09.08.2021

Forum Alpach-Challenges: So löst die junge Community aktuelle Fragen unserer Zeit

Mit den neuen EFA Challenges will das Forum Alpbach die junge Community stärker einbinden. Gemeinsam mit Experten haben Studierende an verschiedenen Projekten gearbeitet, die vor Ort präsentiert werden.
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EFA 2021
© Europäisches Forum Alpbach - Bogdan Baraghin

Das Europäische Forum Alpbach (EFA), das heuer von 18. August bis 3. September 2021 als hybride Konferenz über die Bühne geht, steht dieses Mal unter dem Generalthema “Die große Transformation”. In den Fokus gerückt werden dabei schwerpunktmäßig die drei Bereiche “Die Klimakrise als Chance”, “Die Sicherung von Europas Zukunft” und “Die Finanzierung von Europas Zukunft”.

EFA Challenges holen junge Community ins Boot

Aufgegriffen wurden diese Bereiche heuer erstmals auch im Rahmen der neuen EFA Challenges, einer innovativen, digitalen Lern- und Kooperationsinitiative, mit der man insbesondere die starke junge Community des EFA stärker eingebunden hat. Diese Initiative bietet Studierenden und jungen Hochschulabsolventen die Möglichkeit, gemeinsam mit Gleichgesinnten an interdisziplinären Lösungen für einige der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit zu arbeiten, sich mit verschiedenen Experten zu beraten und sich mit den oben genannten Schwerpunkten des Forums zu beschäftigen.

Entstanden ist die Idee dazu in Anlehnung an die seit 75 Jahren stattfindende Seminarwoche, die Corona-bedingt im Vorjahr zum ersten Mal in der langjährigen Geschichte abgesagt werden musste. Dass sie nicht online durchgeführt werden konnte, war eine große Enttäuschung für das Forum Alpbach Network (FAN), das mehr als 1.000 Studierende aus 70 Ländern zählt, wie Sonja Jöchtl, Managing Director der EFA Foundation schildert. “Ganz nach dem Motto ‘Alpbach ist da, wo du bist’ haben unsere Studierenden in fast 70 Ländern die sogenannten Alpbach Hubs, also digitale Panels, organisiert. Das hat sehr deutlich gezeigt, dass wir eine Plattform schaffen müssen, auf der ihre Stimmen gehört werden und sie sich beteiligen können”, so Jöchtl.

Sonja Jöchtl Alpbach
Sonja Jöchtl, Managing Director der EFA Foundation © Nurith Wagner-Strauss

Mehr als 400 Studierende mit dabei

Gesagt getan, fiel der Startschuss für das innovative Format der EFA Challenges im März 2021. Jöchtl freut sich, dass die neue Plattform auf so großes Interesse gestoßen ist, denn die Ungewissheit sei anfangs sehr groß gewesen. “Wir haben uns gefragt, ob wir die jungen Menschen überhaupt für unser Konzept und die dahinterstehenden Ideen begeistern können und freuen uns heute sehr, dass unsere Bedenken unbegründet waren.”

Teilgenommen haben letztendlich mehr als 400 Studierende. Die besten 50 Ideen wurden von einer hochkarätigen Jury auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Übrig geblieben sind sieben Teams, die nun die Möglichkeit erhalten, ihre Projekte und Ideen in Alpbach zu präsentieren. Zur Vorbereitung liefen während der Sommermonate Lean Canvas-, Prototyping- und Pitching-Workshops.

Gefragt nach ihren Wünschen für die Challenges sagt Jöchtl: Ich hoffe, dass die Ideen der Teams anerkannt werden und dass wir zu deren Umsetzung beitragen können. Wir haben ein vielschichtiges Netzwerk, und wenn es eine gute Idee ist, finden wir den richtigen Partner, der die jungen Leute nicht ausnutzt. Wir wollen einen Gewinn für die Gesellschaft erzielen und nicht nur die Probleme identifizieren.” Deshalb sollen die Projekte im Nachgang auch weiterverfolgt werden.

Alexander Van der Bellen EFA 2021
Bundespräsident Alexander Van der Bellen gab die Top Teams im Rahmen der Ideas Ceremony bekannt. © EFA

Die Fragestellungen & Projekte der EFA Challenges

Um der jungen Community Anhaltspunkte für ihre Projekte zu geben, wurden im Vorfeld zu den definierten Programmschwerpunkten des Forums verschiedene Fragestellungen ausgearbeitet. Von diesen ausgehend, sind sieben spannende Projekte entstanden, die wir nachfolgend im Detail vorstellen.

