07.09.2023

Frauen in Vorständen: “Es ist zwar ein Anstieg, aber er ist schmerzhaft langsam”

Mit diesen Worten kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin bei EY Österreich, die Ungleichverteilung von Frauen und Männern in Führungsebenen. Hierzulande sitzt nämlich nur in jedem zehnten Vorstandssessel eine Frau. Und das ist schon deutlich mehr als im Vorjahresvergleich.
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Helen Pelzmann (EY Law) fordert mehr Frauen in Kontrollgremien. (c) EY/Robert Herbst, Adobe Stock

“Achtung, Frauen kommen in die Vorstände!” Grundsätzlich ja, aber leider viel zu langsam und unterrepräsentiert, wie das EY Mixed Leadership Barometer 2023 zeigt: Aktuell befinden sich so viele Frauen in den Vorstandsgremien hiesiger börsennotierter Unternehmen wie noch nie. Unterrepräsentiert sind sie trotzdem: Bei 198 Vorständ:innen gibt es nur 20 Frauen – und davon sind nur zwei CEOs.

20 Frauen gegen 178 Männer

Im Vergleich zum Jahresanfang ist die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder gestiegen: Aktuell zählen Österreichs börsennotierte Unternehmen 20 Frauen – an ihrer Seite 178 Männer. Unter den Vorständinnen sind nur zwei als CEOs tätig, sieben davon als CFOs (Chief Financial Officers), sechs davon in operativen Tätigkeiten, etwa als COOs.

Diese absoluten Zahlen zeichnen ein Bild, in dem Frauen unterrepräsentiert sind. Gänzlich negativ ist die Female-Leaders Entwicklung unter Österreichs Vorständen allerdings nicht: So lag im Juli 2015 der Frauenanteil in denselben Gremien bei nur 4,2 Prozent.

Absolut ist die Zahl weiblicher Vorstände hierzulande in den letzten sieben Jahren um 13 Personen gestiegen. Aktuell ist damit nur jedes zehnte Vorstandsmitglied weiblich – und das ist bereits ein neuer Höchststand.

Eine Frau im Vorstand bleibt meistens allein

Gut 64 Prozent, also zwei Drittel der hiesigen börsenorientierten Unternehmen zählen keine Frau im Vorstandssessel. Wenn es Frauen in das Gremium schaffen, dann aber meistens nur alleine. Denn mehr als eine Frau zählt hier kein einziger Vorstand, so das EY Barometer.

Eine steilere Steigung lässt sich in heimischen Aufsichtsräten beobachten: Dort knackt der Frauenanteil dieses Jahr wieder die 30-Prozent-Marke – allerdings nur mit einem Plus von 0,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Unter Aufsichtsrät:innen zählen sich hierzulande also 160 Frauen neben 373 Männern – eine 30:70-Verteilung.

“Es wird Zeit” denn es geht “schmerzhaft langsam”

„Österreichische Unternehmen, die ihre Vorstände kaum mit Frauen besetzen, verschenken nicht nur Potenzial, sondern auch Vielfalt, erhöhte soziale Performance, Mitarbeiterzufriedenheit sowie Innovation. Es wird Zeit, dass die Wirtschaft Diversität als Chance und als Wettbewerbsvorteil begreift”, kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin bei EY Law und Verantwortliche für die Initiative “Women. Fast Forward” die Barometer-Ergebnisse. Die aktuelle Frauenverteilung in Vorständen sieht Pelzmann als Anstieg, dieser sei aber “schmerzhaft langsam”.

Tradierte Frauenrollen als Karrierestöpsel

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nach wie vor Frauensache – mit Ausnahmen, so Pelzmann in einem öffentlichen Statement. Maßnahmen wie Teilzeit für Männer und Jobsharing finden in vielen Unternehmen bislang wenig Verständnis. “Um Frauen in Führungspositionen zu unterstützen, muss der Blick auf beide Geschlechter gerichtet werden und individuelle Lebensmodelle für Frauen sowie Männer müssen gefördert werden“, appelliert Pelzmann.

EU gibt gesetzliche Geschlechterquote bis 2026 vor

Auf den Frauenmangel in Führungsebenen reagiert das EU-Parlament mit einer gesetzlichen Geschlechterquote, die alle EU-Mitgliedsstaaten ab 2026 umsetzen müssen (brutkasten berichtete). Dabei sollen mindestens 40 Prozent der Aufsichtsratsposten oder 33 Prozent der Vorstands- und Aufsichtsratsposten an das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht gehen.

