01.09.2022

Frankreichs Top-Mathematiker: “Uns fehlen die Anbauflächen für eine vegane Ernährung”

Der mehrfach preisgekrönte Mathematiker und französische Ex-Parlamentarier Cédric Villani hat mit uns beim European Forum Alpbach 2022 über die ökologische Revolution der Landwirtschaft gesprochen. Unter anderem spricht er sich für eine pflanzenbasierte Ernährung und ein neues Rollenverständnis für Landwirte aus.
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Delany
Der französische Mathematiker Cédric Villani am European Forum Alpbach | (c) Emanuel Kaspar

Die konventionelle Landwirtschaft hat weltweit einen größeren CO2-Fußabdruck als der Mobilitäts-Sektor. Das hängt mit verschiedenen Faktoren, wie dem Einsatz von Pestiziden oder der Abholzung von Wäldern für die Schaffung von agrarischen Anbauflächen zusammen. Zudem stellt sich angesichts des Klimawandels und des Ukraine-Kriegs künftig die Frage, wie Lieferketten widerstandsfähiger werden.

Antworten auf diese komplexen Fragen versuchte am Wochenende ein Panel am European Forum Alpbach zu liefern, das sich in diesem Jahr entlang des Themen-Tracks “The Climate Opportunity” der Klimakrise widmet. Mit am Podium war unter anderem der französische Top-Mathematiker Cédric Villani, der in seiner Heimat als eine Art Popstar gilt und zu einem der größten Mathe-Genies unserer Zeit gehört. Für seine Arbeiten zur Boltzmann-Gleichung wurde er unter anderem mit der renommierten Fields-Medaille ausgezeichnet – einer der wichtigsten Auszeichnungen der Mathematik.

Technologien als Rettung?

Technologien können dazu beitragen, die Herausforderungen der Klimakrise zu bewältigen, ist sich Villani sicher. Alleine in Frankreich sind ihm über 70 Startups bekannt, die sich derzeit mit Effizienzsteigerungen in der Landwirtschaft aber auch Themen wie Biodiversität auseinandersetzen. Dennoch braucht es weit mehr als Technologie. Dazu zähle auch ein neues gesellschaftliches Verständnis gegenüber der Landwirtschaft, so Villani. In diesem Zusammenhang fügt er an, dass es in Frankreich mittlerweile zahlreiche Initiativen gibt, die sich auf das Umschulen von konventionellen zu ökologischen Landwirten spezialisiert haben.

Eine weitere Herausforderung: In den nächsten Jahren werden viele Landwirte in Pension gehen, der Nachwuchs bleibt oft aus – ein Problem das auch in Österreich zum Tragen kommt. Zusammen mit dem Umstand, dass eine biologische Landwirtschaft im Vergleich zu einer konventionellen Landwirtschaft mehr Human-Ressourcen benötigt, könnte hier eine prekäre Situation der Versorgungsicherheit entstehen.

Cédric Villani spricht sich für ein neues Narrativ aus

Allerdings hat Cédric Villani auch eine Vision, wie ein nachhaltiger Wandel der Landwirtschaft gelingen könnte. Unter anderem spricht sich der Top-Mathematiker für eine Reduktion des Fleischkonsums aus. Agrarische Anbauflächen sollten demnach für eine reinpflanzliche Ernährung genutzt werden, die viel ressourceneffizienter sei.

Doch nicht nur das: Insbesondere junge Menschen sollten für Berufe in einer nachhaltigen Landwirtschaft begeistert werden. “Wir brauchen ein starkes positives Narrativ der Agrargesellschaft”, so Villani. Dahingehend bräuchte es auch ein neues Selbstverständnis von Landwirten, die auch tatsächliche Veränderung bewirken wollen. Abschließend hat er im Zuge des Forum Alpbach noch einen optimistischen Appell parat: “Mit Wissen, Studien und exzellenter Technologie, können wir die Welt retten.”


Tipp der Redaktion:

Im Rahmen des Themen-Tracks The Climate Opportunity widmet sich das European Forum Alpbach in diesem Jahr unter anderem verstärkt den Herausforderung im Zuge der Klimakrise. Der brutkasten ist als Medienpartner vor Ort und berichtet.


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(c) ecop

Es positioniert sich als Spezialist in der Entwicklung von “effizienten Hochtemperatur-Wärmepumpen für Industrie und Fernwärme”. Schlagzeilen schrieb es deshalb schon einige – auch Kapitalgeber sind an dem Modell des in Wien gegründeten Jungunternehmens ecop interessiert.

Mit Wärmerückgewinnung zur Energiewende

Trocknen, Destillieren oder Schmelzen sind tägliche Prozesse in der Industrie. Ohne die dazu notwendige Wärme wäre die Industrie nicht denkbar. Wärme macht nämlich über 70 Prozent des industriellen Energiebedarfs aus – brutkasten berichtete. Das Ganze wird dann verschwenderisch, wenn die durch Industrieprozesse entstandene Wärme nicht genutzt wird.