  • Klima: Wie können wir alle für den Klimaschutz mobilisieren? 
Projekt 1: Solarity
Solarity ermöglicht die Nutzung oder Vermietung eines Solarmoduls an einem entfernten Standort über eine App. Ziel ist es, die Entwicklung sauberer Energie zu unterstützen und die Energiekosten eines Haushalts zu senken. Gleichzeitig können die Nutzer die Ersparnisse über die App an eine NGO ihrer Wahl spenden. Die App hilft dabei, ein nachhaltigeres Leben zu führen und die Nutzer von Solarmodulen miteinander zu verbinden.
Idee von: Marina Vanni, Juxhina Malaj, Ivan Knechtl, Muhammad Osama

Projekt 2: Greenie
Die Plattform Greenie befasst sich mit dem Thema Klimawandel auf spielerische, interaktive und informative Weise und richtet sich an Schulen und Schüler. Gleichzeitig werden Regierungen und Unternehmen darin bestärkt, den Klimaschutz voranzutreiben. Greenie ermöglicht es, Herausforderungen zu identifizieren und die Fortschritte von Schülern und Schulen zu messen, zu bewerten und zu belohnen, um so ein Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen. Außerdem sollen Gewohnheiten und Routinen im Umgang mit dem Klimawandel entwickelt werden.
Idee von: Mahmoud Hasan, Laila El Taweel, Salahaldeen Alazaizeh, Khaled Abudari
  • Finanzen: Europa ist vielleicht der beste Ort zum Leben. Wie kann Europa zu einem der besten Orte für Innovation werden? 
Projekt 1: Human Innovation
Ziel des Projekts ist es, ein neues Messsystem für die Innovationsfähigkeit Europas zu entwickeln, das sich auf die Alleinstellungsmerkmale Europas konzentriert: Umweltschutz und Widerstandsfähigkeit, Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung, ethische Geschäftspraktiken, Förderung der Menschenrechte, Integration und Gleichstellung. Der Einsatz eines Messsystems für Innovation, das über die reine Ökonometrie hinausgeht und die Nachhaltigkeitsziele einbezieht, könnte eine wirksame Orientierung für eine wirklich innovative, wettbewerbsfähige und vor allem nachhaltige europäische Zukunft gewährleisten.
Idee von: Gaia Grasselli and Karoline Moser

Projekt 2: Triple Helix Model
Über gemeinnützige Organisationen können Angehörige der Roma zwar Mikrokredite erhalten, allerdings fehlt es ihnen oft an einschlägigem Fachwissen und Kenntnissen hinsichtlich der Nutzung dieser wirtschaftlichen Ressourcen. Das soll sich mit dem Triple-Helix-Modell für Innovation ändern, indem akademische Einrichtungen, relevante gemeinnützige Organisationen und Roma über eine digitale Plattform miteinander verbunden werden. So soll eine unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen ermöglicht und den Angehörigen der Roma finanzielle Informationen zur Verfügung gestellt werden.
Idee von: Rafael Quintero, Jakub Haluska, Carlos Vargas and Cosima Rudigier
  • Sicherheit: Welche europäische Zukunft wollen wir, und wie können wir die bestehenden internen Gräben überwinden? 
Projekt 1: A new reality
Das Projekt “A new reality” bzw. “Eine neue Realität” will den wachsenden politischen und soziokulturellen Diskrepanzen innerhalb der EU entgegenwirken, indem es Gemeinsamkeiten hervorhebt. Dazu sollen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zusammengebracht und ermutigt werden, sich mit den Standpunkten der anderen auseinanderzusetzen. Die Initiative sieht vorbereitende Workshops vor den eigentlichen Treffen sowie Mediation während dieser vor. Die Workshops sollen die Teilnehmer dazu ermutigen, ihre Standpunkte zu hinterfragen und ihnen Diskussionskompetenzen vermitteln. Aus den Diskussionen sollen im besten Fall tragfähige Kompromisse hervorgehen.
Idee von: Madalin Blidaru, Nadzezhda Hil, Aleksandra Mirkowicz, Carmen Murgu, Dat Tran Thien and Annika Weidmann
  • Urbane Transformation: Wie sieht das künftige Stadtleben im Jahr 2050 aus und wie können Bürger und Unternehmen motiviert werden, in Ideen, Produkte oder Projekte zu investieren, die eine nachhaltige Transformation der Stadt fördern?
Projekt 1: Adaptive Crisis Infrastructure
“Adaptive Crisis Infrastructure”, strebt an, die Widerstandsfähigkeit und Lebensqualität einer Stadt mit Hilfe anpassungsfähiger Infrastruktur im Krisenfall zu stärken. Dafür sind unter anderem Krisenmanagementschulungen für die Bevölkerung vorgesehen. Alle Beteiligten, einschließlich Öffentlichkeit und Privatwirtschaft werden motiviert, die Verantwortung für die Projektfinanzierung und -entwicklung, die Instandhaltung des Standorts zu übernehmen.
Idee von: Thomas Kinneary Sanchez, Katherine Prieto and Joanna Lickiewicz

Projekt 2: My City-Life-Style
“My City Life-Style” ist eine Mobil- und Web-App, die den Lebensstil von Einzelpersonen und Unternehmen in der Stadt aufzeichnet und datenbasiert analysiert. Auf spielerische Art und Weise vermittelt die App, dass nachhaltiges Handeln einfach ist und Spaß machen kann. Bewohner, Unternehmen, Investoren und Institutionen werden über die App miteinander verbunden und erhalten verschiedene Anreize, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam das Leben in ihrer Stadt zu verbessern.
Idee von: Mirolsav Draganov, Elena Novotni, Nemanja Mitrovic
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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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