17.10.2017

Interview mit Frank Thelen: “Einen Investor wirst du nie wieder los”

Mit seiner Firma Freigeist Kapital hat Frank Thelen schon in Startups wie Wunderlist und MyTaxi investiert. Seit 2014 ist er Juror und Investor in der VOX TV Show “Die Höhle des Löwen”. Auf dem IdeaLab sprach er mit dem Brutkasten darüber, warum nicht jeder Gründer werden muss und warum Beziehungen zwischen Gründern und Investoren länger halten als die meisten Ehen.
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(c) Freigeist Capital: Frank Thelen

Du bist schon seit Jahrzehnten in der Startup Szene im deutschsprachigen Raum unterwegs. Welche Veränderungen hast du in den letzten Jahren wahrgenommen, und wie bewertest du diese?

Als ich mit meinem ersten Startup gestartet bin, hätte ich es nicht mal Startup genannt. Es gab keine Startup-Szene, sondern wir haben einfach Unternehmen aufgebaut.

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Und dann hat sich in Berlin durch Lukasz Gadowksi und Oliver Samwer eine richtige Szene entwickelt. Und heute, 20 Jahre später, sind wir schon deutlich weiter gekommen. Wir haben sehr viele professionelle Venture Capital Fonds, wir haben den europagrößten und vielleicht sogar weltweit größten Seed-Finanzierer High Tech-Gründerfonds mit 600 Startups. Die Themen sind in der Politik angekommen, eine Angela Merkel schaut es sich an. Fast alle großen Corporates haben ein Startup-Programm, in welcher Art und Weise auch immer. Es hat sich also super viel bewegt und wir sind schon sehr weit gekommen. Wenn man es aber mit dem Silicon Valley oder einem Shenzhen in China vergleicht, sind wir wirklich sehr weit hinterher und müssen dringend Geschwindigkeit einholen.

“Von meinem 16 bis 35 Lebensjahr habe ich keinen Urlaub genommen”

Du hast oft die positiven Aspekte von Fernsehformaten wie “Die Höhle des Löwen” oder “Zwei Minuten, Zwei Millionen” angesprochen. Gibt es auch negative Aspekte dieser plötzlichen Präsenz von Startups? Muss jetzt jeder kleiner Junge Gründer werden?

Nein es muss nicht jeder Gründer werden, es sollte sogar gar nicht jeder Gründer werden. Überlegt euch, ob ihr bereit seid, wirklich diesen Weg zu gehen, denn alles andere muss zur Priorität B werden – und das ist nicht witzig. Von meinem 16 bis 35 Lebensjahr habe ich keinen Urlaub genommen. Das ist kein Problem, für mich war das ok. Aber es muss sich jeder die Frage stellen: Will ich das auch? Nur dann sollte er gründen.

Viele deiner Investments wie z.B. Little Lunch und Ankerkraut setzten wieder vermehrt auf offline als online. Auch Freigeist Capital hat eine eigene Food-Sparte. Wird offline wieder wichtiger? Und was würdest du jungen Gründern raten?

Jeder VC Fond muss seinen eigenen, individuellen Weg gehen. Das klassische Buch “So mache ich einen Venture Fond” funktioniert nicht. Denn Venture Capital-Fonds in Europa, im Durchschnitt, sind negativ. Die Asset-Klasse hat ein Problem. Wir haben für Freigeist folgenden Weg definiert: Wir haben Food Startups, 7 Stück, und haben dort ein Cluster aufgebaut, wo wir eine Menge Know-how haben, und vor allem auch die Gründer untereinander verbinden. Jedes dieser Food Startups macht heute schon, oder wird sehr bald, mindestens 12 Millionen Umsatz generieren. Also wirklich ein sehr erfolgreiches Cluster.

Neben dem Food Cluster machen wir nur noch Deep Tech, das heißt wir machen keine Software oder Service-Apps mehr. In Zukunft wollen wir nur noch tiefgreifende Technologie machen. Das heißt, eine Batterie-Technologie, Blockchain, Elektrojets, Elektorautos oder Elektroraketen.

“Das schlimmste, was man als Gründer tun kann, ist irgendeinem Trend zu folgen”

Trotzdem sind die meisten jungen Gründer in Berlin und Wien nach wie vor im E-Commerce Bereich angesiedelt, bauen Plattformen. Würdest du jungen Gründern davon abraten, jetzt in diese Richtung zu gehen? Glaubst du, das ist vorbei?

Nein. Ich glaube, das schlimmste, was man als Gründer tun kann, ist irgendeinem Trend zu folgen, zu sagen: “Oh, Blockchain ist jetzt total hip, darum mache ich das.” Der Weg ist so hart, wenn du das aus Hipness heraus machst, oder weil der Markt das gerade will, wirst du scheitern. Das heißt, jeder soll das bauen, woran er glaubt und wo es ihm total egal ist was Frank Thelen dazu sagt. Es ist sein Ding, er muss es durchsetzen.

Als erfahrener Investor – was würdest du jungen Gründern raten, wenn sie sich Investoren suchen. Wie sollte die Beziehung zwischen Gründer und Investor sein?