Diesem Problem nahm sich das Wiener Startup ecop an und entwickelte eine Lösung zur Wärmerückgewinnung mit Wärmepumpen. Dabei wird die von der Industrie erzeugte Prozesswärme in den Produktionsprozess zurückgeführt. Damit kann man jene Wärme nutzen, die ansonsten ungenutzt in die Umgebung freigesetzt würde.

Flexibler Einsatz in Industrie

Seit seiner Gründung 2007 verfolgt ecop das Ziel, Rotationspumpen als Schlüssel zur Wärmerückgewinnung in der Industrie durchzusetzen. Das Startup hat dafür eine Technologie entwickelt, die es selbst als weltweit einzigartig bezeichnet.

2015 wurde der erste vollfunktionsfähige Prototyp fertiggestellt. Die Technologie basiert auf einem neuartigen thermodynamischen Kreislauf und ermöglicht eine effiziente Rückgewinnung und Wiederverwendung von Fabrikabwärme mit direkten Ausgangstemperaturen von bis zu 200 °C. Die Rotationsgeschwindigkeit könne jederzeit abgeändert werden, um sich an verschiedene Temperaturen der Wärmequellen anzupassen.

2.500 Tonnen CO2 pro Jahr gespart

Industrieunternehmen soll es dank ecop also möglich sein, ihren Einsatz von Erdgas und fossilen Brennstoffen zur Wärmeerzeugung erheblich reduzieren zu können. Konkret sollen Einsparungen von 2.500 Tonnen CO2 pro Jahr möglich sein, heißt es von ecop.

“Unser Produkt ist eine revolutionäre Großwärmepumpe für die Industrie, die völlig neue Anwendungsfelder für die Verwertung von Abwärme schafft und als erste wirtschaftlich effektive Wärmepumpe für Temperaturen bis 150 Grad gilt”, sagte ecop-Gründer und Geschäftsführer Bernhard Adler gegenüber brutkasten im Jahr 2022.

3,9 Mio. im Sommer 2022 – nun frische 8,5 Mio. von EIC

Die Lösung fand auch von Seite einige Kapitalgeber Zuspruch. Mit einem Investment in Höhe von 3,9 Millionen Euro beteiligte sich im Sommer 2022 mit EIT InnoEnergy ein starker Partner am Unternehmen (brutkasten berichtete). Um die Skalierung zu managen, holte sich ecop die Wiener Beteilgungsgesellschaft epoona rund um Lothar Stadler und Werner Töpfl an Bord – beide zwei erfahren C-Level Manager aus der Industrie. Ziel war es damals, eine Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von zehn Millionen Euro abzuschließen.

Zwar nicht zehn, aber satte 8,5 Millionen Euro holte man sich nun vom EIC Accelerator, wie der Wärmepumpen-Spezialist am heutigen Freitag vermeldet. Der EIC Accelerator als Programm des European Innovation Council fördert DeepTech-Startups und Kleinunternehmen, die er in “einem hochkompetitiven Verfahren” auswählt.

EIC Accelerator förderte 68 von 347 Bewerbern

Direkte Zuschüsse werden in einer Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro vergeben, Kapitalbeteiligungen seien bis zu sechs Millionen Euro möglich. Nach eigenen Angaben erhält das DeepTech somit “die maximale Investitionssumme, um die Produktion seiner Rotations-Wärmepumpe zu skalieren”, heißt es per Aussendung.

Nach eigenen Angaben wurde ecop von der EIC Accelerator-Jury als eines der 969 Bewerber:innen zur Förderung ausgewählt. 347 Unternehmen kamen in die Interviewphase der Jury, 68 erhielten schließlich eine endgültige Finanzierungsrunde – darunter ecop. Insgesamt stellte das Investmentvehikel des European Innovation Council, der EIC-Fonds, eine Summe von 411 Millionen Euro zur verfügung, davon 165 Millionen in Form von direkten Zuschüssen und 245 Millionen in Form von Kapitalbeteiligungen.

Fabian Sacharowitz, seit April Co-CEO von ecop und früher Investment Director bei EIT InnoEnergy, äußert sich zur frischen Kapitalspritze wie folgt: „Das Innovations-Ökosystem der EU ist für uns eine wesentliche Unterstützung bei der Entwicklung unserer Technologie. Mit der Finanzierung können wir die Entwicklung unseres neuen Rotordesigns abschließen und den nächsten Skalierungsschritt starten sowie unsere Technologie noch breiter in den Markt bringen. Unternehmen und Kommunen können so bezahlbare CO2-freie Wärme erzeugen und ihre Betriebe nachhaltig versorgen.”

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