unternehmen, sich gegen zukünftige Preisschwankungen von CO2-Emissionsrechten abzusichern. Diese Art von Finanzinstrumenten bietet den Marktteilnehmern Flexibilität beim Management ihres CO2-Risikos. Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen reduzieren wollen, können sich mit Carbon Forwards einen festen Preis für den Verkauf ihrer überschüssigen Emissionsrechte sichern.

Die Erreichung der Pariser Klimaziele ist für die gesamte Menschheit von entscheidender Bedeutung. Alle Möglichkeiten zur Vermeidung und Reduzierung von CO2-Emissionen müssen voll ausgeschöpft werden. Insbesondere Instrumente wie der freiwillige Emissionshandel, die bereits effiziente Strukturen etabliert haben, brauchen jetzt Unterstützung, damit sie bei Unternehmen und Investoren ankommen. Gerade die Politik sollte es nicht versäumen, diese Möglichkeit der CO2-Kompensation für sich und die Marktteilnehmer weltweit nutzbar und wirksam zu machen.


Über den Gastautor

Adrian Wons ist Co-Founder des Berliner ClimateTechs senken. Das Startup baut eine digitale Plattform für Kauf und Handel von Carbon Credits auf. Sie ermöglicht den Zugang Klima-Assets für Klimamaßnahmen und -finanzierung. Um die Qualität und Integrität der einzelnen Klima-Projekte zu gewährleisten, möchte senken zusätzliche Sicherheit und Transparenz auf der Datenebene anbieten. Das Berliner Unternehmen beschäftigt über 35 Mitarbeiter:innen und wurde 2022 gegründet.

Deine ungelesenen Artikel:
18.12.2024

Freundschaften im Job: Diese Bundesländer sind am geselligsten am Arbeitsplatz

Manchmal passiert es einfach. Aus Kolleg:innen werden Freunde. Was dabei hilft und welche Folgen Freundschaften im Job haben kann, zeigt eine Umfrage von willhaben.
/artikel/freundschaften-im-job-diese-bundeslaender-sind-am-geselligsten-am-arbeitsplatz
18.12.2024

Freundschaften im Job: Diese Bundesländer sind am geselligsten am Arbeitsplatz

Manchmal passiert es einfach. Aus Kolleg:innen werden Freunde. Was dabei hilft und welche Folgen Freundschaften im Job haben kann, zeigt eine Umfrage von willhaben.
/artikel/freundschaften-im-job-diese-bundeslaender-sind-am-geselligsten-am-arbeitsplatz
Freundschaft, Freundschaft im Job
(c) Stock.Adobe/charmedlightph - Freundschaften am Arbeitsplatz können positive Effekte auslösen.

Liebeleien am Arbeitsplatz, Intimitäten auf Weihnachtsfeiern und Work-Husbands und -Wives sind ein längst bekanntes Metier der Arbeitswelt. Was aber kaum thematisiert wird, sind Freundschaften im Job. Dies hat nun der willhaben-Jobmarktplatz geändert und 1.050 User:innen zum Thema “Freundschaft am Arbeitsplatz” befragt.

Team-Building für Freundschaften hilfreich

Aus der Umfrage lässt sich herauslesen, dass drei Viertel der Arbeitnehmer:innen in ihrem derzeitigen Job Freundschaften geschlossen haben – konkret meinten 10,2 Prozent “eine” und 66,5 Prozent “mehrere” Freundschaft(en) über ihre Arbeit gefunden zu haben. Als besonders gesellig erweisen sich dabei Kärntner:innen, Steirer:innen und Wiener:innen.

Um Kolleg:innen näher kennenzulernen, zeigten sich vor allem vom Arbeitgeber oder Arbeitgeberin organisierte Team-Building-Maßnahmen und gemeinsame Unternehmungen hilfreich. Mit 58,1 Prozent hat mehr als die Hälfte der Befragten den Eindruck, dass Freundschaften bei ihrem derzeitigen Job gefördert werden.

Das Feierabend-Getränk

Auf der anderen Seite ist es aber auch das ein oder andere Feierabend-Getränk, das aus Arbeitskolleg:innen Freund:innen werden lässt. Auch hier sind es etwa drei Viertel der Befragten, die der Thematik positiv gegenüberstehen. Im Detail empfinden es 22,1 Prozent als “sehr angenehm” und wichtig für den Teamgeist und weitere 51 Prozent als “eher angenehm”. Dem gegenüber steht jedoch etwa ein Viertel der willhaben-Nutzer:innen, die mit “eher unangenehm, ich nehme selten teil” geantwortet haben oder solche Aktivitäten überhaupt vermeiden.

Bemerkenswert ist zudem, dass nicht nur der direkte Kontakt Freundschaften fördern kann. In Zeiten der Digitalisierung spielen sie sich zu einem gewissen Teil in den sozialen Netzwerken ab. Ein Viertel der Befragten nimmt eine Anfrage immer an, wenn sich ein/e Arbeitskolleg:in in den sozialen Medien vernetzen will. Weitere 52,5 Prozent “nehmen die Anfrage an, wenn sie sich mit der Person gut verstehen”. 11,3 Prozent nutzen keine sozialen Netzwerke.

Bei Vorgesetzten sieht die Sache jedoch etwas anders aus. Arbeitnehmer:innen zeigen sich hier aufgeschlossen, wenn auch etwas zögerlicher. Während die überwiegende Mehrheit offen ist, Führungspersonal auf Instagram und Co. zu adden, ist der Anteil jener, die dies eher bzw. gänzlich ausschließt, mit 29,3 Prozent merklich höher als bei Kolleg:innen, die sich beruflich auf derselben hierarchischen Ebene befinden.

Folgen der Freundschaft

Doch was sind die Folgen davon, sich mit Kolleg:innen zu befreunden? Am häufigsten genannt wurden dabei “besserer Teamzusammenhalt” (77,4 Prozent), “mehr Spaß während des Arbeitstages” (77,2 Prozent) sowie “höhere Zufriedenheit und Wohlbefinden bei der Arbeit” (72,4 Prozent). Gefolgt von zwei Faktoren in puncto Produktivität, nämlich “schnellere Problemlösung durch gegenseitige Unterstützung” (63,9 Prozent) und “erhöhte Motivation” (57,5 Prozent).

Als Kehrseite der Medaille und als Problemfall wird die Bevorzugung einzelner Kolleg:innen (51,6 Prozent) genannt, auch “Schwierigkeiten, berufliche und persönliche Grenzen zu wahren” (44,8 Prozent) sowie “Ablenkung und reduzierte Produktivität” (40,3 Prozent) werden hier als Nachteil angeführt.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Diese 3 Maßnahmen könnten den freiwilligen Emissionshandel reformieren