Frauen sammeln sich bei Immobilien, Konsumgütern und InfoTech

Am häufigsten finden sich Frauen in der Immobilienbranche in Chefetagen, nämlich bei 23 Prozent der hiesigen Unternehmen. In der Konsumgüterbranche sind es 17 Prozent, in der InfoTech nur 11 Prozent. In Finanzen und Industrie machen Frauen nur zehn und sieben Prozent der Chefetagen aus. Frauen-abstinent sind die C-Levels bei Automobil, Telekommunikation und Transport.

Schwacher Anstieg seit 2015

Trotz ernüchternder Bilanz gilt das Credo: Lieber schmerzhaft langsam als gar nicht. Seit 2015 ist der Frauenanteil in Aufsichtsräten zumindest kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2018 trat hierzulande eine gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent in Kraft, was den Frauenanteil in Kontrollgremien hiesiger WBI (Wiener Börse Index) notierten Unternehmen steigen ließ.

Pelzmann meint dazu: “Es gibt 54 weibliche Aufsichtsratsmitglieder mehr als zum Zeitpunkt des Inkrafttretens und der Frauenanteil in Kontrollgremien ist von 18 auf 30 Prozent geklettert. Dennoch dürfen wir uns nicht darauf ausruhen, sondern müssen uns weiter für die Bildung ausgewogener Gremien einsetzen.“

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Die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage in Österreich ist schlecht. Um diesen Befund kommt man angesichts der prognostizierten Wachstums- bzw. besser Schrumpfungszahlen nicht umhin. Von einem Minus von 0,6 Prozent beim BIP geht etwa das WIFO aktuell für dieses Jahr aus. Da mag es durchaus überraschen, dass die Stimmung in der heimischen Wirtschaft laut Deloitte Unternehmensbarometer, für den 550 heimische Führungskräfte befragt wurden, gar nicht so schlecht ist.

Durchaus positive Stimmung trotz Rezession

“Erstmals in der Geschichte der zweiten Republik wird die heimische Wirtschaft zwei Jahre in Folge schrumpfen. Doch überraschenderweise zeigen sich die Unternehmen trotz dieser einschneidenden Entwicklung nach wie vor resilient”, fast Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich zusammen. “So nimmt ein Großteil der Befragten eine positive Stimmung innerhalb der eigenen Organisation wahr. Und auch die aktuelle Geschäftslage wird von mehr als der Hälfte als positiv beurteilt, ein Drittel sieht sogar eine bessere Geschäftsentwicklung als ursprünglich erwartet.”

Geringe Investitionsbereitschaft

Doch natürlich haben die Befragten des Unternehmensbarometers durchaus mit der Situation zu kämpfen. So werden die steigenden Personalkosten von 42 Prozent und die Entwicklung der Einkaufspreise von 40 Prozent als Belastung genannt. Das schlägt sich auf die Investitionsbereitschaft nieder: 27 Prozent reduzieren aktuell die Investitionen, 53 Prozent haben vor, gleich viel zu investieren, wie in den vergangenen Monaten. Für Breit sind das “keine guten Vorzeichen” für einen baldigen Wirtschaftsaufschwung, der nur durch “spürbaren Investitionswillen” möglich sei.

Dabei wird auch der Arbeitskräftemangel nach wie vor von 41 Prozent der Befragten als Problem gesehen. Allerdings haben nur 21 Prozent tatsächlich vor, in den kommenden sechs Monaten neue Arbeitskräfte einzustellen. Weitere 60 Prozent wollen die aktuelle Belegschaft halten.

“Aussicht auf monatelange Koalitionsverhandlungen bereitet Sorgenfalten”

Für Breit braucht es aus all diesen Gründen ein “zielgerichtetes und sachorientiertes Handeln” der Politik. In der aktuellen Situation freilich ein frommer Wunsch. “Vor allem die Aussicht auf monatelange Koalitionsverhandlungen und damit wirtschaftspolitischen Stillstand bereiten den Wirtschaftstreibenden Sorgenfalten”, meint der Deloitte Österreich-CEO und wünscht sich eine “zügige Regierungsbildung und dann eine handlungsfähige, zukunftsorientierte Bundesregierung”.

Das sind die Top 5 Forderungen an die Politik

Davon, was diese Regierung liefern soll, haben die Befragten des Unternehmensbarometers jedenfalls eine recht konkrete Vorstellung. Ganz oben im Forderungskatalog stehen eine Senkung der Einkommenssteuer (79 Prozent) und der Lohnnebenkosten (71 Prozent), eine Reform des Arbeitsmarktes mit einer Erleichterung der Zuverdienstmöglichkeiten in der Pension (75 Prozent), eine weitere Reform des Gesundheitssystems (72 Prozent) und der Bürokratieabbau (71 Prozent).

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