Die durchschnittliche Partnerschaft zwischen Gründer und Investor hält länger als die Ehe. Das ist ein Fakt. Es ist sehr wichtig, sich den richtigen Investor zu suchen. Falsche Investoren zerstören Unternehmen. Das ist jetzt leicht gesagt, denn auf der anderen Seite brauche ich ja auch irgendwo das Geld. Ist man also in der luxuriösen Situation, dass man einen Investor findet, von dem man glaubt, der passt besser, ist ethisch korrekter oder kann eine größeren Mehrwert bringen, und der bringt aber etwas weniger Geld oder eine schlechte Bewertung sage ich: Bitte geh zu dem.

Ein schlechter Investor, der nicht deine DNA hat und nicht mit dir kompatibel ist, wird dich auf dem Weg in deine Firma zerstören und du legst dich für immer mit ihm ins Bett. Denn einen Investor wirst du nie wieder los.

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The team around Redeem Solar Technologies Co-Founder Florian Ehrlich-Sommer benefited from the aws First International Incubator

Austria is increasingly positioning itself as an international hub for innovative entrepreneurs. A significant contributor to this development is the aws First Incubator, which will kick off a new round with a special focus call for international founders in spring 2025. This program, run by the Austria Wirtschaftsservice (aws), is designed for startup founders and founding teams, and students who want to establish a startup in Austria or have recently done so.

The aws First Incubator offers a combination of financial support, targeted mentoring, and a dynamic network – a package that helps international founders integrate into Austria’s vibrant startup ecosystem.

Financial Support for Early-Stage Startups

Financial barriers are among the biggest challenges for early-stage founders. The aws First Incubator addresses this by providing monthly personnel cost subsidies and grants for project, rental, and travel expenses. This financial support allows founders to focus fully on developing their business ideas.

However, the program goes beyond financial aid. It offers a comprehensive package of workshops, project-specific mentoring, and specialized coaching sessions. These resources ensure that startups receive not only financial support but also strategic and operational guidance.

Knowledge Transfer Through Practical Workshops

The program’s workshops deliver targeted knowledge on topics critical to startups, such as business model development, marketing strategies, patent law, and funding planning. The practical approach ensures that the content is directly tailored to the needs of the founders.

A key highlight of the program is the direct access to experts and mentors who share their years of experience in the startup and business world. This individualized support helps participants overcome specific challenges and refine their business ideas.

Success Story: Redeem Solar Technologies

An example of the program’s success is the startup Redeem Solar Technologies. Founded by Florian Ehrlich-Sommer (COO) and his international team, the company develops photocatalytic reactors for sustainable hydrogen production. Ehrlich-Sommer explains how the program helped his team sharpen their vision and gain new perspectives: “Interacting with founders from different industries and countries gave us fresh perspectives and helped refine our business model. As engineers, we tend to communicate in technical language. Through the program, we learned to present our idea clearly and understandably.”

The international team of Redeem Solar Technologies | (c) Redeem Solar Technologies

Redeem Solar Technologies uses light energy to enable chemical reactions, in order to produce hydrogen in an environmentally friendly way. The startup’s solutions are particularly relevant to the pharmaceutical and fine chemicals industries. Through the aws program, the team not only secured financial support but also made valuable connections in the Austrian startup scene.

Interdisciplinary and International Exchange

One of the most significant benefits of the aws First Incubator’s special international call is the interdisciplinary and international exchange. The participating teams come from various industries – from software startups to sustainability technologies and innovative food products. This diversity allows founders to gain insights beyond their own fields and learn from each other.

Ehrlich-Sommer highlights this exchange as a critical factor: “It was fascinating to talk to founders developing completely different solutions. This helped us question and improve our own approaches.”​

Program Structure

The program lasts up to 12 months and includes regular workshops and coaching sessions. Participants meet in Vienna to attend these sessions and learn from experts. Teams rooted outside the city will need to commute to attend the program. This, however, is far worth the effort, as co-founder Ehrlich-Sommer emphasizes: “Being in Vienna helped us get to know the local startup scene and establish valuable connections.”

An essential part of the program is the intensive selection process. During this phase, founders work with mentors and experts to refine their ideas and prepare for the program. This preparation is crucial for consecutive success.

Austria as a Startup Hub for International Founders

The aws First Incubator plays a significant role in positioning Austria as an attractive destination for international founders. The combination of financial support, targeted knowledge transfer, and a dynamic network creates optimal conditions for innovative business ideas.

The program not only supports the individual development of participating startups but also strengthens Austria’s startup ecosystem as a whole. International founders bring new impulses, ideas, and perspectives to Austria, helping to enhance the country’s innovation potential.

Applications for 2025

The next round of the aws First Incubator’s international call starts in spring 2025. Founders with an international team who want to establish their startup in Austria or have recently done so should not miss this opportunity. Applications will soon be open – a chance that could be a crucial step for a startup’s future.

For more information and application details, visit the official aws First Incubator website.


* Der Beitrag entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws)

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